Ich, schon 61, bin mit Hunden aufgewachsen und habe auch später immer Hunde gehabt: vom kleinen Terrier bis zum großen Bernhardiner, verschiedene Rassehunde und Mischlinge, große, kleine. Und jeder meiner Hunde hatte seinen ganz eigenen, speziellen Charakter. Und ich denke, das ist das Wichtigste: der Charakter. Natürlich gibt es Rasse-Unterschiede: In der Regel bellen die Kleinen mehr, die Großen weniger, die Kleinen sind bewegungsfreudiger, die (meisten) Großen weniger. Auf keinen Fall solltest Du Dir einen Hund zulegen, der nicht für Anfänger geeignet ist, z. B. Herdenschutzhund, Jagdhund, Terrier, Windhund, Husky - auch wenn er Dir noch so gut gefällt.
In jeder noch so sanften Rasse gibt es leider auch sogenannte "Ausreißer", also Hunde, die aus der Art schlagen und eben nicht - wie normal für die Rasse üblich - sanft und lieb sind, sondern aggressiv. Deshalb: Suche Dir nicht einen Hund ausschließlich nach der Rasse aus, sondern achte darauf, dass es ein Hund ist, der weder zu ängstlich noch zu dominant ist. Wenn er zu ängstlich ist, hat er vielleicht schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht und Du wirst große Mühe haben, dass aus ihm jemals ein zutraulicher Familienhund wird (wir haben dieses Problem gerade in unserer Familie). Wenn er zu dominant ist, wirst Du wenig Chancen haben, dieses Verhalten in den Griff zu bekommen, denn in dem Fall braucht er einen sehr hundeerfahrenen Menschen, der ihm klarmacht, "ich bin der Boss - nicht du".
Ich würde ins Tierheim gehen, sie kennen ihre Hunde und beraten Dich dort. Dann würde ich mit dem oder den Hunden, die sie Dir vorschlagen, mehrmals in Begleitung der Familie spazierengehen, da siehst Du dann schon, ob er wie wild an der Leine zieht oder einigermaßen gut mit Dir läuft. Das Wichtigste wäre für mich, dass er Vertrauen zu Menschen hat, sich anfassen lässt und leicht zu führen ist. Leider sitzen in den Tierheimen eben oft Hunde, die sehr negative Erfahrungen gemacht haben und somit "ihre Macken" entwickelt haben. Um diese wegzubekommen, bist Du wirklich noch zu jung. Deshalb sollte es ein unproblematischer Hund sein, der sich Dir gern anschließt. Und das kannst Du nicht nach nur einem oder zwei Spaziergängen testen, sondern über längere Zeit.
Abraten würde ich Dir als Anfänger auf jeden Fall von einem Hund aus dem Auslandstierschutz übers Internet (all meine Hunde kommen von da, ich habe allerdings einige Hundeerfahrung). Du hast in dem Fall - im Gegensatz zum örtlichen oder nahe gelegenen Tierheim - keine Möglichkeit, den Hund wirklich vorher kennenzulernen, hast nur die Beschreibung, ein paar Bilder/Videos. Er kommt mit einem Transport, Du übernimmst ihn - und Du musst mit ihm klarkommen, das ist für Hundeanfänger absolut nicht empfehlenswert.
Du solltest Dir auf jeden Fall darüber klar sein, dass ein Hund sehr viel Verantwortung und Fürsorge bedeutet - täglich mehrmals raus mit ihm, bei Wind und Wetter, ob man nun Lust hat oder nicht. Am Anfang ist die Freude groß, aber irgendwann denkt man vielleicht: "Puuuh, jetzt schon wieder raus - kein Bock." Das geht halt mit einem Hund gar nicht. Was mache ich/wir mit dem Hund, wenn Urlaub angesagt ist - mitnehmen, Hundepension? (sehr teuer). Habe ich die Zeit und das Geld für eine gute Hundeschule? Wenn Du Dir über diese Dinge im Klaren bist und bereit bist, die Verantwortung wirklich zu übernehmen, dann - wünsche ich Dir viel Glück, die richtige Wahl und - viel Freude mit dem neuen Hausgenossen. LG