Stellt sich die Frage, wie "gut" die Absichten dann waren. Nicht falsch verstehen bitte. Man kann ja mehr als eine Absicht für eine Handlung haben.
Aus meiner persönlichen Erfahrung weiß ich zumindest, dass tiefe Verletzung auch mit nicht erfüllter Erwartung einhergeht. Ich habe auch immer alles für andere getan, mir waren andere immer wichtiger als ich. Und meine Absichten waren natürlich auch immer gut. Und meine Enttäuschung und Verletzung tief, wenn diese Personen sich dann von mir abgewandt haben.
Und ich habe mir immer die selben Fragen gestellt, wie du. Warum, wo ich doch immer alles für sie getan habe und das aus den besten Absichten heraus?
Und weil sich das immer wieder so zugetragen hat, habe ich mich einfach mal selbst reflektiert. Denn der einzige gemeinsame Nenner war ja nun mal ich. Das ich meine eigenen Bedürfnisse immer für andere zurückgestellt habe, mich quasi dem anderen untergeordnet habe, weshalb ich auch nicht ernst und als wichtig gesehen werden konnte, war aber nur ein Aspekt. Der Andere waren meine unbewussten Erwartungen, dass wenn ich nur genug für andere mache, diese mich auch nicht verlassen würden. Erwartet hat das von mir aber keiner, es war meine Entscheidung.
Waren es also gute Absichten? Jain. Ich bin jemand, der gerne gibt und macht, was er kann. Aber unbewusst hatte ich diese Erwartungen. Ich kann aber nicht erwarten, dass die Menschen wegen mir nicht ihren eigenen Weg gehen und sie emotional durch Schuld an mich binden. Ist man sich dessen mal bewusst, wie manipulativ das eigentlich ist, erschreckt man erst mal. Es ist aber ein ganz normaler instinktiver menschlicher Prozess. Sich deswegen schuldig fühlen, ist also unnötig. Ab dem Moment, wo es einem bewusst ist, kann man es auch ändern.
Gleichzeitig habe ich mich auch dahingehend reflektiert, wie richtig ein aufopferndes Verhalten für mich ist. Ist es ein rein angelerntes, aber von mir nicht gewolltes Verhalten, oder entspricht es tatsächlich meinem Wesen? Es entspricht meinem Wesen, denn gewisse Dinge, die anderen viel bedeuten, wie Geld, Eigentum, Zeit, sind mir einfach unwichtig. Das gebe ich gerne, auch ohne Erwartung. Aber ab dem Moment nicht mehr über meine persönlichen Kapazitäten hinaus. Was ich geben kann, reicht, mehr ist nicht nötig.
Also helfe ich, so weit es meine Möglichkeiten erlauben, habe keine Erwartungen an das Gegenüber, bin mir selbst, meinen Ansichten, Bedürfnissen und Grenzen bewusst und achte und respektiere diese.
Es ist dein persönliches Gleichgewicht, welches wichtig ist. Das gilt es herauszufinden. Was sind deine Motive, deine Erwartungen, was kannst du geben, was davon bist du bereit zu geben. Wann geht es dir damit gut und wann nicht mehr. Und was darfst du von deinem Gegenüber erwarten.
Natürlich ist man verletzt, wenn sich jemand abwendet. Denn man schätzt diese Person vielleicht sehr. Aber liegt diese Verletzung in dem Verlust der Gesellschaft oder weil ich auf Grund meiner Handlungen was anderes erwartet habe? Es ist oft nicht leicht, dass entsprechend zu reflektieren und womöglich hat die Person auch was verletzendes getan, dann gehört es auch zu dieser Person. Aber manchmal gibt es keine Gründe und das Leben passiert einfach.