Ich stehe Kindern neutral gegenüber, allerdings hasse ich die übertrieben "gutmenschliche" Einstellung unserer Gesellschaft zu diesem Thema. Man hat allen Grund sich davon genervt zu fühlen, weil die meisten Kinder heute zu "verzogenen Fratzen" verbogen werden. Von Erziehung darf man ja heute schon gar nicht mehr sprechen, weil das mit einer fundamentalen Verletzung der Persönlichkeitsrechte dieser wunderbaren, über uns Erwachsenen erhabenen Engel gleichgesetzt wird. Nur komisch, dass diese Astralwesen plötzlich mit zunehmendem Erwachsenenalter ihre gottesgleiche Stellung verlieren und damit einen Rückschritt in ihrer spirituellen Evolution durchlaufen ;-) Dann findet es niemand mehr niedlich, wenn der selbe Mensch, der dich eben noch respektlos mit dem Einkaufswagen angerempelt und dich mit seinem trotzigen Geschrei im Supermarkt halb taub gemacht hat, dich irgendwann mit einer Waffe bedroht, oder es für normal hält sich egoistisch über die Interessen seiner Mitmenschen hinwegzusetzen - einfach deshalb, weil er als Kind nie gelernt hat, auf andere Rücksicht zu nehmen und deren Grenzen zu respektieren.
Wer aufgepasst hat, dem dürfte längst augefallen sein, dass jeder zweite Satz von Kindern ab drei Jahren mit "Ich will haben..." beginnt, was der Konsumindustrie natürlich zugute kommt. Warum? Weil Eltern - entweder aus Faulheit, Ignoranz oder mangelnder gesellschaftlicher Verantwortung - ihre Kinder "Kinder" sein lassen. Ironischerweise scheint in manchen Haushalten der Familiendackel eine bessere Erziehung genossen zu haben als die eigenen Kinder.
"Kinder sind großartig, unsere Zukunft, das schönste auf der Welt bla bla bla...." In einer Welt, in der einem sexelnden Paar an Selbstverwirklichung nichts anderes bleibt, als sich mit der Idee der Vermehrung zu trösten, muss man solche romantischen Phrasen eben rauf und runter dreschen - zumal man sie ja ständig von anderen hört.
Ich denke, es liegt sehr an dem geistigen Potential des Einzelnen, inwieweit er seinen eigenen Weg geht oder den der Masse. Unsere Welt ist überbevölkert, die Ressourcen knapp, da schadet es nicht, wenn jemand mal keine Kinder hat. Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter, die Sterblichkeitsrate ist niedrig und es gibt keine Kriege - zudem sind die Arbeitsplätze knapp. Der Schwachsinn von den mangelnden Steuerzahlern ist absurd, weil es primär an lukrativen Arbeitsplätzen mangelt. Also selbst, wenn dieses Land vor Kindern aus allen Nähten platzen würde, gäbe es nicht genügend Steuereinnahmen. Das hat zunächst nicht einmal etwas mit der angeblichen "Überalterung" zu tun, wie einem ja ständig weiß gemacht wird, sondern mit der wirtschaftlichen Konjunktur und der Technokratisierung.
Ist denn niemals jemand auf die Idee gekommen, dass die Kriegsgeneration, deren Kinderreichtum man ja angeblich die Schuld für die heutige Überalterung der Gesellschaft gab nun fast nicht mehr unter uns weilt, und dass die "Überalterung" trotzdem noch fortbesteht? Von den Millionen Menschen, die im Krieg leider gefallen sind, fast zu schweigen... Kann wohl nicht ganz sein, denn das hieße ja, dass immer weniger Menschen geboren werden, interessanterweise werden wir in Deutschland aber immer mehr. Ehrlich gesagt, mir ist es ziemlich egal, ob das nun Migranten sind oder nicht, wichtig ist für mich lediglich die Zahl der deutschen Bundesbürger und die liegt bei 83 Mio, wenn ich richtig informiert bin - und zwar fast ohne die Kriegsgeneration! Zusätzlich sehe ich an jeder Ecke massenweise Kinderwägen und schreiende Kleinkinder. Wo sterben wir bitteschön aus? Daher sehe ich diese Ängste eher aus dem rechtsradikalen Lager stammen, das eventuell nicht damit leben kann, dass Migranten für den restlichen Nachwuchs bei uns sorgen. Aber da wären wir ja wieder bei einem wohlbekannten Diskurs angelangt... und demnächst wird einer Vorzeigemutti wohl wieder das Mutterverdienstkreuz verliehen... Diese Gesellschaft ahnt gar nicht, wie nahe die öffentliche Meinung an der Historie der arischen Artenerhaltung angrenzt. Denn die Urangst war in der Bevölkerung damals wohl genau dieselbe. Irgendwie hat der Deutsche grundsätzlich die Angst, auszusterben. Für mich nimmt das schon fast neurotische Züge an.
Vor diesem Hintergrund ist auch die aktuelle Überromantisierung des Themas "Kinder" anzusiedeln, das zu einer Art "Allheilmittel" und "Sinnstiftung" mitten in der globalen Krise verkommen ist. Dabei gibt es momentan wirklich wichtigere Aufgaben als den Rückzug in die eigenen vier Wände zwecks Massenvermehrung. Das ist vielleicht eine Art Schutzmechanismus, aber dann sollte man auch die Verantwortung übernehmen und seine Kinder zu Anstand und Respekt vor anderen zu erziehen. Welches Kind kennt heute schon noch die Worte "bitte" und "danke" bzw. weiß sich an öffentlichen Plätzen (Nicht-Kinderplätzen) zu benehmen. Wenn z.B. Hunde in Restaurants nicht lauthals kläffen dürfen, warum dürfen dann Kinder dezibelstark schreien?
Auch das mit der Romantik