Weil Komplexität eine einfache Basis braucht, von der sie sich abheben kann ;-) Die meisten Menschen sind daher einfach gestrickt und haben jenen überschaubaren Themenplan zu bieten: Essen, Sex, Zeugung, Kinder und Arbeit. Dementsprechend einfach ist auch das, was sie zu sagen haben. Für die meisten Menschen bricht bereits eine Welt zusammen, wenn es auf einem der eng gesteckten Themenfelder nicht klappt, wobei mal abgesehen von der Nahrungsaufnahme die anderen nicht unbedingt nötig sind, aber in Abhängigkeit von der Kultur in der sie aufwachsen doch als überlebenswichtig angesehen werden. Eigentlich ist es dämlich, aber die medialen Inhalte in Fernsehen und auf diversen Diskussionsforen im Internet lassen keinen anderen Schluss zu. Ein Grund ist sicher, dass ein normaler Mensch einen ziemlich überschaubaren Rahmen emotionaler Empfindungsfähigkeit hat, der sich wiederum an den sogenannten Werten der jeweiligen Gesellschaft orientiert. Das macht ihn abhängig von seinem engsten Umfeld - was man gemeinhin Familie nennt - und diktiert ihm in abstrakter Form eines Gemeinschaftswesens "Staat", wie er zu leben und was er zu empfinden hat. Deshalb sind die meisten Menschen innerhalb einer Kultur so "gleich" und auch relativ leicht zu manipulieren, was Wirtschaft und Staat längst wissen.

Gleichzeitig gibt es wohl wenige, die sich darüber schon einmal Gedanken gemacht haben, und die dann ohnehin versuchen, jenen engen Rahmen zu erweitern. Man nennt sie Individualisten - in Deutschland übrigens ein Schimpfwort ;-) Du könntest also genauso gut fragen: Warum gibt es so wenige Individualisten? Ich könnte darauf böse antworten, weil die spontane genetische Weiterentwicklung jeder Spezies einen breiten Genpol benötigt, aus dem sie schöpfen kann. Ich lasse es aber besser.

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Ich stehe Kindern neutral gegenüber, allerdings hasse ich die übertrieben "gutmenschliche" Einstellung unserer Gesellschaft zu diesem Thema. Man hat allen Grund sich davon genervt zu fühlen, weil die meisten Kinder heute zu "verzogenen Fratzen" verbogen werden. Von Erziehung darf man ja heute schon gar nicht mehr sprechen, weil das mit einer fundamentalen Verletzung der Persönlichkeitsrechte dieser wunderbaren, über uns Erwachsenen erhabenen Engel gleichgesetzt wird. Nur komisch, dass diese Astralwesen plötzlich mit zunehmendem Erwachsenenalter ihre gottesgleiche Stellung verlieren und damit einen Rückschritt in ihrer spirituellen Evolution durchlaufen ;-) Dann findet es niemand mehr niedlich, wenn der selbe Mensch, der dich eben noch respektlos mit dem Einkaufswagen angerempelt und dich mit seinem trotzigen Geschrei im Supermarkt halb taub gemacht hat, dich irgendwann mit einer Waffe bedroht, oder es für normal hält sich egoistisch über die Interessen seiner Mitmenschen hinwegzusetzen - einfach deshalb, weil er als Kind nie gelernt hat, auf andere Rücksicht zu nehmen und deren Grenzen zu respektieren.

Wer aufgepasst hat, dem dürfte längst augefallen sein, dass jeder zweite Satz von Kindern ab drei Jahren mit "Ich will haben..." beginnt, was der Konsumindustrie natürlich zugute kommt. Warum? Weil Eltern - entweder aus Faulheit, Ignoranz oder mangelnder gesellschaftlicher Verantwortung - ihre Kinder "Kinder" sein lassen. Ironischerweise scheint in manchen Haushalten der Familiendackel eine bessere Erziehung genossen zu haben als die eigenen Kinder.

"Kinder sind großartig, unsere Zukunft, das schönste auf der Welt bla bla bla...." In einer Welt, in der einem sexelnden Paar an Selbstverwirklichung nichts anderes bleibt, als sich mit der Idee der Vermehrung zu trösten, muss man solche romantischen Phrasen eben rauf und runter dreschen - zumal man sie ja ständig von anderen hört.

Ich denke, es liegt sehr an dem geistigen Potential des Einzelnen, inwieweit er seinen eigenen Weg geht oder den der Masse. Unsere Welt ist überbevölkert, die Ressourcen knapp, da schadet es nicht, wenn jemand mal keine Kinder hat. Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter, die Sterblichkeitsrate ist niedrig und es gibt keine Kriege - zudem sind die Arbeitsplätze knapp. Der Schwachsinn von den mangelnden Steuerzahlern ist absurd, weil es primär an lukrativen Arbeitsplätzen mangelt. Also selbst, wenn dieses Land vor Kindern aus allen Nähten platzen würde, gäbe es nicht genügend Steuereinnahmen. Das hat zunächst nicht einmal etwas mit der angeblichen "Überalterung" zu tun, wie einem ja ständig weiß gemacht wird, sondern mit der wirtschaftlichen Konjunktur und der Technokratisierung.

Ist denn niemals jemand auf die Idee gekommen, dass die Kriegsgeneration, deren Kinderreichtum man ja angeblich die Schuld für die heutige Überalterung der Gesellschaft gab nun fast nicht mehr unter uns weilt, und dass die "Überalterung" trotzdem noch fortbesteht? Von den Millionen Menschen, die im Krieg leider gefallen sind, fast zu schweigen... Kann wohl nicht ganz sein, denn das hieße ja, dass immer weniger Menschen geboren werden, interessanterweise werden wir in Deutschland aber immer mehr. Ehrlich gesagt, mir ist es ziemlich egal, ob das nun Migranten sind oder nicht, wichtig ist für mich lediglich die Zahl der deutschen Bundesbürger und die liegt bei 83 Mio, wenn ich richtig informiert bin - und zwar fast ohne die Kriegsgeneration! Zusätzlich sehe ich an jeder Ecke massenweise Kinderwägen und schreiende Kleinkinder. Wo sterben wir bitteschön aus? Daher sehe ich diese Ängste eher aus dem rechtsradikalen Lager stammen, das eventuell nicht damit leben kann, dass Migranten für den restlichen Nachwuchs bei uns sorgen. Aber da wären wir ja wieder bei einem wohlbekannten Diskurs angelangt... und demnächst wird einer Vorzeigemutti wohl wieder das Mutterverdienstkreuz verliehen... Diese Gesellschaft ahnt gar nicht, wie nahe die öffentliche Meinung an der Historie der arischen Artenerhaltung angrenzt. Denn die Urangst war in der Bevölkerung damals wohl genau dieselbe. Irgendwie hat der Deutsche grundsätzlich die Angst, auszusterben. Für mich nimmt das schon fast neurotische Züge an.

Vor diesem Hintergrund ist auch die aktuelle Überromantisierung des Themas "Kinder" anzusiedeln, das zu einer Art "Allheilmittel" und "Sinnstiftung" mitten in der globalen Krise verkommen ist. Dabei gibt es momentan wirklich wichtigere Aufgaben als den Rückzug in die eigenen vier Wände zwecks Massenvermehrung. Das ist vielleicht eine Art Schutzmechanismus, aber dann sollte man auch die Verantwortung übernehmen und seine Kinder zu Anstand und Respekt vor anderen zu erziehen. Welches Kind kennt heute schon noch die Worte "bitte" und "danke" bzw. weiß sich an öffentlichen Plätzen (Nicht-Kinderplätzen) zu benehmen. Wenn z.B. Hunde in Restaurants nicht lauthals kläffen dürfen, warum dürfen dann Kinder dezibelstark schreien?

Auch das mit der Romantik

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Ich interessiere mich auch nicht besonders für Kinder, warum sollte man auch... ist doch jedem selbst überlassen, ob er sich mit ihnen abgibt. Außerdem, wenn sie dich ansprechen, dann antworte doch einfach ganz normal, und wenn es dir zuviel wird, kannst du sie ja auch wegschicken. Meist ist es ein Erziehungsfehler der Eltern, wenn Kinder zu aufdringlich werden, im Sinne von Erwachsene nicht in Ruhe lassen. Oft wollen sie auch Grenzen austesten und wenn du zu freundlich bist, werden sie zu anhänglich. Oft passiert das bei Kindern von Eltern, die sich zwar unbedingt welche anschaffen müssen, aber ihnen keine richtige Bezugspersonen sind. Dann suchen sie sich diese außerhalb.

Im Prinzip gibt es zwischen kleinen Kindern und Tieren keinen großen Unterschied - beide sind emotionale Wesen, die Grenzen und kreative Freiräume brauchen und genauso jemanden, der auf sie aufpasst. Wer das nun "abschätzig" findet, der schätzt auch Tiere nicht wert, was wiederum ich schade finde. Wie gesagt, ich persönlich will einfach nicht die Erziehungsarbeit anderer übernehmen müssen. Wenn es aber bei kurzen Fragen bleibt und wenn die Kleinen meinen Hund respektvoll behandeln - also nicht überall an ihm herumtatschen, egal ober er das will oder nicht - habe ich damit kein Problem. Aber auch Respekt muss man Kindern erst einmal beibringen - und leider ist die Kindererziehung in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern unter aller Kanone, was einige Menschen eben "keinen guten Draht zu Kindern" haben lässt. "Erziehung" heißt heute, die Kids sich selbst überlassen und "überforderte" Übermamis, die mit bettelnder und zaghafter Stimme, das eigentlich Selbstverständliche (höfliche Umgangsformen, den Eltern folgen etc.) fordern. Heute gilt man ja schon als Kinderschänder, wenn man seinem trotzigen Schreikind nach dem x-ten mal Widerstand, einen sanften Klaps auf den Po gibt.

Kurz: Ich finde es normal, dass du keinen Draht zu Kindern hast - und den Mut zu dieser Aussage eher bewundernswert. Fragwürdig eher, dass du daran was ändern willst. Schließlich ist man kein Verbrecher oder schlechter Mensch, nur weil man bei dem Anblick "voller Windeln" nicht gleich vor Verzückung in Ohnmacht fällt. Warum willst du dich denn unbedingt verstellen? Die meisten Menschen beten doch nur ihre angebliche "Kinderliebe" herunter, weil sie denken, es gehört zum "guten Ton". Wenn es wirklich so viele Menschen gäbe, die einen "guten Draht" zu Kindern hätten, gäb es auch mehr fähige Eltern.

Und von wegen "Kinder und Zukunft": Momentan sind wir über 7 Mia. Menschen auf diesem Planeten - vom Aussterben kann also keine Rede sein, eher von drohender Nahrungsmittelknappheit und Massenarmut. Ich will ja keinem Angst machen, aber man sollte sich auch einmal diesen Themen stellen, als in blindem Idealismus, falscher Romantik oder egozentrischem Vermehrungsdrang gebetsmühlenartig "Phrasen zu dreschen", die heute keinerlei gesellschaftlichen Wahrheitsgehalt mehr haben. Denn es gibt in Zukunft weder genug sichere Arbeitsplätze, noch sichere Renten - aber genug Menschen, die vor dieser Ausgangssituation den Kopf in den Sand stecken. Und wie es scheint, je präkerer die Umstände, desto lauter der Schrei nach Kindern als dem "vermeintlichen Paradies". In Wahrheit hinterlassen wir ihnen nur ein heilloses Chaos, das diese dann regeln dürfen.

Deshalb bleibt also - wenn man diese Abstraktionsfähigkeit besitzt (die meisten haben sie nicht) - das Thema "Draht zu Kindern" - eine rein persönliche Angelegenheit und kein gesellschaftliches Tabu oder Pflichtprogramm. Und wenn das so ist, dann kannst du dir auch erlauben, keinen "Draht zu Kindern" zu haben, ohne dir von selbsternannten Pseudoeltern mit dem erhobenen Zeigefinger ein schlechtes Gewissen einreden lassen zu müssen. Der eine findet sein Glück eben im Zeugen von Nachwuchs, der andere in seiner Arbeit oder anderen intellektuellen Interessen. Man könnte nämlich umgekehrt den Vorzeigemüttern auch vorwerfen, sich geistig für nichts mehr anderes zu interessieren als fürs Verfüttern von Babybrei, Kindergarten und Windelwechseln. Und ob das im Sinne einer innovativen Leistungsgesellschaft ist, die genauso von der persönlichen Weiterentwicklung ihrer Mitglieder leben sollte... ich weiß nicht, ich weiß nicht...

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