Es gibt keine messianischen Juden. Diese Gruppierung hat sich aus den amerikanischen Baptisten heraus entwickelt und hat mit dem Judentum nur in so fern etwas zu tun, dass sie sich so nennen. Ein messianischer Jude ist faktisch ein Christ, genauer gesagt ein Baptist mit falschem Label und von keiner jüdischen Organisation, nicht vom Staat Israel oder irgendjemandem als jüdisch anerkannt.

Aus jüdischer Sicht kann ich dir sagen, dass diese Leute ein absolutes Ärgernis sind und ein halachischer Jude, der sich dieser Gruppe anschließt, verliert laut israelischem Rückkehrergesetz sein Recht auf Rückkehr, also kann die israel. Staatsbürgerschaft nicht mehr bekommen, weil er nicht mehr als Jude betrachtet wird. Auch ein sonst halachischer Jude, der sich dieser Gruppierung anschließt, ist danach also kein Jude mehr, sondern ein Christ.

"(b) An oleh's visa shall be granted to every Jew

who has expressed his desire to settle in Israel,
unless the Minister of Immigration is satisfied that
the applicant

(1) is engaged in an activity directed
against the Jewish people; or

(2) is likely to endanger public health or
the security of the State.

4A. (a) The rights of a Jew under this Law and

the rights of an oleh under the Nationality Law,

5712-1952***, as well as the rights of an oleh

under any other enactment, are also vested in a

child and a grandchild of a Jew, the spouse of a

Jew, the spouse of a child of a Jew and the

spouse of a grandchild of a Jew,

except for a
person who has been a Jew and has voluntarily
changed his religion.

4B. For the purposes of this Law, "Jew" means a
person who was born of a Jewish mother or has
become converted to Judaism and who is not a
member of another religion.""

Quelle: https://www.knesset.gov.il/laws/special/eng/return.htm

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Regulär folgendermaßen:

Wenn es eine orthodoxe Gemeinde, oder eine orthodox geführte Einheitsgemeinde ist: A (dies ist gemäß den Regelungen der Halacha => Religionsgesetz)

Wenn es eine liberale Gemeinde ist (also alles von konservativ = Masoorti, über Reform bis Rekonstruktionistisch, etc): B (Weil Frauen dort mit zum Minjan gezählt werden)

C: Ist grundsätzlich falsch.

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Man kann, was aber nicht einfach ist, Jahre dauert und auch nicht immer klappt - das wurde ja bereits gesagt. Aber - und jetzt kommt eben doch ein Aber. Laut Halacha (Religionsgesetz) ist ein Mensch, der Gijur gemacht hat, so fern er halachisch korrekt vor einem anerkannten Bet Din stattgefunden hat, ein vollwertiger Jude, der sich in seinem Status nicht von einem geborenen Juden unterscheidetet (es sei denn, der würde einen Cohen heiraten wollen). Faktisch sieht es in der Realität aber oft etwas anders aus, weil eben Menschen auf Menschen treffen.

Es gibt auch unter Juden Menschen, die ausschließend sind und solche, die bei jemandem, der übergetreten ist, jede Gelegenheit nutzen werden, sofort jeden über den Umstand aufzuklären, dass Person XY übergetreten ist (auch wenn dies eigentlich von der Halacha her verboten ist, einen Übergetretenen daran zu erinnern, dass er übergetreten ist). Es wird auch Menschen geben, die jene Personen trotzdem nie als Juden betrachten werden. Wenn es um das Thema "Heirat" geht, wird es Menschen geben, die nie eine Beziehung mit jemandem eingehen würden, der übergetreten ist oder so jemanden heiraten - dass sie damit im krassen Widerspruch zu ihrer eigenen Religion stehen und handeln, sei dahingestellt, dennoch kommt es vor, weil die Leute ihre eigenen Religion nicht immer gut kennen. Wenn jemand Familie in Israel hat und diese eher orthodox sind, wird er auch niemanden daten, der übergetreten ist, da das Rabbanut oft ausländische Giurim nicht anerkennt und der Mensch dann, obwohl er im Ausland Mitglied einer jüdischen Gemeinde und dort quasi "Jude" ist, in Israel als Nichtjude gelten würden, vor dem Oberrabbinat.

Man kann also konvertieren, aber ob man auch "ankommt", also von anderen voll anerkannt wird, steht auf einem anderen Blatt. In der Regel gibt es solche und solche Leute, das heißt, ein Konvertit wird immer auf Menschen treffen, die ihn gut behandeln und auch anerkennen, aber genauso auf Menschen, die das überhaupt nicht tun.

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Aus deiner Umschreibung "Halbjude" entnehme ich, dass du einen jüdischen Vater hast - sonst hättest du gesagt, dass du Jude bist. Demnach bist du Nichtjude, denn Halbjuden gibt es nicht.

Du wirst zu den 40% Nichtjuden auf der Schule gehören  - das wird vermutlich eine der ersten Lektionen sein, die du auf der Schule lernst (dass es eben keine Halbjuden gibt und man entweder Jude ist, oder eben nicht) und bist doch damit in ganz guter Gesellschaft (denn es sind immerhin 40% und nicht 10%).

Wenn du möchtest, wirst du vermutlich am jüdischen Religionsunterricht teilnehmen können, so wie ein Jude auch am Ethikunterricht oder am katholischen Religionsunterricht teilnehmen kann, wenn er es will. Die Frage die du dir stellen musst wird nur sein, wie sinnvoll dies sein wird, da du eben nicht jüdisch bist, im Religionsunterricht Religion aber nach dem Verständnis der Halacha gelehrt wird, die da eben sehr klar ist.

Der Rektor wird wissen wollen, wer du bist und was du bist und wo du einzustufen bist. Du hast nicht geschrieben, in welche Klassenstufe es gehen wird. Solltest du nicht in Klasse sieben beginnen, sondern höher, so dass die anderen schon Hebräisch hatten, du aber nicht, wird er dazu Fragen stellen, um dich in den passenden Kurs zu integrieren. Religion wird sicher auch ein Thema sein, wobei du aber eben, wenn deine Mutter nichtjüdisch ist, auch als Nichtjude geführt werden wird und nicht in Kategorien aus dem dritten Reich (wie Halbjude, Vierteljude, etc), denn das gibt es im Judentum nicht.

Vielleicht wird es auch um Essgewohnheiten gehen (Kaschrut klammere ich in deinem Fall aus), es könnte um Interesse an angebotenen Arbeitsgemeinschaften gehen und einfach um das Schulleben und den Ablauf.

Die jüdische Oberschule macht diese Art von "Bewerbungsgesprächen", um die für sie passenden Schüler zu finden und um sicherzustellen, dass sie die passende Schule für ihre Bewerber ist. Du solltest dir also nicht allzu viele Sorgen bezüglich des Gespräches machen, sondern einfach hingehen und die Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Es ist eine sehr schöne Schule (ich kenne sie und war schon drin), aber es ist eben einfach eine Schule.

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Ansprechpartner für Alijah Fragen ist die Jewish Agence, die dies in Deutschland regelt. Es gibt Büros in Berlin und Frankfurt (evtl auch noch woanders,da bin ich überfragt). Dort kannst du anrufen und deinen Fall schildern, sie sagen dir dann, welche Dokumente du brauchst. Alijah berechtigt bist du, wenn du jüdisch bist (und nicht zu einer anderen Religion konvertiert bist) oder mindestens einen jüdischen Großelternteil hast. Um das nachzuweisen brauchst du entweder eine Bescheinigung einer jüdischen Gemeinde, oder falls du da nicht Mitglied bist, müsstest du erstmal beweisen, dass du jüdisch bist (z.B über die Ketuba deiner Eltern oder Geburtsschein vom Rabbinat etc). Bei der russischen Alijah und den Leuten, die selbst nicht jüdisch waren, sondern nur. Einen Großelternteil hatten,.war es so, dass der mit nach Israel auswandern musste, sonst ging es nicht. Bevor du bei der Jewish Agence einen Antrag auf Alijah stellst, musst du in Deutschland für die dt. Staatsbürgerschaft eine Beibehaltungsurkunde beantragen, sonst ist die dt Staatsbürgerschaft in dem Moment weg, in dem du die israel. erhältst. Eine Beibehaltungsurkunde kannst du dann bekommen, wenn du beweisen kannst, dass du noch familiär genug.an Deutschland gebunden bist. Einfach ist es wie gesagt, wenn du Mitglied einer jüdischen Gemeinde bist. Wenn nicht, ist es komplizierter, in jedem Fall musst du dich an die Jewish Agency wenden, die dafür zuständig ist. Die israel. Botschaft ist für Alijah nicht zuständig. Viel Erfolg.

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Zum Judentum konvertieren und vieleicht Immigration nach Israel.

Hallo,

also wie soll ich es beginnen?

Okay, Ich will zum Judentum konvertieren, Weil: Eigentlich bin Ich in einer Republik in Nord Caucasus im Sueden Russlands aufgewachsen, lebte aber von 2004-2010 in Oesterreich und jetzt seit end 2013 in Deutschland, Und, Ehrlich gesagt bin Ich ein Fluechtling. Die Republik Dagestan wo ich her komme ist zu 95% Muslime, und Ich wurde in dieser Gemeindschaft aufgewachsen und Ich war ein Muslime seit meiner Kindheit... Aber... Das war nicht meine Entscheidung.. Ich meine, Ich war ein kind, was wusste ich was religion und sowas ist? Und Ich hab nie so der Religion gefolgt, zum beispiel jeden Tag 5 mal Beten (schreibt man das so? tut mir leid feur mein nicht perfektes Deutsch), Und Ich hasse das zb> die Frauen diese islamische kleidung tragen, was eigentlich nicht Islamisch ist und hat vor der Religion Islam in arabischen laendern existiert wegen der Hitze und Sand, weil sie praktisch war und eine Gute verteidigung gegen Sand und hitze war. Und vieles vieles, Und Ich je mehr Ich ueber Islam lerne je mehr Ich von Ihr einige schritte zurueck trette, Das ganze toeten feur den Gott.. Jihad.... Das der Prophet Muhammad eine Frau geheiratet hat wenn sie 9 war und als sie 11 war lebte sie in seinem Haus... Ugh.. und vieles vieles mehr, Und ich mag das nicht... deswegen habe ich mich von den Religion weg getretten in 2012, Also ich meine auch wenn ich Nicht so religious Gelebt hatte hatte ich mich als ein Muslime bezeichnet, aber seit 2012 nicht mehr...ich war ein theist... also ich glaubte an Gott aber nicht religion.. Aber jetzt seit mehreren monaten fuehle ich mich so leer... als irgendwas fehlt in mir... einfach an Gott glauben ist nicht so leicht, und ich glaube es ist wegen der Religion, weil ich denke das Religion lehrt uns vieles im Leben... Und darum will Ich konvertieren... Hab gedacht ueber Christentum weil einer meiner guten freunde es mir epfiehlt.. aber die Idee das Jesus Christ der Saviour ist und dass man zu ihm betten muss und so und das er der Sohn gottes ist.... ich denke er ist nur ein Prophet, ein Messenger..

naja... Und dann Judentum... alles was ich ueber Judentum in Internet gelesen habe... Ich glaube das ist der Richtige weg feur mich.

Der zweite grund wieso ich Konvertieren will seit Ich in Deutschland bin hatte ich kontakt mit einem meiner Onkeln aus Russland, er sagt das meine Gross Mutter judin war (sie ist aus Russland nach Dagestan gekommen als sie die Uni beendet hat um als Lehrerin zu arbeiten.. in den UdSSR zeiten hat man die lehrer in verschiedene staedte geschickt damit sie da Lehren) und meiner Grossmutters Mutter und Grossmutter waren Judinen ... ABER Ich kann es nicht beweisen weil ich keine Papiere und so habe.. bin mir auch nicht sicher ob die noch existieren weil in ihren zeiten es war gefaehrlich in Russland ein Jude zu sein..

Alles was ich habe sind ihre namen, und die klingen auch Judish.. Serafima, Judina, Abramova, Natan Stroll, Israel Mooseevich

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Hallo Saito, ich möchte, bevor ich auf deine Fragen eingehe gern etwas allgemein vorausschicken. Zunächst solltest du dir bewusst machen, dass es zwischen Judentum und Islam gar nicht so große Differenzen gibt und sie sich in vielen Bereichen, gerade was die Halacha, also das Religionsgesetz angeht, wesentlich näher sind als etwa Judentum und Christentum. Dessen solltest du dir, wenn du an einen Rabbiner herantreten solltest bewusst sein. Du sagst, dir ist 5x am Tag beten zu viel - die Frage ist aber, könntest du mit 3x am Tag leben, plus jedes Mal, bevor du etwas isst oder trinkst (außer Wasser) einen Segensspruch darüber zu sagen und auch danach die Bracha bzw. Birkat HaMason (Tischgebet)? Du hast zudem strengere Speisegebote als im Islam; orthodoxe jüdische Männer und Frauen unterliegen dem Prinzip der Tznius (also etwa gesittete Kleidung, Verhalten, etc) und nicht zuletzt müsstest du Shomer Shabbat, Shomer Negiah und Shomer Kashruth werden. Das ist kein Spaziergang und du würdest dir 613 Ge- und Verbote auferlegen. Von daher, solltest du das Judentum wirklich in Betracht ziehen, solltest du keinem Rabbiner sagen, dass dir der Islam zu anstrengend ist, denn er wird dir sagen, dass das Judentum viel anstrengender ist und genug schlechte Juden hat, daher braucht es nur noch besonders gute (i.e. solche, die sich an die Halacha halten). Judentum ist zudem keine Frage von Glaube/Unglaube, sondern es ist ein Lebensstil, der auf einem Glauben beruht, aber auch ohne diesen funktioniert. Ich gehe jetzt zu deinen Fragen.

  1. Ein liberaler Gijur dauert im Schnitt um die 2-3 Jahre, ein orthodoxer in etwa 5-7 Jahre - das ist so, weil Judentum keine Frage des Glaubens ist, sondern praktisch gelebt werden will. Willst du Jude werden, musst du all diese Ge- und Verbote, die Feiertage, Hebräisch so weit, dass du den Siddur nutzen und dem G'ttesdienst folgen kannst, lernen - kurz: Du wirst ein anderer Mensch und so etwas geht nicht über Nacht, sondern braucht Zeit.

2.Die Unterschiede hier im Detail zu erläutern würde den Rahmen hier sprengen. Das kannst du googlen und nachlesen oder du besorgst dir ein Buch über das Judentum, darin wirst du es im Detail finden. Grundsätzlich hat es einerseits mit dem Verständnis der Tora zu tun, sowie mit den daraus resultierenden Sichten auf Halacha und Gebote, sowie Liturgie. Reformjuden dürfen nach IL Alijah machen, so fern sie einen Gijur gemacht haben (konvertiert sind), sind sie aber durch das Oberrabbinat nicht als Juden anerkannt und können z.B. nicht in IL heiraten oder auf dem jüd. Friedhof begragen werden.

3.Um einen Gijur zu machen nicht, obwohl es helfen könne, so fern du es beweisen könntest. Wenn du es beweisen könntest, könntest du auch mit einem jüd. Großelternteil als Nichtjude nach IL einwandern, aber du brauchst dafür eben Beweise. Wenn du die nicht hast, stehst du auf der selben Stufe wie jemand, der keinerlei Bezug zum Judentum hat.

4.Ja, weil sie so lange keine Juden sind/waren, bis du dafür Beweise hast.Solche Behauptungen muss man beweisen, wenn du das nicht kannst, bringt es nichts. Ich kann dir aus eigener ERfahrung sagen, dass IL sehr streng ist, was Belege angeht, wenn du Alijah machen willst und du kommst da ohne einfach nicht weiter.

5.Für die Alijah musst du Jude sein (also Kind einer jüd. Mutter oder vor einem Beth Din übergetreten) oder falls du Nichtjude bist, mindestens einen jüdischen Großelternteil haben, was du aber wie gesagt durch viele Dokumente beweisen musst.

6.Mein Rat: besuche regelmäßig die jüdische Gemeinde in deiner Stadt, lerne, wie die G'ttesdienste funktionieren, lerne zu beten, komme mit den Menschen ins Gespräch und dann kannst du irgendwann den Rabbiner um ein Gespräch bitten und ihn fragen, ob er dich unterrichten würde. Bis dahin brauchst du eine sinnvolle und stichfeste Argumentation, warum du das möchtest und falls du ihn damit überzeugen kannst, wirst du von ihm unterrichtet werden und danach, wenn alles gut läuft, bist du 3-7 Jahre später Jude, bzw. wirst dem Beth Din zur Prüfung vorgestellt und bestehst sie. Bis dahin ist es ein sehr langer und steiniger Weg, aber wenn du ein Ziel hast und es dir ernst damit ist, dann wirst du ihn meistern und nicht vom Weg abkommen, sondern dein Ziel erreichen. Viel Erfolg!

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Seine Eltern akzeptieren keine Christin

Ich bin seid fünf Monaten jetzt mit meinem Freund zusammen. Wir haben uns über gemeinsame Bekannte kennengelernt, während wir beide noch in anderen Beziehungen waren und mussten dann aber feststellen, dass wir eigentlich zusammen gehören, trotz wiedriger Umstände. Zum einen wohnt er in Köln und ich Hamburg. Zum anderen und das ist die größte Schwierigkeit, hat seine Familie ohne mich überhaupt zu kennen, bereits jetzt ein großes Problem mit mir. Er und seine Familie sind Juden. Aber während er das jüdisch sein, fast ausschlißlich auf seine Identität bezieht, ist seine Familie auch noch sehr religiös und konservativ geprägt. Es ist eigentlich total lächerlich. Er trinkt und raucht und kifft und hat vor mir ziemlich wild durch die Gegend gevögelt, aber seine Familie denkt immernoch er sei ein wohlerzogener Jude, der eines Tages eine gute jüdische, tugendhafte Frau heiraten wird. Das ist Unsinn, so ist er garnicht, aber es zieht ihn total runter, das seine Eltern mich überhaupt nicht als Faktor in seinem Leben ansehen. Ich existiere für diese Leute garnicht. Sie wollen mich nicht kennenlernen oder über mich hören. Ich weiß, das er mich wegen sowa nicht verlassen würde, aber es macht mich fertig ihn so traurig deswegen zu sehen. Und auch wenn wir vielleicht erst in ferner Zukunft über eine gemeinsame Zukunft reden sollten, belastet es die beziehung schon irgendwie langfristig gesehen. Hat jemand Erfahrungen mit interreligiösen Beziehungen? Musste schonmal jemand seine Eltern überzeugen im Hinblick auf den Partner? Ich bin wirklich richtig verzweifelt.

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Ich kann verstehen, dass du enttäuscht bist, aber du solltest auch die Eltern verstehen. Es geht hier nicht um dich persönlich, du kannst ein sehr liebenswerter Mensch sein und es hat auch nichts damit zu tun, dass sie dich prinzipiell nicht mögen würden, wenn sie dich kennen würden, sondern es geht einfach nur um das Judentum, seinen Fortbestand. Er ist ihr Sohn, vielleicht sogar der einzige oder ihr einziges Kind und als solches liegen auf diesem viele Hoffnungen. Eine davon ist, dass das Judentum weiterlebt, dass ihre jüdische Familie Bestand hat. So etwas ist sehr wichtig, gerade nach der Shoah. Seine Eltern wünschen sich irgendwann jüdische Enkel, sie möchten die Traditionen und die Geschichte der Familie weitergeben; seine Eltern möchten das Gefühl haben, in ihrer Erziehung nicht versagt zu haben, sondern ein selbstbewusstes jüdisches Kind erzogen zu haben, das sich seiner Rolle und den daran hängenden Werten bewusst ist und irgendwann ein nettes, jüdisches Mädchen heiratet, damit andere Juden nicht darüber tuscheln werden, dass sie ihre Kinder nicht jüdisch genug erzogen haben, sondern denken, dass sie alles richtig gemacht haben. Genau das kannst du ihnen nicht bieten. Das hat mit "konservativ" (was aus jüdischem Fokus übrigens sehr liberal wäre und du vermutlich nicht meinst) nichts zu tun; auch eine sonst überhaupt nicht religiöse Familie hätte ein Problem, wenn der Sohn mit einer nichtjüdischen Freundin käme, nicht, weil sie etwas gegen Nichtjuden haben, sondern weil du als solche ein Faktor bist, der für den Untergang des Judentums sorgt. Diese jüdische Familie stirbt aus, wenn er dich heiraten würde und du würdest ihnen damit keinen Gefallen tun. Es geht dabei auch nicht darum, wie observant oder nicht observant er jetzt lebt, sondern es geht um das Morgen. Ein Jude, der jetzt alles auslebt und sich an nichts hält, kann morgen sehr observant sein oder sogar orthodox werden, wäre er mit dir verheiratet, könnte er das aber nie. Ich hatte früher auch mal einen nichtjüdischen Freund, einfach, weil ich mir dachte, dass es ja "egal" wäre, da ich weiblich bin und unsere Kinder sowieso Juden wären. Ich habe zudem nicht gesehen, zu welchen Problemen es führt und meine Beziehung einige Jahre so durchgezogen. Meine Eltern, speziell meine Mutter, haben meinen Freund "gehasst" und das war für ihn eine schreckliche Situation, denn immer, wenn ich ihn mit nach Hause brachte, verstummten Gespräche, sobald er den Raum betrat. Ich glaube, für meine Mutter war es ein wenig so, als hätte er mich "gestohlen" und so hat sie ihn dann auch behandelt. Ganz unabhängig davon ging die Beziehung aber nach mehreren Jahren in die Brüche und zwar wegen dem Judentum. Mir wurde mein Judentum nämlich irgenwann wichtig. Ich wollte irgendwann eine koschere Küche und das führte fast täglich zu streit, weil er milchig und fleischig mischte, weil er Schweinefleisch im Kühlschrank deponierte oder in die Pfanne haute, die ich dann hinterher wegwerfen musste, da sich Teflon nicht kaschern lässt. Und ich wollte irgendwann auch nicht mehr auf Feiertage verzichten, mir wurde es wichtig, z.B. Pessach zu feiern - wie aber erklärt man einem Nichtjuden, dass er für eine Woche auf jegliches Chametz verzichten muss? Das funktioniert einfach nicht. Am Jom Kippur essen und trinken wir von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang nichts; sowas lässt sich nicht durchhalten, wenn jemand zu Hause sitzt, der am Brötchen nagt und führt dazu, dass man den ganzen Tag in der Synagoge verbringt und nicht nach Hause kommt, weil man es sonst nicht durchhält. Dann Riten und Bräuche zu sämtlichen Feiertagen - wenn der andere sie nicht kennt, wenn der andere die Lieder nicht kennt, wenn man den anderen nie mit in die Synagoge nehmen kann, weil dann alle tuscheln werden und weil es einem selbst unangenehm ist, wenn jeder sofort merkt, dass man da einen Nichtjuden im Schlepptau hat, der sich nicht auskennt, dann ist das auf Dauer sehr unschön und auch belastend. Mein Exfreund fing dann irgendwann an, mich "die Elite" zu nennen, weil er sich zurückgesetzt und als minderwertig empfand und wir stritten immer öfter über jüdische/nichtjüdische Angelegenheiten. Letztendlich habe ich mich dann getrennt, weil ich selbst festgestellt habe, dass eine ernste Beziehung mit einem Nichtjuden einfach nicht auf Dauer funktioniert. Das hatte aber nichts damit zu tun, dass er kein toller Mensch gewesen wäre und wir haben heute noch sehr engen Kontakt und er ist für mich ein enger Freund, aber als Beziehung geht es eben nicht. Mein jetziger Freund ist Jude und ich merke, dass einfach alles passt und ich habe noch nie zuvor eine so erfüllende und wundervolle Beziehung geführt - vielleicht, weil meine Exfreunde immer Nichtjuden waren und es einfach nicht passte. Ich denke, langfristig löst du das Problem nur, indem du dich trennst und dir jemanden suchst, der ganz passt und der gleichen Kultur angehört wie du. Alles andere ist problematisch und wird immer wieder zu Problemen führen.

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Prinzipiell ja, aber... Nach der Halacha gilt ein Mensch als Jude, der von einer jüdischen Mutter geboren wurde und nicht herauskonvertiert ist (daher verliert jemand, der zu einer anderen Religion konvertiert ist und dies zugibt, auch das Recht auf Alijah nach dem israel. Law of Return). Ein Jude, der nun z.B. Christ geworden ist, wäre ein Jude, der sündigt, könnte aber jeder Zeit umkehren und wäre dann wieder vollwertiger Jude. Das gilt auch für seine Kinder, allerdings nur bis zur vierten Generation. Danach müssen diese Nachfahren, selbst wenn es ununterbrochen um die mütterliche Linie geht, einen Gijur machen (also zurück ins Judentum konvertieren). Das nennt sich in diesem Fall Gijur LeChumra. Prinzipiell gilt, dass es Nachweise braucht, also z.B. die Ketuba der Eltern deiner Urgroßmutter. Oder ihr vom Rabbinat ausgestellter Geburtsschein. Christliche Eintragungen oder Auszüge aus Kirchenbüchern werden hier nicht ausreichend sein.

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Du hast schon ein paar sehr gute Antworten erhalten. Brauchen tust du vor allem Ausdauer und Geduld. Wir missionieren nicht und legen daher keinen Wert auf Zuwachs. Das liegt einerseits daran, dass wir nicht meinen, jemand müsste Jude sein, um ein guter Mensch sein zu können, da wir davon überzeugt sind, dass es für jeden Menschen einen Weg gibt, um mit G'tt in Beziehung zu treten. Andererseits hat uns die Geschichte gelehrt, dass es nicht immer von Vorteil ist, Jude zu sein. Das heißt, wir müssen uns fragen, ob wir einem Menschen, der einer von uns werden möchte, wirklich einen Gefallen tun, wenn wir ihn aufnehmen, oder es nicht vielleicht besser für ihn wäre, wenn er sich das nicht antut. Du musst dir bewusst sein, dass du nicht unbedingt zur beliebtesten Sorte Mensch gehörst, wenn du ein Jude bist. Du hängst dann praktisch mit drin und das lässt sich nicht rückgängig machen. Daher sind Gerim prinzipiell erst mal nicht willkommen. Du musst also andere überzeugen, dass du nicht loszuwerden bist - und das ist hart und dauert Jahre. Du solltest zunächst die G'ttesdienste besuchen und die Gemeinde kennenlernen, so dass jeder weiß, wenn du zur Tür hereinkommt, dass da der Xy kommt. Du musst sehr viel lernen, du musst mit den Leuten zurechtkommen und sie müssen dich mögen. Wenn du das geschafft hast, kannst du den Rabbiner bitten, dich zu unterrichten. Wenn er nach der Halacha handelt, wird er dich selbst dann noch zurückweisen um zu sehen, wie ernst es dir ist. Wenn du ihn aber überzeugst, wird er dich unterrichten. Dann lernst du nochmal 3-7 Jahre und wenn er dann irgendwann der Meinung ist, dass du bereit bist, wird er dich zum Bet Din der ORD anmelden. Dort gilt es dann die Dajanim zu überzeugen und da wirst du ebenfalls mehrmals antreten müssen. Erst, wenn du dort durch kommst, darfst du in die Mikwe und bekommst die Brith Mila. Du musst dir prinzipiell klar machen, dass du kein Anrecht auf einen Gijur hast. Man muss dich mögen, die Gemeinde muss dich mögen und bereit sein, dich aufzunehmen - denn du kannst so wissbegierig und engagiert sein wie du willst, wenn die Gemeinde dich nicht mag, wirst du nie dort hinkommen wohin du willst. Also gewinne das Vertrauen der Menschen, indem du selbst ein Mensch bist. Und hab Geduld, denn so etwas braucht Zeit. Vertrauen ist ein Pflänzchen, das erst wachsen muss.

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