Ein Pro und Contra zum Oktoberfest
Stilloser Exzess oder traditionelle Gemütlichkeit?

In München hieß es diese Woche wieder "O'zapft is!". Das Oktoberfest geht in die 188. Runde. Während die einen sich auf frischgebrautes Bier, Superstimmung in den Zelten und bayerische Gemütlichkeit freuen, schießen den anderen eher Gedanken wie stilloses Besäufnis, Kotzhügel und Kommerz in den Kopf. Auch die gutefrage-Community ist bezüglich der Wiesn geteilter Meinung.

gutefrage-Redaktion
20.9.2023
Gestapelte Euro-Münzen mit einer lesenden Miniaturfigur oben drauf

Millionen Menschen finden sich derzeit in der bayerischen Landeshauptstadt München ein, um gemeinsam das Oktoberfest aka die Wiesn zu zelebrieren. Neben frischgebrautem Bier, ausgelassener Stimmung in den Festzelten und zünftigem Essen, freuen sich die Besucher natürlich auf jede Menge Gaudi in den Fahrgeschäften und einen Bummel über die Festwiese unter dem weiß-blauen bayerischen Himmel. Zumindest die einen. Die anderen machen die gut zwei Wochen lieber einen ganz großen Bogen um die Theresienwiese. Teure Preise, viele besoffene Menschen, die ihren Rausch am sogenannten Kotzhügel ausschlafen und großes Gedränge in den überfüllten Zelten sind nicht so ihr Ding. Die gutefrage-Community ist geteilter Meinung und hat einige Argumente pro und contra Oktoberfest aufgeführt.

gutefrage-Nutzer Marc ist eindeutig ein Fan der Wiesn

Zelte:

Mit meist 18 Zelten großen Zelten kommt jeder Besucher auf seine Kosten. Jedes hat seinen eigenen Charakter, eigenes Publikum und Atmosphäre. Jedes hat eine eigene jahrzehntelange Tradition, und wird Huderttausenden Besuchern pro Wiesn besucht.

Fahrgeschäfte und Buden:

Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Die beliebtesten Fahrgeschäfte gibt es gleich mehrfach über das ganze Gelände verteilt. Insgesamt gibt es damit natürlich viele Geschäfte und Buden mehrfach, so z.B. auch immer rund 25 Schießbuden. Trotzdem findet man auch immer Fahrgeschäfte, die neu sind oder Buden, die speziell vegane Produkte anbieten.

Alte Wiesn:

Hier befinden sich historische Geschäfte wie man sie früher auf der Wiesn an jeder Ecke gesehen hat. Gegen einen kleinen EIntrittspreis hat man Zugang zu einem Gelände mit etlichen alten Fahrgeschäften und Attraktionen, die meist nur 1 bis 2 € kosten. Traditionen werden hier wie vor 50 Jahren gelebt. Entsprechend viel gibt es zu sehen. Das Gelände alleine hat die Größe einer Kirmes anderer Städte, enthält mehrere eigene Zelte sowie ein Museum.

Preise:

Die oftmals bemängelten Preise für Essen, Getränke, Snacks und Fahrgeschäfte sich hoch aber gerechtfertigt. Durch die Subventionen, die noch die nächsten 2 Jahre auf die Betriebe umgelegt werden sollen, sind einige Preise sogar unter Inflationsniveau gestiegen. Preisentwicklungen für Energie, Lebensmittel usw. berücksichtigt, kann man sagen, es ist für die Besucher letztes Jahr eine der preisgünstigsten Wiesn seit Jahrzehnten war. Dies wird wohl auch für die nächsten noch gelten.

Sicherheit:

Das Wiesn-Gelände ist während dem Fest von Tausenden Security-Kräften, uniformierten und zivilen Polizisten sowie Einsatzhundertschaften geschützt. Alleine die Polizei setzt auf die Münchner Polizei, Bundespolizei und Kollegen aus anderen Ländern, die bei Konflikten mit ausländischen Besuchern helfen können. Dazu kommen zig zivile Fahnder, die Kleinkriminalität nachgehen. Genauere Angaben macht die Polizei aus Sicherheitsgründen nicht. Zusätzlich gibt es natürlich die Securitykräfte der Stadt, Zelte, Schausteller, MVG, DB, usw. sowie jedes Jahr verstärkte Videoüberwachung mit neuester Technologie.

Für Notfälle befindet sich auf dem Gelände eine eigene feste Wiesnwache der Polizei, ein leistungsstarkes Zentrum für ärztliche Erstversorgung mit mobilem Computertomograph und ein kleines Krankenhaus mit Zimmern und einem vollausgestatteten Saal, in dem vor Ort operiert werden kann. Hunderte Rettungssanitäter und Notärzte arbeiten auf dem ganzen Gelände.

Auf dem Gelände ist man entgegen oftmaliger Vermutung also sehr sicher, wenn man es nicht darauf anlegt.

Fazit:

Ich glaube, die Wiesn wird unterschätzt. Als Besucher siehst du meist nur einen kleinen Teil. Es ist ein Fest der Superlative. Die Wiesn ist kein gewöhnliches Fest, es ist eine Stadt mit eigener Infrastruktur, die die meisten nie vollständig zu sehen bekommen. Schon die Faszination dahinter ist es für mich wert. Ich rate jedem zu einem Besuch.

Zur Antwort

Überdies kommt natürlich noch diese ganz spezielle Aura, die die Stadt München zur "fünften Jahreszeit" ummantelt. Fremde werden zu Freunden, Menschen aus jeglichen Herrenländern und Kulturen schunkeln gemeinsam, Arm in Arm, auf den Biertischen und grölen begeistert die Lieder, die die Wiesnbands anstimmen mit. Und es muss ja auch nicht direkt die stundenlange exzessive Party im Bierzelt sein. Gemütlich bei einer kühlen Blonden im Biergarten sitzen und nett mit den gerade kennengelernten Banknachbarn plaudern und die Nase in die Sonne recken - auch eine Seite des Oktoberfests, die von passionierten Wiesn-Grantlern häufig außer Acht gelassen wird.

Ein Mann der vor einem Whiteboard steht

Natürlich dürfen dennoch auch die Schattenseiten solcher Veranstaltungen nicht vergessen werden. Wer fährt schon gerne morgens mit der U-Bahn zur Arbeit, um direkt in die erbrochenen Hinterlassenschaften einiger Wiesnbesucher vom Vortrag zu treten? Wohl niemand! Auch sind 15 Euro für eine Maß natürlich kein Schnäppchen. Da brauchen wir nicht zu diskutieren. Und, wo wir gerade schon bei den dunklen Seiten des Oktoberfests sind: Wiesn heißt auch, gerade als Frau Gefahr zu laufen, Opfer sexueller Belästigung zu werden. Ganze 450 Frauen suchten im Jahr 2022 Hilfe beim "Safe Space", einem Angebot dreier Vereine, die Frauen zu einer sicheren Wiesn verhelfen wollen. 41 der Hilfesuchenden waren unmittelbar zuvor Opfer sexualisierter oder körperlicher Gewalt geworden. Ganz zu schweigen von der extrem hohen Dunkelziffer. Kein Wunder bei der Vielzahl völlig enthemmter Besucher...

Dem Lager der Wiesn-Verabscheuer schließt sich gutefrage-Nutzer simonpeters1979 an

Wart ihr schon einmal auf dem Oktoberfest?

Nein.

Plant ihr dorthin zu gehen?

Nein. Ich verabscheue solche Saufgelage.

Oder bevorzugt ihr kleinere Volksfeste oder interessiert ihr euch dafür generell eher gar nicht?

Kleinere, lokale Volksfeste finde ich absolut in Ordnung, da sie nicht so ausufern.

Wie seht ihr die Preisentwicklung?

Man muss schon sehr bescheuert sein, 15 Euro für ein Bier auszugeben.

Ist das Volksfest ein wohlverdientes Vergnügen oder nur dekadentes Geldverprassen?

Ansich wäre es ein Vergnügen. Wenn dort nicht soviel gesoffen werden würde. Da es aber nur um's Komasaufen geht, letzteres.

Zur Antwort

Wie man sieht, es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Und das ist auch gut so. Jeder soll genau das machen, was ihm oder ihr Freude macht. Wer die Wiesn mag, dem soll die Freude beim Fest von ganzem Herzen gegönnt sein. Wer sie hasst, verbringt die zwei Wochen vielleicht lieber in einer anderen Stadt, oder am Strand oder Meer?! Oder sucht einfach die ruhigen, gemütlichen Ecken Münchens fernab der Theresienwiese auf. Oder - man findet einen Kompromiss wie unsere Nutzerin Simbacherin1. Und geht statt auf das überfüllte Oktoberfest in München lieber auf kleine, gemütliche Volksfeste im Umkreis. In diesem Sinne: Ein Prosit der Gemütlichkeit!

Mich persönlich hat das Oktoberfest noch nie wirklich interessiert. Ich war 2-3x mit einer Gruppe dort, als ich in München studiert hab, aber die letzten 40 Jahre hat mich dieses Spektakel nicht gesehen.

Ich gehe aber auch sonst auf keine Bierfeste.

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