Ein wahrer Spießrutenlauf

Die Bundesjugendspiele werden reformiert

Und die gutefrage-Community diskutiert eifrig mit

gutefrage-Redaktion
13.7.2023

So gut wie jeder, der in Deutschland zur Schule gegangen ist, kennt sie: Die Bundesjugendspiele. Für einige Schüler ein lustiger Tag mit sportlichem Wettkampf - für andere ein Tag der Qual und Demütigung. Seit 1979 ist die Teilnahme an der Sportveranstaltung für alle Schüler verpflichtend. Doch der Widerstand gegen die Bundesjugendspiele wurde lauter, weshalb diese nun reformiert werden.

Kritikpunkte an den bisherigen Bundesjugendspielen und was die Reform ändern soll

Bei den Bundesjugendspielen geht es besonders um eines - der oder die Beste sein. Wer herausragende Leistungen bringt, wird mit einer Ehrenurkunde belohnt, alle anderen bekommen eine Teilnahmeurkunde. Ein Wettkampfgedanke, der bald der Vergangenheit angehören soll.
Die Kritik an der Veranstaltung wuchs in den letzten Jahren zunehmend. Inhalt dieser war unter anderem, dass eine Teilnahme an den Bundesjugendspielen besonders für unsportliche Kinder eine Demütigung und Qual sei. Im Durchschnitt gibt es an diesem Tag so viele Krankmeldungen wie sonst nie im Jahr. Ebenso werde dadurch keinesfalls wie der eigentliche Sinn der Veranstaltung es vorgesehen hatte das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Ganz im Gegenteil, durch den direkten Vergleich entstünde ein komplett gegenteiliger Effekt, so die Kritiker.
Deshalb werden die Bundesjugendspiele im nächsten Schuljahr nicht mehr so stattfinden, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Sie werden reformiert.
Inhalte dieser Reform betreffen besonders die Schulklassen 1-4, bei denen der Fokus nicht mehr länger auf einer Wettkampfveranstaltung liegen soll. Vielmehr soll das Sportereignis ein kindgerechter Wettbewerb werden. Das bedeutet unter anderem, dass künftig keine Normierungen mehr vorgesehen sind. Es gibt demnach keine festgelegte Punktetabelle mehr, auch wird in Disziplinen wie beispielsweise Weitsprung nicht mehr mit dem Maßband gemessen, sondern lediglich in Zonen unterteilt. Schulen können zudem neben den klassischen Disziplinen auch eigene sportliche Aufgaben stellen. Auch sollen die Kinder jeweils mehr Versuche haben. Ziel dieser Reform sei es laut der Internetseite der Bundesjugendspiele, dass die jährlichen Spiele mehr Freude an Bewegung zu haben und sein Bestes zu geben.

Doch selbstverständlich ist auch mit dieser Reform nicht jeder einverstanden. Kritiker sehen in der bisherigen Form der Jugendspiele und dem damit verbundenen Leistungsgedanken einen wichtige Vorbereitung auf das spätere Leben. Zudem sollen schulische Fächer gleichwertig betrachtet werden und hervorragende Ergebnisse in Sport - ebenso wie in Fächern wie beispielsweise Mathematik - entsprechend belohnt werden. Weiterhin seien die bisherigen Bundesjugendspiele ein hervorragendes Beispiel für Kinder, wie Disziplin zu Erfolg führen kann, so die Kritiker der Reform.

Das denkt die gutefrage-Community über die Reform

Viele Mitglieder der gutefrage-Community kennen die Bundesjugendspiele ebenfalls. Bei der Meinung des Tages wurde deshalb rege diskutiert, was eine sinnvolle Lösung im Bezug auf die Zukunft der Sportveranstaltung sein könnte.
Dabei stimmten ganze 43 Prozent der Teilnehmer dafür ab, dass die Bundesjugendspiele künftig gänzlich abgeschafft werden sollen. Weitere 33 Prozent waren der Meinung, dass die so wie sie bisher ausgeführt wurden beibehalten werden sollten. Die Reform wurde von 24 Prozent der Teilnehmenden begrüßt.

So etwa der Nutzer JustTestin120:

So viel ich weiß werden Jungs diskriminiert - man verlangt glaub mehr Leistung für selbe Punktzahl/Wertung. Obwohl sonst überall es darauf hingeht, dass man die Geschlechter angleichen will.

Ja: Jungs mögen im Durchschnitt sportlicheren Body haben. Aber das hilft halt dem der grad unsportlicher ist nich, wenn er mehr Leistunge bringen soll als ein sportliches Mädchen.

Zudem generell: Sport ist oft eher "Vorführung" von den Unsportlichen/Gemobbten. Das kann man generell nicht mit Mathe, etc. vergleichen - und Leuten die Angst vor sowas haben (vor Klassenarbeiten usw.)

Bringt für die Berufswelt auch eher weniger "Wissen". (Wenn jemand nicht gerade einen rein körperlichen Beruf anstrebt.)

Das Kompetitive an sich kann eher - auch wenn manche das Gegenteil damit erreichen wollen - auch da zu führen, dass gerade die Gemobbten/Unsportlichen eher überhaupt keine Lust haben. Weniger leisten wollen (und versuchen dem fern zu bleiben "Entschuldigung" und krank, etc.).

Eine dahingehende Gestaltung, dass man mehr auf freiwiliger Basis sowas anbietet - aber auch fördert. ... wäre besser. In den ganzen Anime sieht man immer wie in Japan viele "Clubs" es gibt an den Schulen. Haben wir hier nich so. Aber Eltern können ihre Kinder freiwillig zum Sport geben (sollte natürlich auf Absprache basieren). Lehrer könnten Mobbing/Ausgrenzung mehr erkennen und an Schulen könnte es "AGs" geben oder sowas. Oder Schulfest auf dem man Sport anbietet odre andere Aktivitäten.

Bundesjugendspiele an sich - eher nich so gut. Wenn an selbem Tag alle Klassen sich draußen irgendwo drängen und dann sonst andere noch die eigene Leistung beurteilen die irgendwo weiter weg stehen. Man kann diese Sportarten auch beim normalen Schulunterricht in der eigenen Klasse (sofern man den Sportunterricht beibehält) abprüfen und bewerten. Da kann ein Lehrer vielleicht auch noch eher die Situation im Griff haben.

PeterP58 findet, die Bundesjugendspiele sollten so bleiben:

Die Bundesjugendspiele seien eine Demütigung für unsportliche Kinder, die oft mit Bauchschmerzen auf den Tag hinzitterten.

Nach dieser Logik: Schulen direkt schließen!

Einige Kinder haben Bauchschmerzen vor der Mathematik-Arbeit, weil Sie nicht so gut in "Mathe" sind, andere Kinder haben Bauchschmerzen vor dem "Bio"-Unterricht, weil der Lehrer so "gemein" ist, andere Kinder haben Bauchschmerzen, weil Sie nicht für Physik gelernt haben, andere Kinder haben Bauchschmerzen, weil Sie ein Referat vor der Klasse halten müssen, usw. ... Holen sich dann auch ein Attest!? o_O

Meine: Dann wird der "kleine, dicke, unsportliche Max" halt letzter bei den Spielen! Bei den Spielen mitzumachen und sich der Herausforderung zustellen, das verdient Respekt! Nach dem Olympia-Motto: "Dabei sein ist alles!".

Andere Schüler sind einfach nur zu faul und haben keine Lust und erfinden daher irgendwelche Ausreden, damit die nicht mitmachen müssen! Das finde ich viel schlimmer ... da gewinnt der "Max" meine Anerkennung ... :)

Wir leben halt in einer Leistungsgesellschaft ... auch darauf muss man vorbereitet werden! Das Leben ist leider (!) kein Ponyhof! ^^+gg

jiva87 ist dafür, dass die Bundesjugendspiele ganz abgeschafft werden:

Mein Schulsport hat mich fürs Leben "traumatisiert", also dazu geführt das Sport nie so richtig Teil meines Lebens geworden ist.

  • Leicht moppelig gewesen und daher pauschal ausgegrenzt bei den Spielen wo die Schüler die Teams gewählt haben
  • Anfangen müssen die Beine zu rasieren weil die anderen Mädchen auf einen zeigen und lachen
  • Ein Sportlehrer der am Barren Hilfestellung am Arsch gab
  • Selber Sportlehrer der einfach in die Mädchenumkleide kommt wenn alle halb nackt waren
  • Kopfhörer beim Dauerlauf ohne Begründung verboten
  • lachen der anderen wenn man etwas nicht so hinbekommt

Und dann die Bundesjugendspiele. Ja auch ich war dort, mit Bauchweh und Angst.

Mag sein, das es mit den passenden Lehrern besser gelaufen wäre. Aber das sind halt auch nur Menschen.... Davon gibt es leider sehr viele die für ihren Beruf NICHT geeignet sind.

Festhalten lässt sich also, dass der Wettkampfgedanke der Bundesjugendspiele nicht von allen gleich betrachtet wird - auch die verpflichtende Teilnahme ist für einige unnötig. Es bleibt spannend, wie die Umsetzung künftig aussehen wird und ob die entsprechende Reform noch weiter angepasst wird.

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