Meinung zu sb?

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Selbstbefriedigung ist ein weit verbreitetes und natürliches sexuelles Verhalten, das in nahezu allen Altersgruppen und unabhängig vom Geschlecht praktiziert wird. Aus medizinisch-psychologischer Sicht überwiegen die positiven Effekte: Masturbation kann Stress reduzieren, die Schlafqualität verbessern, das Immunsystem stärken und zu einem besseren Körperverständnis beitragen. Insbesondere fördert sie ein selbstbestimmtes Sexualleben, da sie es ermöglicht, eigene Bedürfnisse kennenzulernen und ohne Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten oder ungewollte Schwangerschaften sexuelle Erfüllung zu erleben. Auch auf psychischer Ebene kann regelmäßige Selbstbefriedigung stabilisierend wirken, indem sie Spannungen abbaut und als Form der Selbstfürsorge dient.

Gleichzeitig kann sie jedoch auch problematische Seiten zeigen. In exzessiven Ausmaßen kann sie Ausdruck von Vermeidungsverhalten sein – etwa als Kompensation für emotionale Leere, soziale Isolation oder fehlende Nähe. In solchen Fällen besteht die Gefahr einer Verlagerung realer Probleme in den Rückzug ins Private, was langfristig zu Einsamkeit und psychischer Belastung führen kann. Verschärft wird dies durch gesellschaftliche Tabus: Noch immer ist Masturbation mit Scham behaftet, insbesondere in konservativ geprägten Gesellschaften oder in der Erziehung vieler Jugendlicher. Schuldgefühle und ein negatives Selbstbild können dadurch entstehen, was der psychischen Gesundheit eher schadet als nützt.

Darüber hinaus lohnt sich ein kritischer Blick auf den Umgang der Gesellschaft und insbesondere des kapitalistischen Systems mit dem Thema. Während Selbstbefriedigung in vielen kulturellen Kontexten öffentlich tabuisiert oder ins Lächerliche gezogen wird, wird sie gleichzeitig zur Ware gemacht. Sexspielzeug, Porno-Abos, Apps zur Luststeigerung und sogar Coaching-Angebote zur „Selbstoptimierung der Sexualität“ bilden einen Milliardenmarkt. Die menschliche Sexualität wird in diesem Kontext nicht als intimer, individueller Bereich respektiert, sondern in ökonomische Bahnen gelenkt, normiert und vermarktet. In dieser widersprüchlichen Struktur zeigt sich eine kapitalistische Doppelmoral: Einerseits wird Selbstbefriedigung als etwas „Schmutziges“ abgewertet, andererseits gezielt zur Profitquelle umfunktioniert.

So entsteht eine Form der Entfremdung – vom eigenen Körper, von echter Intimität und von natürlichen Bedürfnissen –, weil diese zunehmend im Kontext von Konsum und Leistungserwartung interpretiert werden. Selbstbefriedigung wird nicht als selbstverständlicher Teil menschlicher Sexualität akzeptiert, sondern entweder pathologisiert oder zur Ersatzhandlung stilisiert, die ein vermeintliches Defizit – etwa das Fehlen einer Partnerschaft – kompensieren soll. Dabei wäre sie gerade in einer aufgeklärten, emanzipierten Gesellschaft ein Ausdruck von Autonomie und Selbstfürsorge.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Selbstbefriedigung ein gesunder und individueller Bestandteil menschlicher Sexualität ist, der jedoch stark von gesellschaftlichen Normen und kapitalistischen Verwertungslogiken beeinflusst wird. Eine offene, tabufreie Auseinandersetzung mit dem Thema ist notwendig – nicht nur zur Förderung individueller Gesundheit, sondern auch, um die sexuellen Bedürfnisse des Menschen aus der ökonomischen Verwertungslogik zu befreien.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wie soll man sich darüber äußern? Das gehört ab einem gewissen Alter zu einem dazu und man erkundigt sich dabei selbst.
Jeder macht es sich auf seine Art.
Ist nichts verkehrtes dran.

Lg :)