Es kommt ja recht häufig vor, dass drum herum alles stimmt, während es an den Gefühlen selbst mangelt. In meinem Fall, ist es genau umgekehrt: Ich liebe meinen neuen Freund über alles, hegte noch nie derart intensive Gefühle für jemanden. Umso mehr ernüchtert mich der Rest, welcher mir in vielen Aspekten Bauchschmerzen verschafft.
Der größte repräsentiert den, dass ich mich ihm so nahe und gleichzeitig oft so fern von ihm entfernt fühle. Fast so, als führte ich gar keine Beziehung mit ihm, sondern wäre irgendwie "nur zu Besuch".
Das fängt schon bei den Körperlichkeiten an. Prinzipiell kuscheln wir beide sehr gerne miteinander, was das Verlangen nach mehr angeht, wirke ich allerdings fordernder. Ich würde mir viel mehr Intimität wünschen, aber aufgrund seiner auf ihn angewiesen Mutter, mit welcher er fast 2 Stunden von mir entfernt wohnt, konnte er mich bisher nur 3x mit nach Hause begleiten, wo wir dann immer bloß klassischen GV hatten, bevor er dann, kurz vor dem Einschlafen wieder Heim fährt. Dafür hege ich ja noch Verständnis, allerdings hat er mich am Ende weiterer nächtlicher Treffen in der Stadt 3x gefragt, ob er mich wieder mit begleiten soll. Die ersten beiden Male habe ich noch erfreut zugestimmt, nur damit er dann erwiderte, dass es ihm doch ein zu weiter Weg sei und wir das besser planen sollten. Das letzte Mal war ich dann nicht mehr enttäuscht, weil ich es bereits erwartet hatte, einen Stich bis in den folgenden Tag bescherte es mir dennoch. Aufgrund der genannten Umstände verstehe ich total, dass es nicht einfach für ihn ist, was ich hingegen überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist, warum er dann überhaupt immer wieder den Vorschlag bringt, mitzukommen.
Und sobald wir uns dann ein treffen, müssen immer sein Kumpel sowie dessen Freundin (bei der ich zusätzlich befürchte, dass er mit ihr flirtet, wobei ihrerseits da nichts kommt) dabei sein. Wenn die beiden keine Zeit haben, macht er einen sehr enttäuschten Eindruck und lädt andere Kumpels ein. Nur wenn wirklich niemand verfügbar ist, unternimmt er auch mal etwas mit mir alleine (was man als Pärchen so tut) und dann meistens bei weitem nicht so ausgiebig wie mit mehreren Leuten.
Zwar reden wir viel und tiefgründig, jedoch fühle ich mich dabei häufig weder richtig verstanden, noch ernstgenommen. Wenn ich von einem Problem berichte und nicht extrem ausführlich darauf eingehe, tut er es mit einem "Ich hoffe, das bessert sich bald" ab und schweift auf ein anderes Thema, meistens eines auf sich bezogenen, um. Zu seiner Verteidigung muss ich zugeben, dass Deutsch nicht seiner Mutterprache entspricht, weshalb ich es vielleicht detaillierter erklären müsste. Aber selbst damit kommt es mir vor, als wolle er sich nicht wirklich mit meiner Sorge befassen, obwohl er häufig fragt, ob es mir gut geht.
Der Teufelskreis besteht darin, dass ich genau deshalb all diese Probleme nicht mit ihm kommunizieren kann, was ja eigentlich die Basis einer funktionierenden Partnerschaft darstellt. Oberflächlich gesehen ist er ein liebevoller Mensch und ich liebe ihn wie gesagt sehr, weshalb ich so sehr unter der gesamten Situation leide. Was soll ich tun?