Achtung, das wird lang ;) Korea ist ein richtig spannendes, tolles Land, da stimm ich dir absolut zu. Aber so schön, wie man sich das Auswandern vorstellt, ist es nicht.
Das Leben Südkorea ist definitiv anders als in Deutschland und das im Positiven wie im Negativen. In Korea sagt man da 일장일단 "alles hat Vor- und Nachteile."
Ich liebe zum Beispiel koreanisches Essen und Essen gehen hier ist viel günstiger als zuhause. Allerdings haben die Lebensmittel generell eine viel geringere Qualität. Größere Supermärkte gibt es nur wenige und die Auswahl in den Convenience Stores und kleinen Märkten beschränkt. Für Einkäufe, die ich in Europa als alltäglich einstufen würde und einfach mal im Supermarkt in der Nähe holen würde, muss ich hier mehrere Stationen mit der U-Bahn fahren. Ich finde auch, dass es in Südkorea das bessere Nachtleben und bessere Clubs gibt. Dagegen finde ich es ... hmm nennen wir es schwierig, untertags jemanden zu treffen. Man trifft sich meistens zum Essen und Cafés sind natürlich in der Qualität nicht vergleichbar und sehr teuer. Ich gehe gerne schwimmen, aber das ist in Korea eigentlich nicht möglich. Die Bäder sind so vollgestopft und haben meistens so seltsame "Hygiene"regeln, dass es sowieso keinen Spaß macht. Während das Essen hier sehr günstig ist, ist Wohnen extrem teuer. Eine Ein-Zimmerwohnung mit ca 10-20 qm kostet so viel wie man in Österreich (sorry hab keinen deutschen Vergleich) für mindestens den doppelten Platz bezahlen würde mit besserer Ausstattung.
Auch die kulturellen Unterschiede spürt man sehr stark. Wenn du Koreanisch lernst, kennst du ja die Höflichkeitsstufen. Die sind nicht nur eine rein sprachliche Eigenheit, sondern basieren auf einer stark ausgeprägten gesellschaftlichen Hierarchie. Im Kleinen finde ich das oft charmant. Die Jüngeren sind höflich und respektvoll, was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass die Älteren sich um die Jüngeren kümmern sollten: sie zum Essen einladen, ihnen bei Problemen helfen usw. Es ist also ein Geben und Nehmen. Leider artet das dann in vielen Kontexten komplett aus. In der Arbeit sagt zb der Chef genau wos lang geht und duldet keinen Widerspruch - selbst wenn dieser Widerspruch vor einem schlimmen Fehler bewahren würde. Gegenseitiger Respekt oder das oben abgesprochene Geben und Nehmen = 0. Aus dem gleichen kulturellen Aspekt heraus gibt es auch eine große Gruppe im Altersbereich 40-60, die sich aufgrund ihres Alters jedes Recht herausnehmen will. Die rempeln einen dann an und erwarten, dass DU dich entschuldigst.
Außerdem gibt es in Korea sehr große Probleme mit Rassismus, Sexismus und Homophobie, gegen die nahezu nichts gemacht wird. Wie die meisten Völker leugnen Koreaner ihre gesellschaftlichen Probleme nämlich gerne.
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