Wir waren 2 Jahre beste Freundinnen zu Beginn des Studiums. Ich hab mich immer um alles gekümmert - Studienplan, Vorlesungen, Zeitpläne, Anmeldungen, Zeugnisse, Prüfungsunterlagen, Zusammenfassungen, Schummelzettel usw., hab sogar ihre Unterschrift gefälscht, wenn sie mal trotz Anwesenheitspflicht nicht da war. Und sie hat immer alles so gemacht wie ich und sich um nichts gekümmert.
Dann konnte ich einmal bei einer wichtigen Vorlesung wegen einer Prüfung nicht teilnehmen und sie sollte mir die Mitschrift davon schicken, weil eine Woche später auch hier die Prüfung war. Naja, sie hat es nicht gemacht. Ich hab sie angerufen und nochmal nachgefragt, sie hat es versprochen.
Als dann 2 Tage später immer noch nichts da war, hab ich sie erneut angerufen und bin sie ziemlich angegangen, weil sie mich im Stich gelassen hatte. Darauf sagte sie, ihr Vater sei gestorben (er war schon lange Diabetiker und sehr krank) und sie hätte jetzt anderes zu tun.
Naja, ich war nicht gerade verständnisvoll, weil sie es ja schon in den Tagen zuvor hätte erledigen können und ich sonst immer alles für sie gemacht habe. Ich fühlte mich total ausgenützt und war super sauer. Sie hat dann gesagt, sie möchte mit mir nichts mehr zu tun haben und hat die Freundschaft beendet. Wir haben uns nie wieder gesehen. Ich hab ein paar Wochen später zwar nochmal bei ihr angerufen, aber das Gespräch war ziemlich frostig.
Das ist jetzt viele Jahre her. Ich denke heute etwas anders darüber. Klar hätte sie sich darum kümmern müssen, aber ich hätte in dieser schwierigen Situation echt netter sein müssen. Und ich habe schon sehr lange das Gefühl, ich sollte mich bei ihr dafür entschuldigen. Es würde natürlich nichts daran ändern, dass wir keinen Kontakt haben. Wenn überhaupt, erwarte ich mir keine nette Antwort. Soll ich ihr trotzdem schreiben und mich entschuldigen?