Würde ich jemanden aus dem 19. Jahrhundert noch verstehen (Deutsche Sprache)?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es kommt darauf an, mit wem aus den 19. Jahrhundert du dich unterhältst. Ist es in einer größeren Stadt, würden die vielen deutsch ausgesprochenen französischen Wörter es erschweren. Einige aus der Zeit werden immer noch genutzt, andere sind vergessen. Auf dem Land wurde nur Dialekt gesprochen beziehungsweise Plattdeutsch, Allemanisch etc.. Meine Urgroßeltern haben nie richtig Hochdeutsch gelernt gehabt, geboren zwischen 1850 und 1871.

Seit es dank der Bibleübersetzung eine allgemeindeutsche, anerkannte Schriftsprache gibt, wandelt sich die Sprache nicht mehr so extrem, wie zuvor. Wenn man konzentriert zuhören würde, würde der Inhalt verständlich sein.

Als ich in den Niederlanden war, konnte ich den Inhalt auch erahnen, wenn die ganz langsam und deutlich niederländisch gesprochen hatten oder wenn ich Texte in niederländich lese. Niederländisch ist eben eine Mischung aus Deutsch, Plattdeutsch und Englisch. Drei Sprachen, die ich verstehen kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
benutzer63 
Fragesteller
 29.12.2021, 14:44

Sehr ausführliche Antwort!

Hast Du denn die Urgroßeltern mal reden gehört gehabt?

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Neugier4711  29.12.2021, 21:59
@benutzer63

Die Urgroßeltern waren leider schon gestorben, doch in den Dörfern redeten die alten Leute in den 60er Jahren nur Plattdeutsch. Daher weiß ich noch, wie es war, auch wenn damals schon moderne Ausdrücke mit verwendet wurden. Meine eine Oma benutzte noch viele deutsch ausgesprochene französische Wörter, die ich dann nicht verstand.

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Das kommt auf deine sprachliche Bildung an -- ob dein Vokabular auch ältere, inzwischen weniger gängige Wörter umfasst, z. B. weil du klassische Literatur gelesen hast.
Anders herum -- ein Mensch des 19. Jahrhunderts hört heutige Sprache -- wäre es wegen der vielen neuen Wörter für neue Dinge unmöglich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sprachdienstleister
Facoly23  09.02.2022, 00:50

Okay...aber was bitte ist denn ein Sprachdienstleister? Journalist, Texter, Skripter, Drehbuchautor, Übersetzer...Lektor??

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Hallo. Ich habe zwecks Studium schon so einige Texte aus dem 16. Jahrhundert gelesen und kann dir Folgendes sagen, was die Schriftsprache betrifft: Selbst Texte aus dem Zeitraum 1520-30 kann man, wenn man sich konzentriert, einigermaßen verstehen. Ich denke, wenn man sich zuvor in die alte Sprache "einübt" und sich Zeit nimmt, kann man zumindest das Geschriebene größtenteils verstehen. Es sind aber auch viele unbekannte Wörter dabei, viel ähnelt sich aber und es fällt auf, dass die meisten Wörter sich über die Jahrhunderte nur sehr wenig verändert haben - gibt natürlich auch Ausnahmen. Und vom 19. Jahrhundert bis heute werden diese Veränderungen wesentlich geringer sein - logisch.

Das Problem im Gesprochenen besteht jetzt aber sicherlich in der Geschwindigkeit. Ich glaube, dass man einiges verstehen würde, wenn man vorher etwas übt, sprich Texte lesen usw., UND der Sprecher sehr langsam und deutlich spricht. Es kommt halt viel auf den Kontext an. Um welches Thema geht es also und kannst du dir vielleicht einige fehlende Wörter herleiten, weil du Zusammenhänge verstehst?

Wir würden uns vor allem über den Dialekt wundern. Kaum jemand sprach damals das sogenannte Hochdeutsch.

Ohne weiteres. Es gibt manches alte Wort. Aber bis auf Dialekt würde man keine Probleme haben. Auch Texte aus dem 19. Jh. zeigen keine wesentlichen Unterschiede zur heutigen Sprache. Selbst die Sprache des 18. Jh. wäre kein Problem.