Worin unterscheiden sich Aberglauben von Gottesglauben?

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Grüß Dich SPAGHETTIFREAK

Um hier auf ein Zitat zurückzugreifen: Es macht keinen Unterschied ob man daran glaubt, das eine Katze, die von links nach rechts den Weg kreuzt, Unglück bringt oder ob man an die Wiederaufstehung Jesu von den Toten, oder Jungfrauengeburt oder an Wasser in Wein verwandeln usw. glaubt. Es gibt ja auch noch andere Formen, die in der Esoterik weit verbreitet sind.

Wikipedia formuliert das kurz und prägnant:

"Aberglaube, seltener Aberglauben, bezeichnet einen „als irrig angesehenen Glauben an die Wirksamkeit übernatürlicher Kräfte in bestimmten Menschen und Dingen".

Irrig bedeutet, das es keine nachweisbar wahrscheinliche Ableitung aus dem tatsächlichen Leben, also der Wirklichkeit gibt, die diesen Glauben wahrscheinlich erscheinen lassen könnte. Es muss wenigstens eine Stimmigkeit vorhanden sein, eine erschließbare Wahrscheinlichkeit, um den Glauben nicht als Aberglauben bezeichnen zu können. So etwa Erzählungen und Beschreibungen, deren Inhalte dem Erfahrungshorizont des Menschen entsprechen, der Wissenschaft und der Logik auch wenn der Mensch es nicht selbst erfahren hat. Eigenes Unwissen über bestimmte richtige Zusammenhänge die man nicht glauben will, sie aber als Aberglauben bezeichnet, bedeutet nicht das diese es auch sind. Denn was geschieht in der Welt ist auch meist irgendwo aufgezeichnet worden. Man muss nur danach suchen, um es zu finden.

Wir leben in modernen Zeiten und sind aus den Mittelalter heraus, wo man es nicht besser wusste sondern nur etwas behauptete, vorzugweise vom Klerus oder auch vom gemeinen Volk, das sich bestimmte Phänomene nicht erklären konnte und nach vordergründigen Ursachen suchte. Damals hat man diese als wahr angesehen.

Demnach ist auch der Gottesglaube ein Aberglaube. Das weisen natürlich Gottgläubige mit Vehemenz brüsk zurück! Insofern gibt es für meinen Geschmack viel zu viele Menschen, die geistig-religiös im Mittealter steckengeblieben sind und damit dem Aberglauben verfallen sind.

Herezlichen Gruß

Rüdiger

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
SPAGHETTIFREAK 
Fragesteller
 30.09.2020, 23:18

Braucht der Gottesgläubige seinen Gott, wie der Blinde seinen Stock braucht. Aber der Blinde braucht ihn wirklich

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DreiGegengifts  01.10.2020, 07:34
Um hier auf ein Zitat zurückzugreifen: Es macht keinen Unterschied ob man daran glaubt, das eine Katze, die von links nach rechts den Weg kreuzt

Das ist natürlich falsch. Es macht einen sehr großen Unterschied. Denn der Glaube wirkt sich auf die mentalen Vorgänge und auf die Psyche aus. Diese Systeme beeinflussen wiederum die Physis und unser Handeln.

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vonGizycki  01.10.2020, 08:46
@DreiGegengifts

Das was ich sagte nicht natürlich nicht falsch. Ein Gottes,- oder Götterglauben hat ganze Gesellschaften kulturell über jahrtausende hinweg geprägt und tut es noch heute. Die psychologische und daher handlungsbeeinflussende Wirkung lässt sich immer noch drastisch erleben. Physische Wirkung erzielt es dann, wenn andere aufgrund des Aberglaubens ausgegrenzt, verfolgt, misshandelt oder gar getötet werden.

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Der Unterschied ist oft gar nicht so groß:

"Ps.53,2" vs. "Offb.17,1-6".

In Bälde wird sich das ändern (Offb.20,2-4).

Woher ich das weiß:Recherche

Aberglaube ist definiert als falscher Glaube. Es liegt also nur im Auge des Betrachters. Was der eine als Glaube bezeichnet, bezeichnet der andere als Aberglaube.

Der Unterschied besteht allenfalls in der institutionellen Komplexität. Je größer und komplexer Glaubenssysteme werden und vor allem, je mehr und je länger sie gesellschaftliche Macht ausüben oder gar Teil der Staatsgewalt werden, desto eher werden sie als "Glauben" akzeptiert.

Beim Gottglauben /Religionen kommt natürlich noch die gegenseitig Verstärkung der anderen "großen" Religionen dazu. D.h. es ist eine gewisse Gradwanderung, die es erlaubt sich selbst als Gottgläubige und Teil einer wahren Religion zu definieren indem man die Gemeinsamkeiten mit anderen Religionen/ Gottgäubigen anerkennt und gleichzeitig alle kleinen Glaubenskrauter als abergläubig definiert um die Konkurrenz klein zu halten.

Vom Wesen her gibt es natürlich keine Unterschiede zwischen Aberglauben und jeder anderen Art von Glauben. Alle basieren ja auf autoritär verkündeten/offenbarten Dogmen/Wahrheiten die in keiner Weise einen Bezug zur Realität haben oder in irgendeiner Weise beweisbar wären.

Ob Moslem, Christ, Evangelikale, Mormonen, Homöopath, Verschwörungswurstel oder gemeiner Esoteriker jeder Art, keiner hat auch nur den Funken einer naturwissenschaftlichen Evidenz und die "Wahrheiten" basieren einfach nur auf hirnlosem Glaubenwollen.

SPAGHETTIFREAK 
Fragesteller
 30.09.2020, 23:07

Hirnloser Glauben nicht ganz. Denn selbst Sigmund Freud bezeichnete Gottesglauben als ein psychisches Phänomen.

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PeterJohann  30.09.2020, 23:16
@SPAGHETTIFREAK

Ich meinet "hirnlos" eher als Synonym für "irrational" oder "ohne kognitive Leistung". :)

"Psychisches Phänomen" vielleicht für Menschen, die versuchen ihre existenziellen Ängste damit zu beschwichtigen.

Ansonsten denke ich eher, dass Glauben (also dass sich einer ungeprüften Autorität unterwerfen) eine evolutionsbiologisch Folge unserer Hirnentwicklung mit einer notwendigerweise sehr langen Kindheit ist. Wer nicht auf die ungeprüfte Autorität der Eltern oder Stammesangehörigen hörte kam eher ums Leben. Diese ungeprüfte aber überlebensnotwendige Autorität wurde dann mit kräftiger Nachhilfe durch die Schamanen der Wahl später auf irrationalen Gottglauben und Religionen übertragen

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SPAGHETTIFREAK 
Fragesteller
 30.09.2020, 23:47
@PeterJohann

Die Urangst vor dem Tod. Ist sie rational oder irrational? Das spielt eigentlich keine Rolle. Doch die Angst, nach seinem Ableben in ein unendliches Nichts hineinzufallen, schon. Denn es bedeutet auch den geistigen Tod ohne Wiederkehr

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filmfan69  01.10.2020, 07:16
@SPAGHETTIFREAK

Diese Angst dürfte es für einen Atheisten zumindest nicht geben. Denn was soll am Nichts beängstigend sein? Das wäre sehr irrational.

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PeterJohann  01.10.2020, 11:06
@filmfan69

Das finde ich jetzt etwas an den Haaren herbeigezogen. Warum sollte die Angst vor dem Ende der eigenen Existenz irrational sein? Wir sind dafür gemacht uns mit Klauen und Zähnen gegen den Tod zu wehren und Angst vor dem Ende gehört zum Programm.

Mein Welterklärungsmodell basiert auf den Naturwissenschaften, deswegen kann ich auch kein klassischer Atheist sein, da weder Existenz noch Nichtexistenz von Göttern beweisbar ist.

Allerdings kann ich definitiv behaupten, dass mir die potentielle Existenz von Göttern völlig egal ist.

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filmfan69  01.10.2020, 13:43
@PeterJohann

Hm, ich bin gläubiger Christ und ich habe irgendwie den Glauben, dass etwas nach dem Tod weitergeht, ich glaube an das Geborgensein in der Liebe Gottes nach dem Tod, wie immer das beschaffen sein mag. Dass dieser Glaube in mir ist, ist mir letztlich nicht erklärlich. Dennoch ist der Tod mir nicht geheuer, weil sich da schon so Fragen reinmischen: Ist das, was dann sein wird, wirklich so schön? Ich mache aber auch häufig das Gedankenexperiment: Was, wenn ich meinen Glauben an Gott verlöre? Ich vermute, dann würde ich glauben, dass dann nichts mehr ist. Und dann denke ich mir oft: Dieser Rest, dieses nicht geheuer Sein, dieses klamme Gefühl würde dann wahrscheinlich mit verschwinden, denn wenn nichts mehr ist, ist ja auch die Angst nicht mehr und die Dinge, vor denen ich Angst haben muss, auch nicht mehr. Keine Ahnung, ich bin froh, dass ich meinen Glauben bisher nicht verloren habe, aber wenn, würde ich vielleicht so denken und fühlen. Und Insgesamt finde ich den Gedanken ans Sterben (womöglich unter grausamen Qualen) eigentlich noch beängstigender als den Tod.

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Im Grunde gibt es keinen wirklichen Unterschied. Allerdings bezieht sich Aberglaube auf bestimmte Vorgänge (schwarze Katze von links), denen eine prophetische Eigenschaft zugeschrieben wird, während religiöser Glaube ein System von überirdischen Wesen (Gott, Teufel, Engel, Heilige usw.) beinhaltet. Beides ist aber gleichermaßen unbewiesen.

DreiGegengifts  01.10.2020, 07:35
während religiöser Glaube ein System von überirdischen Wesen (Gott, Teufel, Engel, Heilige usw.) beinhaltet

Das ist natürlich falsch. Der Glaube kommt in seinen vielen Spielformen auch ganz ohne wesenhafte Vorstellungen des Göttlichen aus.

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Buhujo  01.10.2020, 07:42
@DreiGegengifts

Einen Geist als Gott zu haben ist nicht wirklich anders. Wer meint Gott seien die Naturgesetze, dann ist es nur ein anderes Wort für Naturgesetze. Denen ist alles untergeordnet.

Aber dieses anzubeten ist sinnlos, da dadurch nichts beeinflusst wird.

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DreiGegengifts  01.10.2020, 07:47
@Buhujo
Einen Geist als Gott zu haben ist nicht wirklich anders.

Es ist gleichgültig wie das Göttliche gesehen wird und es ist auch gleichgültig wie gut du darin bist diese Dinge zu erfassen. Wichtig ist mir nur festzustellen, dass deine Definition falsch ist.

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Buhujo  01.10.2020, 07:49
@DreiGegengifts

Beweise deine Aussage

(Deine Aussage ist nämlich schlicht einseitiger Unfug.)

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DreiGegengifts  01.10.2020, 07:52
@Buhujo
Beweise deine Aussage

Welche Aussage? Dass der Glaube ohne wesenhafte Vorstellungen auskommt? Das ist Allgemeinwissen. Siehe Pantheismus, Deismus, oder philosophische Konstrukte wie Das Eine.

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BadWolf27  01.10.2020, 09:50
@DreiGegengifts
Der Glaube kommt in seinen vielen Spielformen auch ganz ohne wesenhafte Vorstellungen des Göttlichen aus.

Nein. Es gibt zwar Ausnahmen, aber in der Regel nicht.

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DreiGegengifts  01.10.2020, 20:02
@BadWolf27
Nein.

Doch selbstverständlich. Ich würde sogar vermuten, dass die Mehrzahl der Menschen mit solchen Vorstellungen keine wesenhaften Imaginationen damit verbinden.

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