Worauf muss ich bei der Anschaffung von Fischen achten?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo

( nach ausgiebiger Recherche im Internet wurde ich auch nicht schlauer. Immer sagt man was anderes🤷🏼‍♀️)

Es gibt mehrere Sparten der Aquaristik und viele Betriebsweisen von Aquarien. Daher sagt jeder was anderes.

Bei dem was ich jetzt empfehle geht es mir darum unnötige Enttäuschungen oder Probleme zu vermeiden und das ganze am Anfang nicht unnötig kompliziert zu machen. Dabei gehe ich von den Bedürfnissen der Fische aus, nicht von Pflanzen- oder Landschaftsaquaristik (Auascaping). 

Wichtig ist imho:

  • Beckeneinrichtung nach der Fischart. also lege dich zuerst gemütlich auf einen Besatz fest, und gestalte demnach dein Aquarium. Dadurch vermeidest du mangelnde Passung zwischen den Gegenständen, dem Boden und Pflanzen und der gesamten Gestaltung, Technik und den Fischen. Fischarten haben ganz unterschiedliche Verhaltensweisen und nutzen unterschiedliche Gegenstände.
  • Wasserwerte messen: Als Anfänger bei Verwendung von Leitungswasser entweder gar nicht tun oder nur so nebenbei aus Interesse. Wasserwerte helfen dir im Leitungswasserbecken nur in den seltensten Fällen irgendwie weiter, wesentlich häufiger machen sie falschen Alarm oder wiegen dich in falscher Sicherheit.
  • Umgang mit Wasserwechsel: Wie viel Wasser du im laufenden Betrieb deines Aquariums wechselst ist unter den meisten Umständen nicht so wichtig. Was aber brennend wichtig ist ist Notwasserwechsel: Wenn deine Fische Vergiftungserscheinungen zeigen dann schau nicht auf die Wassertests, sondern du musst einen temperierten Notwasserwechsel machen. Der umfasst 90% nicht weniger. Den wiederholt man dann am dritten tag noch einmal. Eine solche Vergiftung muss nicht auftreten, kann aber, und dann besonders häufig nach dem Einsetzen der Fische, nach irgendwelchen Säuberungsaktionen, Filterwechsel, Bodengrundwechsel oder Herumgraben im Bodengrund.
  • Besatzhygiene und wenige Arten: Eine der häufigsten und die bei weitem unterschätzteste Todesursachen von Fischen ist ganz simpel das Dazusetzen neuer Fische zu einem bereits bestehenden Bestand. Die untereinander fremden Fische haben inkompatible Keime und Immunsysteme was zu schnellen Todesfällen bzw. einer kurzen Epidemie führt. Fische nachsetzen ist generell nicht so gut. Allein schon deshalb sind Gesellschaftsbecken mit mehr als ich sag mal 3 Arten... Mutwillen.
  • Vergesellschaftung verschiedener Fischarten: Ist per se eine sehr heikle Sache, sei damit übervorsichtig. Dass irgendwo steht oder gesagt wird "passt schon" hat erst mal wenig zu sagen. Es kursieren durchaus auch viele Vorschläge die mehr oder weniger riskant sind. Artbecken (= eine Fischart) sind oft eine gute Wahl und werden von Anfängern zu selten in Betracht gezogen. Weniger ist oft mehr. Nicht hilfreich sind dabei Konzepte wie "zuerst mal Algenfresser einsetzen" ("Algenfresser" sind keine Statisten!), "Anfangs mal ein geringer Erstbesatz" (warum?) oder das Besatzschema "Eyecatcher/Pärchenfisch - Schwarmfisch / Bodenfisch". Bitte nicht daran orientieren das ist veraltet und funktioniert oft ganz übel- insbesondere das obligatorische Buntbarsch- oder Fadenfisch"pärchen" im Gesellschaftsbecken ist oftmals ein Ärgernis, sobald abgelaicht wird- falls diese eher ruhebedürftigen Fische nicht vorher kaputt gehen oder das Männchen das Weibchen umbringt.
  • gesunde Fische kaufen: Wenn die Fische deiner Wahl in dem ein oder anderen Zoohandel irgendwie nicht so richtig toll wirken, körperlich irgendwie schief oder so... kauf sie nicht. Ich meine damit nicht einmal offensichtliche Kränklichkeit, sondern auch zum Beispiel ein wenig komische Körperproportionen, sehr scheues Verhalten, "unathletische" Schwimmweise... man muss nicht das erstbeste kaufen.
  • zu kleine Gruppengrößen: Häufiger Fehler bei geselligen Fischen. Bitte lass dir nicht lediglich 2 oder 3 Exemplare einer geselligen Gruppenfischart andrehen. Das schränkt deren Lebensqualität ggf. erheblich ein. Oft werden zu kleine Gruppengrößen wegen irrationaler Angst vor "Überbesatz" gewählt. 5-7 ist meist die Untergrenze, bei leicht aggressiven Schwarmfischen müssen es manchmal noch deutlich mehr sein.
Welche Arten eignen sich für den Anfang? 

Keine festen Regeln, man kann wenn man will und die Hürden kennt alle Fische als Anfänger halten, aber achte vielleicht auf folgende Sachen die es schwerer machen:

  • Futter: Fische die Lebendfutter benötigen verursachen natürlich einen Mehraufwand
  • Wasser und Lebensdauer: Das ist so ziemlich alles was hinter dem leidigen Thema "Wasserwerte" steckt: Einige tropische Fische vermehren sich nur in sehr weichem leicht saurem Wasser. Aus dem Wasserhahn kommt hartes leicht alkalisches. Daher sollte man kurzlebige tropische Weichwasserspezialisten, besonders seltenere, nicht in Leitungswasser halten => Mehraufwand für die Beschaffung des weichen Wassers. Kurzlebige und seltenere Fische möchte man idr. vermehren. Beispiele für solche Fische sind Parosphromenus, viele Killifische und Laubkampffische. Aber Achtung! Viele Fische für die ärgerlicherweise ständig Weichwasser gefordert sind benötigen es entweder in Wirklichkeit gar nicht (Fadenfische, Trichopsis...) oder werden sowieso in Leitungswasser ziemlich alt (viele Salmler, Bärblinge).
  • Aggressionen innerartlich: Je innerartlich friedlicher ein Fisch ist desto besser für den Anfänger. Viele Fische sind innerartlich einfach überhaupt nicht aggressiv. Brutpflegende Fische dagegen meistens schon, in verschiedenem Umfang. Am ärgsten und für Anfänger nun ja... mäßig toll sind freischwimmende brutpflegende Fische wie Labyrinthfische und Buntbarsche. Das Problem dabei ist dass Umquartierung oder tote Fische als Alternative sich herausstellen kann, unangenehme Situation. Andererseits muss man sagen... die aggressiveren brutpflegenden Fische sind oft auch die intelligenteren mit dem interessanteren Verhalten. Also... ambivalente Sache.
  • Hochzuchten: Vermeide eher Hochzuchten, die stark durch Zucht veränderte Körperformen haben. Schleierschwänze, großflossige Guppys, großflossige Kampffische, Ballonmollys... all diese Fische sind gesundheitlich nicht so stabil wie ihre normaler geformten Artgenossen.
  • Vermehrungsprobleme: Im Grunde ist es ja schön wenn Fische leicht zu vermehren sind. Bei Lebendgebährenden ist das zum Beispiel auch gar nicht schlecht denn es resultiert lediglich in einem dicht besetzten Becken. Bei manchen Fischarten ist es aber eine Kombination aus aggressiver Brutpflege und hoher Fruchtbarkeit, die dazu führt dass sie sich fast immer erfolgreich vermehren- obwohl niemand diese Fische im Schwarm halten will. Das sind besonders einige Buntbarsche wie Pelviachromis, Amatitlania nigrofasciata, der "Yellow" und Hemichromis guttatus- super leicht zu halten aber tu es nicht. Eine Mittelposition nimmt der normale Ancistrus ein. Er kann sich stark vermehren, ist aber trotzdem auch ein guter Anfängerfisch imho da er dabei wenig aggressiv wird. Man sollte sich eben der Problematik bewusst sein.

Hier eine sehr sehr kurze Liste imho guter Anfängerfische.

  • Pastellgrundel (Tateurndina ocellicauda)
  • marmorierter Panzerwels (Corydoras paleatus) , Metallpanzerwels (Corydoras aeneus)
  • Aplocheilus panchax
  • Zebrabärbling (Danio rerio)
  • Wüstengrundel (Chlamydogobius eremius), allerdings schon Aggressionspotential
  • brauner Antennenwels und Farbzuchten (Aber kann sich stark vermehren, evtl. nur einer)
  • Endlerguppy und Guppy
  • Platy und Papageiplaty
  • Megalechis thoracata
  • Cleithracara maronii
  • Pseudomugil furcatus, gertrudae, luminatus
  • Trauermantelsalmler (Gymnocorymbus ternetzi)

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Was sollte meine Erstausstattung sein?

Zunächst einmal zu einem Mythos über die Beckengröße. Viele Quellen behaupten, kleine Aquarien seien aufwändiger zu pflegen. Daher sollten Anfänger mindestens X Liter verwenden. Das ist ... also mir fällt dafür kein höfliches Wort ein. Ein ausgemachter Mumpitz. Du kannst mit jeglicher Beckengröße starten- auch sehr klein und das macht viel weniger Arbeit. Natürlich passen verschiedene Fischarten zu unterschiedlichen Beckengrößen.

Bei der Technik würde ich beim ersten Becken vermeiden was kompliziert ist und nicht unbedingt sein muss. Belass es bei Beleuchtung, Filter (evtl. sogar ohne aber das kommt drauf an), evtl. Heizung (je nachdem ob nötig) und einer Zeitschaltuhr für die Beleuchtung.

Besonders bei der Wahl des Bodens, aber auch in technischen Dingen musst du dich nicht an Schema F aus dem Aquascape oder dem Pflanzenbeckenbereich orientieren. Es gibt viele Optionen beim Bodengrund, die Anfängern meist gar nicht in den Sinn kommen weil z.B. der Fachhandel und das Scaping in andere Richtungen drängen: Gar kein Boden, Laubboden, Mulmboden, sehr dünner Sandboden, Sandboden, Maulwurfserde als Düngesubstrat unter Kies usw. usf.

Oft ist es auch gar keine schlechte Idee wenn man sich vielleicht für verschiedene Sachen interessiert quasi gleich mit 2 Becken zu starten, bzw. einfach mal nebenbei ein kleineres technikloses Becken aufzusetzen z.B. auf der Fensterbank- da müssen dann nicht unbedingt Fische rein aber es erweitert den Horizont und ist sehr spaßig und günstig.

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Schlusswort: Literatur... ganz ehrlich ich finde die Anfängerliteratur nicht gut. Wenn überhaupt dann Praxishandbuch Aquarium - Ulrich Schliewen - GU Online-Shop

Zoohändler als Berater...meh. Erfahrungsgemäß gibt es darunter sowohl wirklich Leute die ganz großen Unfug empfehlen (selten) als auch Leute die jetzt nicht so tolle reibungslose Anfängeraquarien zusammenstellen (häufiger).


Oceanlight443 
Fragesteller
 06.07.2023, 17:53

Vielen Dank! Ich versuche mich so gut wie möglich an diese Vorgaben zu halten. Auch gut dass ich deinen Kommende vor meinem Aquariumkauf gelesen habe, sonst hätte ich wahrscheinlich doch noch eine menge Quatsch gekauft 😳

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Als erstes solltest du dich informieren welche Fische du überhaupt haben willst und welche Haltungsparameter (zb Beckengröße, Wasserwerte) sie brauchen.

Auch wichtig ist, dass man keine Arten wählt, die sich nicht miteinander vertragen oder völlig unterschiedliche Anforderungen haben.

Hat man sich dann entschieden und hat das richtige Becken schon einige Wochen bis Monate vorbereitet dann kann man an den Fischkauf gehen.

Dabei sollte man dort einkaufen wo man auch Qualität bekommt. Große Ketten die aber nicht auf Fische spezialisiert sind, sind eher zu meiden (aka "Fressnapf"). Dort bekommt man Massenware die mit Medikamenten so lange am Leben gehalten wird, bis sie eben verkauft wurde.

Und wenn man dann auch noch ethisch handeln möchte, sollte man keine Wildfänge sondern wenn möglich lokale Nachzuchten kaufen. Internationale Nachzucht ist da so ein Zwischending... ist halt auch nicht so toll die Tiere Tagelang mit der Post irgendwohin zu schicken.

Die Arten sollten zu einander passen (sich also nicht gegenseitig fressen oder so) und gesund sein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe seit 2016 ein Aquarium.

Da gibt es so vieles worauf man bei der Planung schon achten sollte. Wo fang ich denn an?

Ach ja, hast du schon eine Vorstellung davon, wie groß dein Aquarium sein soll/kann? Wieviel Platz hast du und wieviel Arbeitszeit kannst du wöchentlich investieren?

Wenn du das Projekt startest, fängst du erstmal eine Weile ohne Fische damit an, aber das hast du bestimmt schon gelesen, also versuche ich jetzt mal sowas wie eine Checkliste zu machen:

  1. Standort wählen (keine Sonneneinstrahlung).
  2. Größe des Aquariums bestimmen.
  3. Gucken, welche Fische bei beispielsweise 100 Litern Volumen möglich sind. (Ich gehe da nie bis zum Maximum, heißt, wenn ich 100 Liter habe, schaue ich nach Fischen die laut Guides für 50 Liter geeignet sind).
  4. Gut recherchieren über jene Fische. NOCH NICHT KAUFEN!- Ist es ein Bodenfisch, hält er sich fiel an der Oberfläche auf, oder eher Mittelfeld?- Ruhiger Fisch, oder auch mal aggressiv sein Revier verteidigend?- Ist er überhaut verträglich mit anderen Fischen oder nur bestimmten Arten?- Braucht die Fischart Verstecke?- Bevorzugt diese Fischart Strömung im Becken oder eher ruhigeres Wasser?
  5. Bodengrund auswählen (Bei einem Bodenfisch entscheidet die Art darüber, welcher am besten ist, wie zum Beispiel Sand).
  6. Reichlich bepflanzen mit echten Pflanzen selbstverständlich (sofern es nicht zum Beispiel ein Amazonas-Becken werden soll mit Bewohnern, die das Grün überhaupt nicht brauchen).
  7. Steine oder Wurzeln einbringen, die für Versteckmöglichkeiten und mehr Strukturierung sorgen. (Bei Wurzeln bedenken, dass diese Zeit brauchen bis sie sinken.)
  8. Die Einlaufphase abwarten. (Gib dem am besten mind. einen Monat)
  9. Danach kannst du deine sorgsam ausgewählten Bewohner kaufen und vorsichtig einsetzen. Nicht einfach reinkippen, sondern idealerweise den Beutel, in welchem man sie bekommt, ins Wasser hängen und alle paar Minuten ein Schlückchen Wasser aus dem Aquarium reingeben. So gewöhnen sie sich langsam an selbiges.

Ich merke gerade, dass ich nichts zum Filter und der Beleuchtung geschrieben habe. Bei einem Komplett-Starterset sollte alles dabei sein. Bei der Dauer der Beleuchtung scheiden sich manchmal die Geister. Bei mir läuft sie 12 Stunden und dann ist halt 12 Stunden Lichtruhe.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit rund 15 Jahren damit beschäftigt.

Jonah1508  03.07.2023, 18:35

Super Antwort. Dem ist nichts hinzuzufügen

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Oceanlight443 
Fragesteller
 03.07.2023, 23:41

Genau sowas habe ich gebraucht, dankeschön!

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Für den Anfang eignen sich zum Beispiel Guppys. Ich würde nicht mit einem zu großen Aquarium starten. Außerdem solltest darauf achten, dass die Arten miteinander klar kommen.

Das Becken solltest du schon ein paar Wochen vorher planen und kaufen. Selbst wenn das Wasser drin ist, müssen sich die Fische erstmal an das Wasser gewöhnen.

Auch über die Fische solltest du dich informieren. Wie viel Platz brauchen sie? Wie groß ist der Aufwand? Wie viele Fische/Fischarten kann ich zusammen im Aquarium halten? Welche Wasserwerte brauchen sie?

Zum Fischkauf: kaufe am besten Fische in einem Tiergeschäft, das sich auf Fische spezialisiert hat. Achte darauf, wo die Fische herkommen und wo sie zuvor gehalten/gezüchtet wurden. Bei Kampffischen ist es häufig der Fall, dass sie aus Asien kommen. Da werden die Tiere katastrophal gezüchtet und nur die besten werden nach Europa geschickt, der Rest der Kampffische stirbt.

Am besten ist es, man fragt immer noch mal in einem Tiergeschäft nach, da können einem die Mitarbeiter meist auch helfen. Außerdem gibt es auch noch viele Bücher zum Thema, wie zum Beispiel das Buch von Sebastian Müller ,,Das erste Aquarium: Schritt für Schritt Anleitung für Anfänger".

https://www.amazon.de/Das-erste-Aquarium-Anleitung-Anf%C3%A4nger/dp/1080972617/ref=tmm_pap_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=1688392801&sr=8-1

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen!

Woher ich das weiß:Hobby – Interessiere mich sehr für Aquaristik.