Wohnen und Attraktivität: Umzug lieber nach Süddeutschland, Norddeutschland, Westdeutschland oder Ostdeutschland?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also, ich wohne schon mein ganzes Leben hier im Süden und genieße es sehr. Ich hab noch nie allein gewohnt und mich eigenständig um die Finanzen kümmern müssen, deswegen kann ich dazu eher wenig sagen. In meiner Gegend sind die Grundstücks- und allgemein die Wohnpreise aber eher hoch wegen der guten Anbindung zum Flughafen und nach Stuttgart.

Naturtechnisch bin ich hoch zufrieden. Mit dem Auto kann man hier in kurzer Zeit viele attraktive Ziele zum Spazierengehen und Wandern erreichen. Es gibt viel Agrarwirtschaft und immer wieder stößt man auf Naturschutzgebiete, und vor allem der Schwarzwald und die Schwäbische Alb bieten einiges zu sehen. Die Winter sind in den letzten Jahren im Dezember mild, im Januar und Februar aber eher kalt ausgefallen. Im Sommer gibt es tendenziell genau eine richtig heiße Woche, ansonsten ist es erträglich und regnet vielleicht sogar ein wenig zu viel für den Geschmack mancher Leute. Ich persönlich finde die Menge an Niederschlag gerade richtig. Nicht zu viel und nicht zu wenig.

Die Leute sind manchmal ein bisschen pingelig mit dem schwäbischen Fleiß und der Kehrwoche, aber alles in allem empfinde ich die Leute in meiner Kleinstadt ganz angenehm - die meisten kümmern sich dann doch um ihren eigenen Kram. Als Familie, die in der Kirche an mehreren Stellen engagiert ist, haben wir aber einen breiten Kreis an guten bis flüchtigen Bekannten, denen man gerne auf der Straße mal Hallo sagt. Die Streitereien zwischen den einzelnen Kuhkäffern waren vor zwei, drei Generationen noch interessant, heute beschimpft man sich nur noch im Spaß.

Es gibt hier relativ nah aneinander gelegen ganz unterschiedliche Möglichkeiten, das Leben zu gestalten. In Stuttgart beispielsweise und München kann man schon so ein bisschen Großstadt erleben, modernen Lifestyle, geschäftiges Treiben. Dann gibt es Kleinstädte wie die in der ich lebe, so ein Zwischending, wo man für sich sein, aber auch ganz gute Bekanntschaften dabei unterhalten kann, und es gibt die richtigen Dörfer, in der jeder jeden kennt, und in denen wildfremde Leute dich erkennen, weil du deiner dort aufgewachsenen Mutter ähnlich siehst. Und dann gibts da natürlich noch Tübingen. Diese Stadt gehört den Studenten, Künstlern, Bohemiens und Umweltbewussten. Ein erlebenswerter Ort. 

Was die Infrastruktur angeht: Ich habe nicht viel Vergleich, aber öffentliche Verkehrsmittel sind, was man so mitbekommt, vergleichsweise teuer. Zum Teil sind die Verbindungen ein wenig unpraktisch (gerade von Stuttgart nach Tübingen), und in den letzten Monaten war der Lokalverkehr auch ein bisschen unzuverlässig. Allgemein aber kommt man mit ein wenig guter Planung und Geduld überall hin. Die Straßennetze bringen einen aber oft viel schneller ans Ziel. Die sind gut verzweigt und werden ordentlich gewartet. 

Allgemein halte ich die Lebensqualität für vergleichsweise hoch. Die Städte sind sauber, Gebäude und Straßen werden gut instand gehalten, wenn man eine Institution oder einen Dienst in Anspruch nehmen möchte, muss man nie weit fahren oder allzu lange warten. Wenn ich nicht vorhätte, auszuwandern, würde ich genau in diesem Teil von Deutschland wohnen bleiben. Ich kann den Süden auf jeden Fall empfehlen!

Enrico21 
Fragesteller
 29.03.2016, 09:14

Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht!

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Ausser bestimmten Steuern, und Gebühren, die in regionalem Zusammenhang bundesweit SEHR unterschiedlich sein können, sehe ICH ausschließlich "Sympathiegründe" für bestimmte Präferenzen bei der Wohnungssuche: Die Infrastruktur deutscher Städte\Großräume ist überall die selbe: der ÖPNV ist meist sehr gut ausgebaut (reicht GUT an "London Transport" heran) Die Energie- und Wasserversorgung ist genauso gut wie die ENTSORGUNG von Schmutzwasser, Müll und recykelbaren Verpackungsmaterialien. Wer UNBEDINGT weniger Niederschläge UND (etwas) höhere Aussentemperaturen haben möchte, der siedelt sich südlich des sog. Weisswurstäquators an (googeln) Allerdings haben Bayern, Badenser und Schwaben nach MEINER Ansicht eine etwas geringere Toleranzschwelle, als die Hessen und was weiter nördlich liegt. Als alter Fernfahrer und annähernd vierzig mal umgezogener Bundesbürger bilde ich ich mir ein, das einigermaßen gut beurteilen zu können.

Enrico21 
Fragesteller
 29.03.2016, 20:50

Danke für deine Antwort! Dann wäre Hessen von dir aus ein gutes Pflaster zum leben?

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abibremer  02.04.2016, 09:08
@Enrico21

Grundsätzlich JA, rate aber GANZ DRINGEND von Offenbach AB: Das eine Jahr,in dem ich dort gewohnt habe, hat MIR die Stadt nicht eine Spur sympathischer gemacht, als ich sie vom Durchfahren empfunden habe: GRAUENHAFT: Der aus meiner Sicht EINZIGE positive Punkt für den Ort ist Robert Treutel, bekannt als der Komiker Bodo Bach, der kommt soviel ich weiß, dort her.

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schwarzerkicker  30.07.2020, 07:03
@Enrico21

Bestimmt ist die Entscheidung schon längst gefallen – mir fiel trotzdem noch ein Punkt ein, der überhaupt nicht genannt wurde: Wenn dein Kumpel aus der Schweiz kommt, wird er im Süden weniger Probleme mit dem Dialekt haben. Nördlich von Würzburg und Frankfurt wird Schweizerdeutsch im Allgemeinen kaum noch verstanden. 😅
Wie fiel denn die Entscheidung aus?

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Norddeutschland ist sehr schön. Flaches Land, die Menschen sagen was sie denken. Es sind nicht solche weicheier wie im Süden (im Urlaub: "nein der Sonnenschirm hält dem Wind nicht stand; es ist zu stürmisch um rauszugehen" usw.)

Enrico21 
Fragesteller
 29.03.2016, 09:19

Danke für deine ,,direkte" und ehrliche Antwort :) !

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Ich denke das Thema ist inzwischen geregelt aber zu NRW kann ich sagen.: Das Ruhrgebiet ist eher ein Ghetto. Hohe Migrationsquoten, viel Arbeitslosigkeit und je nach Gegend sollte man nicht komplett alleine auf den Straßen unterwegs sein - je nachdem schaut dort auch die Polizei im ernstfall weg.hinzu kommen oftmals triste Plattenbauten und heruntergekommene Häuser in den Städten (bspw. Duisburg)

In anderen Städten sieht die Welt anders aus, aber dafür ist der Landwert dort auch entsprechend hoch (bspw. die düsseldorfer Altstadt)

Die ländlicheren Regionen (bspw. Kreis Kleve) haben wiederum eine höhere Lebensqualität, dafür ist hier der ÖPNV relativ zurück gestellt und teuer, sodass man ein Auto benötigt, wenn man mehr als nur die Nachbardörfer sehen will.

Das Dorfleben ist hier ähnlich mit dem in Bayern, nur dass hier weniger Menschen in die Kirche gehen. Wichtig ist auch zu wissen, dass die Ortschaften jeweils eine etwas eigene Mentalität aufweisen. Das kann soweit ausarten, dass man entweder als zugezogener voll integriert ist oder komplett ausgeschlossen wird, weil man bspw. ein Abitur erreicht hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Er sollte wohl dorthin ziehen, wo er eine Arbeit und eine Wohnung findet.

Enrico21 
Fragesteller
 29.03.2016, 09:17

Er hat hat eben mehrere Jobs- und Wohnungsangebote von verschiedenen Regionen Deutschlands erhalten! Mfg Enrico21

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Enrico21 
Fragesteller
 29.03.2016, 09:23
@turnmami

Ja, deshalb dachte ich mir, ich möchte mir eure Erfahrungen und Meinungen dazu anhören! Mfg Erico21

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turnmami  29.03.2016, 09:34
@Enrico21

Ich bin ja immer für den Süden. Wir Bayern sind einfach immer liebenswert ;))

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