Mitteldeutschland, warum nicht Ostdeutschland?

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Mitteldeutschland ist die historische Bezeichnung der heutigen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Seinerzeit gehörte zu Ostdeutschland Brandenburg und Schlesien, bei Pommern und West- bzw. Ostpreußen war man sich hinsichtlich Nord- und Ostdeutschland nicht ganz einig. Nach Verlust der Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie verblieb vom historischen Ostdeutschland nur Brandenburg, das seinen Fernsehsender deshalb Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg (ORB - nach Fusion mit dem Sender Freies Berlin jetzt rbb - Radio Berlin Brandenburg) nannte.

Der Begriff kommt aus der Zeit, in dem dir Oder-neiße Grenze noch nicht existierte und das Gebiet der ehemaligen DDR tatsächlich die Mitte des Landes darstellte.

Das ist eine Wespennest-Frage.

Ostdeutschland war ursprünglich der sprachliche Gegenentwurf zu Westdeutschland zu Zeiten des Kalten Kriegs.

Westdeutschland hat sich wiederum in Nord- und Süddeutschland aufgeteilt, wobei die Nord-Süd-Trennlinie je nach Sichtweise räumlich irgendwo zwischen Harz und Donau angesiedelt war. Nördlich davon haben die Preußen gelebt und südlich davon die Bazis. Jenseits des Zaunes hausten die Sachsen. Es war auch damals schon nicht einfach.

Der Begriff Mitteldeutschland ist eher geografisch gesehen, impliziert aber, dass es auch noch ein Ostdeutschland geben muss. Das liegt aber heute bekanntlich jenseits von Oder und Neiße und beibt da hoffentlich zumindest solange, wie ich noch lebe.

Eingefleischte DDR-Nostalgiker und Jammersachsen werden im Westen ja immer noch als Ossis bezeichnet und auch im Osten schimpft man eher generell über Wessis als über Südis und Nordis.

Wie du es auch anfasst: es wird immer jemanden geben, der schwerwiegende Einwände gegen deine Nomenklatur hat. Das ist Deutschlands Schicksal. Und wir müssen es tapfer tragen, in West-, Nord-, Süd-, Ost- und Mitteldeutschland.

FresherKnilch  12.11.2019, 12:30
und Jammersachsen

Wie schön, dass die unbegründete Überheblichkeit und Herablassung mancher "Wessis" ein absolutes Klischee ist.

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Nein, das hat mit der Geographie Deutschlands vor der Teilung zu tun.

Früher gehörte nämlich auch noch ein Gebiet östlich der heutigen "neuen" Bundesländer (die ja inzwischen so neu nicht mehr sind) zu Deutschland, u.a. Ostpreußen.

Nach dem zweiten Weltkrieg, den Deutschland zum Glück verloren hat, wurden die Westgrenzen Russlands und Polens jeweils nach Westen verschoben, wodurch Deutschland eben etwas kleiner wurde.

Was von Deutschland übrig blieb, wurde von den vier Siegermächten USA, England, Frankreich und Sowjetunion in deren Besatzungszonen unterteilt. Während die drei westlichen Besatzungszonen bald in der Bundesrepublik Deutschland aufgingen, wurde aus der sowjetischen Besatzungszone die DDR gebildet. Das war alles Ende der 40er Jahre.

Also wenn man die sogenannten Ostgebiete mit dazuzählt, sind die heutigen östlichen Bundesländer eben nur in der Mitte des früheren Deutschen Gebietes.

DAs sind alte oder neue Nazis, die "Mitteldeutschland" sagen, weil sie damit implizieren, dass sie die Oder-Neisse Grenze und die Staatsverträge, in denen sie festgeschrieben ist, nicht anerkennen und Gebiete beanspruchen, die heute in Polen liegen, die vor 1945 aber zu Deutschland gehörten...

Dazu muss man sagen, dass es von 1793 bis zum 1. Weltkrieg Polen gar nicht gab, also könnten die Revanchisten eigentlich ganz Polen beanspruchen, wenn sie "Mitteldeutschland" sagen... Abermeistens meinen sie nur den westlichen Teil von Polen... Und Ostpreussen hätten sie auch gerne zurück... Das ist heute eine Exklave von Russland bei den Balten...