Wir schaffe ich es, mich von meinen Eltern zu trennen?
Mir fällt es unglaublich schwer mich von meiner Familie zu trennen. Im Juli habe ich so einen Anlauf gehabt, bin in eine Wohnung ausgezogen, wo ich alleine war. Dazu muss ich sagen, dass ich weiblich und 18 Jahre alt bin.
Das war schrecklich! Die Einsamkeit hat mich fast umgebracht. Zudem habe ich wortwörlich keine Freunde und sonst nur oberflächliche soziale Kontakte.
Hintergrund: Mein Vater hat schon seitdem ich ein Kind bin versucht mich komplett von der Außenwelt zu trennen, indem er mir weiß gibt dass ich hässlich und unwichtig bin usw.. hat er auch geschafft das muss man ihm lassen. aber wie komme ich da rauß? ich muss andauernd meine Mutter anrufen, hab heimweh, wenn ich meine fam einen Tag nicht sehe. Zudem kommt dazu dass ich ganz kleine Geschwister hab, die ich nicht „im Stich“ lassen möchte
wichtig: lebe wieder seit Mitte August bei meinen Eltern
3 Antworten
Du bist 18 Jahre alt und arbeitest, nehme ich an. Bei der Arbeitsstelle hast du Kontakte, die du ausbauen könntest.
Außerdem kannst du dich in deiner Freizeit sportlich betätigen, soll ja zur Gesundheit beitragen. Suche dir eine Sportart, die dir gefällt und melde dich in einem Verein an. Dort wirst du Gemeinschaft und Geselligkeit erfahren und Freunde finden.
Geh raus in den Park oder unter Leute oder zu Festen und Feiern, sobald sie wieder stattfinden können.
Du wirst Freunde finden, bis dahin kannst du dich gerne um deine Geschwister kümmern, etwas mit ihnen machen, auch wieder eine eigene Wohnung suchen, ausziehen und eine Geschwister ab und zu einladen, zusammen kochen, essen, spielen, wenn dir danach ist.
Liebe Antonia
Du scheinst dich für deine Eltern und deine Geschwister verantwortlich zu fühlen und da ist nichts Schlechtes dabei. Im Gegenteil.
Dennoch scheint es so zu sein, dass du nebst deiner Familie keine "Aufgabe" im Leben hast. Also, kein Hobby oder Ähnliches. Das erschwert die Trennung, da du, wie du selbst geschrieben hast, dich ausserhalb von daheim nutzlos fühlst.
Es ist schön, wenn man Eltern hat, die einem vermitteln, dass man bei ihnen willkommen ist und die sich auch bemühen, uns vor der feindseligen Aussenwelt zu beschützen. Dein Vater wollte dich möglicherweise davor bewahren, dass du Dinge erlebst, die er möglicherweise erleben musste. Aber die Welt ist nunmal da und braucht dich. :) Schön ist ja auch, dass du offenbar jederzeit in dein Elternhaus zurückkehren kannst. Das ist toll und zeugt vom Wunsch deiner Eltern, dir Geborgenheit zu schenken.
Vielleicht fühlst du dich tief innen auch ein bisschen schuldig, weil deine Eltern eben so gut zu dir waren. Du lässt deine Eltern nicht im Stich, wenn du ausziehst. Im Gegenteil. Du erfüllst deine Rolle als Kind. Ihre Rolle war es, dir Geborgenheit zu schenken, deine ist es, ein selbständiges Leben zu führen, um ihnen zu zeigen, dass ihre Bemühungen gefruchtet haben. Immerhin hast du ja noch kleinere Geschwister, um die sich deine Eltern auch kümmern müssen. Da sind sie bestimmt froh um Entlastung, wenn sie wissen: Das älteste Küken ist geschafft. :) Dem geht es gut. Da brauchen wir uns nicht mehr zu sorgen. Da können wir vertrauen. Dem können wir auf Augenhöhe begegnen. :)
Alles Liebe.
Du kannst deine Familie ja besuchen und wo nötig einspringen.
Nachdem du ja schon versucht hast, ins kalte Wasser zu springen, würde ich den zweiten Anlauf sanfter gestalten.
Löse dich langsam. Du hast ja offenbar erkannt, warum du so auf deine Familie fixiert bist, das ist ein riesiger erster Schritt, das ist sehr gut. Dann musst du dem jetzt entgegenwirken. Bau dir Stück für Stück dein eigenes Leben auf. Was machst du? Schule, Uni, Ausbildung? Guck, ob du dort etwas mehr Anschluss findest. Such dir ein neues Hobby, bei dem du unter Leute kommst, andere Menschen kennenlernst. Überleg, was du gerne tust, oder was du schon immer mal tun wolltest, und dann guck, was es dafür in deiner Nähe gibt.
Du bist 18, dein Vater kann zwar versuchen, das zu verhindern, aber er kann es dir nicht verbieten. Frag einfach nicht um Erlaubnis, sondern geh nach der Schule/Uni/Arbeit woanders hin, nicht direkt nach Hause.
Wenn du dein Leben mit Inhalten neben deiner Familie füllst, dann wirst du alleine besser klarkommen. Das bedeutet nicht, dass deine Familie keine Rolle mehr spielen soll. Aber wie du erkannt hast, ist es schwer, wenn man nur einen emotional wichtige Inhalt in seinem Leben hat.
Liebe Emilia,
danke für diese ausführliche Antwort! Ich habe vorallem das Gefühl, dass ich für meine kleinen Geschwister eine Verantwortung trage, weil meine Eltern diese Rolle sehr schlecht machen. Dem Baby wird oft mal vergessen die Windel gewechselt zu werden und sie rennt mit Wunden rum deswegen. Ja ich fühle mich verantwortlich und ich will meine Geschwister nicht im Stich lassen.