Wieso dürfen sich Fachhochschulen als Hochschule bezeichnen?

5 Antworten

Es ist eine neuere Entwicklung seit den 1990ern: Davor sprach man von Fachhochschulen und Universitäten. Verschiedentlich gab es noch die Gesamthochschulen. Daneben gab und gibt es noch Kunsthochschulen - dazu gehören auch die Musikhochschulen -  und die pädagogischen Hochschulen. Die Fachhochschulen sind aus den Höheren Fachschulen hervorgegangen die es in Deutschland kaum mehr gibt, der Gedanke war hier wohl Fachschule+Hochschule=Fachhochschule. Die Technischen Hochschulen waren eine Neuerung im 19. Jahrhundert - nicht ganz unähnlich der Entwicklung bei den späteren Fachhochschulen, auch hier gibt es Besonderheiten, so gibt es beispielsweise keine Habilitation wie bei anderen wissenschaftlichen Hochschulen/Universitäten. Zum Teil gibt es eine ganze Reihe von kleineren Hochschulen die zwar den Status einer wissenschaftlichen Hochschule mit Promotionsrecht haben, aber in Deutschland nicht als Universität bezeichnet werden. Als nun die Fachhochschulen, die  also Hochschulen sind, anfingen das Fach- wegzulassen fand das naturgemäß nicht nur Zustimmung und wurde auch als Etikettenschwindel angesehen. Allerdings sind sie natürlich Hochschulen, also sollten sie sich eigentlich auch so nennen dürfen. 

Es ist ein Beschluß der Kultusminister, Fachhochschulen ,Universitäten und Kunsthochschulen als gleichwertige Hochschulen nebeneinander zustellen.Fachhochschulen nennen sich seitdem ,,Universität für angewandte Wissenschaften" -in der Regel in Englisch-, bei Universitäten , Gesamthochschulen und Technischen Hochschulen bleibt es beim Zusatz ,,Universität".Neuerdings gibt es auch Technische Hochschulen, die aber eigentlich Fachhochschulen sind, wie an deren Bezeichnung in der Homepage zu erkennen ist.Es ist für Außenstehende und auch für viele Studenten ein heilloses Durcheinander.Auch bei den Zugangsvoraussetzungen gibt es einen wahren Dschungel an Möglichkeiten.Andererseits gab es nie zuvor soviele Zugangs-Möglichkeiten um studieren zu können- Bsp.,,Studium ohne Abitur"-, nie zuvor ein solch breites  Studienangebot.


HansH41  06.06.2017, 18:37

"Es ist für Außenstehende und auch für viele Studenten ein heilloses Durcheinander".

Das hast du sehr gut und treffend beschrieben. Unseren Bildungspolitikern gebührt der schale Ruhm.

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Hochschule ist der Oberbegriff. Er ist eben genau so wie Schule.

Es gibt den Oberbegriff Schule

Davon gibt es dann unterschiedliche Schulformen, z.B.:

  • Gymnasium
  • Gesamtschule
  • Realschule
  • Hauptschule

Gleiches gilt für den Oberbegriff Hochschule.

Hier gibt es unter anderem folgende Formen:

  • Universität
  • Fachhochschule
  • Technische Hochschule

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Liebe Grüße

TechnikSpezi

derhelferer  06.06.2017, 18:19

damit ist alles gesagt.

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HansH41  06.06.2017, 18:35
@derhelferer

Aber nicht korrekt.

Universitäten und Technische Hochschulen wie die RWTH Aachen sind wissenschaftliche Hochschulen mit Promotionsrecht,

Fachhochschulen sind das nicht, nennen sich auf Englisch: Universities of Applied Sciences, weil das fast so klingt, wie Universität.

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TechnikSpezi  06.06.2017, 20:52
@HansH41

Richtig, das ändert aber nichts an meiner Aussage, die eben nicht falsch ist.

Ob Promotionsrecht oder nicht, spielt doch keine Rolle. Ob eine Schule das Abitur auszeichnen kann bzw. darf hat auch nichts damit zu tun, dass es eine Schule ist.

Ein Gymnasium ist genau wie eine Hauptschule auch eine Schule.

Genau so ist eine Universität gleichermaßen eine Hochschule wie eine Fachhochschule. Von den Unterschieden selbst war hier nie die Rede.

Schau nur kurz mal im Internet, steht überall:


Eine Hochschule ist im weiteren Sinne eine zusammenfassende Bezeichnung (ein Oberbegriff) für eine Universität, eine Fachhochschule (FH), eine Pädagogische Hochschule (PH), eine Gesamthochschule, eine Kunsthochschule oder was es sonst noch für Hochschulen gibt.

http://deutschlernen-blog.de/blog/2007/09/20/was-ist-eine-hochschule/

Auch auf Wikipedia steht die Universität unter den Hochschulen.

Aber nicht korrekt.

Doch, wie du merkst schon. Das war ein klassisches Eigentor ;)

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Weil die Kultusminister das so erlauben ! Die könnten sich genausogut in College umbenennen. Was sie aber natürlich niemals tun würden.

Nur den deutschen Titel "Universität" dürfen sie nicht führen, daher weichen sie eben auf Fremsprachen aus, was noch toleriert wird.

Es ist möglicherweise auch die Absicht der Fachhochschulen, durch Titel wie TH oder Hochschule möglichst viele uninformierte Abiturienten vom Gymnasium an ihre Hochschulen zu locken, denn wer sind diese "Fachabiturienten" denn wirklich:  meist ehemalige Haupt- und Real- und Berufsfachschüler mit "relativ" schlechten Noten sowie Gymnasiasten mit "Notabitur". LOL !

Natürlich trete ich jetzt wieder jeder Menge Leute auf den Schlipps, ist doch klar.
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Ich finde man hätte die Läden von vornherein auch in Deutschland "College" nennen sollen, dann wüsste man schleisslich auch international (ganz im Sinne von Bologna), worum es sich eigentlich handelt. Statt Fachhochschulreife gäb es dann eben eine Collegereife !

HansH41  07.06.2017, 18:15

"Natürlich trete ich jetzt wieder jeder Menge Leute auf den Schlipps, ist doch klar."

Besser, du trittst den Leuten hier auf den Schlips, als wenn sie später merken, dass sie mit einem Fachhochule-Abschluss anders eingestuft werden oder z.B. nicht Patentanwalt werden können

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GuteFrage770  14.10.2020, 00:48

Wobei Colleges in den USA meist nur Abschlüsse bis zum Bachelor oder niedriger anbieten. Wenn man so ehrlich ist, muss man auch sehen, dass die meisten unserer Fachhochschulen eine qualitativ hochwertigere Bildung bieten, die vom akademischen Grad und Anspruch schon eher in Richtung Universität geht als viele U.S. Colleges. Unsere FHs sind in der Forschung aktiv und bieten dort einen echten Mehrwert, und sie bieten deshalb auch Masterstudiengänge an, bald könnten sie sogar ein Promotionsrecht erhalten. All das wäre für ein College in den USA undenkbar.

Ich denke deshalb, dass die Bezeichnung "University of Applied Sciences" sehr treffend ist, praxisorientierte Universitäten. Und wir sind damit ehrlicher als die meisten Universitäten im Ausland. Zum Beispiel Queensland University of Technology, oder University of Technology Sydney, sind beides praxisorientierte Universitäten mit besserem Betreuungsverhältnis und praktischen Laboren, die unseren Fachhochschulen ähneln. Da sind wir ehrlicher, indem wir das klar in den Namen schreiben mit dem Anhang "Applied Sciences".

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Joshua18  14.10.2020, 01:06
@GuteFrage770

Ich finde diese ganze Philosophie mit der Anwendungsorientierung völlig abwegig. Alle FHs sollten einfach in Unis überführt werden und fertig. Vor allem dieses "Schmalspurabitur" Fachhochschulreife für nicht oberstufenreife Realschüler gehört in die Tonne! Das vor allem degradiert doch die FHs, trotz Master. Diese Leute sollten lieber einen Fachwirt, Techniker und ähnliches machen und nicht auch noch ins Hochschulsystem mit rein gezogen werden.

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GuteFrage770  14.10.2020, 01:26
@Joshua18

Ich habe vergessen, das alles zu belegen ;) Eigentlich hätte ich das gleich mitposten sollen, habe ich ja schon recherchiert für den Beitrag.

University of Technology Sydney: https://www.uts.edu.au/future-students/information-technology/about-information-technology/our-strengths-and-reputation

"Industry focussed learning: Theory is great, but nothing prepares you better than real industry experience for the workforce. That’s why we offer hands-on, practice-based learning that cultivates future-ready graduates. Our industry partnerships enable us to offer you working knowledge throughout your degree."

Industrie-fokussiert, also praxisorientiert. Theorie ja, aber hands-on, also praxisnahes Lernen, und schließlich auch noch gute Kontakte zur Industrie. Und wenn man den Link anklickt und runterscrollt: Sogar ein von der Universität unterstütztes Praktikum das zum Studiumsverlauf gehört! Wo haben wir all das schon einmal gehört? Richtig: Unsere Fachhochschulen, mit Praxissemester.

Oder Queensland University of Technology: https://qutvirtual3.qut.edu.au/qvpublic/ttab_unit_search_p.process_teach_period_search?p_unit_cd=IFB102

Ich habe den Timetable von IT aufgerufen. Lecture, und dann ne Menge Practice. Genau das, was ich jetzt auch an der HS Karlsruhe habe.

Und diese beiden Industrie-nahen Universitäten haben einen guten Ruf. Vielleicht mache ich meinen Master an einer dieser Institutionen. Ich meine nur, unsere FHs sind nicht so schlecht, wie sie oft von uns Deutschen tiefgestapelt werden.

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Joshua18  14.10.2020, 13:49
@GuteFrage770

Die sind teilweise sogar ganz hervorragend, wie z.B. die FH-Aachen. Die kooperieren dort sogar mit der RWTH Aachen, um ihren Absolventen ein Berufsschullehramt zu ermöglichen.

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Hochschulen sind alles mögliche, FH, Kunsthochschulen, Unis, etc.

Universitäten sind Universitäten. Und im weiteren Sinne ihnen gleichgestellte
Hochschulen wie Kunsthochschulen etc., Technische Hochschulen und
dergleichen. Auch genannt: "wissenschaftliche Hochschulen".

TechnikSpezi  06.06.2017, 17:21

Hochschulen sind alles mögliche, FH, Kunsthochschulen, Unis, etc.
Universitäten sind Universitäten.



Eine Universität ist auch eine Hochschule. Es ist einfach eine andere Art der Hochschule. Die sind nicht nur "gleichgestellt", so wie du sagst.

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