Wieso bin ich so mittelmäßig und erfolglos?

10 Antworten

Wenn ich das lese, klingt es so, als würdest du dich einem enormen Druck aussetzen und auch sehr schnell Frustration bei Misserfolg der sehr hoch gesetzten Ziele erleben.

Ich kenne diesen Effekt z.B. von Youtube: Man sieht lauter Videos von Menschen, die es total draufhaben - man selbst kann das nie erreichen, vor allem niemals alles gleichzeitig. Wenn man sich aber mit beliebigen anderen Menschen vergleicht, hat man oft herausragende Fähigkeiten, die ganz untergegangen sind wegen z.T. unrealistischen Vergleichen.

Jemand hat hier auch schon geantwortet, ob du evtl. AD(H)S hast - das könntest du auch mal prüfen - denn da erlebt man auch oft das, was du erlebst und kann einige Strategien lernen, das besser in den Griff zu bekommen.

Vielleicht helfen dir schon diese Fragen:
Welchen Maßstab setzt du an, um deinen Erfolg zu messen? Ist der
realistisch und hilfreich? Wenn du dieselben Maßstäbe an anderen
Menschen ansetzen würdest, wie würden diese Abschneiden? (Damit meine
ich nicht die, die dir erfolgreich vorkommen)

Viel Erfolg!

Lessuelsch 
Fragesteller
 24.06.2017, 22:15

Ich habe mein Studium abgebrochen. Erfolg bedeutet das Studium erfolgreich zu beenden. Meine Beziehungen zerbrechen recht schnell. Meine längste Beziehung ging 1 1/2 Jahre. Wenn ich mir was vornehme, kann ich es oft nicht durchziehen. Mittendrin gebe ich auf, weil irgendwas neues auf der Agenda steht. Ich kann keine wirklichen Prioritäten setzen. Alles wirkt irgendwie wichtig und dadurch sammelt sich soviel, dass ich nicht mehr weiß worum ich mich zuerst kümmern soll. :/ 

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Neuron123  24.06.2017, 22:23
@Lessuelsch

Das liest sich so, als würdest du für die Dinge, die du nicht so erfolgreich geschafft hast, wie du es wolltest, dich selbst als Person verantwortlich machst.

Welche Gründe würden dir noch einfallen, die nicht dich verantwortlich machen? Z.B. beim Studium könnte ich mir vorstellen, dass es nicht so gut gepasst hat oder einfach sehr anstrengend war. Vielleicht waren die Umstände auch so, dass das Studium in deiner Situation nicht zu schaffen war (und so weiter).

Jeder Mensch muss in seinem Leben zwingend Misserfolge hinnehmen und ist nicht als Person dafür verantwortlich.

Wenn diese Probleme dich so sehr plagen und seit so langer Zeit, vielleicht wäre ein Probegespräch bei einem Psychotherapeuten einen Versuch wert, der die Ursachen mit dir zusammen mal genauer anguckt und ein paar Strategien mit dir ausarbeitet.

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Eine hohe Bandbreite (die folgere ich aus deiner Schilderung) ist kein Mittelmaß sondern eine spezifische Qualität.

Damit kann man schon mal ausschließen, dass du einfach nur "flatterig" bist.

Vielleicht fehlt dir bisher der richtige Weg dein Talent richtig einzubringen? Weil du ja offensichtlich ja auch nicht viel darüber weißt? Vielleicht fehlt dir trotzdem auch die Konzentration auf das Wesentliche? Welche Ursachen hat der Interessensabfall - stellst du zu hohe Erwartungen an dich selbst oder gibt es andere Gründe? Darüber könntest du nachdenken.

Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.

Søren Aabye Kierkegaard (1813 - 1855), dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller

Das ist die Antwort auf deine Frage.

Und das Problem ist, dass wir uns immer mit Leuten vergleichen, die mehr haben als wir. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und deshalb denke ich natürlich auch oft wie du und bin unglücklich. Aber denk mal an die ganzen Menschen denen es viel schlechter geht. Du kannst wirklich froh sein was du hast und auch was du erreicht hast.

2 Anregungen/Gedanken:

1. Klavierspielen ist fantastisch. Nutze deine Fähigkeit/dein Interesse, um gerade die Dinge, die du an dir vermisst, zu trainieren:

Geduld, Zähigkeit, Ausdauer, Zuversicht, Durchhaltevermögen.

Setze dir Ziele, welche Stücke du wann können möchtest. Übe jeden Tag für eine bestimmte Zeit und ziehe das auch durch.

2. Du unterliegst dem Irrglaube, dass Biografien perfekt oder fehlerhaft sind.

Kein Mensch macht keine Krisen durch. Der Geschäftsmann runiert die Beziehung, weil er nur noch arbeitet. Die Mutter gibt ihre Karriere auf, weil Kinder bekommt. Der sportliche Aufreißer bekommt jede und ist deswegen beziehungsunfähig usw.

Akzeptiere zunächst, dass du deine eigenen Themen hast, deinen eigenen Weg gehst.

Wie der aussieht, das bestimmst du und nicht irgendwelche abstrakten Normen.

Es gibt ein ganz einfachen Gradmesser für Erfolg: Dass du selbst glücklich bist und zufrieden. Und das wird nicht von äußeren Umständen bestimmt, sondern durch dich selbst und deine individuelle Lebensgestaltung.

Es ist zu aller erst Einstellungsfrage und keine Sachfrage.

So viele Jugendliche wären von Herzen dankbar Mittelmaß gewesen  zu sein. Sie können nicht in Ansätzen Erfolge aufweisen, wie Du sie bei dir erwähnst. 

So viele träumen von einer Familie, von guter Gesundheit, einen Job zu haben usw. und schaffen es einfach nicht. 

Die Erfolgskurve, die Du bei vielen siehst, ist all zu oft ein Scheinbild. Fast jeder Mensch trägt im Alltag eine "Maske". Nur ja nicht eingestehen, dass man versagt hat, nicht mehr weiter kommt, am Ende ist usw. 

Dann die Werbung, in welcher alle Super-Schön, Super-Schlank, Super-Reich sind. 

Mein Rat, zufrieden zu sein mit dem was Du hast, wird dich leider nicht befriedigen.