Wie wird Dialekt in Deutschland gehandhabt?

11 Antworten

Ich spreche nur eine leichte Form des Schwäbischen (kein breites Schwäbisch).
Allerdings habe ich auch verschiedene Einflüsse anderer Dialekte mitbekommen, da mein Vater aus dem moselfränkischen Raum stammte und meine Mutter aus dem rheinischen Raum (Nähe von Köln).

Mit Kollegen spreche ich also Schwäbisch "light", ansonsten mit Kunden Standarddeutsch. Schwäbisch gehört auch zu den alemannischen Dialekten, ist also mit den Dialekten der Deutschschweiz entfernt verwandt.

Ältere Sprecher nutzen noch den "alemannischen Einheitsplural" (mir ganget, ihr ganget, se ganget) anstelle der standarddeutschen Formen (wir gehen, ihr geht, sie gehen) mit unterschiedlichen Endungen.

Manchmal (aber eigentlich nur hier auf GF) schreibe ich auch etwas in Dialekt, um zum Beispiel ein paar typisch moselfränkische Sätze zu schreiben (also im Dialekt meines Vaters oder meiner Oma väterlicherseits).

"Dat es jedes Tour et selvischt, wenn eisch mòl eppes hann maan, dann heischt
et immer: "Héi un lòò" "

"Das ist jedes Mal dasselbe, wenn ich mal etwas haben möchte, dann heißt es immer "Hier und da"."

Prometheus166 
Fragesteller
 07.01.2024, 13:52

Danke für deine Antwort. Im Schweizerdeutsch benutzen wir auch noch den Einehitsplural

Ich gah

Du gasch

är gad

miär gönd

(d)iär gönd

si gönd

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Also grundsätzlich muss man ja erst mal feststellen, dass genau das was wir Hochdeutsch nennen eigentlich eine künstliche Sprache ist, nämlich irgendwie ein Mittelweg aus den regionalen deutschen sprach Gepflogenheiten.

wenn wir hier in Hessen zum Beispiel einen Nachrichtensprecher in ARD oder ZDF hören, dann wird diese Aussprache von dem Nachrichtensprecher auf uns kühl, und befremdlich. Richtig steril. Das ist nicht unsere Sprache so wie wir sprechen.

früher wurde halt in jeder Gegend so gesprochen wie es in dieser Gegend üblich war. Das hat auch niemanden weiter gestört, weil es ja alle so gemacht haben. Und dann kam die Zeit, wo Dialekt plötzlich nicht mehr schick war. Das erzählen wie meine Eltern zum Beispiel. In deren Schulzeit galt es einfach als angebracht oder man fühlte sich als was besseres, wenn man eben dieses sterile Hochdeutsch kopiert hat.

dieser Trend ist allerdings rückläufig, heute ist Regionalität wieder Hipp, in und Trendy.

da heute die Leute auch kreuz und quer durchs Land umziehen, was ja früher in diesem Maße nicht der Fall war, finden sich jetzt Leute plötzlich in einem Ihnen eigentlich fremden Dialektgebiet wieder. Dann können Sie entweder ihren alten Dialekt weiter sprechen, oder eben ein mehr oder weniger gemäßigtes Hochdeutsch. Aber einem norddeutschen wird es so leicht nicht gelingen, in Oberbayern oberbayerisch zu sprechen, so dass die einheimischen es akzeptieren.

ich sehe das bei uns an der Schule und er meinen Lehrer Kollegen, wir sind 75 Lehrer etwa, davon kommen mindestens 20 ganz woanders her. Aus Bayern, aus Sachsen, aus Kiel, aus dem Rheinland, können natürlich mit unserer hessischen Ausdrucksweise teilweise nichts anfangen.

es gab wohl vor meiner Zeit an meiner Schule auch mal Diskussionen, wie weit im Unterricht Dialekt toleriert wird oder sogar gelebt wird. Dazu muss ich sagen, mir ist das vollkommen egal, meine Schüler können sprechen wie sie wollen. Ich habe in einer Klasse elf in Erdkunde ein Mädchen sitzen, die kommt aus der Nähe von Regensburg. Und wohnt erst seit vier oder fünf Jahren in Hessen. Die darf von mir aus so niederbayerisch sprechen wie die das halt gewohnt ist, meinen Segen hat sie. Wegen mir muss sie sich da nicht irgendwie verstellen.

generell ist ja ein Dialekt auch ein Ausdruck für die Verbundenheit zu einer gewissen Region. So wie das in der Schweiz halt auch der Fall ist. Und die Leute im deutsch – Wallis reden halt anders als in Basel. Das ist auch völlig normal und das ist auch gut so. Solange die sich untereinander irgendwie doch noch verstehen, ist ja alles in Ordnung

generell zeichnen sich ja Dialekte einerseits durch eine unterschiedliche Aussprache aus, teilweise aber auch durch einen anderen Wortschatz, eine andere Betonung, oder auch eine etwas abweichende Grammatik. Und alles das finde ich eigentlich schön. Davon lebt doch Sprache.

ich bin keine Deutschlehrerin. Aber ich finde es grundsätzlich gut, wenn so etwas auch erhalten bleibt.

ich selbst rede zu den Schülern ganz normal, so wie ich im Alltag auch spreche. Das ist jetzt nicht das tiefste Hessisch so wie ist die Bauern untereinander sprechen, sondern vielleicht so ein etwas gemäßigtes Hessisch.

und es hat sich noch kein Schüler irgendwie beklagt. Im Gegenteil, die sind eigentlich ganz froh, dass das in diesem Punkt bei mir im Unterricht etwas lockerer läuft.

Grundsätzlich würde ich Mal sagen merkt man die dialektischen Unterschiede der Region durchaus im allgemeinen. Natürlich spricht der eine mehr der andere weniger Dialekt.

Grundsätzlich würde ich sagen gibt es ne Unterschied zwischen ländlicher und städtischen regionen. Aufm Land wirsted mehr Dialekt antreffen als in den städten.

Bei starkem Dialekt ist es durchaus der Fall das jemand der nicht diesen Dialekt kann den anderen schlichtweg nicht mehr versteht. Ansonsten kommt es wohl eher vor das einzelne Worte nicht verstanden werden.

Ansonsten passt sich der Dialekt bei Menschen die woanders aufgewachsen sind an die jeweilige Region etwas an. Wenn ich in meiner Heimat bei meinen Eltern zu Besuch ist spreche ich unbewusst mehr Dialekt als an meinem derzeitigen Wohnort. Ich selbst merke das gar nicht.

Ausgeprägte Dialekte gibt es nur in bestimmten Regionen wie zum Beispiel Allemannisch im Schwabenland (ist ähnlich wie Schwyertüusch), Bayrisch in Bayern, Sächsich in Sachsen. In Norddeutschland wird teilweise Plattdeutsch gesprochen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Von Experte AstridDerPu bestätigt

Nicht jeder Deutsche spricht Dialekt. Allerdings haben fast alle einen Akzent.

Es gibt jedoch immer noch Dialekte und Dialektsprecher: Bairisch, Fränkisch, Schwäbisch, ...

Ich spreche mit Freunden und der Familie immer Dialekt (Bairisch), auch sonst in meinem Umfeld.

Mit Fremden, die meinen Dialekt nicht sprechen, spreche ich Hochdeutsch. Dabei darf man aber meine Mundart ruhig durchhören.