Wie unterschiedlich sind Chinesen von Japanern?


18.04.2022, 03:58

Ich mein jetzt eher auf die Menschen bezogen. 

  • Kultur
  • Charakter
  • Gemeinsamkeiten
  • Musik
  • Essen / Nahrung
  • Traditionen

14 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt

'Die sind ganz andere Völker (na ja laut Ergebnis der DNA-Untersuchung haben ein Teil der Japaner das chinesische Blut, deren Vorfahren laut Forschung der Historiker vor ca. 2200-2000 Jahren aus China stammen sollten) und haben unterschiedliche Sprachen.

Aber warum haben so viele hier gesagt: die beiden haben ganz andere Kulturen?

Nein, das stimmt leider nicht.

Wir Europäer haben normalerweise ganz wenige bis gar keine Ahnung, wie sahen sich die kulturellen Verbindungen der beiden ostasiatischen Staaten in der Geschichte (eine Geschichte sogar über 1400 Jahren) aus.

Trotzdem behaupten wir hier als Europäer immer sehr gerne: die beiden haben ganz andere Kulturen. Das klingt absurd, einfach Kopfschüttel.

Wie ein Chinese oder ein Japaner behauptet hätte: Deutschland und Frankreich haben ganz ganz andere Kulturen

Also wie gesagt:

Japan wurde erst mithilfe Chinas Schrift zum Staat, und China lernte durch japanische Wörter die westliche Moderne kennen.

Ein noch fundamentaleres Beispiel dafür, dass Begriffsgeschichte die Voraussetzung jeder aus schriftlichen Quellen schöpfenden Geschichtsschreibung ist, lieferte Japan schon 1400 Jahre früher.

Damals hatte sich das Land nämlich schon einmal gänzlich neu erschaffen, indem es die Kategorien einer als gültig anerkannten Zivilisation übernahm – China. Im fünften Jahrhundert sollen über einen Gelehrten aus Korea die ersten chinesischen Bücher nach Japan gelangt sein, die Aussprüche des Konfuzius und der als Lehrbuch für Kinder verwendete Tausend-Zeichen-Text.

Obwohl Chinesisch und Japanisch völlig verschiedene Sprachen sind, übernahm Japan seither das chinesische Zeichensystem und den ganzen mit diesem verbundenen Kosmos von Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus.

Zuvor hatte es in der stark segmentierten japanischen Gesellschaft gar keine eigene Schrift gegeben; ihre Einführung machte überhaupt erst einen übergreifenden sozialen Zusammenhang möglich, einen Staat, dessen „Herrschaft auf Schrift basierte“.

Der „systematische Kulturimport“, der im siebten Jahrhundert einsetzte, hat „in der gesamten Weltgeschichte kaum seinesgleichen“, schreibt Vogelsang, allenfalls sei er mit der Sehnsucht der Römer nach Griechenland vergleichbar.

Von 630 bis 838 schickte Japan 15 Gesandtschaften von 200 bis 500 Männer ins chinesische Tang-Reich: Seeleute, Mönche, Diplomaten, Übersetzer, Handwerker, Ärzte, Künstler, Gelehrte:

https://en.wikipedia.org/wiki/Japanese_missions_to_Tang_China

Die Gesandtschaften brachten nicht nur Sutras, sondern auch Geschichtswerke, medizinische Kompendien und Gesetzestexte ins Land. Das Strafgesetzbuch wurde ebenso aus China übernommen wie das System der Beamtenrekrutierung.

Auch der Stil von Gebäuden und Kleidungen von Japan stammte ursprünglich aus China. Die traditionellen Spezialitäten von Japan (inzwischen auch in Europa bekannt) wie Miso (teilsweise), Tofu, Ramen, Sashimi, Sakei (teilsweise), Tee usw., deren Ursprung lag ebenfalls in China.

Noch viel grundsätzlicher als auf die Anverwandlung des Kommunismus traf das auf die Aneignung der westlichen Moderne im Allgemeinen zu, die die chinesische Sprache Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mittels japanischer Begriffe vollzog.

Chinesischen Lesern kamen die europäischen Kategorien in ihrer japanischen Gestalt nicht ganz so fremd vor, da sie dort schon mit Hilfe chinesischer Zeichen ausgedrückt waren.

So wurde die chinesische Schriftsprache innerhalb weniger Jahre durch die Lehnwörter aus dem Japanischen um das ganze Vokabular der europäischen Neuzeit erweitert, um Begriffe wie Physik, Chemie, Kultur, Gesellschaft, Fortschritt, Evolution, Religion, Philosophie, Geschichte, Regierung, Nation und Demokratie, Diktatur usw.usf.

Ironischerweise war es sechzig Jahre später dann ebenfalls Japan, von dem die Kommunistische Partei dessen kapitalistisches Erfolgsmodell übernahm, befördert nicht zuletzt dadurch, dass Japan auch der größte Geldgeber Chinas in dieser Zeit war.

Beide westliche Systeme (Kommunismus stammte ebenfalls aus den Westen war eigentlich ein rein westliches "Produkt", das mit China eigentlich gar nix zu tun hatte), die China zu seiner jetzigen Machtstellung verholfen haben, der Kommunismus wie der Kapitalismus, verdankt das Land also der Vermittlung durch das als ewigen Antagonisten hingestellte Japan.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/kai-vogelsangs-buch-ueber-china-und-japan-17296390.html

Die beiden sind ebenfalls die sogenannten "Sinosphere-Staaten" (Südkorea, Nordkorea und Vietnam ebenfalls):

https://en.wikipedia.org/wiki/East_Asian_cultural_sphere

Nichtsnutz12 
Fragesteller
 18.04.2022, 03:55

Ok in wie fern unterscheiden sich die Menschen dort vom Charakter

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Norbert981  18.04.2022, 04:18
@Norbert981

Sorry, Der Charakter von Chinesen nähert sich dem Charakter von Italiener (zum großen Teil) aber auch von Franzosen (zum kleinen Teil)

2
sassi357  18.04.2022, 16:14
@Norbert981

Glaube ich kaum. Franzosen und Italiener sind Individualisten wie alle Westler. Chinesen und Koreaner dürften aber die größten Kollektivisten der Erde sein.

2
Norbert981  18.04.2022, 18:49
@sassi357

"Glaube ich kaum". 

Genau, weil du wahrscheinlich kaum persönlichen Erfahrungen vor Ort hast (ich seit Mittel 90er Jahren)

Trotzdem mögen einige Leute wie du sehr sehr gerne behaupten:

China ist hin, China ist hier.

Das ist meiner persönlichen Meinung nach leider eine Art von Erkankung namens "Ignoranz und Arroganz"

1

Sind sich aus westlicher Sicht relativ ähnlich, da beide zu den ostasiatischen Mongoliden zählen.

Beide neigten historisch zum Isolationismus, die Japaner nutzen hier ihre Insellage aus, die Chinesen verschanzten ihr Reich hinter der größten Mauer der Weltgeschichte.

Beide haben eine ganz andere Art der Arbeitsmoral als die Westler. Selbst die von manche als ridige empfundene deutsche Arbeitsmoral verblasst gegen den Bienenfleiss der Ostasiaten allgemein. In Japan ist dabei die Identifikation mit der Firma stärker, in China die mit dem Chinesentum oder der Partei.

Beide haben intakte rassische Instinkte und lehnen gänzliche fremdartige Menschen (z. B. Schwarze, Weisse oder Araber) als Einwanderer vollständig ab. Eine Multikultigesellschaft wie im hypertoleranten Westen ist in diesen traditionellen Völkern unmöglich. Dennoch gibt es namentlich in Japan eine gewisse Faszination für blonde Weisse, die sich auch in der dortigen Mangakultur niederschlägt.

Die Mentalität ist sehr kollektivistisch und die Menschen eher introvertierter als Westler, wobei Japaner und Nordchinesen durchschnittlich wohl stärker introvertiert sind als Südchinesen.

Beide neigen auch zu indirekter Rhetorik und zum Durch-die-Blume-sagen. In der chinesischen Politik gibt es traditionell etwas, das Verwandtschaft hat zu den westlichen Erscheinungen wie dem britischen "cant" oder der amerikanischen "political correctness". Bestrafungen werden dort z. B. als "Selbstkritik üben" bezeichnet und chinesische Angriffskriege als "Bestrafungsaktionen". In Japan finden wir diese indirekte Rhetorik vor allem im Alltag in Form der typisch japanischen Höflichkeit, die nicht "nein" sagen kann und daher lieber sagt: "Laß uns das noch einmal überlegen."

Nun zu den Unterschieden:

Japaner und Südkoreaner haben sich mit liberalen westlichen Wirtschaftsmodell schon seit langer Zeit geöffnet und entsprechend eine moderne kapitalistische Produktionsgesellschaft entwickelt, die, ähnlich wie die Westländer, auch schon klare Anzeichen typisch kapitalistischer Dekadenz zeigt. Dennoch ist von dieser Dekadenz bislang scheinbar weder die Arbeitsmoral noch der nationale Zusammenhalt der Japaner betroffen.

Chinesen hingegen haben eine quasifaschistische Wirtschaftsform, wenn auch in marxistischem Gewand, vielleicht etwas mit Lenins kurzfristiger "Neuer Ökonomischer Politik" vergleichbar: Also Marktwirtschaft, die aber vom Staat gesteuert und überwacht wird.

Historisch gesehen waren Japaner immer, ähnlich den Deutschen, sehr gute Soldaten. Chinesen hingegen gelten eher als etwas feige und keineswegs heldenhaft.

In Japan äußert sich der starke Tribalismus, also die Wir-Japaner-Mentalität in der religiösen Schöpfung des Shintoismus, nach dem alle Japaner von der Göttin Amaterasu abstammen und somit verwandt sind. Für Fremde ist in diesem Glaubensgefüge kein Platz.

China hingegen war historisch mehr ein Imperium, das mehrere ethnische Gruppen in sich zusammengefasst hat, von denen die staatstragenden Han-Chinesen nur die größte war. Die Han-Chinesen waren und sind in China vielleicht das, was im Heiligen Römischen Reich die Deutschen gewesen waren. Daher ist die chinesische Mentalität weniger ethnoelitär bzw. rassistisch als die japanische. Da die Ethnien des chinesischen Reiches aber fast alle Mongolide waren, findet man auch bei Chinesen ein klares Distanzgefühl gegenüber Weißen, Indern, Arabern und, ähnlich wie in Japan, eine Art Abscheu gegenüber Schwarzen.

Feniaron  18.04.2022, 21:28

Das feudale Japan war bis zur Meji-Restauration noch sehr rückständig und verschliss seine eigene Kraft in ständigen Fehden zwischen partikularen Interessen.

1

Sehr unterschiedlich.

Die Sprache ist komplett anders auch wenn japanische Kanji aus chinesischen Hanzi entstammen.

Chinesen sind Sino-Tibeter und Japaner eine Mischung aus den Ureinwohner Japans und den sibirisch-koreanischen Stämmen.

Kulturell verbinden beide auch nicht viel. Japan war eine lange Zeit (wie China oft) von der Welt isoliert und hat sich so vollkommen isoliert entwickelt.

/edit. mit den Chinesen sind die Han-Chinesen gemeint.

Norbert981  18.04.2022, 02:18

"Kulturell verbinden beide auch nicht viel"

Das stimmt leider nicht, siehe oben meine Antwort.

3
ZvezdaBrate  18.04.2022, 02:21
@Norbert981

Samurai, Shinobi, Shintoismus etc. sind z.B. kulturelle bzw. Geschichtliche Aspekte die ich jetzt nie in China sehen würde.

Japan hat eher mehr geklaut von China während sie China besetzten aber in Vergangenheit haben sich:

Chinesische Dynastien immer mal wieder komplett der gesamten Welt verschlossen und sich so ohne Einflüsse ihrer Kultur erweitert.

Gleiches gilt für Japan welches sich für eine lange Zeit abgeschottet hat.

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Norbert981  18.04.2022, 02:22
@ZvezdaBrate

wie gesagt:

Japan wurde erst mithilfe Chinas Schrift zum Staat, und China lernte durch japanische Wörter die westliche Moderne kennen.

Ein noch fundamentaleres Beispiel dafür, dass Begriffsgeschichte die Voraussetzung jeder aus schriftlichen Quellen schöpfenden Geschichtsschreibung ist, lieferte Japan schon 1400 Jahre früher.

Damals hatte sich das Land nämlich schon einmal gänzlich neu erschaffen, indem es die Kategorien einer als gültig anerkannten Zivilisation übernahm – China. Im fünften Jahrhundert sollen über einen Gelehrten aus Korea die ersten chinesischen Bücher nach Japan gelangt sein, die Aussprüche des Konfuzius und der als Lehrbuch für Kinder verwendete Tausend-Zeichen-Text.

Obwohl Chinesisch und Japanisch völlig verschiedene Sprachen sind, übernahm Japan seither das chinesische Zeichensystem und den ganzen mit diesem verbundenen Kosmos von Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus.

Zuvor hatte es in der stark segmentierten japanischen Gesellschaft gar keine eigene Schrift gegeben; ihre Einführung machte überhaupt erst einen übergreifenden sozialen Zusammenhang möglich, einen Staat, dessen „Herrschaft auf Schrift basierte“.

Der „systematische Kulturimport“, der im siebten Jahrhundert einsetzte, hat „in der gesamten Weltgeschichte kaum seinesgleichen“, schreibt Vogelsang, allenfalls sei er mit der Sehnsucht der Römer nach Griechenland vergleichbar.

Von 630 bis 838 schickte Japan 15 Gesandtschaften von 200 bis 500 Männer ins chinesische Tang-Reich: Seeleute, Mönche, Diplomaten, Übersetzer, Handwerker, Ärzte, Künstler, Gelehrte:

https://en.wikipedia.org/wiki/Japanese_missions_to_Tang_China

Die Gesandtschaften brachten nicht nur Sutras, sondern auch Geschichtswerke, medizinische Kompendien und Gesetzestexte ins Land. Das Strafgesetzbuch wurde ebenso aus China übernommen wie das System der Beamtenrekrutierung.

Noch viel grundsätzlicher als auf die Anverwandlung des Kommunismus traf das auf die Aneignung der westlichen Moderne im Allgemeinen zu, die die chinesische Sprache Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mittels japanischer Begriffe vollzog.

Chinesischen Lesern kamen die europäischen Kategorien in ihrer japanischen Gestalt nicht ganz so fremd vor, da sie dort schon mit Hilfe chinesischer Zeichen ausgedrückt waren.

So wurde die chinesische Schriftsprache innerhalb weniger Jahre durch die Lehnwörter aus dem Japanischen um das ganze Vokabular der europäischen Neuzeit erweitert, um Begriffe wie Kultur, Gesellschaft, Fortschritt, Evolution, Religion, Philosophie, Geschichte, Nation und Demokratie usw.usf.

Ironischerweise war es sechzig Jahre später dann ebenfalls Japan, von dem die Kommunistische Partei dessen kapitalistisches Erfolgsmodell übernahm, befördert nicht zuletzt dadurch, dass Japan auch der größte Geldgeber Chinas in dieser Zeit war.

Beide westliche Systeme (Kommunismus stammte ebenfalls aus den Westen war eigentlich ein rein westliches "Produkt", das mit China eigentlich gar nix zu tun hatte), die China zu seiner jetzigen Machtstellung verholfen haben, der Kommunismus wie der Kapitalismus, verdankt das Land also der Vermittlung durch das als ewigen Antagonisten hingestellte Japan.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/kai-vogelsangs-buch-ueber-china-und-japan-17296390.html

Die beiden sind ebenfalls die sogenannten "Sinosphere-Staaten" (Südkorea, Nordkorea und Vietnam ebenfalls):

https://en.wikipedia.org/wiki/East_Asian_cultural_sphere

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Norbert981  18.04.2022, 02:41
@ZvezdaBrate

Auch Stil von Gebäuden und Kleidungen von Japan stammte ursprünglich aus China.

Die traditionellen Lebensmittel und Getränke von Japan (auch inzwischen in Europa bekannt) wie Natto, Miso, Tofu, Ramen, Sashimi, Tee usw., deren Ursprung lag ebenfalls in China.

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Himenokoori  18.04.2022, 16:38
@Norbert981

Deine Fakten stimmen zwar, sagen jedoch nichts über das Verhalten/den Charakter aus und auch weitere Aspekte der Frage fehlen in deiner Erklärung.

Ich arbeite mit Chinesen und Japanern und habe auch privat Kontakt mit Japanern und ich kann nur wenig Gemeinsamkeiten erkennen, sie verhalten sich unterschiedlich und auch ich verhalte mich Chinesen gegenüber anders als gegenüber Japanern.

Kleines Beispiel: kein Japaner würde mir erzählen, dass er bei seinem Konkurrenten einen Mitarbeiter bestochen hat um ihm die Technologie zu klauen, während der Chinese damit prahlt.

Zudem unterschieden sich die kulturellen Feiertage, die in Japan durch den Shintoismus mitgeprägt wurden. Auch kulinarisch unterscheidet sich so einiges, ich persönlich schätze die japanische Küche mehr.

1
Nichtsnutz12 
Fragesteller
 18.04.2022, 03:53

Hab nicht gedacht, das du dich als Serbe so gut mit China und Japan auskennst Respekt du 👍

1

Ideologisch sehr weit auseinander. Kulturell ziemlich auseinander.

Norbert981  18.04.2022, 02:16

"Kulturell ziemlich auseinander" Sicher?

Japan wurde erst mithilfe Chinas Schrift zum Staat, und China lernte durch japanische Wörter die westliche Moderne kennen.

Ein noch fundamentaleres Beispiel dafür, dass Begriffsgeschichte die Voraussetzung jeder aus schriftlichen Quellen schöpfenden Geschichtsschreibung ist, lieferte Japan schon 1400 Jahre früher.

Damals hatte sich das Land nämlich schon einmal gänzlich neu erschaffen, indem es die Kategorien einer als gültig anerkannten Zivilisation übernahm – China. Im fünften Jahrhundert sollen über einen Gelehrten aus Korea die ersten chinesischen Bücher nach Japan gelangt sein, die Aussprüche des Konfuzius und der als Lehrbuch für Kinder verwendete Tausend-Zeichen-Text.

Obwohl Chinesisch und Japanisch völlig verschiedene Sprachen sind, übernahm Japan seither das chinesische Zeichensystem und den ganzen mit diesem verbundenen Kosmos von Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus.

Zuvor hatte es in der stark segmentierten japanischen Gesellschaft gar keine eigene Schrift gegeben; ihre Einführung machte überhaupt erst einen übergreifenden sozialen Zusammenhang möglich, einen Staat, dessen „Herrschaft auf Schrift basierte“.

Der „systematische Kulturimport“, der im siebten Jahrhundert einsetzte, hat „in der gesamten Weltgeschichte kaum seinesgleichen“, schreibt Vogelsang, allenfalls sei er mit der Sehnsucht der Römer nach Griechenland vergleichbar.

Von 630 bis 838 schickte Japan 15 Gesandtschaften von 200 bis 500 Männer ins chinesische Tang-Reich: Seeleute, Mönche, Diplomaten, Übersetzer, Handwerker, Ärzte, Künstler, Gelehrte:

https://en.wikipedia.org/wiki/Japanese_missions_to_Tang_China

Die Gesandtschaften brachten nicht nur Sutras, sondern auch Geschichtswerke, medizinische Kompendien und Gesetzestexte ins Land. Das Strafgesetzbuch wurde ebenso aus China übernommen wie das System der Beamtenrekrutierung.

Noch viel grundsätzlicher als auf die Anverwandlung des Kommunismus traf das auf die Aneignung der westlichen Moderne im Allgemeinen zu, die die chinesische Sprache Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mittels japanischer Begriffe vollzog.

Chinesischen Lesern kamen die europäischen Kategorien in ihrer japanischen Gestalt nicht ganz so fremd vor, da sie dort schon mit Hilfe chinesischer Zeichen ausgedrückt waren.

So wurde die chinesische Schriftsprache innerhalb weniger Jahre durch die Lehnwörter aus dem Japanischen um das ganze Vokabular der europäischen Neuzeit erweitert, um Begriffe wie Kultur, Gesellschaft, Fortschritt, Evolution, Religion, Philosophie, Geschichte, Nation und Demokratie usw.usf.

Ironischerweise war es sechzig Jahre später dann ebenfalls Japan, von dem die Kommunistische Partei dessen kapitalistisches Erfolgsmodell übernahm, befördert nicht zuletzt dadurch, dass Japan auch der größte Geldgeber Chinas in dieser Zeit war.

Beide westliche Systeme (Kommunismus stammte ebenfalls aus den Westen war eigentlich ein rein westliches "Produkt", das mit China eigentlich gar nix zu tun hatte), die China zu seiner jetzigen Machtstellung verholfen haben, der Kommunismus wie der Kapitalismus, verdankt das Land also der Vermittlung durch das als ewigen Antagonisten hingestellte Japan.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/kai-vogelsangs-buch-ueber-china-und-japan-17296390.html

Die beiden sind ebenfalls die sogenannten "Sinosphere-Staaten" (Südkorea, Nordkorea und Vietnam ebenfalls):

https://en.wikipedia.org/wiki/East_Asian_cultural_sphere

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Norbert981  18.04.2022, 02:16

Meine Antwort ist ein bißchen lang, dann sage ich:

Es tut mir sehr leid.

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Sehr viele Gemeinsamkeiten haben die nicht. Auch haben die einen recht ausgeprägten Hass gegeneinander.