wie soll ich dieses Epigramm interpretieren?
Hallo!
Ich muss in ein paar Tagen eine Lernleistung abgeben und bin am verzweifeln, da ich einfach nicht weiterkomme....ich soll das Epigramm 5.58 von Martial interpretieren. Die genaue Aufgabenstellung lautet:
Interpretiere das Epigramm. Was möchte Martial ausdrücken? Wie tut er dies? Inwiefern ist dies Ausdruck der Literaturgattung "Satire"?
ich hoffe einfach wirklich, dass mir jemand weiterhelfen kann, ansonsten weiß ich nicht mehr weiter...:(
Hier die Übersetzung von dem Epigramm:
Du sagst immer morgen, Postumus, morgen wirst Du leben.
Sage mir, dieses "Morgen", Postumus, wann kommt es?
Wie weit ist dieses "Morgen" weg? Wo ist es? Oder von woher ist es zu
erreichen?
Liegt es etwa bei den Parthern oder Armeniern versteckt?
Schon hat dieses "Morgen" die Jahre des Priamus oder Nestors.
Für wieviel kann dieses "Morgen", sage mir, gekauft werden?
Morgen lebst du? Es ist bereits heute zu spät zu leben, Postumus:
jener ist schlau, wer auch immer gestern gelebt hat, Postumus.
1 Antwort
(1) Cras te victurum, cras dicis, Postume, semper.
(2) Dic mihi: Cras istud, Postume, quando venit?
(3) Quam longe cras istud? Ubi est? Aut unde petendum?
(4) Numquid apud Parthos Armeniosque latet?
(5) Iam cras istud habet Priami vel Nestoris annos.
(6) Cras istud quanti, dic mihi, possit emi?
(7) Cras vives? Hodie iam vivere, Postume, serum est:
(8) !Ille sapit quisquis, Postume, vixit heri.
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Ich habe dir den lateinischen Text nochmals reinkopiert.
Aufgabe 1) Interpretiere das Epigramm
1.1) Was möchte Martial ausdrücken?
1.2) Wie tut er dies?
1.3) Inwiefern ist dies Ausdruck der Literaturgattung "Satire"?
ganz allgemein zu Punkt1) ich würde zunächst eine Gliederung versuchen
(1) Aussage von Postumus, die die Zusammenfassung seiner Lebensauffassung ist.
(2) - (7) ironische Fragen, die sich an Postumus, die s. auf (1) beziehen
(7) - (8) Antwort und Kommentar auf (1) - (7).
1.1) Interpretation: Wie in (1) erkennbar, ist hier das Lebensmotto (die Prokrastination/der Müßiggang) von Postumus beschrieben, wohingegen der Titel des Epigramms "Das Leben lässt sich nicht verschieben" sich auf den Kommentar am Schluss bezieht.
1.2) Wie tut er dies? (Mit welchen [stilistischen Mitteln] drückt er dies aus?
hier kannst du u.a. die Stilmittel nennen (Anaphern = "cras" wird ständig wirderholt) und die (ironischen) rhetorischen Fragen oder die zur ironischen Übertreibung eingesetzten Metaphern)
1.3) zu Satire: ironisch überspitzter Kommentar an Personen oder an Ereignissen
hier ist allein die Verwendung des Wortes "Postumus" satirisch, denn es bedeutet "Nachkömmling" - und wenn man dies wortwörtlich nimmt - bedeutet es: "kommt er nicht heute, kommt er morgen" - also später/danach - was seiner Einstellung entspricht.
[PS: es gibt auch ein altes Sprichwort, das diese Einstellung widerspiegelt: "Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute."]
außerdem passen die ironischen rhetorischen Fragen und die zur ironischen Übertreibung eingesetzten Metaphern zur Satire.
Durch all diese Mittel wird der Lebensstil Postumus' satirisch kritisch unter die Lupe genommen und ihm zum Schluss ein Ratschlag gegeben, der aber bereits wiederum ironischerweise zeigt, dass er Postumus nichts [mehr] nützt.
Vielen Dank für Ihre Antwort, es hat mir wirklich sehr weitergeholfen =) jedoch was mir noch fehlt ist, dass ich mich etwas mehr mit der Interpretation beschäftigen muss...aber ansonsten noch vielen vielen Dank :))