Lateinische Stilmittel Hilfe?
Cras te victurum, cras dicis, Postume, semper. dic mihi, cras, istud, Postume, quando venit? quam longe cras istud, ubi est? aut unde petendum? numquid apud Pathos Armeniosque latet? iam cras istud habet Priami vel Nestoris annos. cras istud, quanti, dic mihi, possit emi? cras vives? hodie iam vivere, Postume, serum est: ille sapit, quiquis, Postume, vixit heri
Morgen wirst du leben, immer sagst du morgen, Postumus,
Sag mir: Dieses "Morgen", Postumus, wann kommt es?
Wie weit ist dieses "Morgen" entfernt? Wo ist es? Oder woher muss es angestrebt werden?
Verbirgt es sich etwa bei den Parthern und Armeniern?
Schon hat dieses "Morgen" das Alter von Primus oder Nestor.
Sag mir, für welchen Preis könnte man dieses "Morgen" kaufen?
Wirst du morgen leben? Heute ist es schon zu spät zu leben, Postumus:
Wer auch immer gestern gelebt hat,Postumus, sieht das ein.
Welche Lateinische Stilmittel sind in diesem Text erkennbar und wo? Danke schonmal im Vorraus. Es sollten auf alle Fälle Anapher, Antithese, Ansydenton, Chiasmus und Traductio vorhanden sein, nur wo sind diese?
Lg
2 Antworten
Damit du die Stilmittel besser erkennst, liebes Schnitzel200, solltes du das Epigramm Vers-genau hinschreiben. Erst so erkennst du die Feinheiten.
___________________________________________________
(1) Cras te victurum, cras dicis, Postume, semper.
(2) Dic mihi: Cras istud, Postume, quando venit?
(3) Quam longe cras istud, ubi est? Aut unde petendum?
(4) Numquid apud Parthos Armeniosque latet?
(5) Iam cras istud habet Priami vel Nestoris annos.
(6) Cras istud quanti, dic mihi, possit emi?
(7) Cras vives? Hodie iam vivere, Postume, serum est:
(8) Ille sapit quisquis, Postume, vixit heri.
______________________________________________________________
Nun zu den geforderten Stilmitteln: ich bin es Leid, immer wieder zu sagen, schlagt nach, was die Stilmittel bedeuten - anscheinend rede ich gegen Wände - also schreibe ich gefühlt zum hundertsten Mal hin, was sie bedeuten:
a) Anapher = gleiche Satz-/Satzteil-/Versanfänge (d.h. das gleiche Wort steht dort): in diesem Falle "cras" in V.1 2x und in V.6 und V.7
b) Antithese = Gegensatz (wie z.B. schwarz + weiß) hier: "cras" (morgen) und "heri" (gestern) in V.7 und 8 oder "cras" "hodie" (morgen/heute)
c) Chiasmus = Über-Kreuz-Stellung z.B. Subjekt-Prädikat 7 Prädikat-Subjekt; d.h. du hast 2 ähnlich (parallel) gebaute Sätze/Satzteile, bei denen die Anordnung genau umgekehrt ist - oft ist bei einem Chiasmus auch eine Antithese zu finden. Daher habe ich dir dieses Stilmittel vorgezogen! Hier zu finden aus diesem Grund auch in V.7 und 8: "cras vives - vixit heri"
d) Asyndeton = Vielverbundenheit (Aufzählung ohne Konjunktionen wie et, aut, -que usw.) Im Prinzip ist es keine lange Aufzählung und es fehlt auch nur 1 Konjunktion, aber dadurch, dass alle Sätze so kurz und knapp wie ein "Gewehrfeuer" als Frage abgefeuert werden, ist dieser Satz im Gesamtzusammenhang als Beispiel für dieses Stilmittel zu nennen: V3. "Quam longe cras istud, ubi est?"
e) Traductio = Übertragung (Ersetzen eines Begriffes durch einen ihm gedanklich naheliegenden) = da könntest du eigentlich selbst draufkommen, wenn du dir überlegst, wie der Adressat des Epigramms heißt und was sein Name eigentlich bedeutet. Die Interpretation überlasse ich dir.
Anapher: Wiederholung des Wortes "cras".
Antithese: Gegenüberstellung der Begriffe "cras" und "hodie".
Ansydenton: Reihung ohne Bindewörter von "quam longe" und "ubi".
Chiasmus: Wiederholung einer Satzstruktur mit umgekehrter Reihenfolge - "ille sapit ... vixit heri".
Traductio: gleichlautende Wörter mit verschiedener Bedeutung. Möglicherweise ist hier "serum" gemeint.
Aber bilde dir ruhig deine eigene Meinung anhand der beigefügten Tabelle.