Wie realistisch ist es, in einer Burgruine eine Pfeilspitze zu finden?

8 Antworten

Sehr unwahrscheinlich, einige Gründe dafür haben andere ja schon genannt. Pfeile oder Waffen sind auch nicht gerade häufige Funde, verglichen mit normalen Alltagsgegenständen (z. B. Keramik).

Und das Wichtigste: Bodenfunde dürfen sowieso nicht behalten werden, sondern sind dem Denkmalamt zu melden. Behalten wäre sogar eine Straftat.

Woher ich das weiß:Hobby – Geschichte, langjähriges Interesse incl. Fachliteratur

Generell sind Funde gar nicht sooo unwahrscheinlich, wie hier viele glauben. Besonders bei Erdarbeiten oder an Abbruchkanten finden sich immer wieder Relikte aus dem Mittelalter.

Die Chance auf eine Pfeilspitze (wie sie sich der Nachwuchs vorstellen wird) ist jedoch gering. Vornehmlich hatte man seinerzeit Armbrüste und die hatten spitze Bolzen.

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Deutschland, Europa, Mittelalter)

In Burgruinen nicht, und ausserhalb sind die Eisenspitzen nahe der Oberfläche dem Wasser ausgesetzt und bestimmt schon durch Rost zerbröselt.

Aus der Steinzeit dagegen waren die aus Feuerstein und dadurch haltbar aber sehr selten. Z.B. bei Bad Nauheim auf den Äckern haben Kinder erfolgreich nach solchen Pfeilspitzen gesucht.

Südwestlich von Regensburg gab es ein grosses Rohstoffabbauzentrum in der Steinzeit. Mit geduldiger Suche kann man evtl Schaber oder Bohrer finden.

im nächsten Archäologie Museum fragen ob es was in der Nähe gibt.

Woher ich das weiß:Hobby
Zitat frostfeuer 85:
Verstecken habe ich auch schon überlegt . Wer weiß, vielleicht würde ihn das ja so beeindrucken, dass er mal Archäologe werden will :-)

Das halte ich nicht für eine gute Idee - das Verstecken.

Mein Hobby ist die Archäologie (in Zusammenarbeit mit der Landesarchäologie).

Mein Enkel war mit mir in seinen Jahren 5 - 7 oft auf die Felder gegangen - wir suchten steinzeitliche Artefakte. Wie ich auch selber hat er hunderte Male Steine aufgehoben und gefragt, ist das was?

Er konnte das trennen, wenn wir im Garten "Steinzeit spielten" und das was ich als Hobby "in echt" mache.

So habe ich ihm also, hunderte Male, auf den Feldern lediglich sagen können, dass das zwar aussieht wie eine Pfeilspitze oder ein Beil, aber kein Artefakt sei.

Seine Geduld wurde belohnt.

Zu seinem Geburtstag seines achten Lebensjahrs war dann so weit. Die Freude über seinen ersten echten Kratzer war unbeschreiblich. Er wird es nie vergessen.

Der Kratzer ist im entsprechenden Landesamt ins Archiv aufgenommen.

Jetzt ist er fast 12 und immer noch an Archäologie interessiert.

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Nun zu Deiner Frage, wie realistisch ein Fund ist.

Es ist sehr realistisch, wenn man keine falschen Erwartungen hat. Mit Pfeilen, egal ob Mittelalter oder Steinzeit, ist es so, dass die bei der Jagd verloren gingen, daher sind Funde von Pfeilen eher seltener.

Findet man einen Werkplatz, ist die Chance größer. Allerdings sind wiederum die Werkplätze sehr viel seltener als Pfeile, die weit verstreut liegen.

Immer bei der Wahrheit bleiben, immer wieder Mut machen.

Viel Glück.

Woher ich das weiß:Hobby – Kooperation mit Archäologen und Landesämtern

Burgruinen bei uns enthalten in den oberen und zugänglichen Bodenschichten mehr Artefakte aus der heutigen Zeit als altes Zeug, demn es wurde doch schon allein durch Sicherungsmaßnahmen und Denkmalschutz alles zig mal durchpflügt. Was soll denn da aus alter Zeit noch übrig sein? Nichts.

Eher findet man Artefakte im Teutoburger Wald, dort wo die Schlacht stattfand, denn das Gebiet ist riesig und wenn keine Baumaßnahmen stattfanden, dann liegt all das Zeug noch massenhaft im Boden und da wird es auch immer wieder ausgegraben.

Aber mal eine andere Idee: wie alt ist denn der Neffe? Vorschlag: ihr besorgt Euch mal eine Pfeilspitze aus einem Museumsshop. Da wird man sicher das eine oder andere finden. Dann versteckt ihr unbeobachtet das Ding an einem Platz, den er gerade nicht einsehen kann und dann muss man ihn nur geschickt dahin lotsen. Nach dem Motto "ich hab im Internet gelesen, dass besonders hier (Waffenkammer) oder dort (Schießscharten) ganz viel mit den Waffen hantiert wurde.." dann hat er sein Erfolgserlebnis, ich denke, dass man das so machen darf wie man auch die Geschichten des Christkinds oder Weihnachtsmann erzählt.

...kann natürlich sein, dass er dann gar nicht mehr aufhört die Burgen zu durchsuchen. Aber wäre es nicht eine Idee ihm eine Sonde zu kaufen damit er auf Pirsch gehen kann?


frostfeuer85 
Fragesteller
 23.11.2023, 12:20

Danke, da sind ein paar gute Ideen dabei. Das mit dem Verstecken habe ich auch schon überlegt. Wer weiß, vielleicht würde ihn das ja so beeindrucken, dass er mal Archäologe werden will :-)

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Carbonfree  23.11.2023, 12:29
@frostfeuer85

Ja, diesen Entdeckergeist sollte man fördern. Ich finde es goldig und bewundernswert wenn ein Kind sich für solche historischen Fakten interessiert statt ständig nur am Handy zu zocken. Das sollte man wirklich fördern. Man kann da so ein erstes Fachequipment besorgen, mit Schaufeln, Spatel, Pinselchen, Lupe, Sammelbox.... Bestimmungsbuch... auch das Juristische... das heißt "wem gehören die Funde" siehe Himmelsscheibe von Nebra. Museen können da sicher inspirieren!

Hab gerade geguckt: wenn man googelt "antike Pfeilspitzen kaufen" findet man einiges, z.B. bei Ebay. Bei "aus China" würde ich die Finger davon lassen, weil der Zoll wegen "Antikenschmuggel" stressen könnte, auch wenn das wohl alles Fakes sind. Gutes Gelingen für Eure Überraschung!

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