Wie kam es dazu, dass mehr Menschen in der Antike lesen konnten als im Mittelalter?

5 Antworten

Hallo Bibla,

der Grund ist wohl, dass diese beiden geschichtlichen "Disziplinen" in verschiedenen Breiten spielten.

Antike im Mittelmeeraum, in dem die Lebensbedingungen wärmer und besser sind.

Mittelalter im kalten Mitteleuropa. Die Kälte ist Hauptgrund von Armut. Gerade während des Mittelalters herrschte hier meines Wissens eine ungünstige Klimaphase.

iqkurti315  20.11.2019, 23:09

nö, das war in 17. jh, das Mittelalter war um 1200.

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Man muss auch schauen, welche Menschen und welche Regionen man miteinander vergleicht. Wenn du vom Mittelalter sprichst, meinst du vielleicht den Raum, den wir heute Deutschland nennen. Dort konnte man auch in der Antike (in aller Regel) nicht schreiben und lesen, im Mittelalter konnten es immerhin einige (Klerus und Adel).

Natürlich wurde in Rom in der Antike viel geschrieben (und in Griechenland). Das bedeutete aber nicht, dass jeder römische Landwirt lesen und schreiben konnte. Das lateinische Alphabet hatten wir von den Römern übernommen.

Germanen schrieben schon vor dem Mittelalter in Runen, aber auch diese Fähigkeit war auf wenige Personen beschränkt ("Runenmeister"). Runen wurden vor allem in Skandinavien gefunden, in Norddeutschland nur wenige.

Es ist also nicht so, dass in der Antike in "Deutschland" viel geschrieben wurde, und dass man das anschließend verlernt hätte. Deutsch wurde überhaupt erst ziemlich spät geschrieben. Schau mal nach "Merseburger Zaubersprüche".

OlliBjoern  20.11.2019, 23:36

Das Hildebrandslied ist aus dem 9.Jahrhundert. Es gibt keine Texte in deutscher Sprache, die wesentlich älter wären. Aus dem Jahre 500 n.Chr. gibt es einfach keine deutschen Texte, damals wurde diese Sprache noch nicht geschrieben (wohl aber gesprochen).

https://de.wikipedia.org/wiki/Hildebrandslied

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OlliBjoern  20.11.2019, 23:53

Zu dem Satz "Dort konnte man auch in der Antike...":

Mit "dort" meine ich "nördlich des Limes". Südlich des Limes waren Römer, die konnten oft schreiben. Germanen konnten dies damals (in aller Regel) nicht.

Es geht mir nur darum, dem Eindruck vorzubeugen, dass die Germanen wie wild geschrieben hätten, und dass die katholische Kirche ihnen das abgewöhnt hätte. Das war nicht so.

Schreiben und Lesen kamen (im Wesentlichen) mit den Römern. Und auch mit der Kirche, zu Beginn war fast alles, was geschrieben wurde, christlich-religiös geprägt. Und dann dauerte es natürlich, bis Schreiben und Lesen in der ganzen Breite des Volkes unterrichtet wurde.

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Ganz einfach: Wo es keine Schulen gibt, lernen die Leute auch nicht lesen.

Da darfst du dich bei der katholischen Kirche bedanken.

Konzept des Machterhalts war es, und ist es auch heute noch vielfach, die Menschen so dumm wir möglich zu halten. Die Bibel und Gottesdienste wurden auch nur auf Latein gelesen, damit möglichst niemand versteht, was gesprochen und geschrieben stand. Die Naturwissenschaften standen Jahrhunderte nahezu still, das alles als Ketzerei verfolgt wurde.

Im Altertum war es dagegen ein Anliegen, möglichst viel Bildung ins Volk zu bringen. Klassische Beispiele sind das Römische Reich und auch Griechenland.

paulklaus  20.11.2019, 15:14

Diese wundervoll häretische und gleichermaßen korrekte Antwort könnte von mir stammen ! DH !

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OlliBjoern  20.11.2019, 23:46

Ja, aber in der Antike war Lesen und Schreiben "bei uns" (Deutschland) nicht wirklich bekannt (abgesehen von einigen Runen, die waren aber zumeist auf Skandinavien beschränkt).  

Die Menschen hatten vor dem Einzug des katholischen Glaubens nicht geschrieben und gelesen.

Der älteste zusammenhängende Text in schwedischer Sprache ist von 1220 (Västgötalagen). Es gibt keine großen "antiken" schwedischen Texte (abgesehen von den erwähnten kurzen Runeninschriften - meist auf Grabsteinen). Es gibt auch keine antiken Texte in Deutsch oder Finnisch.

In der Antike wurde (zumindest in Bezug auf längere Texte) praktisch nur in Rom und in Griechenland geschrieben.

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Überlieferungen gingen durch Krankheiten und Kriege kaputt.

Genau wie der Mensch nicht linear in einer Sache besser wird, wird es die Menschheit auch nicht.