Wie haben die Spanier es geschafft Südamerika so schnell zu unterwerfen?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Spanier haben ihre Eroberungen ja auf den Inseln der Karibik begonnen und hatten genug Zeit, zu lernen, wie sie die Indianer auf dem Festland besiegen konnten.

Als Cortés dann seinen Fuß auf amerikanischen Boden setzte, hatte er nur 600 Männer dabei. 100 ließ er an der Küste zurück. Dort hatte er ein Fort gebaut, mit dem er seinen Nachschub schützen wollte.

Mit den übrigen 500 Mann ist er aber nicht direkt zu den Azteken gezogen, sondern hat erst einmal deren Feinde, die Tlaxcalteken, aufgesucht. Die wollte er zu seinen Verbündeten machen, aber weil die ihm nicht trauten, haben sie ihn angegriffen.

In mehreren Schlachten hat er die Tlaxcalteken besiegt und sie gezwungen Frieden mit ihm zu schließen. Bei diesen Friedensverhandlungen haben die Tlaxcalteken dann erfahren, warum Cortés eigentlich in ihrem Land war. Er wollte die Azteken schlagen und das hat ihnen natürlich sehr gefallen. Sie haben sich sofort mit ihm verbündet. Denn sie wollten nichts lieber, als den Sturz der Azteken.

Zu dieser Zeit haben die Azteken ein wahres Terrorregime geführt. Sie haben alle unterworfenen Völker ausgepresst bis aufs Blut. Die mussten alle möglichen Waren als Tribut in die Hauptstadt der Azteken liefern. Aber sie mussten nicht nur Baumwolle oder Lebensmittel liefern, sondern auch Sklaven und Menschenopfer für die Götter. Das wollten diese Völker sich natürlich nicht länger gefallen lassen. Deshalb haben sich viele von ihnen freiwillig Cortés angeschlossen.

Der musste sie gar nicht gewaltsam überzeugen, die kamen von ganz allein zu ihm. Sie haben ihm ihre Hilfe angeboten und an seiner Seite gekämpft. Irgendwann kam dann im Laufe des Krieges ein schwarzer Sklave aus Kuba nach Mexiko. Dieser Sklave hatte die Pocken. Diese Krankheit hat sich in Mittelamerika in Windeseile verbreitet. Auch viele andere Krankheiten wurden durch die Spanier eingeschleppt.

Noch während die Spanier sich mit den Azteken schlugen, überrollten diese Krankheiten beide Kontinente. Sie breiteten sich in Nord und Südamerika aus und als Pizarro in Südamerika landete, hatten die Krankheiten das Reich der Inka bereits erreicht. Sie dezimierten die Inka noch lange, bevor die Spanier auch nur einen Schwertstreich ausführten.

Genau wie Cortés hat auch Pizarro sich zuerst Verbündete unter den Feinden der Inka gesucht. Der hat wirklich gut von Cortés gelernt. Das war auch kein Wunder, denn sie waren ja mit einander verwandt.

Die Spanier haben also gesiegt, weil sie überlegene Waffen besaßen, weil sie starke Verbündete hatten und weil die Indianer keine Chance gegen die Krankheiten der Europäer hatten.

In diesem Buch wird die Geschichte sehr gut beschrieben. Das ist ein toller Roman, der beide Seiten, also die Azteken und die Spanier beleuchtet.

Der letzte Jaguarkrieger

Stewie480 
Fragesteller
 28.12.2023, 15:31

Also haben die Spanier nicht so eine große Schuld an dem Ausrotten der Amerikaner wie es in den Geschichtsbüchern steht?

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Fuchssprung  28.12.2023, 15:34
@Stewie480

Sie haben die Indianer nicht mit Absicht ausgerottet. Das war absolut nicht ihr Ziel! Sie brauchten die Indianer ja als Arbeitskräfte.

Trotzdem haben sie genug Schuld auf sich geladen. Denn nach dem sie ihre Kriege gewonnen hatten, haben sie sich ganz genauso benommen wie zuvor die Azteken oder die Inka.

Sie haben die Leute genauso ausgepresst bis aufs Blut.

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Die Geschichte wird oft verzerrt dargestellt. Die Spanier entdeckten Amerika, weil sie einen Seeweg nach Indien suchten. Sie kamen mit der dortigen Bevölkerung in Kontakt, die ihnen zum Großteil gutgesonnen war und mit Gold und Frauen beschenkte.

Die Indios (weil Kolumbus annahm, in Indien gelandet zu sein) erzählten ihnen aber von indianischen Imperien, welche sie unterdrückten und kleinere Völker vernichteten.

Am Ende versammelten sich hunderte von indianischen Völkern mit den Spaniern, um gegen ihre Unterdrücker, die Inkas, Mayas und Azteken zu kämpfen. Als deren Häuptlinge gefangen genommen oder getötet wurden, lief das Volk zu den Spaniern über, die nach deren Weissagungen die Götter waren.

Das ist die Essenz. Aber es ist nunmal so, dass es nur 1700 Spanier waren, welche an der Eroberung beteiligt waren. Dazu viele Hundertausend Indios. Die Spanier vermischten sich von Anfang an mit diesen und mit der Einnahme der Imperien, waren die Indios mit den Spaniern gleichberechtigt, gaben sich von dann an als Spanier aus.

Stewie480 
Fragesteller
 28.12.2023, 15:00

Vielen Dank

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Technologische Überlegenheit und bessere Logistik. Die Reiche in Südamerika steckten damals in der Bronzezeit, während die Spanier Eisen und Stahl hatten, und Schwarzpulver-Waffen. Die Indianer hatten außerdem keine Pferde (oder dazu äquivalente Reit-/Transporttiere).

Stewie480 
Fragesteller
 28.12.2023, 14:25

Und wie kamen so viele Mischlinge auf die Welt? Es gab ja nicht sehr viele Spanier in Spanien bestimmt nur ne Million

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Janaki  28.12.2023, 14:31
@Stewie480

Südamerika war über mehr als 200 Jahre spanische Kolonie (von Brasilien mal abgesehen) - da kommt dann schon einiges an Migration von Spanien nach Südamerika zusammen. Und Eroberer hatten auch noch nie ein Problem damit, Frauen und Mädchen aus den eroberten/kolonisierten Ländern zu schwängern ...

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FernandoGF  28.12.2023, 16:04
@Stewie480

Die Spanier hatten sich von Anfang an mit den Indigenen vermischt. Sie verstanden sich gut mit den meisten. Natürlich gab es auch andere Stämme, wie die Kariben oder Kanibalen, welche Menschenfresser waren oder welche, die tief im Dschungel lebten und sich mit Giftpfeilen verteidigten.

Anders als die Engländer und Holländer, welche die Indigenen als niedrige Rasse ansahen und vernichteten oder die paar Überlebenden in Reservate steckte, sah die katholische Kirche Spaniens die Indigenen als Menschen an, die sobald deren Anführer gefasst waren, auch von den grausamen Riten der Menschenopfer abließen.

Es ist ja nicht nur so, dass es Mischlinge gibt. Es gibt Tausende von indigenen Völkern in Lateinamerika, auch Nachfahren der Inkas, Mayas oder Azteken. In Nordamerika dagegen nur sehr wenige.

Und die Spanier interessierten sich für die Indios. Sie übertrugen alles, was sie sagten ins Spanische und studierten die indigenen Sprachen, gaben denen überhaupt erst eine Schrift, wenn man von den bis dahin primitiven Aufzeichnungsmethoden per Schnüre, Knoten oder eine Art Hyroglypen absah. Aber die waren dazu da, eine Art Buchhaltung zu führen. Man konnte keine Sätze schreiben.

Das war erst möglich, als die Spanier die indigenen Sprachen aufschrieben, wie sie es im damaligen Spanisch hörten: caniba (Kanibal), méxica (Selbstbezeichnung der Einwohner um das heutige Mexiko City), huracán (Hurricane), tomate (Tomate), barbacoa (Barbecue), maíz (Mais) ...

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Die präkolumbianischen Völker Südamerikas waren zwar kulturell hoch entwickelt, technologisch aber noch auf Stein- oder Bronzezeitniveau, während die Spanier schon Feuerwaffen hatten

Geh nie mit einem Bronzemesser zu einer Schießerei!