Wie gestalten sich Honorare für Übersetzer/Dolmetscher?

4 Antworten

Hallo,

da es keine Gebührenordnung für Übersetzungen gibt, rechnen freiberufliche Übersetzer und Übersetzungsagenturen unterschiedlich ab, z.B.

• nach Zeichen

• nach Zeilen

• nach Seiten

• nach Stunden

• per Pauschale

Unter Umständen kommen auch Nebenkosten, Eilzuschläge u.a. hinzu.

Außerdem können sich auch Preisunterschiede je nach Sprache ergeben.

Für beglaubigte Übersetzungen braucht es einen beeidigten Übersetzer. Diese findet man über die Gelben Seiten und beim Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (bdue.de).

Verdienst

Die meisten Übersetzer / Dolmetscher arbeiten freiberuflich und/oder selbstständig. Übersetzer-Agenturen sind für Kunden teuer, die Übersetzer aber, die tatsächlich die Arbeit machen, bekommen maximal 40% des Preises. 

Übersetzer / Dolmetscher ist keine geschützte Berufsbezeichnung und es gibt auch keine Gebührenordnung für Übersetzer / Dolmetscher. 

Tatsache ist, dass der Markt schwer umkämpft ist und die Branche mit Dumpingpreisen zu kämpfen hat. Mit den Einkünften eines selbstständigen Übersetzers / Dolmetschers lässt sich nur schwerlich eine Familie ernähren. 

Auch wissen viele Leute die Arbeit von Übersetzern / Dolmetschern - vor allem wenn es um die Weltsprache Nr. 1 Englisch und um Standardsprachen wie Französisch und Spanisch geht - nicht wirklich zu schätzen. 

Man verlässt sich da lieber auf die eigenen beschränkten Mittel, ungelernte Kräfte und den Google Übelsetzer samt Anhang und erkennt nicht an, dass es für Übersetzungen, neben einer entsprechenden Ausbildung und guten Sprach- und Fachkenntnissen, auch viel Zeit für Recherche, etc. braucht, 

und dass Übersetzungen eben nicht maschinell oder per Computer angefertigt werden können, sondern Hand- und Kopfarbeit sind. 

Dazu kommt, dass man dem Beruf des Übersetzers / Dolmetschers - so man geistig fit bleibt - bis ins hohe Alter von daheim aus nachgehen kann. Somit sind viele Übersetzerstellen auf lange Sicht belegt und der Nachwuchs bekommt nur schwer einen Fuß in die Tür. 

Selbst mit weniger verbreiteten Sprachen wie Chinesisch, Japanisch und Russisch haben Übersetzer es heute schwer.

Beim Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (bdue.de) findet man Informationen rund um den Beruf des Dolmetschers/Übersetzers, auch zum Verdienst, zur Ausbildung und zum Studium. 

:-) AstridDerPu

indyjack1979 
Fragesteller
 24.05.2022, 21:12
  • Vielen lieben Dank für deine Ausführungen! Toll, eine persönliche Meinung von ExpertInnen zu hören :-) Könntest du evtl noch genauer auf meine Frage eingehen? Das wäre toll!
  • Spannend wäre insbesondere auch: Welche Bedeutung für Auftragsvergabe und Honorarhöhe spielen Zertifizierungen (vom Berufsverband für Dolmetscher und Übersetzer) bzw. (gerichtliche) Beglaubigung bei Übersetzern/Dolmetschern?
  • Inwiefern müssen Übersetzer vor Auftragserhalt einen Probetext erledigen /vorzeigen? bzw: Inwiefern müssen Dolmetscher vor Auftragserhalt eine Leistungsprobe abliefern?
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Ich bin mit einer staatlich anerkannten Übersetzerin für Englische und Russiche Sprachen befreundet. Ich kann bestätigen, dass der Preis sich nach Zeichen, Zeilen usw. zusammensetzen kann, aber auch ein Pauschalpreis vereinbart werden kann.

Zudem ist eine Übersetzung ins Englische leichter als ins Russische und bei meiner Bekannten daher billiger.

Sie arbeitet auch alleine, als Selbstständige von zu Hause und muss keine extra Miete im Stadtzentrum zahlen oder Mitarbeiter bezahlen. Dadurch kann sie oft - im Gegensatz zur Konkurrenz - günstiger anbieten und erhält somit daher fast immer die ganzen Aufträge vom Jobcenter und Sozialamt. Auch Gerichte benötigen ständig ihre preisgünstige Hilfe im Bereich Dolmetschen und Übersetzen.

Ich hoffe, ich konnte ergänzende Infos zu deiner Frage liefern.

Liebe Grüsse

Woher ich das weiß:Recherche

Bei Direktkunden hat man etwas Verhandlungsspielraum je nach Land. Agenturen schreiben inoffiziell die Preise oftmals vor (z.B. sind 4-5 cents pro Wort derzeit keine Seltenheit). Revisionsarbeiten von machinellen Übersetzungen die momentan auf dem Markt vorherrschend sind bringen um die 20 Euro/Std. Insgesamt sind die Verdienstmöglichkeiten extrem schlecht!! Der Durchschnittsverdient von freiberuflichen Übersetzern liegt international mit jährlich etwa 29000 US Dollar somit auch deutlich unter dem von angestellten Übersetzer in Vollzeit.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Na, dann gebe ich noch mal Antwort zur Probearbeitund anderen Fragen, die der Pu noch nicht erwähnt hat

Wird unterschiedlich gehandhabt. Manche Agenturen erwarten das, andere nicht.

Wobei eine neue Unsitte um sich greift. Aufträge werden teils nur noch über die Probearbeit, die natürlich nicht bezahlt wird, erledigt. So kann man die Übersetzer ganz kostenlos für sich arbeiten lassen. Ein bezahlter Auftrag wird dabei gar nicht angestrebt., nur vorgegauckelt als Ziel.

Und die Zahlungsmoral einiger Auftraggeber ist auch schlecht. Man bezahlt einfach nicht. Soll der Auftragnehmer doch klagen.

Nächste Frage: Zertifizierungen spielen bei der Honorarhöhe kaum eine Rolle.

Und noch eine Ergänzung: Bei Bezahlung nach Stunden werden in der Regel die Stunden so niedrig eingesetzt und pauschal bezahlt, daß in DER vorgegebenen Zeit eine ORDENTLICHE Übersetzung gar nicht möglich ist. Bei Bezahlung nach Zeichen, Normzeile usw. kann man seinen Verdienst vorher besser abschätzen, selbst wenn man sich mal beim Schwierigkeitsgrad verschätzen kann