Zukunftsaussichten Dolmetscher und Übersetzer?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

im Allgemeinen ist mir um den Beruf des Übersetzers nicht bange. Immerhin versucht man schon lange vergeblich einen Blechtrottel dafür zu entwickeln und das wird wohl auch noch lange so bleiben. Wenn es überhaupt je gelingen wird. Wir werden es mit Sicherheit nicht mehr erleben, dass künstliche Intelligenz Übersetzer überflüssig macht.

Auch wenn der Deepl Übersetzer - dessen sich scheints auch Pons inzwischen bedient - der beste Übersetzer sein dürfte, ist auch dieser bzw. sind auch dessen Übersetzungen mit Vorsicht zu genießen, und bleibt derweil der beste Übersetzer immer noch der aus Fleisch und Blut - also der Mensch - denn der Babelfisch (engl. Babel Fish), das fiktive Lebewesen aus dem Roman Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams, das man sich ins Ohr einführt, und das dem Träger ein Verständnis aller gesprochenen Sprachen ermöglicht, ist noch nicht entdeckt und/oder erfunden.

Und der populäre Internet-Übersetzungsdienst Babel Fish, der nach diesem Vorbild benannt wurde, reicht - wie andere online Übersetzer – bei weitem nicht an sein Vorbild heran.

Auch die professionelle - sehr teure - Übersetzungssoftware Trados ist von Haus aus erst einmal eine dumme Übersetzungssoftware, die erst einmal gefüttert werden will.

Ist sie dann gefüttert worden, hängt die Qualität der Übersetzungen immer von der Qualität des programmierten und benutzten Translation Memory ab.

Selbstständig dazulernen können weder Trados noch Translation Memories!

Es gibt keine guten on- und offline Text- bzw. Satz-Übersetzer, Text- bzw. Satz-Übersetzer-Apps, Text- bzw. Satz-Übersetzer-Programme usw., weil:

 - Sprache lebendig ist und sich ändert

 - die meisten Wörter mehr als eine Bedeutung haben

 - Wörter je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben.

 - maschinelle Übersetzer i.d.R. die am häufigsten vorkommende Übersetzung eines Wortes verwenden

 - maschinelle Übersetzer nicht zwischen den Zeilen lesen können

 - maschinelle Übersetzer weder die Grammatik

 - noch die unterschiedliche Satzstellung im Deutschen und in der Fremdsprache berücksichtigen.

Deshalb können maschinelle Übersetzungen höchstens als Gerüst für eine Übersetzung dienen und müssen immer sorgfältig nachgebessert werden.

Meist geht es schneller, Übersetzungen gleich mit Hilfe eines guten Wörterbuches (Langenscheidt, Pons, Collins, etc.)   oder mit online-Wörterbüchern (pons.com, dict.cc, leo.org, etc.) selbst zu machen. Das setzt aber natürlich ein gewisses Maß an Grundkenntnissen in der jeweiligen Sprache voraus.

Verdienst

Die meisten Übersetzer / Dolmetscher arbeiten freiberuflich und/oder selbstständig. Übersetzer-Agenturen sind für Kunden teuer, die Übersetzer aber, die tatsächlich die Arbeit machen, bekommen maximal 40% des Preises. 

Übersetzer / Dolmetscher ist keine geschützte Berufsbezeichnung und es gibt auch keine Gebührenordnung für Übersetzer / Dolmetscher. 

Tatsache ist, dass der Markt schwer umkämpft ist und die Branche mit Dumpingpreisen zu kämpfen hat. Mit den Einkünften eines selbstständigen Übersetzers / Dolmetschers lässt sich nur schwerlich eine Familie ernähren. 

Auch wissen viele Leute die Arbeit von Übersetzern / Dolmetschern - vor allem wenn es um die Weltsprache Nr. 1 Englisch und um Standardsprachen wie Französisch und Spanisch geht - nicht wirklich zu schätzen. 

Man verlässt sich da lieber auf die eigenen beschränkten Mittel, ungelernte Kräfte und den Google Übelsetzer samt Anhang und erkennt nicht an, dass es für Übersetzungen, neben einer entsprechenden Ausbildung und guten Sprach- und Fachkenntnissen, auch viel Zeit für Recherche, etc. braucht, 

und dass Übersetzungen eben nicht maschinell oder per Computer angefertigt werden können, sondern Hand- und Kopfarbeit sind. 

Dazu kommt, dass man dem Beruf des Übersetzers / Dolmetschers - so man geistig fit bleibt - bis ins hohe Alter von daheim aus nachgehen kann. Somit sind viele Übersetzerstellen auf lange Sicht belegt und der Nachwuchs bekommt nur schwer einen Fuß in die Tür. 

Die besten Chancen hat man, wenn man sich eine Nische (seltene Fachgebiete) sucht und weniger verbreitete und aufstrebende Sprachen beherrscht (Chinesisch, Japanisch, Russisch, Spanisch), aber auch das ist keine Garantie.

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Der Fairness halber will ich dir hier aber nicht den Kommentar eines Nutzers auf einen meiner Beiträge zum Thema Zukunftsaussichten für Übersetzer vorenthalten:

... Professionelle Übersetzer sollten sich darauf einstellen, dass die Qualität der Übersetzungsprogramme mit zunehmender "künstlicher Intelligenz" sich enorm verbessern wird. Zudem sind natürlich auch menschliche Übersetzer keineswegs vor Fehlern gefeit. Es stimmt, dass die meisten heute verfügbaren Übersetzungsprogramme noch sehr mangelhaft sind. Es ist aber ebenso eine Tatsache, dass sich die Qualität dieser maschinellen Übersetzungen in den letzten fünf Jahren gewaltig verbessert hat und ein Ende dieser Entwicklung nicht abzusehen ist. Der Übersetzerberuf, wie er heute existiert, wird sich komplett verändern. In wenigen Jahren wird sich die Rolle des Menschen auf jene eines Lektors beschränken und selbst in dieser Rolle werden die Maschinen aufholen. Es wird irgendwann so weit sein, dass nur noch sehr wichtige Texte, die entweder für die Publikation bestimmt oder bei denen Missverständnisse zu erheblichen Problemen führen könnten, überhaupt von Menschen lektoriert werden. Für die Rohübersetzung werden für die häufigen Sprachkombinationen wie Deutsch-Englisch oder Französisch schon in nicht allzu ferner Zukunft zu über 90% Maschinen zum Einsatz kommen. Wer sich nicht heute auf diese Entwicklung einstellt, der wird abgehängt werden und wird sich beim Arbeitsamt anstellen müssen. Die Hochschulen tun gut daran, nur noch sehr wenige Übersetzer auszubilden und diese auf ihre neue Rolle als Lektoren und Informatiker vorzubereiten. Alles andere ist verantwortungslos.

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Der Einsatz und die Fortentwicklung von KI wird sämtliche Arbeitsbereiche und Berufsbilder ändern, nicht nur die der Übersetzer und Dolmetscher, und dahingehend muss auch das Studium und die Ausbildung angepasst werden.

Überflüssig werden Übersetzer und Dolmetscher m. E. trotzdem nicht werden, ihre Rolle wird sich ändern. Übersetzer sind schon immer auch Lektoren gewesen, denn auch für das fremdsprachliche Lektorat braucht es entsprechende Sprachkenntnisse.

AstridDerPu

 

00marcel000 
Fragesteller
 03.09.2023, 15:41

Vielen Dank für diese sehr ausführliche Antwort

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Die Chancen sind groß, wenn man neben den Fremdsprachen Fachkenntnisse hat..

z.B Jura, Business, Technik, Medizin, Informatik, u.a.

Sieh u.a.https://www.connexion-emploi.com/de/deutsch-franzoesische-stellenangebote

+ Foren von dict.leo.org

ymarc  03.09.2023, 15:54

Ich war anno dazumal anderthalb Jahr Übersetzer in einem großen Unternehmen, das eine Fabrik in Algerien bauen wollte.

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Man sollte immer Fachkenntnisse haben. Kein vernünftiger Mensch wird z.B. ein medizinisches Dokument mit Hilfe eines Computers übersetzen. Das muss absolut richtig sein, dass muss jemand übersetzen, der sowohl die Sprache bestens kann als auch hervorragend über Medizin Bescheid weiß.