Wie geht Bluestonleiter wirklich?

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Es ist u.a. auch von Mollbluestonleitern und Durbluestonleitern die Rede aber ist es nicht so, dass wir im Blues eine Coexistenz von Dur und Moll oder aber auch eine Dur/Moll Neutralität haben können?

Richtig. Moll-Bluestonleiter und Dur-Bluestonleiter heißen sie im Grunde nicht, weil es sich um Moll oder Dur handelt, sondern weil sie im Aufbau die Moll-Pentatonik/Dur-Pentatonik als Grundlage haben.

Ausgehend von einer Mollpentatonik wie z.B. A C D E G A, wird im Blues auf dem Klavier neben der Mollterz C auch oft die Durterz Cis gespielt, sodass wir folgende Tonleiter bekommen: A C/C# D E G A.
Ist diese erste Blue Note aber nicht eigentlich eine neutrale Terz zwischen der Mollterz C und Durterz C#, welche zwar z.B. auf der Gitarre durch Ziehen der Saite möglich ist aber auf dem Klavier eben nicht? Auf dem Keyboard könnte man das Pitchwheel bemühen, um einen Ton wie bei der Gitarre ziehen zu können.

Auf dem Klavier wird sie bloß so gespielt, da nicht wirklich eine freie Intonation möglich ist, wie auf Saiten- oder Blasinstrumenten. Der Zweiklang soll dann eine Blue Note imitieren, was eine wirklich schlechte Imitation ist. Streng genommen kannst du aber auch dein Klavier beliebig stimmen und mit verschiedenen Anschlagsstärken sowie verschiedenen Pedaltechniken Blue Notes spielen. Nur ist das auf einem echten Klavier sehr aufwendig.

Ist es dann nicht mit der Septime genau das gleiche? Liegt nicht auch zwischen der Mollseptime G und der Durseptime G# eine Blue Note, sodass wir jetzt folgende Tonleiter bekommen: A C/C# D E G/G# A.
Wenn wir jetzt auch noch den Tritonus als Blue Note hinzunehmen, was natürlich auch auf dem Klavier funktioniert, erhalten wir dann die vollständige Bluestonleiter mit A C/C# D Eb E G/G# A?

Das ist auch eine Variante. Die Bluestonleiter ist variantenreich, daher vielleicht auch dein Gefühl, es gäbe widersprüchliche Erklärungen.

Sehe ich das alles richtig oder nicht? Was meint Ihr dazu?

Ich würde sagen, im Grunde siehst du das aber schon richtig.

Deine Gedanken sind richtig! Ein meist übersehenes Problem - vor allem beim Klavier - ist die gleichstufig temperierte Stimmung, da sind die Terzen nämlich gegenüber reinen Terzen sowieso total falsch. Gilt auch für normal gestimmte Gitarren. Hier kann man sich gelegentlich helfen, indem man die Saite verzieht, dadurch wird der Ton höher, erniedrigen kann man ihn natürlich nicht.

Geiger gaben es da besser, die können sich auf der Tonskala frei bewegen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Molltonleiter  15.04.2024, 08:38

Gleichstufige Stimmung ist ja nicht per se ein Problem, ebensowenig falsch. Es ist die bewährteste Lösung, damit wir beliebig zwischen den Tonarten springen können. Man kann sich, wenn man möchte, ja jederzeit umentscheiden und außerhalb dieser Stimmung musizieren.

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Bluemilk  15.04.2024, 08:59
@Molltonleiter

Gleichstufige Stimmung ist schon ein Problem! Aber darüber könnte man sich lange unterhalten. Tatsache ist zum Beispiel, dass Streicher lieber Quartett spielen und nicht Klaviertrio. Bei ersterem können sie rein spielen, bei letzterem müssen sie sich zwangsläufig am Klavier und den „falschen“ Terzen orientieren.

Und mit dem Umentscheiden an den Keyboardinstrumenten ist es nicht so einfach, da man diese dann ständig umstimmen müsste.

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Molltonleiter  15.04.2024, 09:13
@Bluemilk
Tatsache ist zum Beispiel, dass Streicher lieber Quartett spielen und nicht Klaviertrio.

Das ist nicht Tatsache. Das ist individuell. Es kommt auf den Kontext und die musikalischen Absichten an. Gleichstufige Stimmung und reine Stimmung sind ja bei weitem nicht die einzigen Stimmungssysteme, und alle haben ihre eigenen Vor- und Nachteile, die je nach subjektivem Empfinden variieren.

Gleichstufige Stimmung ist schon ein Problem!

Wenn sie ein Problem ist, dann sicher nicht aufgrund des zuvor Zitierten.

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Bluemilk  15.04.2024, 09:57
@Molltonleiter

Ich will mich da mit Niemandem streiten. Nur noch so viel: Intervalle gibt es auf Grund eines physikalischen Naturgesetzes. Reine (natürliche) Intervalle sind schwebungsrein. Gleichstufig (oder gleichschwebend) temperierte Terzen schweben sehr stark.

In Volksmusiken gibt es (dem natürlichen musikalischen Empfinden der Menschen geschuldet) z.B. sehr stark die Tendenz zu reinen Intervallen. Temperierte Intervalle sind erst aufgekommen, als man Instrumente gebaut hat (Tasteninstrumente) deren Töne vorgegeben und nich so ohne weiteres verändert werden können (Orgeln, Klavierinstrumente). Temperierte Stimmungen mit unreinen Intervallen) sind immer ein - notgedrungener - Kompromiss.

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Molltonleiter  15.04.2024, 10:39
@Bluemilk

Streit ist ebenso wenig in meinem Interesse; dazu gibt es auch keinen Grund von meiner Seite aus. Das, was du sagst, stimmt auch weitestgehend. Außer:

Temperierte Stimmungen mit unreinen Intervallen) sind immer ein - notgedrungener - Kompromiss.

Ich kenne mehrere Menschen, die mit dieser Sichtweise durchs Leben gingen. Nur ist sie ein Irrtum, denn gleichstufige Stimmung wurde schlicht und einfach bevorzugt. Da ist uns Menschen kein Ungeschick passiert, auch kein wirkliches Problem ist entstanden. Für wen denn? Gleichstufige Stimmung und reine Stimmung haben unterschiedlichen Klangcharakter, einer ist nicht besser oder schlechter als der andere. Dissonanzen sind ja nichts Verkehrtes, und viele Werke, die extra für die Gleichstufige Stimmung gedacht sind, würden in reiner Stimmung fürchterlich klingen.

Natürlich ist es richtig, dass ein reinerer Klang verloren geht, das ist aber nicht weiter schlimm oder ein Problem, und es ist auch nicht sonderlich aufwendig, sein Instrument umzustimmen, wenn man in reiner Stimmung spielen möchte. Musikern stehen alle Türen offen, man wird überhaupt nicht eingeschränkt, höchstens, wenn man sich nicht auskennt.

Wir Menschen hatten die Wahl zwischen entweder oder, haben uns geeinigt, und jedem steht frei, sich weiterhin ganz persönlich für entweder oder zu entscheiden.

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Bluemilk  15.04.2024, 14:19
@Molltonleiter

Okay! Ich persönlich stehe zumindest auf nicht gleichschwebend temperierten Stimmungen, zumindest bei Cembalis und Hammerflügeln. Man muss eben die passende Temperierung wählen und kann dann gewisse Tonarten eher nicht verwenden. (Hier spielt auch die gelegentlich ins Spiel gebrachte Tonartencharakeristik eine Rolle.)

Aber - finde ich - das typische Blues-Feeling stellt sich beim Klavier nicht so wirklich ein, und das ist meiner Ansicht nach der Stimmung geschuldet.

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Molltonleiter  15.04.2024, 19:22
@Bluemilk

Hier stimme ich dir bei allem zu. Ich muss jedoch noch sagen, dass sich das Blues-Feeling auf einem Klavier eher deshalb nicht einstellt, weil eine freie Intonation nicht so flexibel möglich ist wie auf Saiten oder Blasinstrumenten. Das fehlende Blues-Feeling ist also nicht per se der Stimmung geschuldet, sondern eher dem Aufbau eines Klaviers. Das kannst du dir auch dadurch selbst verdeutlichen, dass selbst mit angepasster Stimmung kein richtiges Blues-Feeling entstehen würde. Aber ja, mit einer anderen Stimmung würde man sich zumindest annähern.

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Also von der Note zwischen C und C# hab ich noch nichts gehört... aber dass man die Pentatonik nimmt und den Tritonus dazu packt passt soweit ich weiß

Bob05178  15.04.2024, 08:04

Ich könnte mir aber vorstellen wenn man die kleine und große Terz zusammen/ kurz hintereinander spielt kann man sich auch mit einem Klavier der "neutralen Terz" annähern... oder man spielt einfach beide Töne um einen Kompromiss zu schaffen

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TheDutchOven 
Fragesteller
 15.04.2024, 08:15
@Bob05178

Ja, ich denke auch, dass Klavierspieler das so oder so ähnlich machen, so wie du es sagst.

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TheDutchOven 
Fragesteller
 15.04.2024, 08:09

Wie gesagt funktioniert die Blue Note zwischen Mollterz und Durterz zwar auf der Gitarre aber natürlich nicht auf dem Klavier.

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