Wie findet ihr dieses Messer?

3 Antworten

<seufz>

Ich glaub, Du unterscheidest (nach allen Deinen Fragen zum Thema "Messer") immer noch nicht zwischen reinem "aussehen" und "Nutzwert".

Aussehen ist - natürlich - immer Geschmacksache.

Aber überlege doch mal selber:

Früher, als es Dinge noch nicht im Überfluss gab und nicht jeder der es wollte eine "Messersammlung" haben konnte, was haben die Menschen da als "das eine, wirklich brauchbare Messer" gehabt?

Zu einer Zeit, als sie es noch viel häufiger wirklich gebraucht und eingesetzt haben als viele Leute jetzt? Als sie noch darauf angewiesen waren, das es etwas taugt und das es auch als Werkzeug für ihre Anwendungsfälle wirklich Sinn gemacht hat?

Die hatten da nicht so etwas, wie das oben abgebildete oder die Beispiele aus Deinen vorherigen Fragen (hier und hier).

Und das lag nicht daran, das damals noch niemand eine Klinge mit mehrere Schrägen vorne hätte anschleifen können (das kann man auch per Hand mit einem Schleifstein). Das lag daran, das so etwas einfach für die wirkliche Benutzung keinen Sinn gemacht hat. Da haben die Leute für das eine Messer das sie bei sich hatten lieber etwas gekauft was auch sinnvoll nutzbar war...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selber jahrelang draußen unterwegs
Noah8282 
Fragesteller
 29.07.2022, 17:30

Aha Ok, interessant. Aber natürlich möchte ich ja auch ein Messer, welches gut aussieht. Damit meine ich nicht, dass ich das Design des Messer vorziehe, damit meine ich, dass ich ein Messer mit Qualität und Design haben möchte. Aber Tantoklingen sind doch jetzt nicht unbedingt schlecht oder? Vielleicht das was dieses Messer hat, aber es gibt doch auch gute Messer mit Tantoklinge oder? Abgesehen davon, welches Messer taugt denn richtig was? Mit welchen Messer kann man richtig was machen, sei es Holz spalten, schnitzen usw.

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Waldmensch70  29.07.2022, 20:19
@Noah8282
Aber natürlich möchte ich ja auch ein Messer, welches gut aussieht. Damit meine ich nicht, dass ich das Design des Messer vorziehe, damit meine ich, dass ich ein Messer mit Qualität und Design haben möchte.

Kann ich verstehen. Ich würde halt nur schauen, dass das "Design" des Messers keine nachteiligen Auswirkungen auf die Benutzung hat.

Aber Tantoklingen sind doch jetzt nicht unbedingt schlecht oder? Vielleicht das was dieses Messer hat, aber es gibt doch auch gute Messer mit Tantoklinge oder?

Tantoklingen haben eigentlich nur einen Zweck: Das Durchstossen von Körperpanzern im Nahkampf. Dafür wurden sie gemacht. Und das kann - je nach konkreter Machart des Messers - eben schon zu Problemen führen. Siehe hier: ist-es-erlaubt-in-der-oeffentlichkeit-ein-messer-zu-haben#answer-327484797

Davon abgesehen: Für "normale Benutzung im Alltag" haben sie keinen echten Vorteil gegenüber anderen Klingenformen.

  • Du brauchst eine Spitze, damit Du damit Feinarbeiten machen kannst? Haben andere Formen auch.
  • Aber Du brauchst auch einen "Bauch", damit Du lange ziehende Schnitte ohne "Unterbrechung" machen kannst? - Die haben Tantoklingen nicht. Da stört die "Ecke" unten in der Klinge ggf. sogar eher.
  • Du brauchst eine gerader Schneide um kontrolliert etwas zu schnitzen? - Die haben andere Klingenformen (direkt vor dem Griff, wo Du die meiste Kontrolle hast und den meisten Druck aufbauen kannst) auch.
  • Und so weiter...

Weiter in teil 2, hier reicht der Platz nicht mehr...

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Noah8282 
Fragesteller
 29.07.2022, 20:23
@Waldmensch70

Der Teil mit den lang-ziehenden Schnitten hat mich überzeugt, hast Recht da stört die Ecke eher als das sie was nützt. Welche Messer waren deine Empfehlungen? Jetzt Mal uneingeschränkt wie teuer es sein soll, was ist denn ein richtig gutes Messer?

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Waldmensch70  29.07.2022, 20:28
@Noah8282

Teil 2 - Fortsetzung ...

Abgesehen davon, welches Messer taugt denn richtig was? Mit welchen Messer kann man richtig was machen, sei es Holz spalten, schnitzen usw.

Das ist leider eine viel zu allgemein gehaltene Frage um sie ganz konkret und genau für Dich passend zu beantworten… Da gibt es so viele Messer, die eher infrage kommen, abhängig davon, was

  • Deine Preis-Obergrenze ist
  • Was Du alles mit dem Messer machen willst (nur ausschliesslich Schnitzen? Oder eher als "Allroundmesser, das eben auch gut schnitzen kann? Schliesslich besteht "Outdoor" ja auch aus vielen anderen Dingen.)
  • Wie viel "Messerverstand" Du hast und Dir also zu helfen weisst und die entsprechenden Techniken kennst. Denn, wie gesagt, "blind auf Holz herumkloppen" ist keine sinnvolle Sache die man draußen macht oder braucht, egal was irgendwelche "Heinis auf Youtube" sagen.

Auch ein Schweizer Taschenmesser "taugt richtig was", wenn man damit umgehen kann und sich zu helfen weiss.

Aber OK, ich versuche mal eine paar Beispiele aufzuzählen, wie ich persönlich mich entscheiden würde:

Was genau mache ich eigentlich draußen?

Will ich ein Messer das "allgemein sehr viel taugt" weil es (a) stabil genug ist um alles in sinnvollen Grenzen zu machen und was zudem so gebaut ist, das es richtig gut und fein schneidet? Dann nehme ich ein stabiler gebautes aber direkt über der Schneide fein ausgeschliffenes Messer mit Flachschliff bis (fast) ganz nach oben zum Klingenrücken. Denn das ist unten schön fein und steigt nur allmählich in der Kingendicke an, so dass es extrem gut schneidet. Trotzdem ist es (bei sinnvoller Benutzung) aufgrund eines etwas (nicht übertrieben) dicken Klingenrückens immer noch stabil genug. Der weitere Vorteil daran ist, das ich nur die kleine Schneidfase unten, die direkt die Schneide bildet wieder nachschleifen muss, wenn es mal stumpf ist. - Ich muss also relativ wenig Material abtragen. Was auch wieder bedeutet, das es schon ein besserer, moderner Stahl sein kann der auch länger die Schärfe hält, weil ich mir dann trotzdem nicht "den Wolf schleife".

Dieses Messer kann ich aus eigener Verwendung und aufgrund des wirklich durchdachten Designs (und da rede ich vom Design im Hinblick auf die Benutzbarkeit, nicht vom Design im Hinblick auf "soll tacticool aussehen") wirklich empfehlen:

Jars Echis - Da muss es auch nicht die (teurere, von Hand gearbeitete) "Custom-Version" sein, auch das Serienmesser hat da die gleichen guten Eigenschaften und ist zudem günstiger. Das hatte ich hier in einer anderen Frage auch schon einmal empfohlen.

Klinge in brauchbarer (frei zu führender) Länge, gut gehärteter N690 Stahl, feine Spitze mittig an der Klinge, Griffmaterial ist schön griffig und unempfindlich draußen, es ist groß genug um damit zu arbeiten (ich habe damit auch schon komplette Rehe augebrochen, aus der Decke geschlagen und zerwirkt und jagdliche Arbeit ist immer ein guter Test für das Material) aber auch nicht größer und klobiger/schwerer als nötig, so dass man es in der Scheide auch wirklich so mit sich herumtragen kann ohne das Gefühl zu haben da einen "störenden Klotz" herumzuschleppen. (Ich liebe den Lederdangler mit dem man es frei beweglich an den Gürtel machen kann, so dass es nicht stört)...

Du merkst schon, das klingt wie eine Werbung, weil ich wirklich so begeistert davon bin. Nimm es mir nicht übel. - Es ist aber auch wirklich gut. Und ich habe das Glück, das ich etliche Messer im Leben ausprobieren konnte und da relativ hohe Ansprüche an die Nutzwert stelle.😉

Hier mal ein Video des Messermachers der es designed hat:

https://youtu.be/DavKBLVUBA4

Und auch wenn er im Video dazu sagt, das es nicht im Hinblick auf "Batonen" gebaut wurde: Es ist - wenn man mit Verstand an die Sache heran geht - auch kein Problem damit kleine Äste längs zur Faser aufzuspalten (dazu unten mehr).

Es hat einen Griff der sehr gut in der Hand liegt, bei kleineren Händen wie auch bei mir (ich habe Handschuhgröße 11).

Es schnitzt toll, gerade weil es so fein geschliffen wurde. - Auch dazu unten mehr.

Und bei den inzwischen aufgerufenen Preisen für gut gemachte Messer ist es mit 129 Euro auch noch bezahlbar.

 

Weiter in Teil 3…

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Waldmensch70  29.07.2022, 20:41
@Noah8282

Teil 3 - Fortsetzung ...

Zu den beiden Punkten die ich noch ansprechen wollte:

"Batonen"

Ist eine Notfalltechnik um im dauernassen nördlichen Regenwald an trockenes Kernholz zu kommen, wenn man sinst nicht an trockenes Holz herankommt um ein Feuer in Gang zu bringen. Es ist vollkommen unsinnig, das hier ständig in unseren Breiten zu machen. Da reicht es, ein paar Handvoll dürre, trockene Ästchen zu suchen, die ich auch klein knicken kann. (Tipp unten an Fichten die toten, Ästchen ohne Nadeln die noch am Baum hängen und laut knackend abbrechen, die haben nicht am Boden gelegen und sind somit nicht feucht). Da muss ich nichts "spalten". Dazu ein paar Feathersticks (die man schneidet und nicht hackt, so dass es auf gute Schneideigenschaften mehr als auf "Spaltkeil-Messer" ankommt) damit das etwas dickere trockene Holz Feuer fängt und dann kann man sich mit normalem Holz langsam "hocharbeiten".

Wenn ich etwas Zundermaterial dabei habe oder weiss wo ich es in der NAtur finde und beim Umherstreifen einsammle, wenn sich die Gelegenheit bietet, dann mache ich Dir so auch ein Feuer nur mit einem Firesteel ohne weitere Hilfsmittel als nur meinem Messer an. Ganz ohne zu "batonen" (oder maximal kleine Stöckchen, die auch für kleinere Messer kein Problem darstellen).

Zumal ich ja ohnehin nicht erst eine "Baum fälle" um dann die dicken Äste und Stammstücke zu zerhacken. - Bzw. wenn ich das mache, dann nehme ich auch richtiges Werkzeug (Säge, Axt, Beil) mit. (Und das mache ich natürlich nur dann und dort wo es mir erlaubt ist, das ist ja klar. Also Erlaubnis des Grundeigentümers plus Waldbrandstufe etc. beachten!)

 

Holzbearbeitung / Schnitzen und der Anschliff des Messer:

Wenn ich wirklich nur Holz bearbeiten möchte, dann bietet sich alternativ noch ein Messer mit einem guten (!) Skandi-Anschliff an. Die Rede ist dann von einem wirklich hoch gezogenen Anschliff, nicht so ein niedriger wie der bei den billig-Moramessern. Also eher so etwas hier: Tommi Puuko

Da musst Du aber auch bedenken: Bei einem Skandi-Anschliff gehen die beiden Schrägen der Klinge direkt unten zur Schneide zusammen. Es gibt da keine kleine, vom Winkel her stumpfere "Schneidfase" wie bei Flachschliff-Messern (zumindest bei oderntlichen Skandi-Anschliffen ist das so).

Dadurch ist der Winkel der Schneide viel feiner. Das ergibt, zusammen mit den beiden Schrägen fast so etwas wie eine Art "Hobel" wenn man damit flach aufgelegt auf das Holz schnitzt. Dafür sind sie richtig gut.

Aber (und es gibt ja immer ein "aber"): Das bedeutet auch:

  1. Die Schneide ist empfindlich
  2. Wenn Du die Schneideigenschaften so erhalten willst, dann musst Du komplett die beiden Schrägen nachschleifen, wenn es einmal stumpf ist. So lange, bis sie unten wieder sauber direkt zur Schneide zusammenlaufen. Es muss also (im Gegensatz zu einem Flachschliff mit einer kleinen Schneidfase unten) viel mehr Material abgetragen werden.

In sofern würde ich bei einem Skandi auch immer traditionelle, leichter zu schleifende Stähle (also auch nicht rostfreie Stähle) empfehlen, weil Du Dir da sonst wirklich "einen abbrichst" bis Du die nur per Hand auf einem flachen Schleifstein wieder scharf hast.

So, das soll es jetzt erst einmal gewesen sein. Sonst artet das hier noch zu einem kompletten "Grundkurs Messerhintergrundwissen" aus...

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Noah8282 
Fragesteller
 29.07.2022, 20:49
@Waldmensch70

129€ gehen noch klar, wie siehst mit einen Casström Messer aus, sind die auch gut? Würde mir auch empfohlen. Aber das Jars Echis gefällt mir schon

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Waldmensch70  29.07.2022, 20:58
@Noah8282

Ja, die Caström sind auch gut. Habe selber mal eines benutzt, da war ich damals auch sehr positiv von angetan. Würde da eines (aus den oben genannten Gründen der Vielseitigkeit) mit Flachschliff bevorzugen.

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Kenne mich mit Outdoor Messern nicht aus kann nur sagen dass der Stahl (D2) extrem schlecht ist

Woher ich das weiß:Hobby – Baue seit 2014 selber Messer
Waldmensch70  29.07.2022, 21:05
kann nur sagen dass der Stahl (D2) extrem schlecht ist

Oh, warum genau?
Sehr namhafte Messermacher mit viel Erfahrung sehen das anders...

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DerBastler990  01.08.2022, 16:51
@Waldmensch70

Der Stahl hat ein extrem grobes Gefüge wodurch er sehr schnell ausbricht.

Die Verschleißfestigkeit ist theoretisch sehr gut, durch den hohen Anteil an Chromkarbiden. Praktisch ist sie bei Messern aber sehr schlecht.

Wer sind denn diese namenhaften Messermacher wenn ich fragen darf? Ich würde fast behaupten dass die entweder ihren Gewinn maximieren wollen oder keine Ahnung von Stahl haben.

https://docs.google.com/spreadsheets/d/1b_rNfdJnL9oyn-JoL9yUHhUmDLAP1hJ1dN_0q5G4tug/edit#gid=43566811

D2 ist da schon seeehr weit rechts, und die Art des Tests kommt den Eigenschaften schon stark entgegen. So dominieret eine Keramik oder Hartmetallklinge auch die Liste, weil diese Materialien eben sehr verschleißfest aber nicht besonders zäh sind.

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Waldmensch70  02.08.2022, 07:30
@DerBastler990
Wer sind denn diese namenhaften Messermacher wenn ich fragen darf?

“Nur“ Leute wie z. B. Tom Krein.

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brauchbar ist jedes solang es nicht abbricht,lach