Wie findet Ihr die Kampfsportart Aikido, ist es effektiv?

11 Antworten

Ich weiß dass sich insbesondere die Aikido Fans hier oft der Illusion hingeben dass es eine praktikable Kampfkunst ist wie jede andere, aber leider ist das nicht der Fall.

Klassische Aikidotechniken basieren fast komplett darauf das ein Gegner kooperiert und sich völlig unnatürlich ausladen bewegt. Zum wirklichen Kämpfen ist Aikido daher leider nicht geeignet und marginal besser als gar nichts.

Ich will Aikido trotzdem nicht schlecht machen. Den ethischen Hintergrund finde ich nicht schlecht, nur die Umsetzung funktioniert so einfach nicht gut.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wettkampfsportler seit 6. Lebensjahr

Aikido ist wunderschön, aber überhaupt nicht praktikabel. Ich kann mir vorstellen, dass es ähnlich wie Tai-Chi oder sogar Yoga, eine hervorragende Ergänzung zu einem Kampfsport ist, da man davon mit Sicherheit einiges lernen kann aber:

  1. Beim Aikido sind die Techniken, falls sie mal welche waren, über Generationen so verwaschen, dass ihre praktische Ableitung nur für jemanden nachvollziehbar ist, der bereits kämpfen kann.
  2. Egal wie effektiv die Technik von welcher Kampfkunst auch immer sein mag, ohne echte praktische Anwendung, also Sparring, wirst du niemals kämpfen lernen. Man kämpft nicht alleine, sondern zu zweit und darauf müssen Körper und Geist vorbereitet sein. Das geht nicht mit schönen Prinzipien und Weihrauch.

Und ich sage das nicht als ein Diehard MMA Fanatiker, für den alles andere Schwachsinn ist. Ich habe Sowohl Muay Thai und Sanda, als auch Kung Fu gemacht und weiß dass z.B. Kung Fu hervorragend zur Selbstverteidigung und als Ergänzung ist, bei Sparringskämpfen, aber eben nur, wenn man auch Sparring hat und echtes Kämpfen lernt.

Nur in speziellen Situationen und auf einem sehr hohen Niveau.

Ich nenne Aikido immer "Den Weg ein Bein zu Stellen" - das Problem ist, dass es von seine Philosophie her so gut wie keine eigene Energie einsetzen will, d.h. darauf angewiesen ist, dass der Gegner einen großen Bewegungsdrang hat.

Ich kann mir durchaus vorstellen das ein Großmeister auch aus eher kleinen Bewegungen was machen kann (kenne ich zumindest aus dem Tai Chi so, was zwar auf bestimmten ebenen anders aber auch auf einigen gleich funktioniert und wo weit fortgeschrittene durchaus auch in vermeintlich stabilen Positionen einen Gleichgewichtsbruch zu erzielen), aber es basiert dann halt immer darauf dass er technisch weit überlegen ist und hinzu kommt, dass es nochmal was ganz anderes ist die Techniken in Kampfsituationen einzusetzen (in der Theorie sollen sie so automatisiert werden, dass die situation keine Rolle spielt, in der Praxis ist das zumindest mit dem Trainingspensum was ein 08/15 Kampfsportler hat kaum erreichbar, selbst wenn es funktionieren sollte).

Als Ergänzung kann man es aber natürlich machen (habe ich ja mit Tai Chi auch gemacht und in Aikido nur mal reingeschnuppert -> Tai Chi liegt mir mehr) , als Basis würde ich aber was direkteres wählen.

Oder um zu deiner ausgangsfrage zurück zukommen: Das Problem bei den inneren Kampflüsten ist imo das es darin gar nicht so sehr darum geht effektiv als vielmehr effizient zu sein, aber wenn du die ganze zeit nicht trainierst an der Bushaltestelle zu sein bevor der Bus kommt, sondern primär keine Wartezeiten an der Bushaltestelle zu haben, wirst du halt lange Zeit den Bus verpassen...

Das hängt davon ab, ob du kämpfen um zu Siegen willst oder ob du andere Verteidigungsziele verfolgst.

Wer kämpft um zu Siegen wurde bereits besiegt. Es reicht, einem Angreifer das Ziel zu vermasseln; nötigenfalls zig mal, bis er einsieht, dass sein Ansinnen nutzlos ist. Dann hat man den Sieg errungen über seinen Geist.

Im übrigen stammen die Techniken vom japanischen Schlachtfeld. Und sie besitzen Steigerungsformen. Man beginnt nicht bei der ersten Konfrontation mit den tödlichen Techniken. Man zerlegt einen Angreifer quasi stückweise.

Ein Auszug aus Wikipedia über die

Strategie

Die Strategie im Aikidō bezieht sich auf die Anwendung zielgerichteter geeigneter Prinzipien und Mittel aus dem Handlungsrepertoire der Kampfkunst Aikido; vergleiche Kampfkusnt in Gegensatz zu Kampfsport. Daneben existieren andere Betrachtungsweisen des Aikidō, wie Sport, Energiearbeit, Körper & Gesundheit usw., welche ebenfalls mit Handlungen und Bewegungsfolgen im Aikidō in Zusammenhang gebracht werden können. Diese Betrachtungen werden hingegen nicht näher behandelt.

Geistig-ethischer Hintergrund von Ueshiba Morihei

Strategische und taktische Überlegungen beinhalten immer auch moralisch-ethische Werte der kämpfenden Parteien. Die meisten gesellschaftlichen und moralischen Werte sind Veränderungen unterworfen. Der grundlegendste Wert ist dem Leben inhärent: Das Leben nicht zu zerstören und damit die Entwicklung eines Lebewesens zu beenden, sondern Leben zu erhalten und die Entwicklung aller Lebewesen hin zur Vollendung ihrer naturgegebenen Aufgabe zu fördern.

Als Teilnehmer am russisch-japanischen Krieg erlebte der Begründer des Aikidō, Ueshiba Morihei, Kriegsgräuel, Tod und Vernichtung. Er erkannte die Sinnlosigkeit kriegerischen Tuns. Durch seine Freundschaft zu Onisaburo Deguchi, dem Mitbegründer der religiösen Ōmoto-kyō-Sekte, entwickelte sich Ueshiba persönlich in geistiger und ethischer Hinsicht nach den Prinzipien und der Lehre dieser Sekte. Basierend auf seiner persönlichen Entwicklung, definierte er die Strategie im Aikidō, dass diese immer und unter allen Umständen der Gewaltfreiheit untergeordnet sei.

Der Konflikt – Ausgangslage, ethische Einstellung und Lösung

Der Gedanke hinter jeder Auseinandersetzung ist die machtbezogene Überlegenheit über die Gegenpartei, bzw. die Angst vor Unterlegenheit. Eine Deeskalation hat zum Ziel, den Konflikt zu klären und konstruktiv zu lösen. Vielfach lassen sich Konflikte nicht deeskalieren, und es kommt unabwendbar, wegen fehlender funktionierender alternativer Mittel, zur Eskalation.

Die japanische Kultur, Religion, wie auch die Kriegskunst auf dem Schlachtfeld, sind wesentlich auch von Erkenntnissen chinesischer Kulturgelehrter und Kriegsherren beeinflusst. In der Überlieferung wird der chinesische General Sunzi („Meister Sun“) aus seinen Schriften zitiert: „Angriff ist die beste Verteidigung“.

Wenn in einem Konflikt eine Deeskalation unmöglich geworden ist und andere Mittel zur Abwendung einer Auseinandersetzung ausgeschlossen sind, verbleiben im Ausschlussverfahren nur die Kapitulation oder der Schritt zum Angriff, falls genügend geeignete Mittel zur Verfügung stehen.

Vorteil durch Initiative

Der Zweikampf beginnt mit der Offensive des Gegners. Die Kernidee der Aikido-Kampfkunst besteht nun darin, dass diese Angriffsbewegung unmittelbar nach ihrem Beginn und noch vor ihrer vollständigen Ausführung vereitelt wird. Hierzu bewegt sich der Aikido-Praktikant aktiv und frühzeitig auf den Aggressor zu, um in dessen Handlungssphäre zu gelangen und so die Angriffsbewegung bereits im Ansatz effektiv stören zu können. Auf diese Weise nimmt der Verteidiger eine aktive Position ein, bestimmt das weitere Kampfgeschehen und erlangt die Überlegenheit, während der überraschte Angreifer nun gezwungen ist zu reagieren, wobei er sich in dieser Situation eher reflexiv als taktisch und überlegt verhalten wird, was einen weiteren Vorteil für den Aikidoka bedeutet.

Alle Budōka bedienen sich in dieser Hinsicht ähnlicher Vorgehensweisen.

Gnade im Zweikampf

Das Streben im Kampf nach Überlegenheit über die Gegenpartei beinhalten im Kern immer die Dualität von Sieg und Unterlegenheit. Die vermeintliche Lösung jedes Konflikts ergibt darum zwangsläufig die Einteilung in Sieger und Besiegte, egal ob gekämpft wurde oder ob eine Kapitulation erfolgte. Die machtbezogene Überlegenheit des Siegers bleibt erhalten. Die Unterlegenheit birgt in sich den Keim von Rache und Vergeltung.

Wichtiges strategisches Element im Aikidō bildet die Auflösung der Verliererrolle der unterlegenen Partei sowie der Gewährleistung ihrer körperlichen Unversehrtheit. Ein Gedanke an Rache und Vergeltung wird dadurch hinfällig. Durch seine innere Einstellung und Bereitschaft, selbst einem Angreifer gegenüber Gnade walten zu lassen, löst der Aikidōka diese Dualität auf, damit eine Lösung des Konflikts möglich wird, bei welcher der Aggressor zur Erkenntnis gelangen kann, dass ihm das Geschenk des Überlebens zuteilgeworden ist und jeglicher Angriff nutzlos ist.

Schwertkampf – Strategie und Lehre aus der Überlieferung

Ueshiba Morihei studierte viele Kampfkünste (siehe: Ueshiba Morihei – Literatur). Moralische Betrachtungen im Aikidō sind wesentlich beeinflusst von der Ethik Onisaburō Deguchis und der religiösen Ōmoto-kyō-Sekte sowie der Loyalität und Hingabe der Samurai.

Die Bewegungsabläufe im Aikidō stammen hingegen aus dem Schwertkampf, wie auch aus dessen strategischen und taktischen Verfahren. Einer der geachtetsten Lehrer der Schwertkünste im japanischen Mittelalter war Yagyū Munenori (1571–1646).

Yagyū Munenori definierte das Ken-Tai: die Angriffs- und Lauerstellung.

Ken

bezeichnet den sofortigen und unmittelbaren Angriff, furchtlos und mit klarem Geist.

Tai

bezieht sich auf die Zurückhaltung, die Lauerstellung; nicht notwendigerweise zuerst zuzuschlagen, sondern den Angriff des Gegners abzuwarten.

In einer Duellsituation den eigenen Körper in eine Ken-Stellung zu bringen hat zum Ziel, den Gegner zum ersten Streich zu verleiten. Dabei soll der eigene Geist furchtlos und klar in einer Tai-Stellung (Lauerstellung) verbleiben.

Wenn sich nun beide Dinge – Ken und Tai – gleichzeitig ergeben und das Prinzip korrekt angewandt wird, wird der Kontrahent zum Angriff verleitet, wodurch er Lücken für Gegenmaßnahmen öffnet. Wird hingegen der Körper zusammen mit dem Geist in Ken-Stellung versetzt, ist auch der Geist mit dem Angriff, mit Zerstörung und Tod verbunden. Der Geist wird gebunden.

Das strategische Vorteilsmoment der korrekten Umsetzung von Ken-Tai besteht nun im ungebundenen, unverhafteten Geist (Tai) und im Auslösen des Angriffs mittels Ken-Stellung (siehe Sunzi – Angriff ist die beste Verteidigung), was den vollumfänglichen Überblick und die volle Bewegungsfreiheit erhält und es erlaubt, als zweiter den Schwertstreich in die Öffnung der Deckung des Gegners zu führen.

Anm. von mir: An dieser Stelle liegt der strategische Vorteil darin, dass man einen Angriff zulässt. Durch diesen öffnet sich die Lücke, in welche die Gegenmassnahmen angewandt werden. Das "schönste" liegt darin, dass jeder Angriff einen "Point of no Return" hat; Täuschung ist vorbei, der Angriff muss durchgezogen werden. Zudem enthält er Wucht und Energie. Diese wird durch Lenkung gegen den Angreifer angewandt. NB: Es spielt keine Rolle, ob man einem Angreifer mit 200 km/h einen knallt, oder ob er mit 200 km/h in eine geparkte Faust rennt. Im zweiten Fall behält man die Kontrolle über die Situation und kann in der oben genannten Lücke Gegenmassnahmen anwenden.

Und glaub bloss nicht die Mär vom Schlagen: "Schlagen ist gut - stärker Schlagen ist besser - gaaaanz stark und viel Schlagen ist das Allerbeste". Das ist Bulls...t.

Woher ich das weiß:Hobby – betreibe seit bald 30 Jahren Aikido; 4. Dan-Grad
Uiigo  31.12.2022, 14:28

Quatsch. Das ist alles rein theoretisch. In einer tatsächlichen Situation funktioniert Aikido einfach nicht und müsste in sich revolutioniert werden. Sieht man allein schon daran das die Schulen alle ungemein große Angst vor hartem Sparring haben, wo der Gegner ja tatsächlich Widerstand leistet. Stattdessen fasst man den Trainingspartner einfach entsprechend an und der fällt dann mehr oder weniger von alleine hin...

Es ist natürlich nicht komplett nutzlos. Dieses Video setzt es glaube ich ganz gut in Relation.

https://youtu.be/0KUXTC8g_pk

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99% davon ist Müll unrealistische Techniken/ kein Hartes Sparring und Lehrer die einem mit Show Techniken und Angstgeschüre Geld aus der Tasche ziehen weil sie es extrem gut verkaufen ich sage nur Gürtelprüfungen und Klamotten Zwang.... Sieht so realistische Selbstverteidigung aus? Schonmal eine Schlägerei gesehen?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich mache eine Trainerlizenz und bin Kampfsportler
tobi7799  11.07.2023, 15:53

Hm, wenn du mir einen ernst zu nehmenden Lehrer (also Shihan einer der großen internationalen Aikido Organisationen) nennen könntest (außer dem abgedrehten Steven Seagal), der während seines Aikido Trainings behauptet, realistische Selbstverteidigung zu unterrichten? Mir ist noch niemand dieser Art begegnet.

Eine Schlägerei hat übrigens (auch juristisch) nichts mit Selbstverteidigung zu tun.

Wer Selbstverteidigung im eigentlichen Sinn erlernen möchte oder muss (Sicherheitsfachkräfte, Polizei, Justiz, Notfallsanitäter), der besucht Kurse mit entsprechend entwickelten und evaluierten Programmen, die dem-/derjenigen das vermitteln, was er/sie braucht. Da kommt sicher niemand auf die Idee, jahrelang MMA, Karate, Judo, Aikido oder sontwas zu lernen.

Interessant vielleicht: die wenigen japanischen Polizisten, die privat Kampfkunst betreiben, üben größtenteils Kendo. Technisch hat das für den Job gar keinen Bezug.

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