Wie erklärt die Kirche, wie erklären sich Christen die Existenz von Dinosauriern von Millionen Jahren?

Gar nicht. Ist orthogonal dazu.

Das alte Testament ("Am Anfang war das Wort...") wird heute weitestgehend historisch, metaphysisch und etisch interpretiert (denn ansonsten hätte man einen neuen Tempel bauen müssen, in dem tags und nachts Lammblut fließt, und selbst die allergläubigsten Christen und Juden sind nicht so durchgedreht). Das neue Testament hingegen schweigt sich darüber aus.

Du könntest genauso fragen, wie sich die Kirche die Existenz von Stabmixern oder von Regenrinnen erklärt - die Antwort ist die gleiche: Sie tut es nicht. Sie braucht so etwas auch gar nicht zu erklären, weil die Kirche mit Biologie und Erdgeschichte nunmal genauso wenig zu tun hat wie mit Kochgeräten oder Gebäudeschutz. Wer in der Religion nach Antworten auf Fragen sucht, mit denen diese sich gar nicht beschäftigt, ist ein Narr. Der verhält sich genauso, wie wenn er zu einem Zahnarzt geht, wenn er sich einen neuen Küchenherd einbauen lassen will und mit Zahnschmerzen dann zu einem Elektriker rennt. Er bringt da nämlich etwas durcheinander. Und lässt der Religion und der Kirche als ihrer Institution eine Kompetenz zuweisen, die diese gar nicht hat.

Der einzige Grund, weshalb es so viele dieser Narren gibt, ist eine aitiologische Erzählung, die wirklich echt gut und unterhaltsam war und deshalb Eingang in die Bibel gefunden hat: Die Schöpfungsgeschichte. Sie entstand aber zu einer Zeit, als die Menschen noch keine Ahnung davon hatten, wie alt die Erde eigentlich ist, und sich auch noch nie mit Erdgeschichte oder Paläontologie befasst hatten. Und dann entstand sie auch noch an einem Ort (im alten Israel), wo man gar keine Dinosaurierfossilien finden kann - die Levante lag im Mesozoikum nämlich vollständig unter Wasser. In anderen Gegenden auf der Welt hatten die Überreste der Dinosaurier zwar durchaus für Legendenstoff gesorgt - Drachen, Greife, Riesen und andere Fabelwesen lassen sich zum Teil auf die ausgestorbenen Tiere des Erdmittelalters zurückführen. Aber die gab es nunmal nicht im Alten Israel, und gesehen hat auch niemals jemand einen lebenden Dinosaurier, denn die letzten von ihnen starben vor 66 Millionen Jahren aus, lange Zeit vor den ersten Menschen.

Die Kirche - und damit meine ich in erster Linie die beiden Großkirchen in Deutschand, nämlich die römisch-katholische und evangelisch-lutherische Kirche - erkennt diese Tatsachen durchweg als mit ihrer Lehre vereinbar an. Sie sieht die Schöpfungsgeschichte als eine aitiologische Erzählung und einen symbolischen Herkunftsbericht des Menschen und der Zivilisation an, aber nicht als einen naturwissenschaftlichen Tatsachenbericht. Die Evolution - also die Entwicklung des Lebens - ist für sie ebenfalls Teil der Realität und wird als gottgegebener und von ihm angestoßener Prozess gesehen. Sie läuft in ungeheuer langen Zeiträumen ab - und die sechs Schöpfungstage aus der Bibel symbolisieren diese Zeiträume, sie werden nicht wortwörtlich als 24-Stunden-Rhythmen gesehen. Dinosaurier können laut der Kirche also natürlich in der Vergangenheit und auch noch vor dem Menschen gelebt haben, und sie haben zu Gottes Plan genauso dazugehört wie wir.

Die einzigen, die mit alldem ein Problem haben, und sich in geradezu als absurd und lächerlich anmutende Ausreden, pseudowissenschaftliche Erklärungsversuche und sogar offener Leugnung von Tatsachen verstricken, sind die Kreationisten aus dem Lager evangelikaler Freikirchen. Diese Fundamentalisten legen die Bibel wortwörtlich aus und bekommen natürlich Probleme, wenn sie auf Passagen stoßen, die von der Wissenschaft längst widerlegt wurden. Sie erklären deshalb die Evolution zu einer Lüge, ohne dafür Argumente zu haben und vermuten in ihr eine große Weltverschwörung - etwas anderes bleibt ihnen ja auch nicht übrig, denn sie müssen ja schließlich eine Ideologie rechtfertigen, also sind alle, die etwas dagegen haben, Feinde und Lügner.

Da Dinosaurier als Fossilien belegen, dass es schon vor dem Menschen eine hohe Artenvielfalt gibt, da sie belegen, dass Arten auch aussterben iund neu entstehen können, da sie belegen, dass sich Vögel aus Dinosaurier-Vorfahren entwickelt haben, da sie belegen, dass es eine sehr viel erfolgreichere Tiergruppe als den Menschen gab, die über einen viel längeren Zeitraum (ganze 170 Millionen Jahre!) vor ihm den Planeten beherrschten, da sie belegen, dass Apokalypsen schon in der Vergangenheit stattgefunden haben, gehen manche Kreationisten so weit, dass sie die Existenz von Dinosauriern leugnen:

Alle Skelette in den Museen sind Fälschungen, und die Fossilien, die man in Steinbrüchen etc. finden kann, wurden von Satan dort ausgestreut. Andere Kreationisten wenden eine andere Leugnungsstrategie an: Sie behaupten, die Dinosaurier haben zeitgleich mit den ersten Menschen gelebt, wurden dann aber von Gott bei der Sintflut vernichtet. Und hier gibt es dann viele verschiedene Versionen, die Kreationisten sind sich also noch nicht einmal einig, welcher Schwachsinn am schwachsinnigsten ist:

In einer Version nahm Noah die Eier der Dinosaurier mit auf die Arche, doch nach der Sintflut konnte er sie nicht ausbrüten. In der anderen nahm Noah die Eier mit, konnte sie auch erfolgreich ausbrüten, aber da Gott die Lebenserwartung aller Geschöpfe nach der Sintflut drastisch verkürzt hatte, konnten die Dinos nun nicht mehr zu Riesenechsen heranwachsen - und blieben uns als Leguane und Gekkos erhalten. Und es kommt noch dicker: Manche von ihnen meinen, Satan habe die Dinosaurier dazu angestachelt, Noah und die Arche anzugreifen, sodasss Gott und die Engel eingreifen mussten, um die Schöpfung zu bewahren und sie in einer epischen Schlacht, in der auch Riesen und andere Fabelwesen teilnahmen, dann alle Dinosaurier vernichtet haben.

Im Film Zeitgeist sagt einer:

Er: "Dinosaurier"

Antwort: "Gott hat die Dinosaurier erschaffen um unseren Glauben zu testen"

Er wieder: "Ich glaube Gott hat DICH erschaffen um MEINEN glauben zu testen"

Den Film Zeitgeist sollte, meiner Meinung nach, jeder gute Christ gesehen haben:

https://www.youtube.com/watch?v=TmuYrvKq1L0

Für Christen gibt es da keinen Erklärungsbedarf welche ihr Überzeugung berühren würde.
Du scheinst da was zu verwechseln. Bist da nicht alleine, auch viele Andere haben diese (oder eine ähnliche) Frage hier schon gestellt.
Daß vor hunderten von Jahren die Menschen (einschl. Christen) noch keine reale Vorstellung vom Alter der Erde oder der Entstehung des Seins hatten ist natürlich Fakt. Man hielt sich da oft an (schriftliche) Legenden und Erzählungen.
Es gibt heute noch Menschen, welche Schriften glauben - mit Christen hat dies nichts zu tun.

Was ist da zu erklären? Gott hat sie erschaffen - vor Millionen von Jahren. Der zeitlose Gott kennt keine Zeiten. Ich sehe da kein Problem und die Kirche auch nicht.