Wie erkläre ich Kindern das N-Wort und....?
Heute wurde ich vom Sohn(6) einer Mutter gefragt, warum es für ihn (weiß) nicht ok ist das Wort zu sagen, aber für seinen Freund (schwarz) schon.
Ich muss zugeben, die Kinderlogik hat mich zum nachdenken gebracht. Er meinte nämlich, dass er da keinen Unterschied sieht. Wenn es ein böses Wort ist wie A-loch, dann sollte es keiner sagen dürfen. Es wäre unfair, dass es nur bestimmte Menschen sagen dürfen. Ein böses Wort ist ein böses Wort! Also Tabu!
Ich sprach dann mit der Mama und sie erklärte kindgerecht den Rassismus dahinter. Dann fragte sie aber die Tochter (10) warum es für die Lehrer ok ist, wenn ihre schwarzen Klassenkameraden sie Schneeflocke, Barbie oder Weißbrot nennt. Das wäre ja auch rassistisch. Weil es auf die Hautfarbe bezogen ist. (Da gab es sogar mal ein Elterngespräch). Und im Grunde haben sie beide recht.
Kinder sind einem echt weit voraus! Finde ich. Also, wie bringt man es am besten bei, ohne dass die Leute einem gleich Rassismus vorwerfen? Aber ihre Doppelmoral selbst nicht erkennen.
6 Antworten
Es gibt eben kein Naturgesetz, dass es Weißen verbietet, dieses Wort zu benutzen, es Schwarzen aber gestattet würde.
Streng genommen handelt es sich hier mal wieder nur um ein rein theoretisches Konstrukt, die politische Korrektheit.
Genau das macht es so schwer, den Kindern den Sachverhalt zu erklären.
Nun sieht es so aus, dass dieses Wort zunächst - wie alle anderen Worte auch - eine ganz simple Bedeutung hat. Allerdings hängt an diesem Wort zusätzlich eine negative Konnotation. Somit geht die Verwendung des Wortes über definierten Inhalt hinaus und wird mit einem geschichtlichen Ereignis in Verbindung gebracht, wobei es hier gesellschaftlicher Konsens zu sein scheint, dass der Weiße Mann unmoralisch gehandelt.
Den gleichen sprachlichen Inhalt und diesselbe Konnotation hat das Wort allerdings auch, wenn es Schwarze benutzen. Da haben die Kinder Recht. Allerdings scheint es eher gebilligt zu werden, seine eigene Ethnie zu beleidigen, als fremde Ethnien.
Das wäre auch mein Erklärungsansatz gegenüber einem Kind.
Nein, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Man kann denn Kindern sagen, das dieses "N-Wort" früher von weißen Menschen benutzt wurde, um auszudrücken das diese Menschen "Menschen dritter Klasse" waren. Es gab Zoos wo diese wie Tiere betrachtet werden konnten, sie waren Sklaven, wurden gehandelt und getötet und durften nicht an der Gesellschaft teilnehmen wie dies Weißen vorbehalten war.
Dies "N-Wort" wurde also von Weißen ausgesucht um Schwarze zu unterdrücken.
Und nun haben sich Schwarze dieses Wort zurück geholt und etwas für sich daraus gemacht, darum ist es ok wenn ein Schwarzer einen Schwarzen "N-Wort" bezeichnet, aber es ist nicht ok wenn ein Weißer das macht.
Das "A-Wort" hingegen ist damit gar nicht vergleichbar, klar, es ist ein Schimpfwort, aber auf ihm lastet nicht diese sehr lange Geschichte von Unterdrückung, Folter und Mord.
Und wenn der Lehrer seine Schüler "Schneeflocke" nennt, in Kontext ihrer Hautfarbe, dann ist mal ein Gespräch mit dem Direktor nötig
Rassismus ist ein sehr komplexes Thema, das man einem 6-jährigen Kind nicht einfach beibringen kann. Ich finde es daher sinnvoller, Bezeichnungen wie das N-Wort, Barbie, Schneeflocke oder Weißbrot als Beleidigungen zu sehen, und Beleidigungen sind für ein 6-jähriges Kind tabu.
Auch das schwarze Kind sollte meiner Meinung nach von seinen Eltern/Lehrern lernen, dass es das N-Wort nicht sagen darf. Das ist am fairsten, denn ein 6-jähriges Kind kann den kulturellen und historischen Kontext des Worts nicht verstehen, und dann fühlen sich die weißen Kinder auch nicht ungerecht behandelt.
Du bist da "auf dünnem Eis". Mit diesem Schneeflockenbeispiel steigen gerade Rechte gerne in eine "weiße Rassismus" -Diskussion ein.
Nein es ist nicht ok. Egal von welcher Seite. Das wissen und spüren die Kinder ganz genau. Nur die Erwachsenen drehen und winden sich. Denen scheint das Gespür dafür verloren gegangen zu sein oder sie haben es abtrainiert.
N-Wort-Beleidigungen sind eine Folge der langen Rassen- und Sklavenpolitik der Kolonialländer. Die Schneeflocken sind eher eine Reaktion darauf, dem entwas entgegen zu setzen. Was es auch nicht besser macht, wie alle Voruteilsdiskussionen.
Das Wort „Neg*r“ habe ich selbst auch sehr oft genutzt, aber nicht um jemanden zu beleidigen, sondern dass war bei uns in der Familie ganz normaler Wortgebrauch. Ich verstehe dass das Wort mehr Gewicht hat wegen des historischen Kontextes, aber meiner Meinung nach dürfen es entweder alle oder niemand sagen.