Wie entstanden die Sprachen?

8 Antworten

1) Verschiedene Sprachfamilien haben unterschiedliche Wortstämme erfunden (abgesehen von lautmalerischen Wörtern wie "Kuckuck" sind fast alle Wortstämme ohne einen ableitbaren Bezug zur der Sache, welche sie beschreiben).

So heißt der Baum im Englischen "tree", im Finnischen "puu". Aber im Schwedischen sagt man "träd", was erkennbar auf denselben Wortstamm zurückgeht wie tree (Schwedisch + Englisch sind beides germanische Sprachen, Finnisch nicht).

2) durch unterschiedliche Aussprachegewohnheiten sind zudem Lautverschiebungen entstanden. Vergleicht man Schwedisch mit Deutsch, kann man das gut erkennen: da wo Schwedisch ein "i" hat, hat Deutsch in der betonten Silbe oft ein "ei".

min/din/sin = mein/dein/sein

       tid = Zeit

     strid = Streit

    flitig = fleißig

     piper = Pfeifer (das passt auch für das Niederdeutsche)

Das sind dieselben Wortstämme, aber durch die hochdeutsche Lautverschiebung wurde ein Diphthong (ei) bei uns etabliert.

Schwäbisch verschiebt dagegen das standarddeutsche "ei" auf ein "oi" (oder "oe").

koi     = kein

Stoi    = Stein

oinaweg = trotzdem (vielleicht "eines Wegs")

Oizechdr = Einzelgänger

3) Und durch geographische Trennung kommen auch unterschiedliche Lehnwörter oder Ausdrucksweisen in die Dialekte einer Sprache hinein.

dänisch:   Jeg føler mig ikke god. (Ich fühle mich nicht gut.)
schwedisch: Jag känner mig inte bra.

Das Wort für "fühlen" ist im Dänischen ähnlich wie im Deutschen. In Schweden ist es aber ungebräuchlich bis unbekannt. Dafür kennen die Schweden das Wort "känga" (Stiefel), das haben sie von den Finnen übernommen.

Ursprünglich wurde sowohl in Dänemark als auch in Schweden "Nordostgermanisch" gesprochen. Aber durch Lautverschiebungen und Einflüsse aus dem Deutschen, dem Finnischen oder den Sami-Sprachen bildeten sich zahlreiche Differenzen heraus.

Früher hatte sogar die Insel Gotland eine eigene Sprache, heute spricht man dort Schwedisch. Ältere Leute auf Gotland sagen [hundra meter hogt] (u und o ähnlich wie bei uns) , in Schweden würde das klingen wie [hündra meter högt], also für "hundert Meter hoch". Ein paar Liedermacher singen noch im gotländischen Dialekt.

Aus dem "Nordwestgermanischen" bildeten sich u.a. Isländisch und Norwegisch. Aber während das geographisch isolierte Isländisch immer noch ziemlich "original" an der Sprache der alten Dichter bleib, näherte sich Norwegisch so sehr ans Schwedische (Nachbarn!) an, so dass man heute fast mühelos Schwedisch auch in Norwegen anwenden kann.

Ich selber (aus dem Saarland) dachte noch als Erwachsener, dass man "ich habe kalt" sagen kann. Hochdeutsch ist aber nur "mir ist kalt". Wir sagten im Saarland aber immer "eich hann kalt" vgl. französisch "j'ai froid". Meine Oma sagte immer "sier" (statt "schnell"), das ist ein Einfluss des Luxemburgischen ("séier").

Du meinst nicht die Sprache, das Sprechen als solches - sondern die Aufteilung auf verschiedene Sprachen?

= da jeder jede Sprache erlernen kann, zumal als Kind, ist das tradiertes Wissen und das hat nix mit Genen zu tun... (es gibt kein "deutsches" oder "italienisches" Gen)

Vielmehr sind die Sprachen untereinander verwandt, so ist das Italienische wie die anderen romanischen Sprachen (Spanisch, Rumänisch, Französisch usw.) und auch viel im Englischen auf das Latein der Römer zurückzuführen...

Wenn Leute in einem großen Land verteilt sind, vor allem dort wo z. B. Gebirge oder Flüsse den Austausch erschweren, bilden sich immer mehr regionale Unterschiede, erst Dialekte und später unterschiedliche Sprachen aus...

So gibt es in Papua-Neuguinia mit den vielen entlegenen Tälern besonders viele Sprachen: lt. https://de.wikipedia.org/wiki/Neuguinea#Bevölkerung 1.089!

Von Experte OlliBjoern bestätigt

Wie und wann die Sprache wirklich entstanden ist, weiß keiner; es muß aber vor der out-of-Africa-Migration (⪆60000 Jahre) gewesen sein, weil alle Menschengruppen Sprache haben (auch die, die seither ziemlich isoliert waren) und weil die langen Mi­gra­tionen, teil­weise sogar übers Meer, kaum sprachlos zu bewältigen gewesen wären.

Wirklich zurückblicken können wir nur eine wesentlich kürzere Zeit, für unsere eigene Sprache Deutsch ungefähr 6000 Jahre. Wir wissen also durch Studium verschiedener Sprachen, vor allem solcher, die schon vor langer Zeit schriftlich aufgezeichnet wur­den, wie die Geschichte des Deutschen aussieht: vor ⪆1500 Jahren war Deutsch noch dieselbe Sprache wie Englisch, vor ⪆2000 Jahren dieselbe wie Schwedisch, und vor ca. 6000 Jahren (±1000) war es dieselbe Sprache wie Italienisch, Kurdisch, Rus­sisch, Griechisch und viele andere.

Wie eine Sprachen sich teilt und zu zwei oder mehr Sprachen wird, ist dabei ganz gut verstanden: Dazu muß die Population der Sprecher in mehrere Teilpopulationen zer­fallen, die wenig Kontakt miteinander haben. Im mildesten Fall entstehen dabei Dia­lek­te (das kannst Du Dir in den Alpen ansehen, wo in jedem Tal anders geredet wir als im Nachbartal), aber wenn erschwerende Faktoren dazukommen, dann können ganz neue Sprachen entstehen. Solche erschwerenden Faktoren haben oft mit Wanderun­gen zu tun, die die Menschen in Kontakt zu anderen Sprachen, anderen Lebensweisen und anderen Techniken bringen. Andere Möglichkeiten sind z.B. auch Fremdbeherr­schung oder Zuzug einer kulturell dominanten Gruppe, oder wenn man sich das Land mit Leuten einer an­deren Sprache (und Lebensweise) teilt.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

Hallo Karol08!

Die Menschen lebten in kleineren Gruppen und verständigten sich durch Gebärden, Mimik und Laute, bis sie sich an ein Wort für eine Sache gewöhnten.

Die verschiedenen Gruppen kannten sich nicht und trafen sich auch nicht. Also war es Zufall, welche Laute die ein oder die andere Gruppe benutzten, um "Baum" oder "Tier" oder "Essen" etc. zu sagen.

Bis irgendwann die Gruppen anfingen, in die weiter entfernten Gebiete zu wandern. Und so erlangten sie Kenntnis von den anderen Gruppen und deren Sprachen.

LG

gufrastella

Die Sprachen haben sich natürlich entwickelt. Sie verändert sich auch ohne Einflüsse von außen. Die Sprache zweier Gruppen, die die gleiche Sprache sprechen, aber räumlich getrennt sind, werden sich unterschiedlich entwickeln.

Die von Dir genannten Sprachen sind sogar noch stark verwandt. Der Ursprung ist die indogermanische/indoeuropäische Ursprache. Schon vor grob 150 Jahren erkannte man, dass praktisch alle Sprachen Europas bis hin nach Indien verwandte begriffe haben und man postulierte ein Volk, von der alle anderen indoeuropäischen Völker abstammen. Eigentlich bezieht sich das aber nur auf die Sprache (genetische Untersuchungen ergaben jedoch, dass es tatsächlich eine entsprechende Volksgruppe gab).

Diese Volksgruppe scheinen die Jamnaja gewesen zu sein. Sie brachten wohl auch die erste Pestseuche nach Europa. Überall auf dem Kontinent starben plötzlich alle Zivilisationen abrupt aus. Die Nachfahren der Jamnaja, die Schnurkeramiker, waren aber wohl schon resistenter und überlebten. Dessen Nachfolgerkulturen breiteten sich immer weiter in dem entvölkerten Kontinent aus.

Im Norden entwickelten sich (etwas verkürzt) daraus die Urnenfelderkultur, daraus die Hallstadtkultur, daraus die Kelten und als Teilgruppe davon die Germanen.

Die letzte große Veränderung war die 2. Lautverschiebung im germanischen/deutschen (etwa Völkerwanderungszeit). Dabei wurde aus z.B d-> (Vader -> Vater), p->f (Schipp->Schiff) usw. Vor der Lautverschiebung war detusch dem heutigen holländisch und dem englischen sehr nahe (Holländisch hatte später noch eine eigene Lautverschiebung und das englisch mischte sich mit anderen, auch romanischen Sprachen). Sie hier: Zweite Lautverschiebung – Wikipedia.

Gerade die letzten Lautverschiebungen verschiedener Sprachen lassen meist literarisch gut erkennen. Ältere Veränderung aus der jeweiligen vor-schriftlichen Zeit können jedoch nur rekonstruiert werden.

Die Ursachen für z.B. die 2. Lautverschiebung - also eine bleibende Veränderung der Sprache in einer sehr kurzen Zeit - bleibt Stoff für Spekulationen und Hypothesen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Abgeschlossenes Studium als Diplom Biologe