wie entscheide ich wie viel ich von den jeweiligen drei parametern (ISO, Verschlusszeit und Blendenwert) brauche für die optimale Menge an Licht?

6 Antworten

Das findest du heraus indem du zuerst mal wie du schon gelernt hast, eine geeignete Mindest-Verschlusszeit ermittelst. Um Verwacklungen zu vermeiden, nimmst du einfach deine Brennweite in mm und stellst sie zu einem 1/xx Bruch um. Also 50mm wären 1/50. Wenn du eine APS-C Kamera hast, nimmst du noch den Cropfaktor dazu, also bei Canon rechnest du die 50mm vorher * 1.6 = 80mm woraus folgt 1/80. Wenn dein Objektiv Stabilisierung hat, kannst du dir diesen Schritt sparen. In guten Lichtbedingungen kann die Verschlusszeit natürlich weit schneller sein, z.B. 1/500, 1/1000 etc.

Schritt 2: Blende. Du entscheidest ob du die maximale Menge an Licht willst (Offenblende, niedrigster Blendenwert) was auch unschärferen Hintergrund und etwas geringere Detailschärfe bedeutet - oder willst du, dass das Bild von vorne bis hinten scharf ist (ebenfalls Detailschärfe bekommt und dunkler wird), dann erhöhst du den Blendenwert etwas.

Schritt 3: Als letztes kommt der ISO, den du einfach danach bestimmst, ob dein Bild zu dunkel ist. Wenn dein Bild auf ISO 100 zu hell ist, zurück zu Schritt 1 oder 2.

Hier noch eine kleine Cheatcard, weiter rechts = Bild wird heller, weiter links = Bild wird dunkler:

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Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Arbeite mit verschiedenen Canon Kameras seit 2008
 - (Bilder, Kamera, Foto)
Sicher kommt das auf's Szenario an aber sagen wir mal ich fotografiere gerade in einem Fotostudio ein Objekt z.B. ne Chipstüte - wie finde ich nun heraus, wie viel ISO, wie groß die Blende und wie lang die Verschlusszeit sein muss?

Indem man logische Schlüsse zieht. Die Verschlusszeit ist völlig egal. Da kommt die Kamera aufs Stativ und schon musst du dir keine Gedanken mehr machen. ISO so gering es möglich ist, also z. B. ISO 100 oder was die Kamera sonst für Basis ISO hat. Wichtig ist hier allein die Blende. Die bestimmt schließlich den Schärfebereich (außer man stackt)

Bei einer Chipstüte (statisches Objekt) und genügend Licht würde ich mit einer kleinen ISO arbeiten. 100 oder sogar weniger. Hohe ISO bringt Bildrauschen.

Die Blende bestimmt die Tiefenschärfe. Kleine Blende (also große Blendenzahl) bringt eine hohe Tiefenschärfe. Große Blende eine geringe. Willst Du also einen unscharfen Hintergrund, wähle eine große Blende. Die Belichtungszeit spielt kaum eine Rolle, wenn die Kamera auf einem Stativ steht. Aus der Hand sollte sie nicht zu lang werden. Früher sagte man mal als Faustregel: nicht länger als die Brennweite. 50mm Objektiv also nicht länger als 1/50s, 120mm Objektiv nicht länger als 1/120s. Dank Stabilisatoren kann man heute auch das doppelte noch aus der Hand fotografieren.

Bei bewegten Objekten bestimmt die Bewegung die Belichtungszeit. Entsprechend muß sich die Blende anpassen, notfalls muß man mit der ISO (Empfindlichkeit) hoch gehen.

Die Tiefenschärfe wird übrigens nicht nur von der Blende, sondern auch von der Brennweite beeinflußt. Man kann also auch die Blende etwas kleiner, dafür die Brennweite größer wählen - und den Abstand vergrößern. Das mache ich bei Portraits oft, weil die fotogarfierten Personen das meist auch als angenehmer empfinden.

Kai42  16.04.2024, 15:22
Die Blende bestimmt die Tiefenschärfe. Kleine Blende (also große Blendenzahl) bringt eine hohe Tiefenschärfe. Große Blende eine geringe.

Das ist so pauschal leider nicht ganz richtig. Denn selbst mit Blende 11 bekomme ich einen Schärfentiefebereich von nur 20cm hin. Vielleicht sogar noch weniger.

"Hyperfokaldistanz" ist das Stichwort.

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spelman  16.04.2024, 15:44
@Kai42

Ja genau. Hängt auch von der Brennweite ab. Das schrieb ich ja.
Nebenbei ist die Tiefenschärfe ja auch etwas subjektiv. Es hängt ja vom Betrachter ab, ab wann er etwas als nicht mehr scharf empfindet.

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Bei der Blende bist du falsch. Je kleiner die Blendenzahl desto größer ist die Blendenöffnung. Das heißt es kommt mehr Licht durch aber die Tiefenschärfe nimmt ab.

Wenn deine Kamera kleinen Belichtungsmesser hat müsstest du die Werte entweder abschätzen oder eben mit einem externen Belichtungsmesser kontrollieren.

Unter Studiobedingungen sind die Werte aber oft so ähnlich das gute Fotografen das im Gefühl haben. Außerdem werden die Bilder da ja auch direkt kontrolliert und es kann noch korrigiert werden.

Die Automatik-Modi versuchen, mit gewissen Prioritäten ein ordentliches Bild hinzubekommen. Eine Portrait-Automatik wird eine Priorität auf eine große Blendenöffnung legen damit der Hintergrund verschwimmt. Die Empfindlichkeit wird erst dann hochgezogen, wenn die Verschlusszeit zu lang wird, so dass die Gefahr des Verwackelns zunimmt.

Eine Sport-Automatik wird eine möglichst kurze Verschlusszeit wählen, dafür die Blende weiter öffnen und die ISO-Werte wenn nötig hochziehen.

Die Landschaftsautomatik wird die Blende schließen, um eine möglichst große Tiefenschärfe zu erreichen, dafüür verlängert sich die Verschlusszeit.

Allgemein kann man sagen,d ass die Empfindlichkeit immer dann stärker eingestellt wird, wenn die Lichtverhältnisse es erfordern.

Die "Vollautomatik" moderner Kameras versuchen, die Aufnahmesituation "zu erahnen" und entsprechend das richtige Programm zu wählen. Viele Digitalkameras haben zusätzlich noch Programme für die verschiedensten Autnahmesituationen und manche sind auch schlichte Spielerei.

Wenn man die Einstellungen manuell machen möchte, muss man im Grunde genommen die Automatik durch Sachverstand ersetzen. Als ersten Schritt empfehle ich gern, mit Zeit- und Blendenautomatik zu experimentieren. Bei ersterem gibt man eine Blende vor und die Kamera berechnet die erforderliche Belichtungszeit. Die Empfindlichkeit kann man dabei auch fest vorgeben (sagen wir mal ganz einfach ISO 400. Passt fast immer!). Die Zeitautomatik ist auch "Pflicht" bei allen rein manuellen Objektiven.

Bei der Blendenautomatik ist es umgekehrt: Man gibt die Verschlusszeit vor und die Blende wird automatisch ermittelt. Aber zugegeben: Dafür fällt mir kaum eine Anwendung ein - Sport vielleicht.

Wenn man will, kann man darüber hinaus jegliche Automatik abschalten, die Empfindlichkeit fix einstellen und dann mit Blende und Verschlusszeit spielen. Und das nach ähnlichen Gesichtspunkten, wie es die Automatik auch versucht. Manchmal bleibt es bei der Automatik beim Versuch, nicht selten geht aber auch die manuelle Methode in's Höschen.

Viel Erfolg!