Wie denkt Ihr über 16 Jahre Angela Merkel Politik?

7 Antworten

Der Kommentar von Rotesand ist sehr intressant. Ich möchte es mal nicht so ausführlich machen.

Sicherlich gab und gibt es Dinge die mir an der Ära Merkel nicht so sehr geschmeckt haben. Ins besondere diese Schleusen auf Politik was die Geflüchteten angeht. Da war sie m.E. zu optimistisch.

Außerdem verschiedene Entscheidungen bezüglich Pandemie, die defintiv fragwürdig waren. Wäre ich Merkel gewesen, hätte ich den Masken hamsternden Spahn aus dem Parlament geworfen!

Unterm Strich jedoch muss ich sagen, hat sie einen vergleichsweise guten Job gemacht. immernoch besser, als die Pappnase die derzeit den Job macht und auch besser als der Hannebambel davor.

lg, Anna

Ich habe all diese Jahre miterlebt mit all ihren Höhen und Tiefen. Objektiv gebe ich ihr eine glatte Drei, um es in Schulnoten zu nennen. Man sollte nichts beschönigen, aber auch nichts schlecht machen. Bis 2015 fand ich Merkel als Kanzlerin neutral bis eher positiv; 2009 und 2013 habe ich sogar CDU gewählt, 2005 durfte ich nicht wählen und 2017 habe ich SPD gewählt, weil ich Martin Schulz in der Elefantenrunde besser fand und mit Merkel nicht mehr richtig zufrieden war, "frischen Wind" wollte. Das war bis 2015 wie gesagt alles okay, ehe es mit der Flüchtlingskrise problematisch wurde und sich "wir schaffen das!" als Trugschluss erwies. Klar muss man das selber erst mal besser können, aber ich empfinde ihre Kanzlerschaft nicht als "gut", sondern als "befriedigend".

Ich war nie einer, der "Merkel muss weg" brüllte, bin kein Wutbürger, fand ihre außenpolitische Wirkung recht souverän und gar nicht schlecht, aber innerhalb Deutschlands ist zumindest ab 2015 doch einiges passiert, das man hätte anders erscheinen können. Auch die Agenda 2010 usw. kreide ich ihr nicht an, das waren noch die Babys von Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Peter Hartz und damit SPD-Produkte.

Schon 2017 zeigte sich die Unzufriedenheit im Ausgang der Wahl - die letzte GroKo war der verzweifelte Versuch, eine im Grunde genommen abgewählte Kanzlerin, die das Volk nicht mehr sehen konnte, an der Macht zu halten.

Es war nicht alles schlecht, aber die letzten paar Jahre unter Merkel waren an der Grenze. Sie wurde mitsamt ihren Kabinetten stetig bürgerferner; Wahlschlappen und die grassierende Politik(er)verdrossenheit wurden nur noch ausgesessen. Man hat zwar stets auf "traurig" gemacht, aber dann doch nichts geändert.

Auch die AfD wäre ohne die Fehler der Merkel-CDU nie so erstarkt. Hätte man seitens der Union die Hausaufgaben gemacht und Stimmenverluste ernst genommen statt nur auf "traurig" gemacht, wäre die AfD heute auch deutlich schwächer und würde irgendwo im Niemandsland vor sich hin vegetieren.

Was mir ebenso immer sehr sauer aufstieß: Auch Angela Merkel war im Grunde einer von vielen "Wendehälsen" der Jahre 1989/90. Von ihr gibt es die verbriefte Äußerung von 1989/90, dass sie "mit der CDU nichts zu tun haben" wolle; ich las, sie wollte ursprünglich in die SPD, doch war ihr der Weg über eine Kreisgeschäftsstelle usw. zu beschwerlich - sie schloss sich einem Bündnis an, das im August 1990 pro forma in eine CDU-Mitgliedschaft überführt wurde. Für mich war sie immer ein Stück DDR und ein Stück Sozialismus, in der CDU kaum glaubwürdig - wenngleich politisch von ihr nicht alles schlecht geredet werden kann und darf.

In diesem Sinne war auch ihr Auftreten von Anfang an nicht meine Art. Ich sage es mal so: die brandenburgische Mentalität ist speziell. Was in ihrer Uckermark gewohnter Standard ist, eckt in weiten Teilen Deutschlands dafür umso mehr an, weil man es nicht kennt und nicht als normal, sondern durchaus auch berechtigt als abweisend, einsilbig, gefühllos, schroff, unfreundlich und insgesamt unangenehm auffasst. Und so nehme ich Merkel schon immer wahr. Kannte einige Leute aus Brandenburg und vieles was über 55-60 ist, ist dort vom Typ her gefühlt ähnlich wie Angela M.: Wo der Sachse oder Thüringer durchaus nett und mitfühlend ist, knallt einem der Brandenburger als Nachtritt eine grundlos barsche oder eindeutig beleidigende und auch genau so gemeinte Unterstellung oder Gegenfrage an den Latz oder beklagt sich über irgendwas völlig Irrelevantes/sucht krampfhaft "....aaaaber" irgendwelche an sich nichtigen Fehler oder versucht, andere Leute zu belehren; die "Berliner Schnauze" ist da noch ein Kuschelkurs dagegen - ich habe es genau so in Erinnerung und so kommt auch Merkel rüber: Unfreundlich und unsympathisch.

Man hatte bei ihr immer das Gefühl, ein Stück DDR vor sich zu haben - auch das fand ich nicht wirklich prickelnd, vor allem, weil ihre eigene Vita nie aufgeklärt wurde bzw. sie sich so vehement weigerte, dass da etwas passiert. Ich denke, dass da auch noch einiges zum Tragen käme - es kursiert im Internet allerhand, das nicht aus der Luft gegriffen zu sein scheint und ihre DDR-Biographie mit Studium spricht auch nicht für eine unpolitische, fromme Pastorentochter mit weißer Weste.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hass gibt es immer und überall. Man kann nicht leugnen, dass wir ohne Merkel viele Probleme, die wir heute haben, nicht gehabt hätten (z.B. Stichwort Digitalisierung). Auf der anderen Seite, ich bin mit Merkel als Kanzlerin aufgewachsen. Ich würde mal behaupten, dass es uns nicht ganz schlecht ging.

Ihre Politik kann und sollte man kritisieren, aber als Mensch war sie mir um Welten sympathischer, als viele der aktuellen Politiker.

Das man sich durch Ausschaltung der Opposition im eigenen politischem Lager lange an der Macht halten kann. Das zeigte schon Kohl und Merkel in noch radikalerer Weise. Die hatte bei Honecker in Sachen Gleichschaltung viel gelernt.

Merkel hat aus Deutschland ein digitales Entwicklungsland gemacht. Sie hat nicht viel falsch gemacht, weil sie einfach nichts getan hat. Das ist das große Problem.

Fidreliasis  06.10.2023, 15:34

Uns ging es 16 Jahre lang äußert schlecht, zum Glück ist jetzt alles wieder besser…..

0
guttifrag 
Fragesteller
 06.10.2023, 15:39
@Fidreliasis

ironie oder.. ich hab das gefühl seitdem sie weg ist gehen wir den bach runter

0
Fidreliasis  06.10.2023, 16:33
@Nudelauflauf28

Es liegt ja nicht nur an Corona und dem Krieg, da wurden in letzter Zeit allein schon viele ideologische aber falsche Entscheidungen getroffen, sie wie eigentlich immer wenn die roten oder grünen an der Macht sind, danach braucht man erstmal wieder ein paar Jahre (oder Jahrzehnte) CDU bis es den Leuten wieder gut geht und sie aus Selbstgeisselung wieder rot wählen.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/timeline/mt5flvvufzpk578y7h6c5udywjc6b39.png

1