Wie begründe ich die Würde des Menschen mit der Bibel?

11 Antworten

Die Vorstellung des GG von der unantastbaren - und unveräußerbaren - Würde des Menschen beruht freilich auch christlichen und jüdischen Vorstellungen. Die Besonderheit des Menschen beruht nach der Bibel auf seiner Gottebenbildlichkeit (seiner Fähigkeit, kreativ zu sein, also zu schaffen, einen überlegenden und über sich selbst hinausweisenden Verstand zu haben, zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können und so weiter) und auf seinem besonderen Auftrag innerhalb der Schöpfung. Er ist nicht einfach nur da, er ist auch nicht Nahrung für andere, sondern ist der Verwalter der Schöpfung Gottes. Er ist über sie gesetzt und darf mit ihr machen, was er will. Er muß darüber aber auch Rechenschaft ablegen. Es ist aber durchaus nicht so, daß der Rest der Schöpfung keine Würde hätte! Auch sie hat ihre eigene Bedeutung vor Gott, aus der die Verantwortung des Menschen und seine Rechenschaftspflicht resultiert. Bibelstellen hast Du ja schon einige bekommen. Die ganze Bibel ist im Grunde von "Stellen" durchzogen, die die Würde und Besonderheit des Menschen im Blick haben. Wenn Du mit der Bibel argumentieren willst, präsentier nicht ein paar Stellen - noch dazu ohne ihren Sinnzusammenhang. Argumentiere lieber mit der fortdauernden Präsenz Gottes in der Schöpfung und bei den Menschen, mit seinen immer neu wiederholten Bundesangeboten an die Menschen, mit seinem beständigen Kümmern und mit der schließlichen Inszenierung des Erlösungswerkes Jesu Christi. All diese "Verrenkungen" bestätigen den Wert und die Würde, die ein Mensch vor Gott hat, und die wir als Menschen demzufolge einander zugestehen müssen. Die Tatsache, daß Gottes Bundesschlüsse und das Werk Jesu ALLEN Menschen zugedacht werden ohne Ansehen der Person, bedeutet, daß niemand aufgrund persönlicher Eigenschaften oder Mängel davon ausgenommen ist. Auch diesen Blick hat das GG dankenswerterweise übernommen.

Entgegen anderslautenden Ansichten ist die Menschenwürde nicht einschränkbar oder veräußerlich oder abstufend zu betrachten. Jeder Mensch besitzt sie und sie bleibt ihm zugeeignet, weil er ein Mensch ist. Egal, welche Eigenschaften er hat, egal ob er bestimmte Kriterien erfüllt oder nicht, seine Menschenwürde kann ihm nicht genommen werden. Das gilt von Beginn seiner Existenz an und hört erst weit nach dem Tod auf. Denn auch der tote Leib eines Menschen steht noch unter dem Schutz von Gesetzen aufgrund der ihm zugeeigneten Würde. Ganz absichtlich und bedeutsam steht die Menschenwürde am Beginn unserer Demokratie. Und sobald daran gefummelt und gedreht wird, müßten sich die Bürger eigentlich einig sein, daß das niemals sein darf. Gruß, q.

Menschenwürde und die Goldene Regel Jesus stellte eine Verhaltensregel auf, die von vielen als die berühmteste Anleitung für zwischenmenschliche Beziehungen angesehen wird: „Alles . . ., was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun“ (Matthäus 7:12). Die Goldene Regel ruft zur Achtung vor dem Nächsten auf und drückt die Hoffnung auf ein positives Echo aus. Wie die Geschichte bezeugt, fällt es nicht immer leicht, sich an diese Regel zu halten — eher ist das Gegenteil der Fall. „Mir machte es direkt Spaß, andere zu demütigen“, sagt ein Mann, den wir Harold nennen wollen. „Mit nur wenigen Worten konnte ich sie in Verlegenheit, aus der Fassung und manchmal auch zum Weinen bringen.“ Doch dann erlebte er etwas, das ihn zur Umkehr brachte. „Ich wurde von verschiedenen Zeugen Jehovas besucht. Rückblickend schäme ich mich für so manches, was ich ihnen sagte oder wie ich sie behandelte. Aber sie ließen nicht locker. Nach und nach erreichten die biblischen Wahrheiten mein Herz und bewirkten, dass ich mich änderte.“ Heute ist Harold ein Versammlungsältester. An Harold bestätigt sich die Aussage: „Das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus und ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch selbst bis zur Scheidung von Seele und Geist und von Gelenken und ihrem Mark und ist imstande, Gedanken und Absichten des Herzens zu beurteilen“ (Hebräer 4:12). Gottes Wort hat die Macht, Herzen zu bewegen und das Denken und Verhalten zu ändern. Hierin liegt der Schlüssel zur Wahrung der Menschenwürde: der innige Wunsch, zu heilen statt zu verletzen, aufzurichten statt niederzutrampeln (Apostelgeschichte 20:35; Römer 12:10). Aus demselben Wunsch heraus sprechen Jehovas Zeugen mit anderen über die wunderbare Hoffnung aus der Bibel (Apostelgeschichte 5:42). Es gibt keinen besseren Weg, seinen Mitmenschen mit Achtung und Würde zu begegnen, als ihnen eine „gute Botschaft von etwas Besserem“ zu überbringen (Jesaja 52:7). Zu dem Besseren gehört auch eine „neue Persönlichkeit“, durch die man den „schädlichen“ Wunsch erstickt, andere zu demütigen (Kolosser 3:5-10). Darüber hinaus hat Jehova vor, alle menschenunwürdigen Bedingungen und Auffassungen mitsamt dem Drahtzieher Satan auszumerzen (Daniel 2:44; Matthäus 6:9, 10; Offenbarung 20:1, 2, 10). Erst dann, wenn die Erde „erfüllt sein [wird] mit der Erkenntnis Jehovas“, wird die Menschenwürde nie mehr mit Füßen getreten (Jesaja 11:9).

(3. Mose 19:14) Du sollst auf einen Tauben nicht Übles herabrufen, und vor einen Blinden sollst du kein Hindernis legen; und du sollst Furcht haben vor deinem Gott. Ich bin Jehova.

(3. Mose 19:32) Vor grauem Haar solltest du aufstehen, und du sollst Rücksicht nehmen auf die Person eines alten Mannes, und du sollst Furcht haben vor deinem Gott. Ich bin Jehova.

(Sprüche 17:9) Wer Übertretung zudeckt, sucht Liebe, und wer ständig über eine Sache spricht, trennt die miteinander Vertrauten.

Geschwätz ist Gerede, das etwas über die Handlungen und Angelegenheiten anderer Personen enthüllt. Es mag sich dabei um gegenstandslose Gerüchte, vielleicht sogar um eine Lüge handeln, und selbst wenn der Schwätzer nicht weiß, daß das Gerücht auf Unwahrheit beruht, so gibt er es doch an andere weiter und macht sich der Verbreitung einer Lüge schuldig. Möglicherweise redet er über jemandes Fehler und Unzulänglichkeiten. Aber auch wenn das, was er sagt, der Wahrheit entspricht, ist der Schwätzer im Unrecht und offenbart mangelnde Liebe.

(Sprüche 26:18-19) So wie ein Wahnsinniger, der feurige Geschosse schießt, Pfeile und Tod, 19 so ist der Mann, der seinen Mitmenschen hintergangen und gesagt hat: „Habe ich nicht Spaß gehabt?“

Was ist Menschenwürde? In einem Wörterbuch wird Würde als „Bewusstsein des eigenen Wertes“ definiert oder als „Achtung gebietender Wert, der einem Menschen innewohnt“. Es geht also einerseits darum, wie man sich selbst sieht — wobei die verschiedensten Faktoren mitspielen können —, und andererseits darum, wie man von anderen behandelt wird. Wie andere uns sehen und behandeln, spielt für unser Selbstwertgefühl im täglichen Leben eine wichtige Rolle. In jeder Gesellschaft gibt es arme, wehrlose und verletzliche Menschen. Eine solche Situation an sich muss noch nicht als Beeinträchtigung der Menschenwürde empfunden werden. Verletzt wird die Menschenwürde erst durch die Einstellung und Reaktion anderer.

Leider spricht man meistens gerade den Benachteiligten das Recht auf Schutz der Menschenwürde ab und tritt es mit Füßen. Oft fallen Ausdrücke wie „nichts wert“ oder „nicht anders verdient“, wenn Alte, Arme oder Behinderte menschenunwürdig behandelt werden.

Ich denke das sind einige verschiedene Facetten in Bezug auf die Würde des Menschen. Lg J.

marcelanili 
Fragesteller
 06.07.2011, 22:54

Vielen Dank für die ausführliche Antwort:)

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Auf Jesus Christus und seinen Lehren im Zusammenhang mit der Menschenwürde und Menschenrechten könnte man noch seitenlang eingehen. Hier nur kurz:

Erstens. Jesus war gegen Rassismus (Gleichnis vom barmherzigen Samariter)

Zweitens: Jesus war gegen soziale Benachteiligung. "Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt." - "Verkaufe alles, gib das Geld den Armen und folge mir nach."

Drittens: Jesus war gegen soziale und politische Hirarchien. "Der Größte unter euch sei Jedermans Diener."

Viertens: Jesus war für die Gleichberechtigung von Mann und Frau (er hat öffentlich auch mit Frauen diskutiert)

strandparty  07.07.2011, 09:29

Und fünftens Jesus war für Religionsfreiheit. "Rabbi Jesus, was ist das höchste der mosaischen Gebote?" - "Keines. Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebe Gott über alles. Und wer mit Gott nichts anfangen kann, der sollte sich an folgendes Gebot halten: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst."

Nur wer die apokryphen neuen Testamente gelesen hat, der versteht die kanonischen Testamente richtig und versteht die ganze Tiefe der Gedanken von Jesus.

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TeeEi  09.07.2011, 16:50
@strandparty

Grundsätzlich eine gute Antwort, deshalb auch DH.

Drittens: Jesus war gegen soziale und politische Hirarchien. "Der Größte unter euch sei Jedermans Diener."

Jesus war allerdings kein Revolutionär. Der oft (falsch) zitierte Satz "Gib dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist." sagt zwar nicht aus, dass er die politische Hierarchie gut fand. Aber er hielt sich mit konkreten Vorwürfen und politischen Ambitionen zurück, was auch schlau von ihm war. Dementsprechend soll man auch deinen zweiten und vierten Punkt betrachten. Der Begriff "Gleichberechtigung" kann unter verschiedenen Kontexten unterschiedlich bedeuten. Ein "Feminist" im modernen Sinne war Jesus nicht unbedingt.

Bei deinem fünften Punkt kann ich allerdings nicht zustimmen. Es ist schon sehr viel freie und subjektive Interpretation darin, wenn du daraus Religionsfreiheit ableitest.

Und was die Apokryphen betrifft, diese Schriften sind noch jünger als der Kanon, die Schreiber hatten dementsprechend noch weniger halbwegs zuverlässige Quellen und bringen somit noch mehr subjektive und kulturelle Einflüsse (Gnosis) mit in die Texte hinein. Ich gebe zu, ich habe keine Ahnung von den Texten, aber aus diesen Gesichtspunkten aus bezweifele ich, dass man mit den Texten die ursprünglichen Gedanken Jesu besser verstehen kann.

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strandparty  10.07.2011, 10:19
@TeeEi

Danke für dein Feed-back.

Der oft (falsch) zitierte Satz "Gib dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist." sagt zwar nicht aus, dass er die politische Hierarchie gut fand.

Ich denke Jesus war schlicht gegen Geld, oder zumindest dass man mit Geld noch mehr Geld machen kann. Nicht umsonst gibt es im AT das Verbot von Zinsen. Die Römer aber kannten Zinsen. Könnte man wiederum noch viel zu schreiben. Nur noch ein kleiner Hinweis: Die ersten Christen zahlten sage und schreibe 100% Steuern. Danach wurde das Geld wieder unter der Gemeinde verteilt. Wenn DAS nicht revolutionär ist, 100% Steuern und 100% staatliche Transferleistungen?

Bei deinem fünften Punkt kann ich allerdings nicht zustimmen. Es ist schon sehr viel freie und subjektive Interpretation darin, wenn du daraus Religionsfreiheit ableitest.

Wie würdest du es denn interpretieren?

Und was die Apokryphen betrifft, diese Schriften sind noch jünger als der Kanon, die Schreiber hatten dementsprechend noch weniger halbwegs zuverlässige Quellen und bringen somit noch mehr subjektive und kulturelle Einflüsse (Gnosis) mit in die Texte hinein.

Was du sagt trifft auf die meisten Texte zu, aber nicht auf alle. Denk mal an die Qumranrollen, die wurden VOR der Zeit von Jesus Christus erstellt, so dass viele Menschen heute annehmen, Jesus wäre ein Essener-"Mönch" gewesen.

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KatzeNini  22.07.2011, 14:48
@strandparty

^^deine ersten vier Beispiele sind sehr gut erklärt!

beim fünften bedarf es einer Korrektur:

1.Gebot "...liebe Gott von ganzem Herzen, mit all deiner Kraft!"

2.Gebot (ihm gleich) "liebe deinen Nächsten wie dich selbst!"

wer sich an beide Gebote hält, 
hat die Gesetze verstanden und erfüllt
die darin enthaltenen Erfordernisse!
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Zitate aus Jesu Bergpredigt in MATTHÄUS5

21 "Ihr habt gehört, dass zu den Vorfahren gesagt worden ist: 'Du sollst keinen Mord begehen. Wer mordet, soll vor Gericht gestellt werden.' 22 Ich aber sage euch: Schon wer auf seinen Bruder zornig ist, gehört vor Gericht. Wer aber zu seinem Bruder 'Schwachkopf' sagt, der gehört vor den Hohen Rat.


27 "Ihr wisst, dass es heißt: 'Du sollst nicht Ehebruch begehen!' 28 Ich aber sage euch: Wer die Frau eines anderen begehrlich ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen... 31 Es heißt: 'Wer sich von seiner Frau trennen will, muss ihr einen Scheidebrief ausstellen.' (Matthäus 19.3-9) (Markus 10.4-12) 32 Ich aber sage euch: Jeder, der sich von seiner Frau trennt - es sei denn, sie ist ihm untreu geworden -, treibt sie in den Ehebruch. Und wer eine geschiedene Frau heiratet, begeht auch Ehebruch


44 Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, (2. Mose 23.4-5) (Lukas 6.27-28) (Lukas 23.34) (Römer 12.14) (Römer 12.20) (Apostelgeschichte 7.59) 45 auf daß ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. (Epheser 5.1)