Wer trat ins Kloster ein, um Mönch oder Nonne zu werden und warum?

2 Antworten

Der Weg zu Gott

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Hochmittelalterliche Darstellung einer Klosterschule: der hlg. Cutberth erteilt den Mönchen von Lindesfarne Unterricht

Ich nehme an, du beziehst dich in deiner Frage auf das Mittelalter. Leider wird das aus deiner Frage nicht so deutlich.

Zunächst musst du verstehen, dass der christliche Glaube tief verankert in der mittelalterlichen Gesellschaft war, dass er alle Lebensbereiche durchdrang und die Menschen auch im Alltag eine große Frömmigkeit gehabt hatten. Es gibt zwar einige wenige Aufzeichnungen, die eine Art agnostische Haltung, atheistische, phillosophische Gedanken. Diese sind aber äußerst selten und lassen nicht auf ein atheistischen Verfasser schließen. Kurz: Der Glaube war fester Bestandteil des Lebens und letztlich konnte nur der Glaube die Welt überhaupt erklären und verständlich machen.

Dementsprechend hat es immer einen großen Anteil von Menschen gegeben, die sich sehr dem Glauben verschrieben hatten und einige dieser Personen entschieden sich aus Frömmigkeit für den Eintritt in ein Kloster. Denn dort widmete (und widmet man sich heute ebenso) allein dem Dienst an den Herrn. Ich habe mit vor einigen Jahren mit Mönchen gesprochen. Alle betonten, wie sehr sie sich in ihrem Leben in der Gemeinschaft wohlfühlen und dass der stark geregelte Tagesablauf, die Struktur, ihnen gut tut. Das wird damals nicht anders gewesen sein, mussten doch die Anwärter (Novizen) eine lange Probezeit bestehen, wenn sie endgültig in ein Kloster aufgenommen werden wollten.

Natürlich gab es auch andere Motivationen, der Glaube und der Wunsch sein Leben Gott zu widmen, dürfte allerdings der Hauptgrund gewesen sein. Weitere Gründe wären:

  • Aufgrund eines schicksalhaften Erlebnisses, Abkehr vom alten, sündigen Leben Eintritt in ein Kloster im Erwachsenenalter (wie z.B. Martin Luther).
  • große Frömmigkeit, Gelehrsamkeit, Intelligenz bei Kindern und Heranwachsenden.
  • Zweitgeborene ohne große Erbansprüche, welche in den Orden eine Karriere erhoffen durften. Diese war aber nicht garantiert.
  • Jugendliche Begeisterung, Idealismus

Gelegentlich sind Klöster auch Zufluchtsorte, sichere Häfen und manchmal auch eine Art Strafe für missratene Kinder oder in Ungnade gefallene Personen.

Frauen die nicht heiraten wollten, konnten ebenfalls in ein Kloster eintreten. Besser für sie waren aber die Konvente geeignet oder Damenstifte. Da waren sie keine Nonnen, lebten aber ähnlich wie diese. Konnten eine große Eigenständigkeit behalten, Geschäfte betreiben und arbeiten. Es waren Einrichtungen der Kirche, auch mit religiösen Regeln, aber nicht so streng und viel weltlicher als ein Nonnenkloster.

 - (Mittelalter, Kloster)

Traditionell waren die erstgeborenen Söhne Hoferbe oder bekamen den elterlichen Betrieb übergeben. Damit war die Situation für die jüngeren Söhne und damit auch der Mädchen natürlich schlecht. Für Männer gab es noch die Alternative des Militärs, die Mädchen konnten eigentlich nur ins Kloster. Oder auf dem Hof des Bruders als Magd zu arbeiten. In den Orden waren sie versorgt.

Viele jüngere Söhne von Adeligen wurden Bischof.

Luisa655 
Fragesteller
 19.02.2024, 18:08

Danke

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Eisenkrieger  20.02.2024, 08:39
?

Die Mädchen gingen ins Kloster oder arbeiteten als Mägde? Wie kommst du darauf?

Ich nehme an du sprichst vom Mittelalter? Dann ist deine Aussage falsch und auch für spätere Epochen nicht richtig.

Im Mittelalter gab es verschiedene Erbrechte. So wurden einerseits das Erbe gleichmäßig aufgeteilt mit dem Ergebnis, dass nach einigen Generationen die jeweiligen Ländereien so klein geworden waren, dass sie kaum noch genug Ertrag abwarfen. So teilte auch Karl der Große bekanntlich sein Reich in drei Teile für seine Söhne, aus denen sich dann später unter anderem Deutschland und Frankreich entwickelten. Dieses Erbrecht änderte sich im Verlauf des Mittelalters hin zur Praxis, dem Erstgeborenen den größten Anteil allein zu vererben.

Heute sind wir ja wieder erbrechtlich im Frühmittelalter ;)

Damit war die Situation für die jüngeren Söhne und damit auch der Mädchen natürlich schlecht. Für Männer gab es noch die Alternative des Militärs, die Mädchen konnten eigentlich nur ins Kloster.

Nun, zunächst hatten die Zweitgeborenen, je nach Stand, verschiedene Möglichkeiten. Sie konnten entweder auf den Ländereien verbleiben, eine Familie gründen und eben als erste Verwalter im Dienst des älteren Bruders bleiben, was auch gar nicht so selten vorkam. Sie gehörten nach wie vor zur herrschaftlichen Familie, wenn auch ohne Land und Vermögen. Sie konnten aber auch einen kleineren Anteil erhalten, eine Art Ämterlaufbahn einschlagen oder tatsächlich in den ersten Stand (klerus) eintreten, wo ihnen gute Karrierechancen offenstanden.

Warum konnten die Mädchen nur ins Kloster? Allgemein werden sie geheiratet haben. Ein Kloster war keine Verwahranstalt für zuspätgeborene Kinder. Die Kinder eines Landbesitzers wurden sicher nicht Magd und Knecht.

Es gab übrigens für Frauen noch eine weitere, wichtige Organisation: die Damenstifte, die Konvente. Dort führten sie ein recht selbstbestimmtes und unabhängiges Leben, konnten ein Geschäft gründen und Handel treiben. Sie waren keine Nonnen sondern blieben weltliche Frauen, hatten aber eine Art Klostergemeinschaft. In Brügge kannst du eine sehr große, mittelalterliche Anlage bewundern. Aber es gab sie eigentlich in allen großen Städten des Mittelalters.

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Geraldianer  20.02.2024, 17:26
@Eisenkrieger
Ich nehme an du sprichst vom Mittelalter?

Nicht nur. Über Jahrhunderte war das Erbrecht bei Bauern und Handwerk aus praktischen Gründen auf die Erstgeborenen beschränkt. Mit der Industrialisierung ergaben sich neue Möglichkeiten. Bis dahin waren die Orden ein wichtiges Auffangbecken.

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