Wenn man sagt "Es regnet", wofür steht das "es"?

5 Antworten

Man kann dies auch als Expletivum bezeichnen.

"ein Pronomen, das ausschließlich aus Gründen des korrekten Satzbaus verwendet wird, jedoch keinen inhaltlichen Bezug zu einem Gegenstand oder einer Person aufweist"

https://de.wikipedia.org/wiki/Expletivum

Im Französischen wäre dies "il", z.B. il pleut = es regnet.
il fait beau = es ist schönes Wetter 

In passiven Konstruktionen können wir das "es" weglassen:
Hier darf nicht geraucht werden. (der Satz hat kein Subjekt!)

Im Niederländischen geht dies aber nicht, das "er" ist nicht optional.
Elk uur dat er gewerkt kan worden, werd er ook effectief gewerkt.

Jede Stunde, die -- gearbeitet werden kann, wird -- auch tatsächlich gearbeitet.

Das "es" ist nur ein Pro-Wort für ein Subjekt, wenn der Satz sonst keins hat. Es kommt u.a. zum Einsatz bei unpersönlichen Verben und Verben, die auch unpersönlich gebraucht werden können. Einige Beispiele:

unpersönlich

  • Es regnet den ganzen Tag.
  • Am Wochenende hat es geschneit.
  • Gestern Abend hat es gedonnert und geblitzt.

unpersönlicher Gebrauch

  • Es gibt kein Bier mehr. (aber: Der Wirt/Er gibt dem Gast kein Bier mehr.)
  • Es ist schön hier. (aber: Die Bluse=Sie/Der Rock=Er/Das Hemd/Es ist schön.)
  • Es wird immer kälter. (aber: Hans/Er wird heute 50.)
  • Es gefällt mir in Oslo. (aber: Deine Wohnung/Sie gefällt mir.)
  • Es macht Spaß, Snowboard zu fahren. (aber: Mein Vater/Er macht gern Spaß.)
  • Es gelingt mir einfach nicht, einen Kuchen zu backen. (aber: Der Kuchen/Er ist mir nicht gelungen.)
  • Wie geht es dir? (aber mit völlig anderer Bedeutung: Wie gehst du denn? Du humpelst ja!)

Das "es" kommt auch als Pro-Wort zum Einsatz, wenn wir in Position 1 des Satzes kein Subjekt und auch sonst nichts haben, was den affirmativen Hauptsatz einleiten könnte, z.B.:

  • Es ist niemand im Haus. (anstelle von: Niemand ist im Haus./ Im Haus ist niemand. Ohne "es" im Beispielsatz wäre es eine Ja/Nein-Frage: Ist niemand im Haus?)
  • Es ist gestern Nacht etwas Schlimmes passiert. (anstelle von: Gestern Nacht ist etwas Schlimmes passiert. / Etwas Schlimmes ist gestern Nacht passiert.)

Das Passiv kann in einem Fragesatz subjektlos sein. In einem Affirmativsatz dagegen ist dies nur möglich, wenn in erster Position irgendetwas (z.B. ein Zeitabverbial o.ä.) steht, um den Satz einzuleiten. Ist dies nicht der Fall, muss man "es" benutzen.

  • Ist bei euch eingebrochen worden? - Ja, bei uns ist heute Nacht eingebrochen worden./ Ja, heute Nacht ist bei uns eingebrochen worden. / Ja, es ist heute Nacht bei uns eingebrochen worden. (= Vorgangspassiv)
  • Ist heute geöffnet? - Nein, wir haben montags Ruhetag. Heute ist geschlossen./ Es ist heute geschlossen. (= Zustandspassiv)

Es gibt auch "es gibt". :-)

das Geschehen