Wenn Gott allmächtig ist, warum erlaubt er dann das Leid und die Ungerechtigkeit in der Welt?

21 Antworten

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Hallo LondonBoyz75,

bevor ich näher auf Deine Frage eingehe, möchte ich Dich fragen: Was müsste Deiner Meinung nach Gott tun, damit es kein Leid mehr gibt? Denke einmal - um nur ein Beispiel von vielen zu nennen - an den großen Hunger in vielen armen Ländern. Wessen Schuld ist es, dass dort so viele Menschen entweder unterernährt sind oder aufgrund von Mangelernährung sogar sterben müssen? Kann man zu Recht Gott einen Vorwurf machen?

Die Erde, so wie Gott sie erschaffen hat, kann mehr als genügend Nahrungsmittel für alle Bewohner hervorbringen! Würden die Menschen die Ressourcen richtig nutzen, ohne Schäden an den Ökosystemen hervorzurufen, bräuchte nicht ein einziger Mensch zu hungern! Jedem würden genügend gesunde Nahrungsmittel zur Verfügung stehen.

Und dass es darüber hinaus so viele Krankheiten gibt, liegt größtenteils an den katastrophalen hygienischen Zuständen, sowie an dem schlechten Zugang zu sauberem Wasser und gesunden Nahrungsmitteln. Dafür könnten aber die Regierungen der betreffenden Länder ohne weiteres sorgen! Stattdessen werden Gelder meist lieber in die Waffenindustrie gesteckt oder verschwinden in den Tatschen korrupter Herrscher! Macht es hier wirklich Sinn, Gott dafür zur Verantwortung ziehen zu wollen?

Wäre die Menschheit nicht gut beraten, sich an göttlichen Grundsätzen wie z.B. Nächstenliebe und Selbstlosigkeit auszurichten, statt sich eine Welt zu schaffen, die von Ehrgeiz, Macht- und Geldgier geprägt ist? Der große Weise der Hindus, Mahatma Gandhi, soll einmal zum britischen Vizekönig Indiens folgendes gesagt haben: „Wenn Ihr Land und das meinige auf Grund der Lehren zusammenkommen, die von Christus in der Bergpredigt niedergelegt wurden, werden wir unsere Probleme lösen, und nicht nur diejenigen unserer Länder, sondern auch die der ganzen Welt.“

Gandhi mag hierbei auch an den von Jesus Christus als „goldene Regel“ aufgestellten Lebensgrundsatz gedacht haben: „Behandelt andere deshalb immer so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet“ (Matthäus 7:12). Wie sähe wohl unsere Welt aus, wenn sich alle, oder zumindest die meisten diesen Grundsatz zu eigen machen würden? Wie viel Leid wäre doch dadurch schon verhindert worden!

Diese Überlegungen können zu folgendem Fazit führen: Es liegt auf keinen Fall an einem Versäumnis seitens Gottes, dass die Welt so ist, wie sie ist! Gott hat dem Menschen einfache, aber sehr gut funktionierende Lebensgrundsätze mit auf den Weg gegeben, die, falls sie umfassende Beachtung fänden, das Böse weitgehend ausschalten würden!

Nun könnte man berechtigterweise einwenden: Selbst wenn sich ein Großteil der Menschheit an Gottes Leitlinien ausrichten würde, blieben doch immer noch Krankheit und Tod, von denen ja auch unermessliches Leid ausgehen. Das stimmt, doch hat Gott vorausgesagt, dass es durch sein Eingreifen bald diese Dinge nicht mehr geben wird!

In dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, heißt es: „Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und den Tod wird es nicht mehr geben. Auch wird es weder Trauer noch Aufschrei noch Schmerz mehr geben“ (Offenbarung 21:4). Ja, Gott wird binnen kurzem seine umfassende Macht dazu einsetzen, diese schlimmen Feinde der Menschheit für immer auszuschalten!

Dann wird die Erde in einen Zustand gebracht werden, der durch die Worte eines Propheten Gottes wie folgt beschrieben wird: „Die ganze Erde hat jetzt Ruhe, ist frei von Ruhestörung. Die Menschen jubeln vor Freude“ (Jesaja 14:7).

Mit dem bisher Gesagten ist jedoch die Frage, „Warum lässt Gott Böses zu?“, noch nicht umfassend beantwortet! Ich bin ja noch gar nicht zum eigentlichen Kern der Antwort vorgedrungen. Aus Platzgründen habe ich mich hier nur auf einige wesentliche Überlegungen beschränkt. Möchtest Du Genaueres wissen, kannst Du mich gern jederzeit anschreiben.

LG Philipp

Philipp59  19.04.2023, 06:57

Vielen Dank für den Stern! :-)

LG Philipp

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herbert832  20.07.2023, 09:46

Oh ja, man kann Gott zu Recht einen Vorwurf machen. Er hätte die Welt nicht so schaffen dürfen, dass Hunger, Leid und Elend möglich sind. Er hat eine schreckliche Welt geschaffen!

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Philipp59  21.07.2023, 06:48
@herbert832

Hallo Herbert,

warum sollte Gott einen Fehler bei der Schöpfung gemacht haben? Im Schöpfungsbericht heißt es, nachdem Gott alles, einschließlich des Menschen, erschaffen hatte: "Danach sah Gott, dass alles, was er gemacht hatte, sehr gut war" (1. Mose 1:31). Wenn also Gott selbst seiner gesamten Schöpfung das Prädikat "sehr gut" verlieh, dann muss es perfekt gewesen sein und damit frei von jeglichen Fehlern. Wie aber kam es dann zur Fehlerhaftigkeit?

Nun, der Mensch ist nicht wie eine Maschine, die nach einem bestimmten vorgegebenen Programm abläuft. Gott gab dem Menschen etwas ganz Besonderes: den freien Willen! Der freier Wille der ersten Menschen wäre aber nicht wirklich frei gewesen, wenn sie nicht die Möglichkeit gehabt hätten, sich auch gegen Gott zu entscheiden.

Dass die beiden nicht bereit waren, auf Gott zu hören, war also nicht auf eine bereits bestehende Unzulänglichkeit zurückzuführen, sondern auf ihre ganz bewusste Entscheidung gegen Gott! Dadurch verloren sie sowohl ihre körperliche, als auch ihre emotionale und geistige Vollkommenheit.

Es gibt also keinen Grund, Gott einen Fehler vorzuwerfen. Der lag einzig und allein beim Menschen selbst!

LG Philipp

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herbert832  21.07.2023, 08:15
@Philipp59

Der Fehler des Menschen ist Gottes Fehler, denn er hat ihn so fehlerhaft geschaffen. Als Gott sagte, dass die Welt gut war, hat er sich offensichtlich getäuscht, denn diese Welt ist ein einziger Pfusch und alles andere als gut.

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herbert832  22.07.2023, 04:39
@Philipp59

Das Leben ist ein grausamer Kreislauf von Fressen und Gefressenwerden. Wer sich das ausgedacht hat, verdient nicht, dass man ihm vertraut.

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Philipp59  22.07.2023, 06:25
@herbert832

Der "Pfusch" liegt beim Menschen, der die Gabe des freien Willens missbraucht hat. Hätte er sich an Gottes Gesetze gehalten, wäre alles gut geblieben und diese schlimme Welt wäre niemals entstanden!

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herbert832  22.07.2023, 08:39
@Philipp59

Das sehe ich anders. Die Schuld liegt bei Gott, denn er hat den Menschen verfehlt geschaffen. Und freien Willen gibt es nicht. Es gibt nur das Gesetz von Ursache und Wirkung.

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herbert832  22.07.2023, 08:49
@Philipp59

Auch Gottes Reaktion darauf, als er merkte, dass der Mensch misslungen war, war übelst. Natürlich ist das ganze nur eine dumme Geschichte, erfunden von ein paar lächerlichen Schreiberlingen.

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herbert832  20.07.2023, 09:54

Es heisst immer, Gott wird über uns richten. Aber eigentlich müsste die Schöpfung Gott richten.

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Weil laut der Bibel das Leben eine Art Charaktertest ist und kein Streichelzoo. Daher kann es nur funktionieren, wenn die Kausalität zwischen Ursache und Wirkung, oder anders ausgedrückt zwischen Entscheidung, Konsequenz und Eigenverantwortung nicht außer Kraft gesetzt wird.

Hallo LondonBoyz,

kurze Zusammenfassung des religiösen Glaubens:

a) Die Grundlagen

Wenn ein religiöser Mensch sein Leben betrachtet, kommt er üblicherweise zum Schluss, dass es recht mittelmäßig ist. Dieses Wort sollte er sich auf der Zunge zergehen lassen: Es hängt eben sehr von den Mitteln ab, die er besitzt. Nun könnte er versuchen daran etwas zu ändern – für seine Arbeit einen höheren Lohn bekommen zum Beispiel. Der religiöse Mensch macht es sich nun aber recht bequem in seiner Lage und leistet sich stattdessen einen folgenreichen gedanklichen Luxus: Er versucht hinter alledem, wie immer es auch sei, einen höheren Sinn zu entdecken. Dies mit einer sehr populären Frage: Das Ganze muss doch irgendeinen Sinn haben!

Diese Frage lässt sich übrigens schnell beantworten: Du bist auf Erden, um das Kapital deiner Firma, die Einkünfte des Einzelhandels und die Macht deiner politischen Herrschaft zu mehren.

Mit dieser Antwort ist der religiöse Mensch aber unzufrieden. Viel zu profan! Denn es ist doch ein höherer Sinn gefragt. So schwingt er sich zu der luftigen Höhe auf, überhaupt nichts mehr auseinanderzuhalten, sondern geistig alles in einen großen Topf zu werfen und den Inhalt dann als für sich unerklärbar und damit vor allem unverfügbar zu erklären. Und hier muss man leider sagen: Er erklärt sich selbst damit für dumm und macht sich damit auch dumm.

Sehr beliebt ist jedenfalls der Gedanke, das menschliche Leben sei ein profanes Erdendasein, in dem letztlich kein frei gesetzter Lebenszweck aufgehen kann, vielmehr Unberechenbarkeit und Ungerechtigkeit walten, an denen man nichts ändern kann. Schlimmer noch: Am Ende steht unweigerlich der Tod. Über diesen kann der Mensch zwar nachdenken, aber abwenden kann er ihn nicht.

Auch hier wieder eine profane Antwort: Auch wenn wir den Tod gedanklich reflektieren können – er ist nun mal im Preis mit drin, und durchzudrehen braucht man daran nicht. (Immerhin hat es die Wissenschaft ja auch schon ermöglicht – übrigens lange gegen den Widerstand der Religion, dass die 70jährigen Grauköpfe noch aus dem Ausflugsbus hüpfen wie nichts Gutes, um im Kaffeelokal den besten Platz zu erhaschen.)

Ein religiöser Mensch leistet sich aber auch hier wieder einen verheerenden Fehlschluss: Seine selbst erklärte Überforderung mit den ihm gegebenen Verhältnissen lastet er sich nun selbst an: Er bezichtigt sich nur ein Mensch zu sein. Sein Unverständnis und seine Sterblichkeit blamieren sich an dem höheren Sinn des Ganzen, den er nicht versteht. Und hier erfindet er sich nun eine Kraft oder eine Macht, die anbetrachts der Komplexität der Welt schlechterdings allmächtig und allwissend sein muss. Eine Macht, die die Welt ja geschaffen haben muss und damit auch ihn. Und auch wiederum seinen Tod. Und nun wird es schön einfach: Eine Krankheit oder auch eine Kündigung werden dem religiösen Menschen alle gleichermaßen zu einem Schicksal, nämlich ein Ereignis, das ihm diese Allmacht herabgeschickt hat. (Daher das Wort Schicksal.) Er erklärt sich nun seine eigene Mangelhaftigkeit als Strafe dieses Gottes.

Kleiner Gedankensprung viele Jahre zurück: In den Primitivreligionen haben die Menschen noch all die Götter angebetet, die noch in den Dingen und Naturphänomenen steckten: Den Baumgott, auf dass der Baum wachse, den Regengott, auf dass es regnet. „Was haben wir bloß verbrochen, dass es nicht regnet? Zürnt der Regengott mit uns?“ Die damaligen schlauen Gründer der großen Moralreligionen Christentum und Islam haben nun diese vielen Götter abgeschafft und einen alleinigen und wirklich allmächtigen Gott installiert. Die ganzen Schicksale – Wuchs des Baums, Regen, Gesundheit - nun als Belohnung, genauer gesagt als Gnade für Tugend und Wohlverhalten, und als Strafe für Sündhaftigkeit. Denn wer sündigt nicht? Der Mensch ist ein Sünder von Jugend auf, und das Leben ist eine immerwährende Prüfung. Der Mensch kann mithin nur auf Vergebung all seiner Sünden hoffen, die sich nie ganz vermeiden lassen. Ist sein Tugend-/Sündenkonto – im Islam „Hasanatkonto“ - unterm Strich positiv, darf der Gläubige auf eine gewaltige Kompensation hoffen: Das Paradies. Alternativ die Hölle. Ein Mittelding gibt es nicht, der Allmächtige ist unerbittlich.

Oder ist es möglich, dass Gott nicht allmächtig ist oder nicht existiert, wenn es so viel Leid und Ungerechtigkeit in der Welt gibt?

Das halte ich für die wahrscheinlichste(n) Möglichkeit(en).

Ein Gott/Götter ist dafür nicht verantwortlich, sondern die Menschen. Die Hauptursache für sehr schwere Unfälle ist fehlerhaftes Fahrverhalten. Kriege entstehen, wenn Regierungen und Politiker, nicht in der Lage sind, Konflikte friedlich zu lösen. Erdbeben entstehen durch tektonische Verschiebungen. Sogar für viele Krankheiten ist der Mensch selber verantwortlich. Wer nicht raucht, minimiert das Risiko für ein Bronchialkarzinom, COPD und Herz - Kreislauferkrankungen enorm. Wer nicht auf Dauer und regelmäßig Alkohol konsumiert, bekommt keine Leberzirrhose etc. Die Liste läßt sich beliebig fortsetzen.