Wenn du Buddhist bist, was überzeugt dich davon, dass der Buddhismus die richtige Religion für dich ist?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin ordinierter Buddhist der Soto-Zen-Tradition und ich bin eigentlich zufällig darauf gestoßen. Ich interessierte mich schon immer für Religionen, weil sie die Menschheitsgeschichte maßgeblich geprägt haben - vom Jenseitsglauben alter Kulturen, die dann Pyramiden bauten, bis zum Terrorangriff am 9/11.

Vorlauf

Dabei habe ich mich - rein akademisch und intellektuell - mit den verschiedenen Lehren befasst und habe mich mit ihren Anhängern ausgetauscht, an Zeremonien teilgenommen und einige Zeit lang ihre Lehren praktiziert, um einen Eindruck davon zu erhalten.

Was mich praktisch immer enttäuschte war die Voraussetzung, unglaublich viel glauben zu müssen, damit das ganze System Sinn machte - an die Existenz Gottes, an Propheten, an göttliche Gebote, deren unverfälschte Weitergabe und an ein Jenseits bzw. eine Endzeit, wo die Gerechten belohnt und die Bösen bestraft werden.

Das ist für mich schlichtweg nicht akzeptabel - ich soll mein ganzes Leben lang irgendwelchen Regeln, Bestimmungen und Einschränkungen aus einem alten Buch folgen, nur um auf ein Paradies zu hoffen, dass es womöglich gar nicht gibt, so dass ich mir selbst völlig sinnlos Dinge vorenthalten habe? Keine Chance bei mir.

Mit den mystischen Strömungen der Religionen konnte ich mehr anfangen - meist ging es dort weniger um "Schriftenstudium" und Dogma, sondern um persönliche religiöse Erfahrungen, was ich weitaus bereichernder fand.

Ohne Beschäftigung mit Mystik im Judentum, Christentum und Islam hätte ich überhaupt keinen Bezug zu abrahamitischen Religionen gehabt, so dass mich die Mystik mit ihnen gewissermaßen aussöhnte.

Zum Buddhismus

Im Zuge ntellektuellen Studien stieß ich auch auf den Buddhismus und er hatte viele Aspekte die mich ansprachen.

So gibt es in der Lehre des Buddha keinen allmächtigen Schöpfergott, keine göttlichen Gebote, keine Propheten, kein Konzept der Sünde und deren Bestrafung, keine apokalpytische Endzeit und keine ewige Seele.

Stattdessen erlebte ich eine praxisorientierte Lehre, die dir selbst zutraut, ein tieferes Verständnis zu entwickeln, wenn du gewisse moralische Maßstäbe einhältst und von der Identifikation mit deinem Ego löst, anstatt von der Gnade, Vergebung und Erlösung durch höhere Mächte abhängig zu sein.

Ich habe mich natürlich auch sehr kritisch mit dem Buddhismus befasst denn tatsächlich wird er gerade im Westen häufig immer noch unvollständig und ohne Kenntnisse von Schattenseiten, Missbrauchsfällen usw. wahrgenommen.

Wesentlich ist für mich aber die Praxis der Meditation. Die entstehende "geistige Klarheit", die dazu führt, dass man eigene Projektionen und Muster erkennt und auch loslassen kann, lässt mich durch die Praxis erfahren, dass es für mich persönlich richtig ist, der Lehre des Buddha zu folgen.

Aus einer rein intellektuellen Beschäftigung wurde also dann die bewusste Schulung durch buddhistische Lehre und die Entscheidung, die beiden Ordinationen für Laien zu empfangen und so auch "formell" Buddhist zu werden.

Warum?

Der Buddhismus ent-täuscht im positiven Sinne, führt zum Erkennen des alltäglichen Leidens und bietet einen Weg, mit allen Widersprüchen immer wieder ins Reine zu kommen - damit meine ich keine Klischees von "Heiligen" die sich nie aufregen, sondern Menschen die authentisch sind und auch ein gutes Verhältnis zu ihren Schwächen haben, anstatt alles irdische "überwinden" zu wollen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist
Enzylexikon  30.03.2024, 20:28

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Vermutlich überzeuge ich mich selbst.

Das ist wohl der Zweck des Ganzen.

Kann ja auch sein das Buddhismus nur für ein Teil des Lebens zu einen passt und irgendwann nicht mehr. Muss jeder selber wissen denk ich mal.

Ich habe mit dem modernen Buddhismus, der an unsere heutigen Lebensverhältnisse angepasst wurde, konkrete Hilfen und eine innere Ausrichtung fürs alltägliche Leben gefunden. Mit einer anderen Religion hatte ich es auch versucht, aber das hat sich nicht bewährt.

Die m.E. sehr gute Kombination von Selbstverantwortung / Freiheit einerseits und die Vermittlung von Hoffnung/Zuversicht und Vertrauen andererseits.

Er passt einfach zu meinen eigenen Werten und Erfahrungen