An welchen Gott oder welche Götter glauben Buddhisten?

12 Antworten

Ich will nochmal deine Teilfrage aufgreifen:

"Glaubt der Dalai Lama auch nicht an Gott ?"

Es gibt vom Dalai Lama ein schönes Büchlein namens

"Die Buddha Natur - Tod und Unsterblichkeit im Buddhismus"

https://www.amazon.de/Die-Buddha-Natur-Tod-Unsterblichkeit-Buddhismus/dp/3894270799/ref=sr_1_sc_1?ie=UTF8&qid=1523727829&sr=8-1-spell&keywords=Die+Budha+Natur+Dalai

Das kann ich Dir zur Lektüre sehr empfehlen, gebraucht für 1 Cent zu haben ..

oder hier komplett Online!

http://docplayer.org/32388124-Dalai-lama-tod-und-unsterblichkeit-im-buddhismus.html

Da wird vieles was deine Frage betrifft erörtert!

Sehr spannend und aufschlußreich, vielleicht liest du es Dir mal durch (ist aber keine unbedingt leichtgängige Lektüre).

Gruß

gottesanbeterin  09.11.2019, 18:59

Der Dalai Lama ist ja gar kein Buddhist; er gehört eher der Bönreligion an.

Buddha hat niemals von Dämonen und Göttern gesprochen.

Ich finde es unglaublich frech, dass der Dalai Lama sich als Buddhisten verkauft und sich auch noch wie einen Gott verehren lässt!

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Der Buddhismus erkennt keinen externen Gott an, keinen persönlichen Schöpfer.

Dagegen beten viele Buddhisten Bilder und Reliquien des Buddha an.

Die Buddhistische Lehre ist verschwommen und die Auslegung von Person zu Person eine andere.

Der Buddhismus in Japan unterscheidet sich seh von dem in Südostasien.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

In dem Werk The Encyclopedia of World Faiths heisst es:

"Der frühe Buddhismus hat anscheinend die Frage nach Gott nicht in Betracht gezogen und mit Sicherheit weder einen Glauben an Gott gelehrt noch diesen Glauben gefordert."

Der Buddhismus betont, dass jeder sein Heil selbst suchen müsse. Indem der Betreffende sich in sich selbst versenke, um zur Erleuchtung zu gelangen, vertritt der Buddhismus eine agnostizistische, wenn nicht sogar eine atheistische Auffassung.

Der Buddhismus wollte die hinduistischen Fesseln des Aberglaubens und der verwirrenden Vielzahl mythischer Gottheiten abwerfen. Er verwirft die grundlegende Konzeption von einem höchsten Wesen.

Das Ergebnis dieser Denkweise ist ein Labyrinth von Legenden, Traditionen, komplizierten Lehren und Auslegungen, die im Laufe der Jahrhunderte von den vielen Schulen und Sekten entwickelt wurden.

Was eine einfache Lösung für die Probleme des Lebens sein sollte, wurde zu einem religiösen, philosophischen System, das viel zu kompliziert ist, als dass es von den meisten Leuten verstanden werden kann.

Statt dessen begnügt sich der Durchschnittsbuddhist mit der Verehrung von Götzen und Reliquien, Göttern und Dämonen, Geistern und Ahnen, und er übt viele Riten und Bräuche aus, die wenig mit dem zu tun haben, was Gautama, der Buddha, gelehrt hat.

Der Buddhismus tritt theoretisch nicht für den Glauben an einen Gott oder Schöpfer ein. Aber in fast allen Ländern, wo heute der Buddhismus praktiziert wird, gibt es buddhistische Tempel und Stupas, und vor Bildnissen und Reliquien von Buddhas und Bodhisattwas sprechen fromme Buddhisten Gebete, bringen Opfergaben dar und bringen ihre Verehrung zum Ausdruck.

Buddha, der nie behauptet hat, Gott zu sein, ist im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Gott geworden.

(entnommen dem Buch „Die Suche der Menschheit nach Gott“)

Liebe Grüsse ...

Um es kurz zu fassen:

Die heutigen buddhistischen Traditionen sind sehr vielfältig und kommen in ganz unterschiedlichen Formen daher, da sie sich auf unterschiedliche frühe und spätere Sutras (Schriften) beziehen und auf verschiedenste Lehrer.

Der ursprüngliche Buddhismus der auf Siddhartha Gautama zurückgeht dreht sich nicht um eine Gottesvorstellung.

Der Buddha Shakyamuni hat den Pfad zur Beendigung des Leidens gelehrt, so wie er in den 4 edlen Wahrheiten zum Ausdruck kommt und wie diesen im edlen 8-fachen Pfas als Heilsweg begegnet werden kann.

--> https://de.wikipedia.org/wiki/Vier_Edle_Wahrheiten

--> https://de.wikipedia.org/wiki/Edler_Achtfacher_Pfad

Er hat keine Erklärungen wie die Welt entstand, welche Götter es gibt etc. abgegeben, da diese dafür nichts beitragen können.

Exemplarisch wird dies deutlichen vom "Gleichnis vom vergifteten Pfeil"

"(..)

Buddha selbst ging es nicht um eine metaphysische, religiöse Erklärung der Welt sondern es ging ihm ausschließlich darum, Leid zu vermindern, das Leiden zu überwinden, und er hat deshalb metaphysische Fragen sehr bewusst aus seiner Lehre ausgeklammert: „Nicht erklärt habe ich, ob die Welt ewig oder nicht ewig, begrenzt oder unbegrenzt ist, ob Seele und Leib dasselbe oder Verschiedenes sind, ob ein Vollendeter nach dem Tode lebt oder nicht lebt. Ich habe es deshalb nicht erklärt, weil dies nicht zum Heile beiträgt, nicht einen reinen Wandel begründet, ...“ (Pāli-Kanon, Majjhimanikaya 63). 

Er erläutert dies durch das „Gleichnis vom vergifteten Pfeil“: „Nimm an, ein Mensch sei von einem vergifteten Pfeil getroffen worden und seine Freunde und Verwandten holten einen tüchtigen Wundarzt, der Verwundete aber sagte: Nicht eher will ich den Pfeil herausziehen lassen, als bis ich weiß, ob der Mensch, der mich verwundet hat, ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Bürger oder ein Diener ist, wie er mit Vor- und Familiennamen heißt, ... ob er einen Bogen oder eine Armbrust benutzt hat, woraus die Bogensehne bestand, ... Dieser Mensch würde sterben, bevor er all dies erfahren hätte.“ (Pāli-Kanon, Majjhimanikaya 63) Dem von einem vergifteten Pfeil getroffenen Menschen geht es zunächst nicht darum, wer der Schütze war, oder von welcher Art der Bogen, sondern ausschließlich darum, dass ihm schnell geholfen wird. Nur persönliche Erkenntnis und Erfahrung, Achtsamkeit und Meditation weisen den Weg zur Lehre des Buddha. Glaubensvorstellungen sind demgegenüber untergeordnet. (..) "

Quelle: http://www.mugaraito.de/Buddhismus/Leiden/leiden.html

Im ursprünglichen Buddhismus geht es also um ein anderes Thema als in anderen Religionen.

Spätere Strömungen haben dann wieder Elemente zB. des Hinduismus stärker adaptiert, konnten dem Drang nach ausufernder Metaphysik und Philosophie nicht widerstehen und haben diese in ihr System integriert und neue Formen entwickelt und auch das Heilsziel hat sich verändert bzw. wurde durch das Bodhisattva Ideal ergänzt.

Gruß

Gruß

Boznerbub 
Fragesteller
 13.04.2018, 16:34

Aber, an was glauben Buddhisten dann bzgl. der Metaphysik etc. ? Lassen die einfach alles offen ?

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Mahakaruna  13.04.2018, 18:46
@Boznerbub

Von der Metaphysik her die in indischen Religionen bekannte Vorstellung des Samsara, des endlosen Kreislaufs von Wiedergeburten.

Zusätzlich da spielen dann auch wieder andere Faktoren eine Rolle, der Buddhismus wird ja zB. in Asien auch parallel zu anderen Glaubensrichtungen praktiziert zB. in Japan wo man Shintoismus und Buddhismus nebeneinander hat oder in Myanmar wo mit dem Buddhismus der Volksglauben an die Nats, die Geister verwoben ist.

Den tibetischen Buddhismus hat neben der strengen Philosophie des Mahayana Buddhismus ebenfalls sehr stark der vorbuddhistische Bön Glaube geprägt., der auf schamanistischen und magischen Vorstellungen basiert.

Für weitere Infos empfehle ich Dir die englische Wikipedia, dort ist anhand des Kastens rechts thematisch alles gut verknüpft und erklärt...

https://en.wikipedia.org/wiki/Buddhism

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Mahakaruna  13.04.2018, 18:55
@Boznerbub

Hier noch ein paar sehr gute Filmausschnitte aus dem Film "Little Buddha" wo schön das Leben Buddhas dargestellt wird, schau sie Dir bitte mal an, das gibt noch einen besseren Eindruck ab zum Verständnis ..

Die Geburt

https://www.youtube.com/watch?v=wnbVQj40BDA

Tod der Mutter

https://www.youtube.com/watch?v=bgiHNiaTrio

Jugend

https://www.youtube.com/watch?v=gcPKhyjrDaw

Erkenntnis des Leidens (die berühmte Geschichte der 4 Ausfahrten)

https://www.youtube.com/watch?v=udAiY1HTRw0

Aufbruch

https://www.youtube.com/watch?v=2BkCd--dC0U

Askese und mittlerer Weg

https://www.youtube.com/watch?v=HlqIflKefnM

Erleuchtung

https://www.youtube.com/watch?v=8mP-Xp_-2LQ

Wunderbar dargestellt, unbedingt mal anschauen! Danke

Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen

Gruß

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Boznerbub 
Fragesteller
 14.04.2018, 00:29
@Mahakaruna

Nein, ich meine jetzt so etwas wie "Warum gibt es die Welt ?", "Wer hat sie gemacht ?", usw.

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Mahakaruna  14.04.2018, 11:10
@Boznerbub

Wie gesagt das zyklische Weltbild das in indischen Religionen zum Ausdruck kommt kennt keinen Anfang, es sind unendliche Zyklen in denen das Universum entsteht, zerfällt und wieder entsteht.

Der Buddha hat ansonsten keine endgültige Antwort auf derlei Fragen gegeben weil diese nicht zielführend sind für seine Lehre (habe ich schon anhand des Gleichnisses vom vergifteten Pfeil verdeutlicht).

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Ich bin Soto-Zen-Buddhist und glaube ebenfalls nicht an einen Gott.

Gott

Der Buddha lehrte keine göttliche Botschaft, keine Schöpfungsgeschichte und keine göttlichen Gebote. Er sagte nichts über Gott, das Jenseits oder dergleichen.

Seiner Meinung nach sind Fragen nach solchen Dingen ohnehin nicht zu beantworten, alles was dabei herauskommt sind Vorstellungen und Vermutungen.

Seine Lehre soll dem Menschen dabei helfen, mehr Weisheit und Mitgefühl zu entwickeln, das Leiden zu beenden und die "Selbstbefreiung" zu erlangen.

Der Buddhismus gibt daher Hinweise zu einem "guten" Verhalten, aber es sind keine absoluten Gebote. Jeder Mensch muss sein Verständnis selbst vertiefen.

Dazu bedarf es keiner Vorstellung eines Gottes

Es gibt zwar "Himmelswesen" (Devas), die gerade im asiatischen Volksbuddhismus verehrt werden, aber die sind weder Schöpfer, noch allmächtig oder unsterblich.

Karma

Die Vorstellung vom "Karma", dem Gesetz von Ursache und Wirkung, wird im Westen meist missverstanden - als unabänderliches "Schicksal" oder "höhere Gerechtigkeit"

Aber Karma besagt nur, dass ein Gedanke, ein Wort, oder eine Tat die Ursache für andere Gedanken, Worte und Taten werden - da gibt es keine moralische Wertung.

Es gibt also auch keine "Sünden" gegen göttliche Gebote die "bestraft" werden.

Wiedergeburt

Die Idee der Wiedergeburt ist ebenfalls oft mit Missverständnissen verbunden. Manche denken, es sei eine "Seelenwanderung" - dabei gibt es keine ewiges Seele im Buddhismus.

Für einige Buddhisten - dazu gehöre auch ich - hat die Vorstellung der Wiedergeburt gar nichts mit dem Tod zu tun, sondern ist nur ein psychologisches Modell.

Fazit

Somit ist der Buddhismus zwar eine Religion mit Geistlichen (Priestern, Mönche, Nonnen), religiösen Feiertagen und Festen - aber eben ohne Gott.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist