Gab es Kriege im Namen des Buddhismus?

5 Antworten

Während Dschihadisten und Kreuzfahrer ihre kriegerischen Handlungen zur Ehre Gottes erklären können, gibt es technisch gesehen keinen "Gott" im Buddhismus und die Klassifizierung des Buddhismus (in seiner reinsten Form) als Religion ist falsch. Buddhisten streben danach, den Weg zu leben und selbst ein Buddha zu werden. Die Verehrung früherer Menschen, die Buddhas wurden, könnte quasi-religiös sein, aber es gibt kein buddhistisches Konzept von "Krieg im Namen Gottes", weil es im Buddhismus keinen Gott gibt.

Buddhistische Sekten und Tempel selbst waren jedoch im Laufe der Jahrhunderte Akteure der Politik und der nachfolgenden Gewalt. Am bemerkenswertesten sind:

CHINA - Zerstörung von Sekten oder Tempeln, weil sie sich politisch in Rebellionen verstrickt haben, vermeintlich oder auf andere Weise. Der berühmte Shaolin-Tempel wurde aufgrund dieser Umstände viele Male zerstört. Tibetisch-buddhistische Sekten haben Kriege gegeneinander und gegen die einheimische tibetische Religion Bon geführt. Tibetische Buddhisten waren in den 1950er und 1960er Jahren von der CIA gesponserte Aufständische und sind heute die am stärksten politisch getriebene Bevölkerungsgruppe in Tibet .

JAPAN - wie China, und mit der bemerkenswerten Unterscheidung, den Kaiser zu zwingen, seine Hauptstadt (Nara nach Kyoto) zu verlegen, um den Einfluss der Buddhisten in der Politik zu verringern. Japan erlebte sogar den Aufstieg einer Klasse von "Mönchssoldaten" (僧 兵), die in mehreren großen Kriegen viel Arbeitskräfte und Einfluss zur Verfügung stellten und erheblichen Einfluss auf politische und militärische Entscheidungen hatten. In jüngerer Zeit prägte Japan das Konzept des Heiligen Krieges während ihres Versuchs des Imperialismus in den Jahren 1931-1945, griff jedoch sowohl auf den Buddhismus als auch auf das Shinto zurück, um den Heiligen Krieg zu rechtfertigen.

THAILAND - seit den 1970er Jahren wurden Nationalismus und Buddhismus zu einer explosiven Pfanne gemischt, um muslimische Rebellen im Süden (Grenze zu Malaysia) zu bekämpfen. Auch unschuldige Muslime leiden.

MYANMAR (BURMA) – wie Thailand wurden Nationalismus und Buddhismus in eine explosive Pfanne gemischt, aber auch wirtschaftliche und soziale Spannungen. Muslime sind auch die Empfänger dieser Gewalt.

SRI LANKA - Singhalesische Buddhisten führen seit Jahrzehnten Krieg mit meist muslimischen Tamilen. Als die Tamil Tigers noch auf der Jagd waren, propagierte die singhalesische Seite die "Verteidigung des Dharma" und die Idee eines "gerechten Krieges" gegen die LTTE.

Letztlich sind Religionen nicht die Ursache des Krieges, sondern die Politik. Wenn jeder dem folgen würde, was seine Religion lehrte, würde es Weltfrieden geben.

Nobbe54  14.08.2021, 19:48

Super Beitrag, danke. Vor allem der letzte Absatz!

1

Das ist ein Streitfall in der Geschichte.

Ashoka der König Indiens der den Buddhismus als Staatsreligion ausrief war auf jeden Fall recht streitsüchtig. Es ist erwiesen, dass er Kriege führte allerdings ist man sich nicht sicher ob die Kriege endeten als er konvertierte oder ob die bis zu seinem Lebensende anhielten. Man weiß nur sicher, dass er durch Meuchelmörder umgebracht wurde mit seinem eigenem Schwert.

Ansonsten ist mir aber kein Fall eines Angriffskrieges bekannt der vom Buddhismus ausging

Buddhismus  14.08.2021, 19:43

..."Historisch gilt Ashoka als einer der größten Herrscher der indischen Antike und als erster indischer Herrscher, der unbestritten ethische Anliegen in die Politik einbrachte. In Indien wird er bis heute als herausragendes Beispiel einer gerechten und friedfertigen Politik verehrt."

Das war nach seiner Konvertierung zum Buddhismus.

1
yamat501  14.08.2021, 19:45
@Buddhismus

weswegen jemand verehrt wird deckt sich nicht zwangsläufig mit der historischen Wirklichkeit.

1
Buddhismus  15.08.2021, 06:42
@yamat501

Über diese Vergangenheit gibt es sehr viele Zeugnisse ( Edikte des Ashoka ), die in Stein gemeißelt wurden... Diese Verehrung hat ja konkrete Gründe.

Der kurze Text, den ich oben zitierte, war ja nur ein kleiner Ausschnitt eine Artikels.

Es gibt auch eine Doku, in der das, was Ashoka nach seinem Übertritt zum Buddhismus alles in seinem Reich änderte, bzw. als erster schuf ( Religionsfreiheit, oder Tierschutzrechte... ): https://www.youtube.com/watch?v=SegfJky6QLY

1
yamat501  15.08.2021, 09:03
@Buddhismus

du seine Leistungen an sich wollte ich nicht anzweifeln. Nur sind sich Historiker halt im Bezug auf Frieden nicht einig.

0

Auch die (meisten) Buddhisten sind noch von den drei Geistesgiften (meist sehr grob übersetzt mit Gier, Hass und Verblendung) befallen. Deshalb gab und gibt es zu jeder Zeit Gruppierungen, die zu derartigen Handlungen neigten.

Allerdings verstoßen sie damit eindeutig gegen die glasklaren und häufig wiederholten Lehren ihres Gründers Siddhartha Gautama.

FelicienRops  15.08.2021, 18:53

Das beantwortet aber nicht die Frage des FS, ob es Kriege im Namen des Buddhismus gab!

0
satian  15.08.2021, 19:20
@FelicienRops

Doch, denn fehlgeleitete Fanatiker können definitionsgemäß nicht rechtswirksam im Namen des Buddhismus agieren, selbst wenn sie sich selbst als Buddhisten wähnen.

0

War Shoko Asahara nicht Buddhist?

Oder zumindest stark vom Buddhismus beeinflusst.

FelicienRops  15.08.2021, 18:56

Ja, aber die vielen grausamen Kriege soll er VOR seiner Konvertierung geführt haben.

0
FraterJosephus  16.08.2021, 09:38
@FelicienRops

Verwechselst Du ihn vielleicht mit Ashoka?

Shoko Asahara war für Giftgasanschläge suf die Tokioter U-Bahn Anno 1995 verantwortlich. Es war ja auch explizit nach "Terror-Attacken" gefragt.

0
FelicienRops  16.08.2021, 09:56
@FraterJosephus

Doch hast Recht . aber .... basierend auf Deinem Link war er ganz bestimmt kein Buddhist - deswegen bin ich auch durcheinandergekommmen:

Seine Lehren entlehnte Asahara dem Hinduismus und Buddhismus, insbesondere dem altruistischen Ideal des Mahayana-Buddhismus,[3] sowie einer verzerrten Form des Guru-Yoga des Vajrayana-Buddhismus.[3] Zudem lehrte er Phowa. Mit seiner vom Buddhismus abweichenden Interpretation des Guru-Yoga begründete er den absoluten Gehorsam zum Lehrer (Guru) und etablierte eine Lehrer-Schüler-Beziehung, in der nur er die völlige Reinheit und Macht besaß. Asahara wurde von vielen Sektenmitgliedern als Wiederkunft Jesu Christi betrachtet.[4]

0

Guckst du etwa HIER.

Cataleya08 
Fragesteller
 14.08.2021, 19:26

Leider habe ich gehört, dass Open Doors keine seriöse Quelle ist.

0