Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Katholischen und Evangelischen Gottesdienst?

5 Antworten

Hallo.

Deine Frage lässt sich leider nicht so einfach beantworten, weil es nicht den einen evangelischen Gottesdienst gibt. Im protestantischen Christentum gibt es verschiedene (protestantische) Konfessionen und verschiedene Gottesdienstformen.

Ich versuche einige Grundformen protestantischer Hauptgottesdienste, die hier in Deutschland relevant sind, kurz erläutern und jeweils mit der katholischen Messe des römischen Ritus vergleichen, die ja auf der ganzen Welt gleich ist. Unabhängig, wie die verschiedenen evangelischen Gottesdienstformen liturgiewissenschaftlich richtig bezeichnet werden, werden sie im normalen Sprachgebrauch meistens nur  "Gottesdienst" genannt.


Die Evangelische Messe

Die Evangelische Messe ist im "Evangelischen Gottesdienstbuch", welches in vielen evangelischen Kirchen in Deutschland in Geltung ist, die erste Grundform für den Hauptgottesdienst. Die Messform ist die Normalform des Hauptgottesdienstes in evangelisch-lutherischen Kirchen. Im Augsbruger Bekenntnis heißt es, dass die lutherischen Protestanten die Messe nicht abgeschafft haben, sondern sich vornehmen sie mit größerer Andacht zu feiern, als ihre Gegner. Martin Luther, Johannes Brenz und andere lutherische Reformatoren haben die katholische Messe lediglich ins Deutsche übersetzt und lediglich die Elemente entfernt oder geändert, welche sie für "Missbräuche" gehalten hatten.

Vergleich zwischen der katholischen Messe und der Grundform 1 im Evangelischen Gottesdienstbuch:

  • In der katholischen Messe wird am Anfang entweder ein Psalm oder ein Lied gesungen. Nach dem Evangelischen Gottesdienstbuch soll immer zuerst ein Lied gesungen werden und dann ein Psalm gebetet werden.
    (es finden sich mehrere solche kleinere Unterschiede, die ich nicht erwähne).
  • Beim Sündenbekenntnis am Anfang der Messe können in der römisch-katholischen Kirche Maria und alle Heiligen angerufen werden - das geschieht in der evangelischen Messe nicht.
  • Die evangelischen Kirchen in Deutschland haben eine andere Ordnung für die Schriftlesungen im Gottesdienst, als die katholische(n) Kirche(n).
    In beiden Konfessionen gibt es an Sonntagen und Hochfesten 3 Bibellesungen. In evangelischen Messgottesdiensten wird meistens eine der 3 Bibellesungen im Rahmen der Predigt als "Predigttext" vorgelesen.
  • Evangelische Christinnen und Christen sagen beim Glaubensbekenntnis "Ich glaube [...] an die heilige christliche Kirche", "Ich glaube an die [...] heile katholische Kirche" sagen.
  • In evangelischen Gottesdiensten die der Messform folgen wird die Feier des Abendmahls in Deutschland meistens weggelassen, auch wenn das für Martin Luther undenkbar gewesen wäre. In der katholischen Kirche wird lediglich dann nicht die Eucharistie gefeiert, wenn kein Priester anwesend ist.
  • Bei der Feier das Abendmahles wird in evangelischen Gottesdiensten oft kein vollständiges Eucharistiegebet verwendet, in katholischen Messen ist dies vorgeschrieben.
  • Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer haben eine größere Freiheit bei der Gestaltung des Gottesdienstes und dürfen an einigen Punkten von der kirchlich vorgeschriebenen Ordnung abweichen.
  • In vielen deutschen evangelischen Gemeinden (nicht in allen) ist die Verwendung von Weihrauch, liturgischen Gewändern unüblich. Außerdem sind in einigen evangelischen Gemeinden die Gemeindemitglieder weniger in den Gottesdienst einbezogen, als in der katholischen Messe, da es nur in wenigen evangelischen Gemeinden Ministranten gibt und manchmal sogar nicht mal Lektoren.
  • Lange Zeit war es ein sehr großer Unterschied, dass die evangelische Messe auf Deutsch und die katholische Messe auf Latein gefeiert wurde. Das ist jedoch inzwischen Geschichte.


Der oberdeutsche Predigtgottesdienst

Die oberdeutschen Reformatoren haben den Messgottesdienst komplett abgeschafft und eine neue Gottesdienstform auf Grundlage einer mittelalterlichen Gottesdienstform.
Im Evangelischen Gottesdienstbuch ist der Predigtgottesdienst die 2. Grundform. Er wird vor allem in evangelisch-reformierten Gemeinden, sowie der Evangelischen Landeskirche Würtembergs gefeiert.

Im Mittelpunkt des oberdeutschen Predigtgottesdienstes steht eine lange Predigt. Die Predigt wird von Liedern, manchmal auch einem Psalm, vielleicht einer Bibellesung und Gebeten gerahmt.
Dass die Predigt den größten Teil des Gottesdienstes ausmacht, während alle anderen Elemente des Gottesdienstes in den Hintergrund treten oder nur Beiwerk für die Predigt sind (auch die Bibellesung, wenn es eine gibt) ist ein markanter Unterschied zum Messgottesdienst (sowohl zur evangelischen, wie zur katholischen Messe).



Gottesdienste nach der altpreußischen Unionsagende

In manchen evangelischen Gemeinden (vor allem in der Evangelischen Landeskirche in Baden und der Evangelischen Kirche in Kurhessen Waldeck) feiern eine Mischform zwischen den beiden oben genannten Gottesdienstformen.

Viele Elemente des Messgottesdienstes kommen vor, allerdings gibt es meist nur 1 eigenständige Bibellesung, während eine zweite Lesung als Predigttext im Rahmen der Predigt vorgetragen wird.


Baptisten und Pfingstgemeinden

Die sogenannten evangelischen Freikirchen (z.B. Baptisten, Pflingstler) haben eher keine festen Gottesdienstordnungen. Grundsätzlich orientiert sich der Gottesdienst dieser Gruppen eher am oberdeutschen Predigtgottesdienst. Meistens werden jedoch am Anfang mehr Lieder im Rahmen eines "Lobpreisblockes" gesungen.


In den evangelischen Gottesdiensten ist das Abendmahl nicht Standard, wird also meistens weggelassen. In den katholischen Gottesdiensten ist die Konsekration (Wandlung) und das Abendmahl (Kommunion) fester Bestandteil. Schriftlesungen, Glaubens-Bekenntnis, (bei Katholiken auch zusätzlich Sündenbekenntnis) Gebete, Gesang und Predigt gibt es bei beiden, jeweils unterschiedlich "gewichtet".
Während aber der Ablauf des katholischen Gottesdienstes (Messe) auf der ganzen Welt für alle 1,3 Milliarden prinzipiell gleich ist, ist er in den Konfessionen aus der Reformation sehr unterschiedlich gestaltet, sogar innerhalb der Konfessionen einer Landeskirche.
Jeder Katholik fühlt sich also bei jeder Messfeier auf der ganzen Welt wie zu hause.

Am besten schaust du dir persönlich mal verschiedene Gottesdienste an. Da bekommt man viel mehr einen Eindruck, als wenn man nur ein paar Worte darüber liest.

Dann kannst du vergleichen, was man hier und dort sieht und hört, wie die Stimmung jeweils ist, wie sich der Pfarrer verhält und wie die Gemeinde, ...

Ich habe mir sämtliche verschiedene Gottesdienste mal angeschaut: evangelisch, orthodox, katholisch (neue Form), katholisch (alte Form), anglikanisch, Freikirchen, Die Christengemeinschaft, ... und auch muslimische, jüdische und hinduistische Gottesdienste. War echt spannend.

Im evangelischen Gottesdienst ist der Höhepunkt die Predigt. Im Katholizismus hingegen ist es die Eucharestie, also das Abendmahl. Dabei kniet man auch, was es bei den evangelischen nicht gibt. Bei den Katholiken gibt es zusätzl. Die Ministranten, die während dem Gottesdienst dem Pfarrer helfen. Noch ein Unterschied, ist, dass bei den Protestanten für das Abendmahl meist Brot, bei den Katholiken meist Hostien, also Oblaten verwendet werden. Beim Abendmahl bei den Evangelen dürfen alle teilnehmen, bei den Katholiken nur die, welche die erstkommunion schon hatten. Geschiedene Menschen dürfen auch nicht teilnehmen. Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen,

Gruenkohl28  25.10.2017, 19:14

Ich halte deine Antwort für unzutreffend.Deine Beobachtungen treffen sicher auf viele evangelische Gemeinden in Deutschland zu, ich würde aber nicht sagen, dass der evangelische Gottesdienst grundsätzlich und immer so läuft.

  • Es gab / gibt auch evangelisch-lutherische Theologen, welche das Abendmahl für den Höhepunkt des Gottesdienstes halten (z.B. Willehm Löhe, Friedrich Heiler, Karl Bernhard Ritter, Wilhelm Stählin - alle für den Gestaltung und die theologische Deutung des evangelischen Gottesdienstes wichtige Personen aus den letzten beiden Jahrhunderten).
  • Im evangelischen Gottesdienst wurde traditionell auch gekniet, auch wenn das in den meisten evangelischen Gemeinden in Deutschland inzwischen aus der Mode gekommen ist - meistens sind ja nicht mal mehr Kniebänke vorhanden. In vielen anderen Ländern wird in evangelischen Gottesdienstes auch heute noch gekniet, in einigen evangelischen Gemeinden auch noch hierzulande.
  • Ob in evangelischen Gottesdiensten gesäuertes Brot oder Hostien genommen werden, hängt von der Konfession ab. Während Reformierte meistens zu gesäuertem Brot greifen, nehmen Lutheraner überwiegend Oblaten. In Deutschland hängt es daher eher von der Region ab. Wenn man in einen evangelischen Gottesdienst in Bayern (lutherisch) geht, wird man wahrscheinlich Oblaten beim Abendmahl bekommen, wird man in anderen Regionen eher gesäuertes Brot bekommen.
  • Wer in evangelischen Kirchen zum Abendmahl zugelassen ist, ist höchst unterschiedlich geregelt. Normalerweise ist die Taufe im Christentum grundsätzlich Voraussetzung für den Kommunionsempfang. In der Evangelischen Kirche im Rheinland ist das jedoch z.B. anders. In manchen evangelischen Kirchen ist auch nach wie vor die Konfirmation t ja die Erstkommunion beinhaltet) Voraussetzung für die Teilnahme am Abendmahl. Zur Zeit halten sich viele evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer nicht an die Ordnungen ihrer Kirchen und an ökumenische Vereinbarungen - daher kann es sein, dass das in manchen Gemeinden anders läuft, als eigentlich vorgesehen.
  • Geschiedene Personen dürfen sehr wohl in katholischen Gottesdiensten die Kommunion empfangen. Lediglich Geschiedene, die erneut heiraten, sind in der römisch-katholischen Kirche von der Kommunion ausgeschlossen, weil Wiederheirat nach einer Scheidung der Lehre Jesu widerspricht.
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Der größte Unterschied besteht in Eucharistie und Abendmahl. Dazu kommen noch Fürbittgottesdienste für Verstorbene im Fegefeuer und Fürbitten, die an Heilige gerichtet werden. (Katholizismus)