Welche Tiere töten sich gegenseitig und essen sich gegenseitig auf und töten ihre Kinder?

16 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Bei Rivalenkämpfen ist es bei vielen Tierarten so, dass ein Gegner seinen Verletzungen erliegt, auch bei Pflanzenfressern. Vor allem, wenn beide Kämpfer gleich stark sind und keiner aufgeben will.

Bei Raubtieren gibts auch artübergreifende Rivalitäten, so sind sich z.B. Löwen und Hyänen überhaupt nicht grün und wenn die auf Jungtiere der anderen Art treffen, töten sie sie. Aber auch innerhalb einer Art kommt es vor, dass sie die Jungen ihrer Rivalen töten und natürlich auch verspeisen. Wenn z.B. die Rudelführer eines Löwenrudels wechseln, kommt es häufig vor, dass die neuen Chefs erstmal die Jungtiere töten. Das tun sie nicht, weil sie sich überlegen, dass die Löwinnen dann wieder rollig werden, sondern weil sich die, die so vorgingen, stärker vermehrten und sich das Erbgut letztlich durchsetzte - so funktioniert Evolution. Es gibt aber auch Löwen, die die Jungen des neuen Rudels sozusagen mitadoptieren, ist aber nicht so häufig.

Auch von Hyänen hab ich schon gehört, dass rivalisierende und ranghohe Weibchen schon mal den Wurf einer Rivalin töten - aber nicht ihre eigenen Jungen. Sie bilden wie die Hyänen, Lemuren oder Bonobis ein Matriarchat. Und insbesondere bei den Hyänen haben die Jungs echt nichts zu lachen.

Aber auch die Kleinen - unter Erdmännchenfamilien ist es garnicht mal so selten, dass ein 'Kindermädchen' die Jungen der Chefin tötet, um sich mit eigenen Jungen an die Macht zu tricksen. Oder dass die Chefin die Jungen von Rivalinnen tötet - gibts auch.
Wobei Erdmännchen im Grunde supersoziale Tiere sind. Aber es sind Raubtiere und die ErdWeibchen schaffen mit allen Tricks, scheuen sich aber auch nicht, sich richtig zu vermöbeln. Und wenn rivalisierende Familien um ein Revier kämpfen, gehts richtig zur Sache, auch wenn sie sooo possierlich aussehen. Wirklich faszinierende Tiere. 

Zebrahengste fügen sich bei Hengstkämpfen auch manchmal tödliche Verletzungen zu, in der Savanne reicht es schließlich, wenn ein Tier nur humpelt. Es ist auch garnichtmal so selten, dass ein Zebrahengst durchknallt und sich auf das nächstbeste Fohlen stürzt und es tottritt. Kommt einfach vor.

Und natürlich unter Schimpansen gehts öfter mal derb zur Sache. So sozial sie auch sind, die können richtig zulangen. Es gibt auch überaus sanftmütige Clanführer (die sind eben so vielfältig wie wir auch), aber manche sind hitzköpfige Burschen, die ein strenges Regiment führen. Unter Schimpansen ist es garnicht mal so selten, dass sie sich gegenseitig töten - aber nicht verspeisen. Aber sie jagen andere Primaten und die futtern sie dann auch. Die Jungs führen manchmal auch Kriegszüge durch und gehen wie bei der Jagd extrem strategisch vor.
Aber es gibt halt auch ganz sanftmütige Anführer, die einfach starke Freunde um sich geschart haben wie ne Bodygarttruppe. Superfaszinierend und wahnsinnig spannede Tiere. Die ja wie wir auch zu den Primaten zählen.

Während ihre engsten Verwandten, die Zwergschimpansen oder Bonobos sehr friedliche Tiere sind. Und im Gegensatz zu den Schimpansen ein Matriarchat bilden. Und die jeden Stress halt mit Sex ausleben.

Delphine sind so ein Mischmasch. Supersozial, superhilfreich und verspielt und die haben auch Sex untereinander und miteinander - alle und jeder, jung und alt und wie bei den Bonobos auch gleichgeschlechtlich, da ist im Grunde alles erlaubt. Aaaber rivalisierende Familien können auch heftige Kämpfe gegeneinander führen - auch Delfine sind schließlich Raubtiere, aber Kannibalismus gibts unter ihnen natürlich nicht.

Boah.... - schon wieder viel zu viel gesabbelt, aber du siehst, dass es sowas auch in der Tierwelt gibt. Was keineswegs bedeutet, dass der Stärkere gewinnt, denn die Klügeren gewinnen auch oft, manchmal die Geschickteren, viele Wege führen nach Rom bzw. zum Erfolg. So simpel, dass es da nur nach Kraft geht, ist die Natur nicht :)

Jun12 
Fragesteller
 01.12.2016, 22:27

Donnerwetter. Was für eine ausgezeichnete Antwort. Sie sind am ehesten dran den Hilfreichsten Stern zu bekommen. MFG. 

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ancanei  01.12.2016, 23:40
@Jun12

Oh - danke!
Ich hab schon gedacht, die Antwort wäre zu lang.
Aber wenn es okay war, dann freuts mich natürlich - danke nochmal:)

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Irgendwerxyz  02.12.2016, 08:51

Schimpansen essen sehr wohl andere Schimpansen. Sie jagen auch andere Schimpansen um sie zu fressen. 

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ancanei  02.12.2016, 10:21
@Irgendwerxyz

Interessant, kannst du mir Genaueres sagen? Weil ich in der Primatenforschung noch nicht auf Kannibalismus gestoßen bin, ich kann mich auch nicht erinnern, von Jane Goodall je etwas über Kannibalismus bei Schimpansen gelesen oder gehört zu haben.

Wenns so ist, will ichs halt genau wissen. Ich geh natürlich auch selbst mal stöbern :)

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ancanei  02.12.2016, 10:25
@ancanei

Gefunden! Danke dir für den Hinweis, ich les jetzt erstmal die entsprechenden Artikel - auch von Jane Goodall ist was dabei, find ich superinteressant! Nochmals danke! :) :) :)

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ancanei  02.12.2016, 10:47
@ancanei

Du hast völlig recht, es gibt auch entsprechende Beobachtungen von Jane Goodall (ihr vertrau ich da am meisten), auch ranghohe Weibchen hat sie dabei beobachtet, dass sie rangniedrigere überfallen, ihr Baby töten und verspeisen.

Auch bein Männchen ist beobachtet worden, dass sie getötete Tiere annagen. Sie fressen sie aber nicht ganz auf, was darauf hindeutet, dass es wie z.B. bei den Erdmännchen eher mit Rivalität aus Rangordnungsgründen in Verbindung steht.

Ach wie schön, dass ich wieder was dazulernen konnte, ich bin dir wirklich total dankbar für den Hinweis!

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Irgendwerxyz  02.12.2016, 11:20
@ancanei

Es gibt schon noch ein paar mehr renommierte Verhaltensforscher. Christophe Boesch ist z.B. auch ein sehr bekannter Name. Beide haben auch bei der Disney Produktion Schimpansen mitgewirkt. Übrigens ein sehr schöner Film, falls Du den noch nicht gesehen hast. 

Das Verhalten mit dem Essen der Artgenossen habe ich schon in vielen Tierdokus über Schimpansen gesehen. Gründe dafür sind auch Revierverhalten bzw. Krieg zwischen Clans, aufgestaute Hormone etc. aber auch, weil die das Fleisch scheinbar auch einfach mögen. 

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ancanei  02.12.2016, 14:20
@Irgendwerxyz

M-hmmmm. Ich finds erstaunlich, dass das bislang so völlig an mir vorübergegangen ist. Auf jeden Fall bin ich froh, diese Wissenslücke jetzt geschlossen zu haben. Vielleicht hatte ich es unbewusst ausgeblendet, aber ich wüsste nicht, wieso. Und in 'Schimpansen' war es auch drin? So merkwürdig, den hab ich ja hier, ich bin ja auch selbst totaler Dokujunkie. Klar gibts da auch viel Mist, aber 'Schimpansen' fand ich richtig klasse.
Auf animalplanet laufen auch tolle Serien, in denen auch einfach Tiere beobachtet und dabei gefilmt werden. Kattas, Erdmännchen und mein Liebling ist 'Die Elefantensaga'. Unter allen mir bekannten Wildlifedokus ein echtes Sahnehäubchen. Da hat Attenborough noch mitgemischt und der Nachruf auf Echo ist ganz von und mit ihm.
Kennst du den? (leider nur in englisch gefunden)

https://www.youtube.com/watch?v=J91-qcAGBVU

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teafferman  03.12.2016, 09:25
@ancanei

"Das tun sie nicht, weil sie sich überlegen, dass die Löwinnen dann wieder rollig werden, sondern weil sich die, die so vorgingen, stärker vermehrten und sich das Erbgut letztlich durchsetzte"

Hier liegt de facto ein Widerspruch in sich vor, es sei denn, Du kannst irgendeine andere Begründung dafür liefern beruhend auf Fakten, dass das neue Löwenmännchen bzw. das neue Löwenmännchenpaar - was durchaus hier und da als Bildmaterial zum Nachweis vorliegt - die Jungen des besiegten Vorgängers töten. Denn tatsächlich werden die Löwinnen abhängig von Alter ihrer Jungen rollig, also befruchtbar. Deshalb ist seit Jahren in der Forschung anerkannt, dass durch die Tötung vorgefundener Junge eine zügigere eigene Vermehrung erzeugt werden soll. 

Bildmaterial als Nachweis, dass Hyänen eigene schwache Junge töten, existiert nach meiner Kenntnis nun schon mehr als ein Jahrzehnt. Ob es in die auf deutsch erschienene Literatur eingegangen ist oder nicht ist mir nicht bekannt. 

" Unter Schimpansen ist es garnicht mal so selten, dass sie sich gegenseitig töten - aber nicht verspeisen."

Dieses Phänomen wird erst beschrieben, seit der Mensch in ihre Habitate massiv zu ihrem einschränkenden Nachteil eingegriffen hat. In solchen Fällen gibt es dann auch Bildmaterial welches belegt, dass das getötete Herdentier auch verspeist wird. Zumindest dann, wenn ein Jungtier getötet wird. Was zunehmend innerhalb eines Rudels beobachtet und dokumentiert ist. 

Deine Ausführungen zu Bonobos werden nach aktueller wissenschaftlicher Auffassung durchaus nicht so platt wie von Dir dargestellt beschrieben. Hier wird schon länger ihre Habitateinschränkung über den bekannten langen Zeitraum mit berücksichtigt. Wobei dann heraus kommt, dass der Druck auf die Art mit der Zeit solches Sozialverhalten zum Arterhalt nötig machte. - Mit einer anderen Primatenart läuft ja genau auf diesem Erkenntnishorizont seit nun Jahrzehnten ein Versuch. 

Delphinfamilien bestehen ausschließlich aus Weibchen und geschlechtsunreifen Männchen. Sind die Männchen geschlechtsreif, werden sie Teil eigener sogenannte Schulen. 

Kannibalismus als solchen kann bis heute kein Forscher unter Delphinen nachweisen, weil es an technischen Mitteln fehlt. Tödliche Angriffe von männlichen Schulen dieser Art allerdings sind belegt. So weit mir bekannt auch aus Australien auf jeden Fall filmisch festgehalten. - Auch schon einige Jahre her. 

Tatsächlich ist alles genannte Filmmaterial auf youtube als Dokumentation zu finden. Der Plattform ist es dabei vollkommen egal, Was Du oder sonstwer für eine Meinung zu ihr haben. Es ist nur eine Plattform. 

Darüber hinaus sind meine Ausführungen alle schon lange in Schriftform auch auf Deutsch festgehalten. 

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Anonym125213  09.12.2016, 09:43

Auch von Hyänen hab ich schon gehört, dass rivalisierende und ranghohe Weibchen schon mal den Wurf einer Rivalin töten - aber nicht ihre eigenen Jungen. Sie bilden wie die Hyänen, Lemuren oder Bonobis ein Matriarchat. Und insbesondere bei den Hyänen haben die Jungs echt nichts zu lachen.

Da muss ich dir widersprechen:

Klar, es kann vorkommen. Dies wird aber bestraft. 

Im Gegenteil. Bei Hyänen gibt es sogar einen Kindergarten, indem die Frauen, ca. 4 Wochen nach der Geburt ihrer Kinder, dazukommen. Die Frauen verteidigen alle Kinder. Wenn die Frauen jagen gehen, passt mindestens eine Frau auf die Kinder auf. Ob es die Kinder schwer haben, hängt vom (vererbten) Rang und der Freunde, die sie verteidigen, ab. <--- Tüpfelhyänen sind zu Kognitionen fähig. 

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Hi,
viele Tiere töten aktiv ihre Artgenossen. Aus Hunger, Konkurrenzdruck oder um die eignen Gene schneller zu verbreiten. 

Eisbären z.B. fressen sehr gerne Eisbärenjunge. Auch die eigenen. Der Braunbär isst auch gerne Jungtiere aber bevorzugt die von anderen Vätern. Wölfe fressen bei Hungersnot Jungtiere aus dem eigenen Rudel aber lassen der Leitwölfin ihre Jungen. 

Eine Gottesanbeterin frisst ihren Partner noch während dem Akt - beißt ihm den Kopf ab während er noch seinen Samen absondert. Viele Spinnen futtern das Männchen direkt nach dem Akt oder auch schon vorher wenn er es nicht geschickt anstellt. 

Schimpansen jagen Konkurrenten aus anderen Clans und fressen diese dann auch. Schimpansen essen sehr gerne Fleisch der Artgenossen aber eher das der Feinde. Ein Löwe tötet andere Löwen und auch die Jungtiere von denen. Da geht es dann um Konkurrenz beim Futter oder Reviere und das verbreiten der eigenen Gene, wenn sie ein Rudel übernehmen.

Mäusemütter und auch andere Tierarten fressen die eignen Jungtiere, wenn sie zu viele bekommen haben um alle durch zu bringen.

Dann gibt es noch Tiere, die unter anderem Aasfresser sind und Artgenossen fressen. Ergo sie töten nicht aktiv aber fressen halt was da ist. Meist sind das Vogelarten.

Alligatoren und Krokodile beschützen das Nest mit den Eiern und die Jungtiere noch eine Weile aber wenn die Jungen heranwachsen müssen sie sich auch vor ihren Müttern in Acht nehmen.

Bei Hechten und Barschen z.B. gehören Jungtiere der eigenen Art zum normalen Speiseplan. 

Natürlich kann man alles nie absolut sagen. Jedes fleischfressende Tier kann bei Not immer zum Kannibalen werden. Auch der Mensch - bestes Beispiel der Flugzeugabsturz in den Anden irgendwann in den 70ern. Anders herum muss nicht jeder Fleischesser, dessen Art man es nachsagt sie würde Artgenossen essen, auch Kannibale sein. Es gibt immer wieder überraschende Beobachtungen. 

Eisbären essen manchmal eines ihrer Jungen wenn die Mutter keine Nahrung findet. Das machst sie aber nur damit sie die anderen Jungen weiterhin am leben halten kann.

Hoffe die Antwort hat dir geholfen.

MfG

Jun12 
Fragesteller
 01.12.2016, 21:05

Ja. Hat sie. 

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Kindsmord ist im Tierreich weit verbreitet. es gibt ihn bei Affen. Delfinen, Nagetieren, Pferden und Zebras. Hengste töteten  das Fohlen eines Rivalen, Erdmännchen, Zebramangusten, Flußpferden, Wölfen und Hundeartigen, Bären, einigen Vögeln. Raubkatzen, Robben, Elefanten Bullen sehr selten auch Kühe haben schon Kälber getötetet. Schimpansen können sogar mir Vorsatz töten.  Es kommt vor daß mehrere Männchen einem Männchen einer anderen Gruppe auflauern und diese absichtlich zu Tode prügeln. Bei den meisten Tiere ist es wenn ein Männchen eine Gruppe übernimmt.  Das Männchen will schnell eigene Nachkommen zeugen. Darum tötet es die Jungen des Vorgängers. Dadurch werden die Weibchen schneller Paarungsbereit und paaren sich mit dem neuen Anführer. Wenn die ausgehungert sind kommt es bei vielen Raubtieren vor daß sie Artgenossen fressen.  Auch bei Menschen ist es in extremen Situationen schon vorgekommen. 

Da gibts jede Menge Tiere, von Marienkäfer(larve) bis Großkatze. 

Marienkäferlarven sind die schlimmsten Kannibalen, die ich je gesehen hab, die fressen sich solange gegenseitig auf, bis nur noch eine übrig ist.