Welche Kameraeinstellungen soll ich für das Fotografieren der Milchstraße benutzen?

3 Antworten

Hallo

nun ja die beiden Kit Zooms sind "Resteverwertung" und taugen nicht wirklich für "Sternfotografie". Das EFS 18-55 ist bei Blende 8 im Bereich von 24-35mm "brauchbar" das EF 75-300 bei Blende 11 im Bereich von 100-150mm.

Für Deep Sky Bilder der Milchstrasse landen man dann bei Verschlusszeiten im 10-15 Minuten Bereich. Das Kernproblem ist das 99% der Vollstautomatik-Knipser mit Canon Plastik DSLR keine scharfen Sterrnenbilder erzeugen können, bei Pentax oder Nikon geht das auch für Knisper recht elegant/einfach.

Grundsätzlich bekommt man auch bei Canon nur das was man bezahlt. Zwischen dem EF 75-300 und dem EF 70-300L liegt um das 5 fache beim UVP und ähnlich verhält es sich auch bei der Bildqualität. Wobei Canon hat bei Kit Zooms 3-4 Stellige EBIT, bei denn Profizooms sind die EBIT einstellig.

Also grundsätzliche Anleitung für Canonisten;

  • Reisestativ mit 3D Neiger möglichst tief/breit/Bodennah aufstellen
  • Omegon LX Federwerktracker kaufen/leihen mit Polwiege/Fadenkreuz-Visier
  • Sensor der Kamera vor Ort nach Temperaturanpassung frisch mappen
  • ISO 100 (Minimum)
  • RAW (CR2)
  • Zeitautomatik (Av)
  • 18-55 montieren
  • Manuel Blende 8 wählen
  • Zoom auf 24 bis 28mm drehen und mit Maler-Klebeband fixieren/festkleben
  • manuel per Liveview und Lupe exakt auf denn Horizont oder Mond focusieren und Focusstellung mit Klebeband festkleben
  • Stativkopf mit dem Kreuzvisier einnorden
  • Trackerfeder aufziehen und auf Stativ montieren
  • Kamera auf Tracker montieren und Ziel anvisieren bzw Ausschnitt festlegen
  • UHC/FCL Filter (passend zum Streulichtspektrum der Umgebung) auf Optik montieren
  • Vorlaufwerk der Kamera auf 30 Sekunden einstellen (Spiegel klappt bei MF am Anfang hoch, bei AF am Ende)
  • LX Tracker starten
  • Auslösen von Hand oder per APP und abwarten bis der Verschluss sich wieder schliesst bzw bis der Dunkelabzug danach abgeschlossen ist.
  • in der Rückschau mit dem Histogramm die Belichtung auswerten und die Schärfe der Sterne kontrollieren. Bei Bedarf beides korregieren. Bei ovalen Sternen/Strichspuren denn LX Tracker justieren. Normalerweise landet bei Zeitautomatik die Belichtung recht genau unter dem "Rauschpunkt" des Sensors. Anhand der EXIF sieht man ja bei welchem Lichtwert die Automatik gelandet ist und wenn man die Verschlusszeit verdoppelt kommt man einen Lichtwert tiefer, wenn man halbiert einen Lichtwert höher. Ziel ist die Maximalhelligkeit der Sterne rausholen ohne das die hellen Sterne die Sensorpixel lokal "ausbrennen" (Also Farbwert 0-0-0 bzw F-F-F) und auf die Nachbarsensel übersprechen. Deswegen bleibt man bei ISO 100 und nutzt die volle Dynamik des Sensor bzw die Registerauslesung braucht keinen zusätzlichen Strom der denn Sensor erwärmt

Achtung;

  • der LX Tracker verliert bei langen Zeiten die Konstanz bzw Synchronisation
  • Wind kann eine kopflastige (75-300) Kamerakombination auf dem LX Tracker in niederfrequente Schwingung versetzen, deswegen Kamera im Windschatten aufstellen oder selber als Windfang vor der Kamera stehen
  • es gibt bessere Alternativen zum Federwerktracker aber damit steigen die Kosten, das Gewicht und die Komplexität vor allem bei eiskalten Nächten wo dann die Akkus "einbrechen"
  • die 2000D hat keine Mattscheibe also kann man im Sucher weder die Schärfe kontrollieren noch manuel sauber Scharfstellen. Der Sucher ist nur ein Guckloch zur Ausschnittsbestimmung und zur Information.
  • alle Canon Zooms unter der Profiklasse sind Varifocal, das heisst bei jedem Dreh am Zoomring wandert der Focuspunkt. Die STM und diverse Ring USM Optiken haben eine Kennfeldnachführung, das heisst beim Zoomen führt der Focusmotor die Schärfe nach auch ohne Messvorgang der Kamera
  • Canon EOS haben ein "fliegendes" Auflagemass das ist bei Plastikkameras und Plastikoptiken auch nicht anderst machbar. Das heisst man muss regelmässig denn Schärfepunkt prüfen. Es macht also wenig Sinn denn Hyperfocalpunkt fixiert zu lassen bei jeder Demontage/Remontage kann der Focuspunkt abwandern. Das ist bei den 18-55 Dunkelzooms eher unkritisch aber nicht bei denn 75-300
  • der Autofocus der 1000er Typen kann bei Sternenhimmel mit Kit Zooms ohne Entfernungsdecoder nicht exakt denn Hyperfocalpunkt finden/anfahren bzw bei DC Motoren fährt die Optik meist einen Tick drüber (nix ist richtig "Scharf"). Das ist technisch bedingt und verhindert das Minutenlange "endlosruckeln" der DC Typen und für Canon ist das "Scharf genug". Ein Entferungsdecoder ist einfach zu teuer für Wegwerfoptiken in Millionstückzahlen und was nicht in der Optik drin ist kann auch nicht kaputt gehen.
  • Die Kit Zooms haben eine Omega Rückholfeder in der Blendenmechanik die mit der Zeit ermüded oder auch bricht. Deswegen Optik immer mit Offenblende lagern. Für "Astrofotografie" lässt man sich eine Waterhouseblende passend lasern, das beseitigt die Beugungsproblematik bzw denn Astigmatismuss der Optik so das man selbst bei 18mm kaum Farbsäume an denn Sternenpunkten am Rand hat.
  • die Kit Zooms sind Streulichanfällig speziel bei "harten" LED Taschenlampenlicht bzw Licht aus dem Smartphone. Deswegen Vorsicht bei Lichquellen neben der Kamera. Man kann sich auch einfach eine passende Streulichtblende aus schwarzer Bastelpappe zuschneiden und draufstecken. Funktioniert dann auch als Taukappe
  • durch Temperaturveränderung wandert der Focuspunkt der Optik
  • durch verändern der Blende wandert der Focuspunkt der Optik
  • der Sensor entwickelt bei langen Verschlusszeiten einen digitalen Schwarzschildeffekt welcher durch denn Dunkelabzug korregiert wird. Aber besser ist man macht Bilder mit 1ner Minute Verschlusszeit im Serienbildmodus und stackt die später genau passend zu dem Helligkeitsgrad denn man haben will
  • man kann die Kamera mit einer "Sensorkühlung" nachrüsten dazu muss man ein Loch für das Kältespray an der richtigen Stelle bohren. Dann ist auch ISO 400 ohne Rauschen in Schwarz machbar
  • ein gepflegtes Pentax K 50/1.4 mit EF Adapter steigert die Bildqualität, virtelt dabei die Verschlusszeit und macht den Workflow einfacher weil der Unendlichanschlag der Optik Wärmekompensiert ist und bei korrekter Justage immer 100%ig ist. Die EF 50/1.4 und 1.8 hat die selben Funktionsproblem wie die Kit Zooms ausser dem STM und dem 50er Compact Macro
  • für Deep Sky besorgt man sich ein Pentax Takumar 135/3.5 (gebraucht ab 50€) oder Zeiss Jena 135/3.5 (gebraucht ab 200€) sowie eine astrofizierte EOS 6D (gebraucht ab 600€)
  • für Sternenhimmel ist das EFS 10-22 USM deutlich tauglicher als das EFS 10-18 STM wobei die meisten greifen zum Tokina ATX 14-21/2 oder ATX 11-16/2.8 Zoom
Von Experte habakuk63 bestätigt

Der Vorteil von DSLRs ist im Gegensatz zu 35mm Film Kameras von früher, dass du direkt siehst, ob die Einstellungen korrekt waren und nicht eine Woche auf Entwicklung der Bilder warten musst. Daher muss ich bei so Fragen immer ein wenig stutzen.

Die genauen Einstellungen kann man dir nicht sagen, hängt von vielen Faktoren ab. Probiers einfach aus, ist in 5 Minuten gemacht.

Das einzige was du dir vorher ausrechnen kannst, ist wie lange du maximal belichten kannst, ohne dass Sterne zu Linien werden. Das errechnet man anhand der vollformatäquivalenten Brennweite mit der 500er Regel. 500 geteilt durch die vollformatäqv. Brennweite. Wenn du bespielsweise 18mm verwendest, dann sind das auf Vollformat (*1.6) = ~29mm = ungefähr 17 Sekunden.

So wenn du jetzt die maximale Belichtungszeit ermittelt hast, dann nimmst du bissl was kürzeres, z.B. 15 Sekunden. Dann stellst du die anderen Werte im M Modus passend dazu ein, sodass sich auf der Belichtungswaage und auch im fertigen Foto eine adäquate Belichtung ergibt. Mit dem Kitobjektiv hat man ohnehin nicht so die allergeilste Lichtstärke, da kann man f/4.0 nehmen für etwas bessere Schärfe. Und ISO dann soweit erhöhen wie nötig.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Arbeite mit verschiedenen Canon Kameras seit 2008

Eine "exakte Einstellung" kann man dir kaum geben, braucht es auch garnicht, das Vorgehen ist immer gleich.

Stell die Kamera auf den manuellen Modus, sämtliches Filterzeug und Motivprogramme aus.

Wenn du keine Nachführung verwendest, solltest du für den Anfang mit der kürzesten Brennweite arbeiten, also 18mm.

Zum Fokusieren verwendest du den Liveview, vergrößerst dir irgendeinen Stern mit der Displaylupe und drehst am Fokusring, bis du die Stellung gefunden hast, in der er am schärfsten ist. Objektiv natürlich auf MF stellen, sonst pfuscht der Autofokus dazwischen.

Mach ein Bild mit der längsten Belichtungszeit. Schau es dir in der Vergrößerung an. Die Sterne werden Strichspuren bilden. Reduziere die Belichtungszeit schrittweise, bis die Sterne ausreichend punktförmig erscheinen.

Ist das Bild jetzt zu hell und verrauscht? Dann reduziere den ISO-Wert. Ist es zu dunkel? Dann erhöhe ihn.