Welche guten Gedichte gibt es über den Tod?

21 Antworten

Ich schmeisse mal etwas Eigenes in die Runde - ein Songtext (natürlich nicht in vergleichbar literarischer Höhe und auch mehr über den Tod zu Lebzeiten) aus meinen alten Rock-Tagen:

Abschied, Aufbruch, Wandel, Leichengeruch - Eine neue Pflanze keimt auf schlammigem Grund - Entseelte Struktur wird wieder bunt - Der Sensenmann durchtrennt die Fäden - Er hängt selber dran, schafft Platz für neues Leben

Und vor mir steht die Angst meiner Jahre - Zurück in die Vergangenheit - was ich jetzt erfahre: - Ist mein Tod vor Gottes Angesicht. Erde zu Erde - Das alte Spiel "Transformation" - ich sterbe und werde

Ein Haus brennt nieder und aus der Asche steigt - Ein ganz neuer Mensch, der bis in den Himmel reicht - Er hat Dunkelheit gesehn, kann sich jetzt verstehn - Er lacht, obwohl er weiß: auch er muss vergehn

Und vor mir steht die Angst meiner Jahre - Zurück in die Vergangenheit - was ich jetzt erfahre: - Ist mein Tod vor Gottes Angesicht. Erde zu Erde - Das alte Spiel "Transformation" - ich sterbe und werde

Die Entscheidung fällt, Mauern stürzen ein - Ein Tunnel vor mir - schwarz - Und ich geh rein

Und vor mir steht die Angst meiner Jahre - Zurück in die Vergangenheit - was ich jetzt erfahre: - Ist mein Tod vor Gottes Angesicht. Erde zu Erde - Das alte Spiel "Transformation" - ich sterbe und werde

hier zur Vertonung: https://soundcloud.com/sven-duehring/anubis-ich-sterbe-und-werde (inzwischen gehe ich schonender mit meiner Stimme um)

Die Schritte

Klein ist, mein Kind, dein erster Schritt, Klein wird dein letzter sein. Den ersten gehen Vater und Mutter mit, Den letzten gehst du allein.

Seis um ein Jahr, dann gehst du, Kind, Viel Schritte unbewacht, Wer weiß, was das dann für Schritte sind Im Licht und in der Nacht?

Geh kühnen Schritt, tu tapfren Tritt, Groß ist die Welt und dein. Wir werden, mein Kind, nach dem letzten Schritt Wieder beisammen sein.

(Albrecht Goes)

Rainer Maria Rilke (Gedichte über den Tod)

Todes - Erfahrung

Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund, Bewunderung und Liebe oder Hass dem Tod zu zeigen, den ein Maskenmund

tragischer Klage wunderlich entstellt. Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen. Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen, spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt.

Doch als du gingst, da brach in diese Bühne ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne, wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald.

Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlerntes hersagend und Gebärden dann und wann aufhebend; aber dein von uns entferntes, aus unserm Stück entrücktes Dasein kann

uns manchmal überkommen, wie ein Wissen von jener Wirklichkeit sich niedersenkend, so dass wir eine Weile hingerissen das Leben spielen, nicht an Beifall denkend.

Ihr sollt nicht um mich weinen, ich habe ja gelebt. Der Kreis hat sich geschlossen, der zur Vollendung strebt. Und glaubt nicht weil ich gestorben, dass wir uns ferne sind. Es grüßt euch meine Seele, als Hauch im Sommerwind. Und legt der Hauch des Tages, am Abend sich zur Ruh, send ich als Stern am Himmel, euch meine Liebe zu! unbekannter Verfasser

Mit hartem Dröhnen ist das schwere Tor der Erde hinter dir ins Schloss gefallen.

Ich lege lauschend an den Spalt mein Ohr und höre drüben deine Schritte hallen.

Der Klang stählt mir das Herz so hart es litt und schlägt den Lärm des Tages nieder.

Du drüben und ich hier, wir halten Schritt und treffen uns am gleichen Ziele wieder.

Grabinschrift in Uffhofen/Rheinhessen