indianervorstellungen: leben nach dem tod?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Fast alle Indianer waren überzeugt davon, dass sie nach dem Tod in irgendeiner Form weiterleben. Sie nannten das, was wir als Jenseits bezeichnen, die "Glücklichen Jagdgründe". Doch so viele Stämme es gibt, so unterschiedlich waren auch die genauen Vorstellungen davon, auf welchem Weg die Seelen ins Totenreich gelangen und wie sie dort weiterleben.

So waren zum Beispiel die Indianer vom Stamm der Chayenne sicher, dass sich ihre geistige Hülle nach dem Tod vom Körper löst und über die Milchstraße ins Land des "Großen Geistes" aufsteigt. Dort führten die Seelen ein ähnliches Leben wie auf der Erde: sie gingen zur Jagd, wohnten in Zelten oder Hütten. Manche konnten auch später auf der Erde wieder geboren werden. Allerdings nicht alle. Viele Seelen starben auch irgendwann, spätestens dann, wenn sich niemand mehr auf der Erde an diese verstorbenen Menschen erinnerte.

Nicht für alle Indianer war der Weg ins Jenseits so einfach wie für die Cheyenne. So mussten die Angehörigen mancher Stämme erst eine Probe bestehen, um ins "Land der Seligen" zu gelangen. Nach Ansicht der Pawnee beispielsweise war es die Aufgabe der Verstorbenen, einen Fluss zu überqueren, der die Grenze zum Totenreich darstellte. Das schafften nur rechtschaffene Seelen, die friedlich gestorben waren. Hatte ein Pawnee Unrecht begangen, fiel er ins Wasser.

Eine ganz andere Vorstellung vom Leben nach dem Tod hatten die Irokesen. Sie glaubten daran, dass die Toten als Geister weiterleben und die Lebenden als Schatten einige Zeit begleiten. Um Schutz von den Verstorbenen zu erbitten, feierte dieser Stamm jedes Jahr ein großes Totenfest.


Das spirituelle Leben

In den indianischen Traditionen ist alles vom Schöpfer Erschaffene beseelt, egal, ob es belebt oder unbelebt ist. Alle Dinge stehen daher miteinander in Verbindung und gelten als heilig. Die Beziehungen zwischen den Menschen, Mutter Erde, den Tieren und den Vorfahren sind genau festgelegt. Die Erde sorgt für die "Zweibeiner" -die Menschen- ebenso wie für alle anderen Kreaturen. Von den Menschen wird folglich erwartet, daß sie die Erde mit Respekt behandeln. Viele "Vierbeiner" -die Tiere- opfern sich bereitwillig als Nahrung und Kleidung der Menschen und müssen daher geachtet werden. Die in den Gefilden der Geister weilenden Vorfahren schenkten den jetzt Lebenden das Leben, und auch sie sind dafür zu achten. Schließlich müssen die Menschen ihre Verwandten respektieren und füreinander sorgen, um überleben zu können. Dieses komplexe System gegenseitiger Achtung drückt sich nicht nur im täglichen Leben, sondern auch in den Ritualen und Zeremonien aus. In jedem traditionellen Ritus und in jeder Zeremonie wird jener Geist verehrt, der alle Dinge auf Erden vereint und ihre heilige Verbindung bekräftigt. Das spirituelle Leben der einzelnen Indianernationen ist einzigartig und eng mit der spezifischen Umgebung verknüpft. Gewisse Grundkonzepte und Haltungen sind jedoch allen gemeinsam. Es ist der Glaube an den Spirit, jene Kraft des Geistes, die "Medizin", die allen Dingen innewohnt. Jede Pflanze und jedes Tier, selbst der Boden und die Steine besitzen eine Seele, die ihrerseits wieder von anderen Seelen anhängig ist. die Zyklen der Natur sind Zeugnisse des ewigen Kreislaufs und der immerwährenden Zeitlosigkeit der Schöpfung. Einige Völker betrachten die Kräfte, die unsere Welt formen, als eigenständige Wesen, die in Form natürlicher Phänomene wie des Windes oder des Wassers, des Getreides oder eines Tieres in Erscheinung treten. Diese Wesen sind wie Verwandte, und die Rechte und Pflichten, die sich aus dieser Verbindung ergeben, strukturieren das gemeinsame Leben. Andere Völker sehen in den kosmischen Mächten formlose, mystische Energien. Beispiele sind der Manitu bei den Algonkin, Wakan bei den Lakota und Sila bei den Baffin-Bay-Inuit. Jedes Volk hat seine eigenen Mittel und Wege, wie es Verbindung mit den kosmischen Mächten aufnimmt, wie es die Medizin reguliert und nutzbar macht. Einzelne Indianer bemühen sich um die Fähigkeit, mit den Geistern direkt in Verbindung zu treten; anderen wurde diese Gabe in die Wiege gelegt oder infolge einer Lebenskrise geschenkt. Doch jeder muß den Geistern Tag für Tag gebührende Beachtung schenken. Er ist ihnen dies schuldig, einfach, weil er lebt. Kategorien wie Gut und Böse besagen, ob diese Verpflichtungen erfüllt wurden oder nicht. Ein Versäumnis ist ein Zeichen von Respektlosigkeit und bringt die Balance und Harmonie der Welt aus dem Gleichgewicht. Die meisten Tugenden sollen daher den notwendigen Respekt sicherstellen, so daß die kosmische Harmonie gewahrt bleibt und das Überleben der Gemeinschaft garantiert ist. Über die Ebenen und Prärien Nordamerikas sind große Steinkreise verteilt, die als "Medizinräder" bekannt sind. Sie wurden aus dem Geröll errichtet, das die Gletscher hinterließen. Die Radnabe ist ein Steinhaufen; weitere Steine liegen auf dem Außenring, der durch speicherartige Steinlinien strahlenförmig mit dem Zentrum verbunden wird. Am bekanntesten ist das Medizinrad von Big Horn in Wyoming, das nahezu 30 Meter im Durchmesser misst und 28 Speichen sowie sechs kleine Steinhaufen am Rand besitzt. Von wem es gebaut wurde, zu welcher Zeit und aus welchem Grund, ist unbekannt. Eine weit verbreitete Theorie besagt, daß die Speichen eines Medizinrades an astronomischen Ereignissen ausgerichtet wurden, etwa am Sonnenstand zu Tagesanbruch der Sommersonnenwende. Einer anderen Theorie zufolge sind die Medizinräder eine symbolische Darstellung heiliger Zyklen des Universums. Sie erinnern auch an Formen, die im Tanz der Ureinwohner und in einigen ihrer Behausungen vorkommen. Viele Medizinräder befinden sich auf Erhöhungen, ihre Form könnte das Gewölbe der Himmel symbolisieren. NATUR UND GEIST Für die Indianer sind Natur und spirituelle Energie untrennbar verbunden: Der Geist ist allen Dingen innewohnend, und alle Dinge sind Teil der Natur. Die Erde ist das Zentrum dieser Vorstellung. Sie ist der Ursprung eines ewigen Kreislaufs von Zeugung, Tod und Regeneration, den alle dinge zu durchlaufen haben. "Mutter Erde", dieses ausdrucksstarke Bild, ist oft Gegenstand wissenschaftlicher Kontroversen. Es scheint unklar, ob es vor der Ankunft der Weißen entstand oder ob es ein europäisches Sprachkonstrukt ist. Die Erzählungen der Indianer gehen oftmals davon aus, daß die erde als Gastgeber der Menschheit fungiert. Viele indianische Traditionen sehen den Menschen spirituell tief in der Erde verwurzelt, da sie ihm das Leben schenkt, ganz so, wie sie auch den Pflanzen Halt gibt. Alle Wesen müssen sich die Erde teilen; jeder ist dem anderen gegenüber verantwortlich, keiner dem anderen übergeordnet. Diese Haltung steht im Widerspruch zur jüdisch-christlichen Tradition, demzufolge Gott den Menschen als Herrn über die Erde und alle Kreaturen einsetzte. In den indianischen Traditionen werden die Tiere in hohem Ausmaß verehrt, und einige Völker glauben, daß sie die Welt erschaffen haben. Für viele war der Schöpfer ein Erdtaucher, eine Schildkröte oder eine andere kleine Kreatur, die Lehm aus den Tiefen der urzeitlichen Gewässer herauftauchte und daraus das Land formte. Eine Geschichte der Crow erzählt, wie "Alter Kojote-Mann" die Erde erschuf, indem er einem Lehmklumpen, den Enten aus den Tiefen heraufbrachten, Leben einhauchte. In der indianischen Vorstellungswelt besitzen Tiere genau wie Menschen einen Geist und unterhalten ein komplexes, wechselseitiges Beziehungsgeflecht zu Menschen, Tieren und der Erde. Oft spielen Tiere eine wichtige Rolle bei der Unterweisung des Menschen. Trickser -Schwindler, die oft in Tiergestalt auftauchen- erteilen ihren menschlichen Nachbarn wertvolle moralische Lektionen. Im Zentrum jeder Indianerkultur steht die unumstößliche Verehrung der Umwelt. Die Landschaft gilt als heilig und ist eine Quelle der Identität und Kraft.

Die Vorstellung war ziemlich einfach. Weiterleben wie bisher, nur in einfacheren Lebensumständen.