Wechsel von Gym auf Realschule nach Klasse 5?


19.07.2023, 22:49

Und wenn er wechseln sollte, ist es für ehemalige Gym Schüler wirklich spürbar leichter auf der Realschule? Oder ist das vielleicht gar nicht so?

3 Antworten

Ich kann nur dringend davon abraten, das Kind freiwillig aus dem Gymnasium zu nehmen. Eine 4 ist ok am Gymnasium, er muss keine Top-Noten haben. Es ist sein erstes Jahr dort, es ist eine rießen Umgewöhnung von der Grundschule aus. Selbst wenn er durchfallen würde, lasst ihn wiederholen. Das ist echt keine Schande auf dem Gymnasium. Runter kann man immer, rauf aber nicht. Wer sagt denn, dass er in der Realschule nicht auch schlechte Noten hat? Dann gibts richtige Probleme. Auf der Realschule muss er gute Noten haben, um weiter zu kommen. Noten sind in der Realschule viel wichtiger. Am Gymnasium reicht es, wenn er die Klassen besteht, wie ist im Grunde echt egal. Manche Kinder tun sich einfach mit dem System an sich schwer. Ich war genauso. Ich hatte auch keine super Noten am Gymnasium, das hat aber nicht immer etwas mit Intelligenz zu tun. Ich hätte auf der Realschule wahrscheinlich genauso schlechte Noten gehabt, weil ich einfach mit der Schule an sich nicht klargekommen bin.

Gesamtschule würde ich absolut ausschließen. Da muss er ständig einer der besten sein, um wieder auf Gymnasiumniveau zu kommen. Mitschwimmen im Gymnasium ist da viel einfacher. Außerdem kommt auf der Gesamtschule auch ein oft schwieriges Umfeld hinzu. Es ist nunmal Fakt, dass Schüler aus schwierigen familiären Verhältnissen tendenziell auf Hauptschulen oder Gesamtschulen landen. Der Umgang ist demnach auch lange nicht so zivilisiert als auf einem Gymnasium. Es gibt die Chance, dass er sich mit leistungsschwachen Mitschülern anfreundet und dann deren Einstellung zum Lernen und evtl. das Verhalten übernimmt. Auf dem Gymnasium ist das schon mal ausgeschlossen, da entweder die Eltern ihr Kind fördern oder die Kinder selbst alles super auf die Reihe kriegen.

Ich würde jetzt auf keinen Fall in Panik verfallen. Euer Sohn hat sich angestrengt, um aufs Gymnasium zu kommen und jetzt wollt ihr ihm die Chance sofort nach 1 Jahr wieder nehmen? Lasst ihn in die 6. Klasse gehen, seine Leistung war doch ausreichend. Er muss keine Einser oder Zweier schreiben. Evtl. braucht er einfach ein wenig mehr Zeit und wird im Laufe seiner Schulzeit immer besser. Wenn nicht, dann kann er immer noch runter, das geht immer. Davor würde ich es aber wirklich auch mit Wiederholen versuchen, aber das steht ja gerade eh nicht zur Debatte. Er hat einen immer größeren Vorsprung gegenüber Schülern niedrigeren Schularten, je länger er auf dem Gymnasium bleibt.

Ich war ja selber auf dem Gymnasium und weiß, dass eigentlich nur wichtig ist, dass man das Abi hat, nicht dass man da eine Traumnote erreicht hat. Danach fragt dich kaum einer mehr. Zudem habe ich 15 Jahre lang Nachhilfe gegeben. Ich hatte Kinder, die am Gymnasium gescheitert sind und dann z.B. auf die FOS gegangen sind. Das war ein Kinderspiel für die. Man hat einen rießen Unterschied gesehen zwischen den Schülern die vom Gymnasium kamen und denen, die über die mittlere Reife eingetreten sind.

Genauso hatte ich Kinder, die ich von der Hauptschule über die Realschule zur FOS und bis zum Abi begleitet habe. Der Sprung von Hauptschule auf Realschule ist noch halbwegs für einen guten Schüler zu bewältigen, aber auf der FOS gehts dann los mit den Problemen. Dort treffen dann ehemalig besten Hauptschüler und besten Realschüler auf Gymnasium-Abbrecher. Da treffen wirklich Welten aufeinander. Nicht, dass die Hauptschüler oder Realschüler dümmer wären, wirklich nicht. Ich hatte ein Mädchen, das sich von Hauptschule, über Realschule auf die FOS gekämpft hatte, die war wirklich extrem clever, sehr fleißig und wollte unbedingt das Fachabi und später das allgemeine Abi. Aber selbst mit intensiver Nachhilfe (bis zu 10h in der Woche) und enormen Fleiß hat sie sich extrem schwer getan. Mathe war noch das geringste Problem. Deutsch und Englisch sind da wesentlich heftiger. Auf dem Gymnasium lernt man einfach auf eine andere Art und Weise. Die Anforderungen sind anders, es sind Dinge relevant, die auf der Realschule und Hauptschule egal sind. Der Erwartungshorizont ist komplett anders und das ist das allergrößte Problem. In Mathe ist dieses Problem am geringsten, weshalb es daran meistens nicht scheitert. Aber Deutsch und Englisch sind Fächer, die man nicht einfach nur stur lernen kann. Da steckt Entwicklung und Reife dahinter. Ein Gymnasiast lernt von Anfang an, was alles zur Beantwortung bei einer Fragestellung dazu gehört. Die Fragen sind generell viel weniger spezifisch, man muss viel mehr Mitdenken und die Antwort deutlich besser "planen". Man muss systematisch vorgehen, wenn man nichts vergessen will und die volle Punktzahl erreichen muss. Fragestellungen in der Real- und Hauptschule sind viel gezielter. Es steht genau dran, was gemeint ist. Man muss nur Fakten gelernt haben und diese dann auf Abruf haben. Am Gymnasium muss man aber wissen, wie man die Fakten ins Große und Ganze einordnen kann, man muss Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden können und man muss selbst draufkommen, was von dem Gelernen nun gefragt ist, weil es nicht gezielt dransteht.

Meine Schülerin hatte rießige Probleme in Deutsch und auch in den Nebenfächern, weil sie einfach keine Vorstellung hatte, was wo und wie intensiv erwähnt werden muss. Diese ganze Struktur hat gefehlt, es war alles sehr durcheinander, zusammenhangslos, chaotisch und viel zu kurz ausgeführt. Bei Englisch ist es ähnlich, da man am Gymnasium schon sehr früh beginnt auch kleinere Texte selbst zu verfassen, sowas wie eine eigene Meinung zu einem bestimmten Thema und später dann auch z.B. ganze Erörtungen auf Englisch schreibt. Das wird in diesem Ausmaß auf Haupt- und Realschule nie gemacht. Demnach haben auch da die Gymnasiasten einen großen Vorteil.

Also nochmal kurz gesagt: Bitte nehmt euer Kind nicht einfach so vom Gymnasium runter. Er ist gerade mal 11 Jahre, nehme ich an, und es ist sein erstes Jahr dort. Gebt ihm etwas Zeit, er ist noch nicht mal durchgefallen, sondern hat bestanden. Wenn ihr euer Kind sofort bei den kleinsten Problemen runternimmt, dann denkt er sich auch, dass ihr irgendwie gar nicht an ihn glaubt. Ich denke ihr macht hier aus keinem Problem ein großes Problem. Sollte es sich weiter verschlechtern, würde ich ihn lieber nochmal wiederholen lassen, das wirkt manchmal auch wie ein Booster, der über die wiederholte Klassenstufe hinaus anhält. Sollte es nach mehrfachen Versuchen nicht klappen, dann kann man vielleicht den Schritt auf die Realschule in Erwägung ziehen, aber freiwillig auf keinen Fall. Passt als Eltern auf, dass das Kind motiviert bleibt und seine Aufgaben erledigt, aber dabei nicht jeden Tag stundenlang lernt und verzweifelt. Wenn euer Sohn eben 3er und 4er schreibt und nicht unbedingt der Fleißigste ist, dann ist das kein Grund zur Sorge. Sorgen würde ich mir machen, wenn er trotz intensivem, stundenlangen Lernen mit euch Eltern zusammen nur 4er oder 5er schreibt. Ich kann nur empfehlen, das Kind so lange es geht auf dem Gymnasium zu lassen und es erst dann, wenn es nicht mehr anders geht, runterzunehmen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Habt ihr mal mit den Lehrern, mindestens Klassenlehrer gesprochen? Habt ihr mal mit ihr, selbst gesprochen, was er so darüber denkt?

Man könnte auch freiwillig zurück gehen und am Gymmie bleiben! 'Lohnen' würde sich das mMn vor allem, wenn er zB vergleichsweise unreif/jung/klein ist, oder ggf. iwas vorgefallen ist, was seine Motivation vermindert hat.

Ansonsten gibts in vielen BLn auch IGSn oä, wo man später such Abi machen kann, ohne noch mal zu wechseln.

Nerofelis777 
Fragesteller
 19.07.2023, 22:43

Ja, haben wir, aber eine konkrete Aussage wie wechseln oder bleiben kommt da nicht. Er selber würde gerne am Gym bleiben, weil er schon viele Freunde dort hat und auf der Realschule nicht der neue sein will. Er spürt aber den Druck am Gym und hätte gerne bessere Noten. Was wir uns auf der Realschule erhoffen würden, was aber sicherlich auch nicht einfach so passieren wird. Lernen wird er dort auch müssen, vielleicht aber fällt es ihm dennoch leichter..

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Kimster  20.07.2023, 00:07
@Nerofelis777

Der Druck wird sich normalisieren. 5. Klasse Gymnasium ist immer hart. Die Kinder sind von der Grundschule gute Noten gewöhnt, die haben immer zu den besten Schülern gehört und nun sind die Besten unter sich und demnach ist das nicht so einfach zu verdauen, dass es jetzt eben keiner Einser oder Zweier mehr gibt, sondern eben Vierer und ab und zu vielleicht sogar mal eine Fünf oder Sechs. Das heißt aber nicht, dass das Kind versagt oder dumm ist. Das ist Meckern auf hohem Niveau. Zudem sind die Kinder noch so jung, die ganze Pupertät liegt noch vor ihnen, sie entwickeln sich in den nächsten Jahren enorm und man kann nie sagen, in welche Richtung. Ich würde an eurer Stelle eurem Sohn etwas Mut machen. Er hat die 5. Klasse geschafft, da wird sehr oft massiv aussortiert, genauso wie in der 6. Klasse. Danach wird es dann oft einfacher, euer Kind wird sich daran gewöhnt haben, dass es auch mal schlechte Noten gibt. Ich würde an euer Stelle eher drauf schauen, dass er sich darüber nicht zu sehr aufregt und einfach irgendwie mitschwimmt. Dreier und Vierer reichen auf dem Gymnasium. Es ist klar, dass ein Großteil der Schüler nicht ihre Noten von der Grundschule halten können. Macht ihm das mal klar. Er sollte zwar lernen und fleißig sein, aber nicht das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein. Ihn da zu verunsichern, indem ihr sofort an den Abstieg auf eine Realschule denkt, finde ich sehr problematisch. Das zeigt ihm doch nur, dass ihr nicht an ihn glaubt und seine vielen Vierer so schlimm findet, dass er besser gleich aufgeben sollte. Sehr viel Stress kommt da von den Eltern aus, weil ihr eben auch andere Noten von eurem Sohn gewöhnt seid. Sagt ihm klipp und klar, dass er jetzt auf dem Gymnasium ist, und dass es natürlich deutlich schwerer ist wie auf der Grundschule. Es ist recht normal, dass die Noten schlechter werden, aber solang er nicht noch weiter abrutscht, ist das kein großes Problem. Bietet ihm halt an, mit ihm zu üben, sodass er mehr 3er schreibt. Einser und Zweier müssen nicht sein. Da ist es wichtiger, dass euer Kind noch Zeit für Freizeit hat und sich nicht überanstrengt, das Leben noch genießen kann. Das Abi ist eher eine Langstrecke, kein Sprint. Und selbst wenn es dann in einer Jahrgangsstufe nicht reicht, dann kann er immer noch eine Ehrenrunde drehen, das interessiert wirklich überhaupt keinen.

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Unbedingt wechseln auf eine Realschule oder Gesamtschule. Habe bisher nur erlebt das Kinder auf einem Gymnasium nur Stress haben weil sie sozusagen ( gedrängt ) werden perfekt zu sein.

Kimster  19.07.2023, 23:42

Ich hab genau das Gegenteil erlebt. Runter geht immer, rauf aber nicht. Auch wenn es in der Theorie immer die Möglichkeit zum Aufstieg gibt, heißt das nicht, dass es so einfach funktioniert. Man muss stets zu den besten Schülern gehören, wenn man es auf einer Gesamtschule zu etwas bringen will. Auch in der Realschule muss man immer gute bis sehr gute Leistungen bringen. Dazu sind manche Schüler einfach grundsätzlich nicht in der Lage, obwohl sie dazu die notwendige Intelligenz besitzen. Es ist keinenfalls so, dass Kinder, die schlechte Noten auf dem Gymnasium haben, sich automatisch auf Realschule oder Gesamtschule stark verbessern. Dazu kommt das teilweise schwierige Umfeld, v.a. auf Gesamtschulen. Es ist nunmal ein nicht zu bestreitender Fakt, dass sich auf Gesamtschulen oder Hauptschulen wesentlich mehr "Problemkinder" tummeln, als auf dem Gymnasium. Der Umgangston ist da anders und v.a. gibt es da viele Kinder, denen alles egal ist, weil sie vom Elternhaus nicht richtig erzogen wurden und sich die Eltern nicht wirklich kümmern. Ich hätte da große Bedenken, dass sich mein Kind falsche Freunde sucht und sich deren Einstellung und verhalten abschaut.

Deine Theorie mit dem perfekt Sein stimmt so gar nicht. Am Gymnasium reicht es einfach Mitzuschwimmen, um bis zum Abi zu kommen. Der Stress dabei ist aus meiner Sicht geringer, da man auf den anderen Schularten immer gute Noten braucht, also viel eher Perfektion verlangt wird.

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