Was zählt alles zu klassischer Musik?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du schreibst: „also aus der Klassik,... ihr wisst was ich meine“
Nein, ich weiß nicht, was Du meinst.

Leute, die selbst der klassischen Musik eher fern stehen, bezeichnen als Klassik den ganzen Bereich der komponierten europäisch geprägten Musik von der einstimmigen kirchlichen Vokalmusik des frühen Mittelalters („Gregorianik“) über frühe Mehrstimmigkeit (Organum), Renaissance, Barock, Wiener Klassik, Romantik, gemäßigte Moderne bis zur avantgardistischen Musik (Stockhausen usw.) inklusive der dazwischen liegenden Übergangsepochen (z.B. Manierismus, Mannheimer Klassik, Impressionismus, Expressionismus usw.) sowie durch diese Musikkultur geprägte außereuropäische Musik (USA, Asien usw.).

Wenn man dieser Musik eng verbunden ist, betrachtet man sie differenzierter (zumal der Unterschied zwischen einer Messe von Palestrina und einem Chorwerk von Ligeti unüberhörbar ist) und bezeichnet den Musikstil, der insbesondere von Haydn, Mozart und Beethoven vertreten wurde (und der in sich auch schon sehr unterschiedlich geprägt ist) als Wiener Klassik. Parallel zu den frühen Werken von Haydn und sozusagen als eine der Wurzeln von Mozarts Schaffen gab es die Mannheimer Klassik bzw. Mannheimer Schule (eine Art Vor- oder Frühklassik).

Bswss hat in seinem Beitrag auf diese Unterscheidung abgezielt und den ganzen viele Jahrhunderte umfassenden Bereich als Klassik im weiteren Sinne, die enger umgrenzte historische Epoche als Wiener Klassik und damit als Klassik im engeren Sinne bezeichnet.
Auf welche Bedeutung des Begriffs Klassik zielst Du mit Deiner Frage ab? Für einen Hinweis von Deiner Seite wäre ich dankbar.
Ich vermute mal: Auf die enger umgrenzte Definition, also auf die Wiener Klassik. (Wobei es mich interessieren würde, ob Du einfach nur die drei großen Namen wissen möchtest, oder auch weitergehende Details.)

Doragonnaito ging davon aus, daß Deine Frage auf die Wiener Klassik abzielt, und wies Dich auf den diesbezüglichen Wikipedia-Artikel hin. Der ist sehr informativ und beschränkt sich nicht nur auf die drei großen Namen, sondern nennt weitere wichtige Komponisten (Salieri, Michael Haydn und Dittersdorf) und geht auch auf verschiedene Ausprägungen der Vor- und Frühklassik ein (galanter Stil, empfindsamer Stil, J.Chr.Bach, Mannheimer Schule). Er benennt spezielle Kompositionsverfahren des klassischen Stils und weist auch auf verschiedene Definitionen dieses Stil-Begriffs hin. (Gehört Beethoven dazu, oder nicht? Und soll man Schubert auch noch mit dazu nehmen? Und ist es sinnvoll, die Wiener Klassik als abgeschlossene Epoche zu betrachten, oder ist die innere Verbindung zwischen Klassik und Romantik so groß, daß es ein künstliches Unterfangen darstellen würde, dazwischen eine strikte Trennlinie ziehen zu wollen?)

Solltest Du dagegen die „Klassik im weiteren Sinne“ gemeint haben, so ist dieser Bereich von immenser Vielfalt. Es ergeben sich dann auch Abgrenzungsschwierigkeiten, da beispielsweise in der Musikkultur der USA keine so strikte Abgrenzung zwischen musikalischer Hochkultur und populärer Musikkultur herrscht, wie wir es hier in Deutschland kennen: Beispiele für solche typisch amerikanische Zwischenbereiche wären Leonard Bernstein (West Side Story) und Gershwin (Rhapsody in Blue, Porgy and Bess).

Aber auch schon in früheren Epochen holte sich die Kunstmusik neue Inspiration aus der Unterhaltungs- und Volksmusik (z.B. Tanzmusik, siehe das Menuett als einer der 4 Sätze der meisten Sinfonien; das Gassenhauer-Trio von Beethoven) oder exotischen Musik (Zigeuner-Trio von Haydn, türkischer Marsch und Janitscharen-Musik von Mozart, Einflüsse der Gamelan-Musik bei Debussy, ein Blues in der Violinsonate von Ravel).

Andererseits sind die ganzen Ausprägungen von Jazz-, Rock-, Pop-Musik, Schlager, Musical usw. ohne die europäische Kunstmusik als Wurzel nicht denkbar, da die europäische Kunstmusik die einzige Musikkultur der Erde darstellt, die eine echte Mehrstimmigkeit entwickelt hat. Jede Musik, die irgendwie auf Akkorden bzw. auf gleichzeitig erklingenden verschiedenen Melodielinien aufbaut, ist von ihr in gewissem Sinne abgeleitet. (Wobei der Jazz beispielsweise natürlich zusätzlich Rhythmen aus der traditionellen afrikanischen Musik als weitere Wurzel enthält.)

Du suchst die Vielfalt der klassischen Musik?
Hier ein kleiner Einblick, sie ist jedoch noch sehr viel differenzierter.

Beethoven /Klassik

https://youtube.com/watch?v=oKPhGHAdqk0



Henry Purcell /Pluhar altes modern interpretiert

https://youtube.com/watch?v=0feQqM6LAD0



Wolfgang Mitterer /neue Musik

https://youtube.com/watch?v=Ldr_FN0WC00



Tan Dun /Oriental

https://youtube.com/watch?v=_sxe5GkwXrQ



Win Mertens /Minimal Music

https://youtube.com/watch?v=6z_tZJ_xTYM



Univers Zero, Denis /Rock experimentell

https://youtube.com/watch?v=H4YtItctB3g



Freddie Mercury /Pop kommerziell

https://youtube.com/watch?v=HbDk7aonrw8



Bizet /Oper klassisch

https://youtube.com/watch?v=3h-fP4zSH40



Nicholas Lens /Oper modern

https://youtube.com/watch?v=Eumf_HfPLKk

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Liebhaber innovativer kreativer Musik in fast allen Genre

Im WEITEREN SINNE alle Sinfonien, Solokonzerte, Opern, Kirchenmusik, Programm-Musik, Kunstlieder, Kammernusik (wie z.B. Streichquartette), hauptsächlich das ganze Repertoire von Pachelbel, Vivaldi, Händel,J.S. Bach über die Wiener Klassik (Haydn, Mozart, Beethoven) bis zur klassischen Moderne (z.B. Bartok, Gorecki...)

Im ENGEREN Sinne meint man mit dem Wort die Wiener Klassik (s.o.)