Was war der Gegenpol zur Literaturbewegung Sturm und Drang?

6 Antworten

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Der Gegenpol zu Literaturbewegung des Sturm und Drangs waren Aufklärung und Weimarer Klassik. Die Aufklärung lief ja parallel zum Sturm und Drang weiter; die Weimarer Klassik bedeutete für Goethe und Schiller die Überwindung des Sturm und Drangs.

Das Hauptwerk Goethes, das den Übergang zur eher vernunftgeleiteten Klassik darstellt, ist sein Drama "Tasso". Tasso huldigt dem Sturm-und-Drang-Satz "Erlaubt ist, was gefällt!" Darauf antwortet die Prinzessin von Este, die von Tasso geliebt wird, aber seine Liebe nicht erwidert: "Erlaubt ist, was sich ziemt!"

Tasso, der Hofdichter des Herzogs Afons II. von Ferrara, muss einsehen, dass es gewisse Gepflogenheiten gibt, denen er sich unterordnen muss. Das sind die Machtstellung des Grafen Antonio am Hofe des Herzogs und die Normen der höfischen Gesellschaft. Gegen beide "Machtstrukturen" verstößt Tasso: Er zieht gegen Antonio den Degen, als dieser ihn beleidigt, und er umarmt die Prinzessin von Este; die ihn zurückstößt: "Hinweg!" Es ist die Werther-Problematik, jedoch zerbricht Tasso nicht an diesen Normen (wie Werther), sondern er findet sich ab. Sein dichterisches Talent bedeutet ihm in dieser verzweifelten Lage Halt und Trost.

Das eigentliche Problem ist, warum man da unbedingt einen Gegenpol ausmachen sollte.

Wenn man auf die gewohnten Klischees verzichtet und die literarisch-ideologisch-gesellschaftliche Wirklichkeit dieser Zeit unter die Lupe nimmt , muss man einfach feststellen, dass die Beziehungen zwischen Aufklärung, Sturm und Drang und Romantik so vielschichtig sind, dass die Vorstellung von einem Gegenpol ziemlich überflüssig wird.

Aus zeitlichen Gründen kommt nur die letzte Variante infrage.

Ich würde fast Romantik sagen. Das Hauptmerkmal der Epoche Sturm und Drang ist ja das Appellieren an den Menschen, sich seines Verstandes zu bedienen bzw. rational zu denken. Bei der Romantik geht es um Gefühle und um Träume, da die Schriftsteller sich gegen die industriellen und wissenschaftlichen Fortschritte sozusagen stellten und über Unerklärliches und Rätsel, mit dem Fokus auf die Gefühle des Menschen, schrieben. Man sieht diesen Kontrast zwischen der Vernunft (welche typisch für die Epoche Sturm und Drang ist) und dem Irrationalen gut im Werk ,,Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann.

http://wortwuchs.net/literaturepochen/romantik/

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Lehramtsstudium
FourInchNails 
Fragesteller
 18.05.2018, 15:27

Da liegst du fast richtig. Aber der Sturm und Drang ist ebenfalls von Gefühlen geleitet, daher fädelt sich die Romantik da ein. Heißt also, die richtige Antwort wäre die Aufklärung. Hab das gerade herausgefunden, trotzdem dank ich dir für die schöne Erklärung!

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Haldor  19.05.2018, 17:25

Zu Hearties: Deine Definition ist falsch. Das von die genannte Hauptmerkmal bezieht sich auf die Aufklärung.

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Hearties  19.05.2018, 17:51
@Haldor

Sicher? Im Grunde genommen entwickelt sich die Epoche Sturm und Drang aus der Aufklärung (d.h. beide Strömungen haben im Prinzip denselben Hauptgedanken, nämlich, dass sich das Bürgertum aus dem starren System und aus dem Vormund der Adeligen befreit, vor allem wegen des von Kant formulierten Imperativs, sich seines Verstandes zu bedienen). Was wären denn das Hauptmerkmal für die Epoche Sturm und Drang?

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Gegenpole sind Gegenströmungen sind Epochen, die parallel zum S & D laufen. Also entfallen somit bereits - - - ALLE !!!

Die ersten drei später bis viel später, die letzte vor dem S & D.

Wenn überhaupt irgendwo etwas "Gegenpoliges" ist, würde ich die KLASSIK nennen, zu deren reglementierender Strenge die "Genie-Zeit" = S & D eine Protest-Gegenbewegung bildete !

Wohl gemerkt: Nicht Klassik war ein Gegenpol zum S & D, sondern letzterer zur Klassik !!!

pk